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IX. Kapitel 71.

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1. Denn das Wesen des Gnostikers ist von der Art, daß er nur von den Regungen abhängig ist, die zur Erhaltung des Körpers nötig sind, wie von Hunger und Durst und ähnlichen Regungen.

2. Aber von dem Herrn zu behaupten,4079 daß sein Körper als Körper zu seiner Erhaltung die nötigen Dienstleistungen verlangt habe, wäre lächerlich; denn er aß nicht wegen seines Körpers, der von einer heiligen Kraft erhalten wurde, sondern nur, damit es seiner Umgebung nicht einfalle, verkehrt über ihn zu denken, wie ja später einige meinten, seine Offenbarung sei nur Schein gewesen.4080 Er selbst war aber ausnahmslos frei von Trieben, so daß keinerlei triebhafte Bewegung, weder Lust noch Schmerz, irgendeinen Zugang bei ihm finden konnte.

3. Die Apostel aber konnten infolge ihrer Unterweisung durch den Herrn in wahrhaft gnostischer Weise Zorn und Furcht und Begierde beherrschen und ließen auch nicht einmal diejenigen leidenschaftlichen Regungen, die als gut gelten, wie Mut, Eifer, Freude, Frohsinn,4081 bei sich mächtig werden, indem sie sich in einer Art von unerschütterlichem Gemütszustand auch nicht im allergeringsten veränderten, sondern immer in der Haltung der Selbstbeherrschung unverändert blieben, wenigstens nach der Auferstehung des Herrn.

4. Denn wenn man auch die vorgenannten Regungen, soweit sie mit Vernunft verbunden sind, als gut auffaßt, so darf man sie bei dem Vollkommenen doch nicht zulassen. Denn er hat keine Veranlassung, mutig zu sein; denn er gerät in keine Gefahren, da er nichts von dem, was ihm im Leben begegnen kann, für gefährlich hält und da ihn auch ohne den Mut nichts von der Liebe zu Gott abtrünnig machen kann;4082 er hat aber auch keinen Frohsinn nötig; denn er verfällt auch nicht in Trauer, da er ja überzeugt ist, daß alles zum Besten gehe; und er wird auch nicht zornig; denn es gibt nichts, was ihn zum Zorn reizen könnte, da er immer Gott liebt und ihm allein ganz zugewandt ist und deshalb auch keinen Haß gegen irgendeines der Geschöpfe Gottes hegt.

5. Er kennt aber auch kein leidenschaftliches Streben; denn es fehlt ihm nichts dazu, daß er dem Guten und Schönen ähnlich wird; und er liebt füglich auch niemand mit dieser allgemeinen Liebe, sondern liebt den Schöpfer durch die Geschöpfe.

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