Читать книгу Die Tore nach Rana - Claus Bork - Страница 7

Der Keim der Furcht

Оглавление

Der Maruder folgte ihm die Treppe hinunter, wie ein Schatten in dem gewundenen Schacht aus Stein. Jedes Mal, wenn der Kaiser stehenblieb, um nachzudenken, blieb der Maruder hinter ihm auch stehen.

"Suche nahe bei dir selbst!" Er überlegte wie rasend, was das bedeuten konnte, aber keine der Antworten, die ihm einfielen, ergab einen Sinn.

Er verließ den Turm und ging zu den Ställen.

Der Maruder folgte ihm mit drei Schritten Abstand.

Noch war die Sonne nicht weit über das Gewölbe des Himmels gelangt, und die Schatten bargen noch die letzte Kälte der Nacht in sich.

Der feuchte Dampf der fünftausend Pferde in den Ställen lag wie ein leichter Dunst über den langen, geraden Reihen der Stallgebäude. Als er endlich dorthin gelangte, wo sein eigenes Pferd stand, war es gesattelt und reitfertig.

Er wechselte die Kleidung in einem Raum hinter dem Stall, und ließ sie das Pferd hinausführen.

Kurze Zeit später war er auf dem Weg.

Er ritt auf seinem schwarzen Trakehner, durch die Tore an der Nordseite der Stadtmauer und weiter hinaus, auf dem staubigen Weg.

Der letzte Tau hing wie ein grauer Schleier über den Äckern und wurde von den Strahlen der steigenden Sonne verdunstet.

Im passenden Abstand hinter ihm folgten zwei Maruder im vollen Galopp. Sie hatten schnelle Pferde, fast so schnell, wie seines.

Er ritt weiter in den Wald hinein, folgte dem Pfad nach Westen, als der sich teilte, und ritt am Waldrand weiter, in die Dünen, und blieb erst stehen, als die Wellen den Sand von den Hufen des Trakehners wuschen. Hier, an der Grenze des Meeres, setzte er sich im Sattel zurück, und hob die Hand schützend gegen die blendende Sonne vor die Augen. Und dann spähte er über das unendliche, Eis grüne Fläche des Wassers, dem entgegen, von dem er glaubte, daß es kommen müßte, dorthin, von wo er glaubte, daß es kommen würde.

Aber während er so dasaß, in der Morgensonne, die die Meeresfläche mit einem glitzernden, flimmernden Dunst belegte, verging die Zeit. Die Zeit, von der er nur wenig hatte.

Die Maruder saßen wie zwei unerschütterliche Statuen in den Sätteln. Ihre Augen verweilten nur selten bei ihm. Sie suchten die Umgebung nach allem ab, was wie eine Drohung gegen ihn, den einzig wahren Herrscher, gedeutet werden konnte.

Er legte den Kopf schräg und lauschte den Wellen, die in einem langsamen, schwerfälligen Rhythmus an den Strand spülten. Er lauschte der Stimme des Meeres, hörte alles, was sie denen erzählte, die ihre Sprache verstanden.

Er lauschte der Welt, so wie Skillion es getan hatte, einmal, vor langer Zeit. Aber die Stimme erzählte ihm nichts von dem, was er gerne wissen wollte. Vielleicht, weil er sie nicht ganz so gut verstand wie Skillion.

Hinter sich fühlte er die Anwesenheit der Maruderfechter, den schweigenden...

Er breitete die Arme aus und rief mit lauter Stimme: "Gib mir eine Antwort..."

Aber es kam keine Antwort. Das Meer trotzte dem Kaiser der Menschen und erzählte von anderen Dingen.

Schließlich gab er auf, drehte das Pferd um und ritt zwischen den Dünen zurück in den Wald, von den Marudern gefolgt.

Den ganzen Tag beriet er sich mit seinen Ratgebern, hörte sich alles an, was ihn und sein Reich betraf und befahl, daß alle, die nach Krilanta gereist kamen, sich am Hofe einfinden und Bericht darüber ablegen sollten, wohin sie reisen wollten und was das Ziel ihres Besuches war.

Aber auch das brachte kein Ergebnis.

Am Abend faßte er darum den Beschluß, allein durch das vergoldete Tor zu gehen und den Klee im Wispernden Park zu betreten.

Die Tore nach Rana

Подняться наверх