Читать книгу Vergangenheitskampf - Corinna Lindenmayr - Страница 10

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5. Kapitel

»Verdammte Scheiße Christensen, das war einfach der Hammer!«

Kevin Anderson, einer der Verteidiger, warf sich von hinten auf ihn, legte kameradschaftlich den Arm um seine Schulter und schüttelte ihn heftig. Zusammen liefen sie mit dem Rest der Mannschaft in die Umkleidekabine. »Was zur Hölle war heute mit der los, Mann? Ein Hattrick im ersten Drittel?! Und wieso verflucht noch Mal konntest du das nicht schon früher machen? Dann müssten wir die Saison jetzt nicht über die Pree-Play-Offs beenden.«

Max lief weiter ohne eine Antwort zu geben. Was hätte er auch sagen sollen? Schließlich hatte er selbst nicht den leisesten Schimmer was heute anders gelaufen war als sonst. Er wusste nur, dass es das beste Spiel dieser Saison, wenn nicht sogar seiner ganzen Karriere gewesen war. Nach außen hin ließ er sich nichts anmerken, gab weiterhin den ruhigen und entschlossenen Kapitän, aber innerlich grinste er wie ein Honigkuchenpferd.

Mit diesem 6:2 Sieg standen sie jetzt endlich in den Vor-Play-Offs und ja, Kevins Worte brachten das Ganze ziemlich genau auf den Punkt. Übermorgen würde bereits das erste Spiel dieser Serie gegen die Iserlohn Roosters beginnen, was bedeutete, dass sie morgen schon im Bus nach Iserlohn sitzen würden.

Für einen kurzen Moment dachte er an Emma-Sophie. Sie war nicht nur hübsch, sondern auch klug und besaß dieses gewisse Etwas, dass ihn mehr als nur ein bisschen faszinierte.

Vielleicht lag es daran, dass auch ihre Vergangenheit in gewisser Weise von dem Verlust der eigenen Eltern geprägt war. Natürlich konnte er das nicht direkt vergleichen, immerhin lebten seine ja noch, aber die wenigen Jahre in denen er das Gegenteil geglaubt hatte, waren stark genug gewesen, diese Zeit nie zu vergessen.

Möglicherweise war auch das der Grund, warum er ihr ohne groß darüber nachzudenken vorgeschlagen hatte, an einer Charityveranstaltung teilzunehmen. Normalerweise war er nämlich eher der Letzte, der sich für so etwas freiwillig meldete. Er mochte es nicht im Mittelpunkt einer Gesellschaft zu stehen, für die weniger der Zweck als die Publicity im Vordergrund stand.

Bei Emma-Sophie lag der Fall allerdings anders. Für sie stand nicht die Aufmerksamkeit, sondern tatsächlich die Kinder im Vordergrund. Ein Grund mehr, sich dieses Mal ernsthaft daran zu beteiligen.

Von hinten hörte er seine Kollegen lachend miteinander herumalbern. Ein paar von ihnen rissen irgendwelche Witze auf Englisch und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er befand sich in seiner eigenen Art vom Paradies. Das war es, was er wollte. Eishockey und seine Jungs. Ab und zu ein paar nette und kurze Affären. Mehr brauchte er nicht. Jedenfalls hatte er das bislang immer gedacht.

Auch die soeben eingetroffene Nachricht von Max konnte Emmas Stimmung nicht bessern. Von Euphorie zur Frustration in weniger als ein paar Stunden, dachte Emma zerknirscht, während sie darauf wartete, dass Schwester Margarethe mit dem Elternpaar, welches sich für die Zwillinge interessierte, aus dem Büro kam. Sie hatte noch nicht wirklich Gelegenheit gehabt mit Gretchen zu reden, aber es sah alles danach aus, als wäre das Gespräch gut gelaufen. Was ja eigentlich super sein sollte. Es aber nicht war. Zumindest nicht aus ihrer Sicht und der Tatsache, dass sie seit über einem Jahr versuchte eine Lösung für ihr Problem zu finden, welches ihr für die Adoption von Maja und Josh im Wege stand. Ein Ehemann und finanzielle Sicherheit. Beides nichts, was sich so einfach auftreiben lies.

Es war Ironie des Schicksals, dass Max beides verkörpern konnte. Nur leider kam das eben nicht in Frage, wodurch sie sich wieder am Ausgangspunkt ihrer Misere befand.

Die Tür ging auf und Gretchen kam heraus. Dicht gefolgt von einer ziemlich konservativ gekleideten Frau und einem Mann mit bereits leicht schütterem Haar, der einen Tweet-Pullover zu einer altmodischen hochgeschnittenen Jeanshose trug. Nicht, dass so etwas eine Rolle spielen würde. »Ich freue mich sehr für Ihre Bereitschaft der Adoption. Ich bin sicher, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen. Wir werden den Antrag so schnell wie möglich prüfen und Ihnen dann Bescheid geben.«

Die Frau, Emma schätzte sie auf etwa Ende dreißig, reichte ihrer Partnerin und Freundin die Hand. »Das würden wir sehr zu schätzen wissen.«

»Aber natürlich.« versicherte ihr Gretchen. Emma ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Brust und den Anflug von Verrat. Schwester Margarete machte nur ihren Job. Und der war es nun einmal den Kinder aus ihrem Heim ein neues zu Hause zu vermitteln.

»Auf Wiedersehen.« Sie begleitete das Paar zur Tür und kam dann zurück zu Emma.

»Lass mich raten: Sie wollen sie haben?« fragte diese und wagte es kaum ihrer Freundin dabei in die Augen zu sehen.

»Ja. Alle beide.« Gretchen nickte und nahm dann ihre Hand. »Es tut mir leid.«

»Warum?« Emma hatte bislang nur mit Bea über ihr Vorhaben gesprochen und die würde nie etwas verraten.

»Meine Liebe, ich kenne dich seit du klein bist. Glaubst du wirklich ich merke nicht was in dir vorgeht? Du vergötterst die beiden seit sie hier sind. Wenn du die Chance bekommen hättest, wärst du jetzt diejenige deren Adoptionspapiere ich prüfen müsste.«

Emma schloss die Augen, öffnete sie jedoch gleich darauf wieder. »Du hast Recht.« erwiderte sie dann resigniert. »Aber ich fürchte, diese Chance ist jetzt wohl vorbei.«

»Noch ist nichts entschieden, mein Kind.« Mit diesen Worten wandte sich die Ordensschwester ab und ließ sie wieder allein zurück.

Als Emma an diesen Tag nach Hause lief dachte sie noch immer an Gretchens Worte. Ja, es mochte noch nichts entschieden sein, aber egal wie sehr sie sich es auch wünschte, sie hatte weder die Möglichkeit noch das Geld um Maja und Joshua eine gute Kindheit bieten zu können. Liebe allein sollte reichen, dachte sie grimmig. Tat es nur nicht. Eine Adoption durchzuführen war wesentlich schwieriger als man vielleicht glaubte. Man konnte nicht einfach in ein Waisenhaus marschieren und sich ein Kind aussuchen. Nein. Es gab Prozesse die durchlaufen werden mussten. Finanzielle Prüfungen, familiärerer Hintergrund und solche Sachen. Emma hatte weder Geld noch eine Familie. Nicht einmal einen verdammten Großcousin. Naja, zumindest keinem von dem sie wusste. Aber da sie ihren Vater nicht kannte, konnte es durchaus sein, dass es da draußen irgendwo einen gab. Was ihr nur im Augenblick herzlich wenig half.

Ein kalter Windstoß peitsche gegen ihr Gesicht und sie presste ihre Arme fester um ihren Körper. Wenn sie doch nur irgendetwas unternehmen könnte. Wie zum Beispiel ihren Vater suchen. Aber was dann? Das Jugendamt gäbe ihr deswegen trotzdem keine Chance für eine Adoption. Denn sie wäre weiterhin unverheiratet, verdiente genauso wenig wie vorher und lebte immer noch in ihrer kleinen Zweizimmerwohnung. Es sei denn ihr Vater wäre ein wohlhabender Geschäftsmann oder bekannter Medienmogul. So etwas beeindruckte die Leute und minderte so manche Vorschriften. Nur wollte sie ihren Vater nicht aus eigennützigen Gründen suchen. Aber was wenn sie möglicherweise noch Brüder oder Schwestern hätte? Sollte sie dass dann nicht wissen?

Verflucht. Jetzt würde sie sich doch entscheiden müssen. Jahrelang hatte sie die Tatsache verdrängt keine Ahnung von ihrem Vater zu haben. Sicherlich gab es einen guten Grund dafür. Nur jetzt besaß sie ebenfalls einen um sich genau deshalb auf die Suche nach ihm zu machen.

Als sie in die enge Seitenstraße zu ihrem Wohnblock abbog hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Rein aus Gewohnheit drehte sie sich um. Doch es war niemand zu sehen. Seltsam, dachte Emma, sie war sich eigentlich ziemlich sicher gewesen. Naja, offenbar war sie doch mehr abgelenkt wie gedacht. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und öffnete die letzte Nachricht von Max. Schließlich schuldete sie ihm noch eine Antwort.

Bildete sie sich das nur ein, oder hatte sie da gerade eine menschliche Gestalt vorbeihuschen sehen? Sie blieb stehen und lauschte. Wieder rührte sich nichts. Nur das leise Rauschen des Windes.

Okay, sagte sie sich, ich sollte echt dringend nach Hause, bevor ich wirklich noch anfange zu halluzinieren. Sie steckte das Handy zurück in die Tasche und wollte gerade loslaufen, als sie eine Art »Rumpler« wahrnahm.

»Hallo? Ist da jemand?« Es war verrückt. Und vermutlich total harmlos, aber langsam bekam sie es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Sie umklammerte ihre Handtasche etwas fester und sah sich ein weiteres Mal um. Sämtliche Haustüren waren verschlossen und Rollläden heruntergelassen. Die Sonne war bereits untergegangen und die Straße menschenleer. Sie ignorierte die Vernunft, die ihr sagte, dass alles in Ordnung war und rannte das letzte Stück vor bis zur Eingangstür des Mehrparteienhauses in dem ihre Wohnung lag. Als sie diese wieder von innen schloss lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und stieß einen langen Seufzer aus. Irgendetwas stimmte einfach gerade nicht mit ihr. Das war jetzt schon das dritte Mal in Folge, dass sie glaubte, jemand zu bemerken, der nicht existierte. Erst nach dem Treffen mit Max, dann gestern früh vor dem Kinderheim und gerade wieder. Möglicherweise hatte ihr Kopf doch einen größeren Schaden erlitten als angenommen.

Er hatte viel darüber nachgedacht, ob es eine gute Idee gewesen war, diesen Job anzunehmen. Sicher, die Bezahlung war gut. Das war sie meistens bei solchen Aufträgen. Aber langsam wurde er es müde, sich immer wieder auf Anordnungen einzulassen, die seinen Alltag so gravierend einschränkten. Zumal die Betreuung von Kindern nun nicht unbedingt zu seinen Stärken und Lieblingsbeschäftigungen zählte. Was man ihm vermutlich auch anmerkte und die ganze Situation nicht unbedingt verbesserte. In seinem Beruf gehörte das jedoch leider zur Tagesordnung. Er hatte schon unzählige Identitäten angenommen um sein Ziel zu erreichen. Menschen getäuscht, gelogen und betrogen und ja, hin und wieder auch getötet. Gewisse Umstände erforderten eben auch entsprechende Taten. In der Regel störte ihn das nicht. Aber je länger er in der Gegenwart dieser Kinder war gelang es ihm irgendwie kaum noch, das alles abzuschütteln. Doch das musste er. Ansonsten würde er Fehler machen und das konnte er sich in seiner Position keinesfalls erlauben.

Frustriert trat Nick aus dem Dickicht heraus und kratze sich ein paar Blätter von der Hose. Sein Auftraggeber hatte ihm vor einigen Wochen lediglich ein Bild und ein paar Eckdaten zukommen lassen. Was ihn nicht weiter verwunderte. Schließlich gehörte auch das zu seinem Job. Jemanden zu finden stellte für ihn kein Problem dar. Nick starrte die abgebildete Person auf dem kleinen zerknitterten Zettel in seine Händen an, den er soeben aus seiner Manteltasche gezogen hatte. Emma-Sophie Manning, 26 Jahre, Erzieherin im St. Jose, schwarze lockige Haare, braune Augen.

Er konnte nur hoffen, dass diese Mission bald zu Ende sein würde. Er folgte Emma-Sophie bis zur Tür und wartete bis sie verschwunden war.

»Kannst du mir bitte mal verraten, warum um alles in der Welt ich dich begleiten soll?« fragte Jonas während er neben Max durch das Stadtzentrum schlenderte. »Seit wann brauchst du denn bitte Hilfe bei deinen Dates?«

»Du weißt genau, dass es nicht darum geht.« gab Max zurück.

»Natürlich geht es darum. Das geht es immer.«

Max zog nur die Augenbrauen nach oben und sah seinen Freund an. Vermutlich sollte er ihm diese Aussage nicht übel nehmen, es war ja nicht so, dass er es nicht genoss mit Frauen auszugehen. Dennoch. Dieses Mal störte es ihn irgendwie darauf reduziert zu werden. Er wollte Emma-Sophie helfen. Und ja, natürlich würde er sie auch gerne in seinem Bett haben. Aber jetzt ging es einzig und allein um den wohltätigen Zweck und das wusste Jonas verdammt genau.

Dieser hob nur beschwichtigend die Hände. »Na schön. Es geht um diese Charityveranstaltung die du angeleiert hast. Was ich zwar noch immer nicht verstehe, aber toleriere, weil ich dein bester Kumpel bin.«

»Na, herzlichen Dank auch.« grummelte Max, worauf Jonas ihm einen skeptischen Blick zu warf. »Ich habe noch nicht ja gesagt.«

»Natürlich hast du das.«

»Ich sagte, dass ich darüber nachdenke.« warf Jonas ein.

»Eben.«

Jonas seufzte. Manchmal konnte Max echt nervtötend sein. Und er vermutete, dass sein Freund das auch wusste. Sie hatten die ersten beiden Play-Off-Spiele hinter sich, nach denen es in der Serie unentschieden stand, und befanden sich mitten in der knallharten Trainingsphase. Aber statt sich in den wenigen Stunden auszuruhen, in denen sie das konnten, bevor heute Abend wieder eine weitere Trainingseinheit auf sie wartete, fiel Max nichts Besseres ein, als ein Treffen mit seiner offenbar neuen Bekanntschaft zu arrangieren bei welchem er aus Gründen, die er noch immer nicht vollkommen nachvollziehen konnte, mit von der Partie sein sollte.

Er blieb stehen, stopfte seine Hände in die Hosentasche und beobachtete eine fahrende Spielzeugeisenbahn durch ein Schaufenster. »Warum zum Teufel machen wir das noch mal?«

»Weil es um Kinder geht.« antwortete Max mittlerweile leicht angesäuert. »Und es eine gute Sache ist.«

»Vieles ist eine gute Sache. Der Bau von Schulen in Afrika, Ärzte ohne Grenzen oder das Schuhkartonprojekt zu Weihnachten. Nichts davon hat dich bislang interessiert.«

»Tja, diesmal interessiert es mich eben.«

»Oder jemand.«

Max drehte sich so, dass er links neben Jonas stand und ebenfalls durch die Glasscheibe des Ladens sehen konnte. »Ist das wichtig?«

»Vermutlich nicht.« gab dieser zu. Allerdings war er sich noch nicht sicher, was er davon halten sollte. Max war bislang nie der Typ für längere Beziehungen gewesen. Nicht, dass er es nie in Betracht ziehen würde, aber im Augenblick konnten sie sich keine Ablenkung erlauben. Max sah das normalerweise genau wie er. Sie standen am Höhepunkt ihrer Karriere. Warum er jetzt jedoch offenbar gerade dabei war, seine Meinung zu ändern, blieb ihm ein Rätsel. Denn auch wenn Max etwas anderes behauptete, konnte er ihm nichts vormachen. Er wäre nie dazu bereit gewesen, sich auf so ein Projekt einzulassen, noch dazu mitten in der härtesten und wichtigsten Spielphase der Saison, wenn da nicht mehr dahinter stecken würde.

»Da vorne sind sie.« hörte er seinen Freund sagen und sah auf. Er bemerkte eine zierliche Frau mit schwarzen lockigen Haaren die mit einer anderen Frau an einem der runden Tische in dem Cafe saß und über irgendwelchem Papierkram die Köpfe zusammensteckte. Kurz bevor sie die beiden erreichten, hob die andere Frau den Kopf und er spürte den Schlag noch bevor sie ihn überhaupt richtig ansah. Er war Eishockeyprofi. Er verdiente sein Geld damit Prügel auszuteilen und auch einzustecken, aber auf diesen Tritt war er nicht vorbereitet gewesen. Verdammt. »Wer ist das?«

»Emma-Sophie. Das habe ich dir doch erzählt. Kannst du jemals irgendwann zuhören?«

»Nein. Ich meine die andere.« Zumindest hoffte er das.

»Die Blonde? Ihre Freundin. Bea glaube ich. Sie arbeitet auch im Kinderheim.«

Max bewegte sich ein paar Schritte schneller und hielt vor Emma-Sophie an. »Guten Tag die Damen. Darf ich Euch Jonas Meiers vorstellen? Er ist einer meiner Teamkollegen und hat sich netterweise bereit erklärt, ebenfalls an der Veranstaltung teilzunehmen.«

Jonas gelang es immerhin aus seiner Trance zu erwachen und die Hand zu ergreifen die Emma-Sophie im lächelnd entgegenstreckte. Das hielt er für ein gutes Zeichen. »Danke. Es ist wirklich toll, dass ihr uns helfen wollt.« Sie wandte ihren Kopf zu der blonden Schönheit neben ihr. »Das ist Bea Lennark.« Er schüttelte Emmas Hand, während er jedoch wie ein Trottel die Frau neben ihr anstarrte. Ihre Haare waren zu einem dieser hohen Pferdeschwänze zusammengebunden, woraus sich jetzt ein paar vereinzelte Haarsträhnen lösten. Ihr Mund war knallrot geschminkt und sie trug eines dieser locker sitzenden Tanktops unter einer schwarzen Weste. Es war weiß und hier und da spitzelten Teile ihres BHs hindurch. Sie legte ihren Kopf leicht schräg, sodass einer ihrer riesigen Kreolen-Ohrringe ihre nackte Haut an der Schulter berührte. Dann hob sie kurz die Hand zum Gruß. »Hi.«

Er schluckte und versuchte sich wieder zu sammeln. Normalerweise gab er durchaus eine recht gute Figur bei Frauen ab. Es stand ihm jetzt nicht unbedingt der Sinn danach, gerade heute mit dem Gegenteil anzufangen.

Max rückte sich einen Stuhl zurecht und nahm neben Emma Platz. »Es ist eine gute Sache.« erwiderte dieser nur und bestellte sich dann eine Cola. Jonas nahm dasselbe und zog sich ebenfalls einen Stuhl heran. »Genau.«

Er bemerkte wie Max seine Augen zusammenkniff und ihn leicht verwundert ansah. Er würde ihn ohne mit der Wimper zu zucken beim nächsten Training knallhart über die Bande werfen, sollte er es wagen, jetzt irgendetwas zu sagen. Glücklicherweise enthielt sich Max jeden weiteren Kommentars.

»Das Ganze ist für den Samstag nach dem Play-Off-Finale geplant.« begann Emma und reichte Max und ihm ein Blatt Papier. »Wir wissen, dass ihr gerade sehr eingespannt sein und versprechen, dass wir uns um alles kümmern werden.«

Jonas nahm den Zettel und studierte den darauf abgebildeten Ablauf. »Es wird Steak und Würstchen geben und einen Eiswagen. Es wird nicht einfach, aber wir hoffen auch noch eine Hüpfburg aufzutreiben. Ein Zelt wird aufgestellt und Getränke bekommen wir gesponsert. Das einzige um was wir uns noch kümmern müssen, ist die Werbung. Schließlich wollen wir ja so viele Menschen wie möglich erreichen.« Emma-Sophie hielt kurz inne. »Es wäre vermutlich hilfreich, wenn wir Plakate drucken lassen.« Wieder entstand eine Pause. Plakate klangen logisch. Die konnte man überall aufhängen. Jonas wollte gerade seinen Zuspruch äußern, als Emma weitersprach. »Wir dachten wir könnten so eine Art »Meet and Greet« anbieten. Als eine Art Versteigerung. Ihr wisst schon. Um mehr Geld in die Kasse zu bekommen. Das würden wir dann mit einem Foto von Euch auf dem Plakat ankündigen.«

Etwas, was er als persönliche Form der Hölle bezeichnete. Sicher, er mochte Frauen, und früher hätte ihm das vermutlich auch nichts ausgemacht aber mittlerweile hasste er solche Auftritte. Er wollte nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit von weiblichen Fans stehen die nur darauf hofften mit ihm ins Bett zu gehen oder schlimmer, sich sogar einbildeten eine Beziehung mit ihm haben zu können. Und das geschah zweifellos, da war er sicher. Was ihn daher umso mehr verwunderte war, als er sich sagen hörte:« Sicher, kein Problem.«

Und auch Max schien sich nicht gegen diesen Vorschlag zu wehren. Er saß nur da, sah ihn an und zuckte mit den Achseln, was so viel bedeutete wie »da müssen wir jetzt eben durch«.

»Super. Dann brauchen wir nur noch eine Zeit und einen Ort für das Foto.« Emma griff nach einem Stift der auf dem Tisch lag, und zog ein Notizbuch aus der Tasche. »Gibt es in der nächsten Zeit irgendwelche freien Termine die wir nutzen könnten?«

»Wie wäre es, wenn wir es gleich direkt im Stadion machen?« schlug Max vor. »Ihr kommt einfach zu unserem nächsten Heimspiel?« Dabei sah er Emma mit einem verschmitzten Blick an. »Ich verspreche auch, dass ich dich dieses Mal nicht versetzen werde.«

Eigentlich hatte Emma-Sophie nicht vorgehabt so schnell noch einmal einen Schritt in dieses Stadion zu machen. Abgesehen von den höllischen Kopfschmerzen die sie von jenem Abend davongetragen hatte, befand sie sich gerade in einem Stadium irgendwo zwischen dem Gefühl so weit weg von Max wie möglich aber gleichzeitig auch so nah wie möglich sein zu wollen. Und das verwirrte sie. Er war lustig, charmant und sexy. Noch dazu half er ihr uneigennützig mit dem Kinderheim, was ihn noch unwiderstehlicher machte. Aber gerade weil das so war und er seine ohnehin kaum vorhandene Freizeit für sie opferte ergab sie sich dem Unvermeidlichen. »In Ordnung.«

»Gut. Ich lasse Euch die Karten zukommen.« Max stand auf. »Hast du noch eine Minute?« Damit sah er Emma eindringlich an. Diese hätte am liebsten den Kopf geschüttelt. Sie wollte nicht mit Max allein sein, denn sie wusste was dann passierte.

Ihr ganzer Körper begann zu kribbeln und auch wenn das durchaus ein angenehmes Gefühl war, passte es gerade einfach nicht in ihren Plan. Nur leider stand auch das nicht zur Debatte. Ein »Nein« würde er sicher ohnehin nicht akzeptieren. »Sicher,« sagte sie daher betont gleichgültig.

Er nahm ihre Hand und zog sie Richtung Ausgang, nachdem er einen 10,00 EUR-Schein auf den Tisch gelegt hatte. An Jonas gewandt fügte er hinzu:« Wir sehen uns draußen.« Wobei sein Blick eindeutig darauf hinwies, dass er sich damit definitiv noch Zeit lassen sollte.

»Geht klar.« Mit einem kurzen Augenzwinkern sah seinem Freund hinterher. Doch kaum war Max verschwunden, bemerkte er sein Dilemma. Nun war er mit Bea allein. Es wäre also klug, wenn er langsam wieder einen klaren Kopf bekam.

»Arbeiten Sie schon lange in diesem Kinderheim?« wollte er daher wissen, da ihm eine normale Konversation am ungefährlichsten erschien.

»Ein paar Jahre.«

»Wie kommt man dazu Erzieherin werden zu wollen?« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schlug lässig die Beine übereinander.

»Vermutlich aus dem gleichen Grund warum sie Eishockeyspieler geworden sind.« antwortete sie.

Er zog die Augenbrauen nach oben und sah sie amüsiert an. »Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass sie auf rohe Gewalt stehen. Muss ich mir um die Kinder Sorgen machen?«

Sie warf ihm einen giftigen Blick zu. »Ich denke Sie wissen was ich damit sagen wollte.«

Wahrscheinlich. Dennoch machte es Spaß sie zu ärgern. »Müssen Sie so schwierig sein?«

Bea runzelte die Stirn. Normalerweise verhielt sie sich nicht so kratzbürstig. Aber aus irgendeinem Grund nervte er sie. »Es hat sie keiner gebeten zu bleiben.«

Er lächelte. Was sie aus nicht erklärbaren Umständen nur noch wütender machte. »Aber auch nicht zu gehen.« meinte er dann nur.

»Da haben Sie recht. Würden Sie also die Güte haben und mich alleine lassen?« fragte sie zuckersüß.

»Eigentlich sitze ich gerade ganz bequem.«

»Toll. Wir sind ja hier ohnehin fertig. Genießen Sie ihre Cola.« Bea warf die Stifte und die herumliegenden Blätter in ihre Tasche und stand auf. »Schönen Tag noch.«

»Warten Sie.« Hastig griff Jonas nach Beas Arm. »Bleiben Sie sitzen. Bitte.« fügte er noch eilig hinzu, als sie ihm erneut einen vernichtenden Blick zuwarf. »Es tut mir leid. Ich wollte sie nur etwas aufziehen.«

»Warum?« Tja, das war eine berechtigte Frage. »Ich weiß nicht. Ich schätze, weil sie mich interessieren.« erwiderte er wahrheitsgemäß und sah ihr dabei direkt in die Augen.

»Verärgern sie alle Frauen für die Sie sich interessieren?«

Er verzog den Mund zu einem vielversprechenden Lächeln. »Das hoffe ich doch nicht. Kommen Sie, ich lade sie noch auf einen Kaffee ein.« Bea zögerte. Dann ließ sie sich zurück auf den Stuhl sinken.

»Latte Macchiato. Mit Extrasahne.«

»Was immer Sie glücklich macht.«

Der Verkehr war die Hölle, also zog Max Emma ein Stück entfernt von dem Cafe auf eine alte Holzbank. Ihr Gesicht war blasser als sonst und irgendwie wirkte sie anders. Trauriger. Er wusste nicht wieso ihn das störte, nur dass es das tat. Emma-Sophie war eine Ablenkung, also genau das, was er gerade am allerwenigstens gebrauchen konnte. Leider schien es ihm jedoch unmöglich zu sein, ihr aus dem Weg zu gehen. Und wenn er ganz ehrlich war, wusste er auch gar nicht warum er das tun sollte. Er mochte sie. Sie war süß und sexy und brachte eine Leidenschaft an den Tag, die er bewunderte.

Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um. »Was ist los?«

»Nichts.«

»Nichts ist die Mutter von Alles.«

Emma zog ihre Jacke etwas fester zu als ein Windstoß sie erreichte. »Was?«

Er nahm ihre Hände in seine. Zum einen weil sie zitterte, zum anderen weil er sie spüren wollte. »Ich kenne dieses Nichts. Mehr als du ahnst. Vielleicht willst du nicht darüber reden, aber glaube mir, es hilft.« Lügen und Verdrängen waren bei ihm schließlich in seiner Kindheit an der Tagesordnung gestanden. Seine Schwester hatte versucht ihn zu beschützen, genauso wie seine Eltern es getan hatten, aber das war falsch gewesen. Die Wahrheit war so viel mehr als manchmal nur ein bitterer Nachgeschmack. Sie half einem auch mit Dingen umzugehen. Sie machte einen stärker, auch wenn man es im ersten Moment nicht glauben würde.

»Da gibt es nicht viel zu reden.« Emma-Sophie zuckte mit den Achseln und lies sich langsam auf die Bank sinken. Max setzte sich neben sie und wartete. Wenn er es darauf anlegte, konnte er sehr geduldig sein. Und in diesem Fall, so schätzte er, würde er das auch sein müssen. Irgendetwas bedrückte Emma, gleichzeitig spürte er aber auch, dass sie noch nicht wirklich bereit zu sein schien, darüber zu sprechen.

Er sah zu, wie sie den Kopf leicht in den Nacken legte und Richtung Himmel blickte. Während sie die Augen schloss atmete sie gleichzeitig scharf ein und wieder aus.

Was wäre schon dabei wenn sie es ihm erklärte? Wahrscheinlich suchte er dann sowieso schnellstmöglich das Weite. Da sie ohnehin nicht vorhatte das Ganze zu intensivieren wirkte das sogar ziemlich verlockend. Nur war er es das irgendwie nicht. Denn so sehr sie sich auch dagegen sträubte mehr für Max zu empfinden, wünschte sie sich gleichzeitig doch genau das. Sie wollte das was alle wollten. Liebe, Leidenschaft und eine eigene Familie. Eine Familie, die sie im Augenblick nicht haben konnte.

» Es gibt da zwei Kinder. Maja und Joshua. Sie sind Zwillinge und ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben, seitdem sind sie bei uns im Heim. Gestern war eine Pärchen bei uns und hat sich um ihre Adoption beworben.«

Max wusste nicht viel über Kinderheime aber er ging doch schwer davon aus, dass Adoptionen eigentlich etwas positives waren. »Okay. Und das ist nicht gut?« fragte er daher vorsichtig.

»Nein. Doch.« Emma schüttelte den Kopf. »Natürlich ist das gut. Ich wünsche mir eine Familie für die beiden. Es ist nur so, dass ich insgeheim gehofft habe, ich könnte diese Familie sein.«

»Und das kannst du nicht?« fragte er sanft.

Wieder schüttelte Emma den Kopf. »Die Regeln für eine Adoption sind sehr streng. Ein alleinerziehendes Elternteil wird von Haus aus fast immer abgelehnt, es sei denn sie besitzt ein stabiles und profitables Umfeld, was so viel bedeutet wie...«

»Geld und Status.« beendete Max den Satz.

»Ja.« Emma-Sophie seufzte. »Ich habe weder einen gut bezahlten Job, noch eine große Wohnung, geschweige den irgendein nennenswertes Vermögen auf der Bank.«

»Aber du liebst du beiden.« stellte er fest.

»Von ganzem Herzen.«

Was mehr als genügen sollte, es aber eben nicht tat. Weil bei manchen Situationen Geld nun einmal mehr wert war als Liebe. Nur sollte es definitiv nicht so sein, dachte Max bitter. Er ignorierte den Drang zur Flucht der ihn überkam. Emma-Sophie war nicht nur eine starke Persönlichkeit, die ihn mehr als nur ein wenig in Versuchung führte. Sie wollte auch noch Kinder adoptieren. In seinem Lebensplan kamen - zum jetzigen Zeitpunkt zumindest - weder eine Frau, und schon gar keine Kinder vor. Er sollte schleunigst das Weite suchen, solange er noch die Chance dazu hatte. Zu dumm nur, dass ihm das einfach nicht gelang. Er wollte ihr helfen. Was dumm war. Nur schien er irgendwie sowieso keine Wahl zu haben. »Dann wirst du sie auch bekommen.«

Emma-Sophie lächelte ihn dankbar an. »Ich weiß, dass das wohl eher nicht passieren wird, aber es ist trotzdem nett dass du das gesagt hast.«

Er legte eine Hand an ihre Wange und sah ihr tief in die Augen. »Gib nicht auf.«

Ihre Haupt prickelte vor Erregung als er sie berührte. »Okay.« brachte sie mühsam hervor. Himmel, dieser Mann brachte sie echt um den Verstand. Er war ihr so nahe, dass sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. Wie es sich wohl anfühlen würde seine Lippen auf ihren zu spüren? Es war so lange her, seit sie sich auf einen Mann eingelassen hatte. Seit Brian hatte es niemanden mehr gegeben und das war jetzt auch schon mehr als drei Jahre her. Er beugte sich noch ein Stück weiter zu ihr, zumindest glaubte sie das. Vielleicht war es aber auch nur reines Wunschdenken. Ihr Herz begann wie wild zu pochen und sie schluckte heftig um die aufkommende Panik zu ignorieren. Sollte sie ihm entgegenkommen oder warten? Himmel, warum war das nur so kompliziert? Jetzt könnte sie ein klein wenig mehr Mut gebrauchen. Nur ein klitzekleines bisschen. Bea hätte vermutlich nicht lange gefackelt. Tja dumm nur, dass sie eben nicht Bea war. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, was sie jetzt tat, gab es einen lauten Knall und ein Kleintransporter krachte in einen Laternenpfosten direkt neben ihnen. Die Lampe geriet stark ins Wackeln, dann löste sie sich von der Verankerung und steuerte Richtung Boden. »Vorsicht!« schrie Max und riss Emma mit sich seitlich zu Boden. Keinen halben Meter daneben schlug die Metallbüchse der Laterne auf das Betonpflaster.

»Bist du verletzt?« Max rappelte sich als erster auf und beugte sich über die immer noch völlig schockiert wirkende Emma. Diese hob langsam ihren Kopf und bewegte Arme und Beine. »Ich schätze nicht.«

Während Max Emma wieder auf die Beine half rückte auch schon die Polizei und ein Krankenwagen an und einige schaulustige Passanten drängten sich um sie und die Unfallstelle.

Von dem Cafe aus kamen Jonas und Bea angelaufen. »Oh Gott, ist Euch was passiert?« Bea stürmte auf ihre Freundin zu und umarmte sie fest. »Geht es dir gut?«

Diese nickte. »Ich stehe nur etwas unter Schock.« gab sie zu.

»Das war ganz schön knapp.« meinte Jonas zu Max und zeigte auf den Metallkasten.

»Was du nicht sagst.«

»Ein ziemlich ereignisreiches Ende für ein Date.«

Max funkelte seinen Freund wütend an. »Ich kann dich ernsthaft verletzen.«

Jonas grinste nur. »Du könntest es versuchen.« Dann wurde er wieder ernst. »Ist mit ihr alles in Ordnung?« Er sah zu Emma, die noch immer am ganzen Körper zitterte. Ihre Haut war blass und ihre Augen geweitet. »Ich denke schon.«

»Entschuldigung.« Jonas und Max drehten sich gleichzeitig um. Ein Polizist trat auf sie zu. »Ich brauche ihre Aussage. Augenzeugen zufolge sind sie und die junge Frau beinahe in diesen Unfall verwickelt worden.«

Max nickte. »Das stimmt. Wir konnten uns gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.« Der uniformierte Mann notierte etwas auf seinem Notizblock. »Haben Sie etwas von dem Unfall mitbekommen?« fragte er dann.

Verdammt nein. Er hatte gerade Emma küssen wollen. Seine Aufmerksamkeit war also definitiv woanders gewesen. Er schüttelte den Kopf. » Wir haben nur den Aufprall gehört.«

»In Ordnung. Wenn Ihnen noch etwas einfällt rufen Sie mich an.« Er reichte Max seine Karte. »Jetzt benötigen wir nur noch ihre Personalien.«

»Selbstverständlich.« Max zog sein Portemonnaie aus der Jackentasche und zog seinen Ausweis heraus. Er gab ihm den Polizisten und wartete, bis auch Emma dies getan hatte.

Das Leben besaß schon manchmal einen eigenen Sinn von Humor, dachte er, und beobachtete, wie der Streifenwagen davonfuhr und die Sanitäter den Fahrer des Kleintransporters auf einer Trage in den Krankenwagen schoben. Auf der anderen Straßenseite sah er einen Mann stehen der sie beobachtete. Er trug eine dunkle Mütze und lehnte an einem Gartenzaun. Die Arme verschränkt stand er einfach nur still da. Vielleicht war es nichts, aber irgendetwas an der Art wie er zu ihnen herüberschaute, machte ihn wütend.

Entschlossen stapfte er los und überquerte die Straße. Der Mann rührte sich nicht sondern starrte weiter geradeaus. Max verfolgte seinen Blick und landete direkt bei Emma, die wieder neben Bea stand und offenbar tief in ein Gespräch mit ihr verwickelt war. Er trat noch einen weiteren Schritt auf den Kerl zu. »Was ist Ihr Problem?« Möglicherweise würde ihm eine kleinere Schlägerei gut tun. Auf dem Eis jedenfalls beflügelte ihn ein ordentlich durchgeführter Bodycheck meistens. Warum also nicht auch außerhalb? Außerdem wäre es sicher eine hilfreiche Methode seinen Frust abzubauen.

Er wollte Emma-Sophie. Sein Körper wusste das. Sein Verstand noch nicht. Oder besser gesagt, wehrte er sich noch dagegen.

Der Mann hob den Kopf und seine Augen richteten sich auf Max. »Die Frage kann ich nur zurückgeben.«

»Das ist kein beschissenes Spiel.« zischte Max. »Also, warum stehen Sie hier?«

»Komisch und ich dachte immer, wir leben in einem freien Land.«

Die Wut wandelte sich in Zorn und er ballte seine Hände zu Fäusten. Er würde diesem Idioten jetzt sowas von die Fresse polieren. Gerade als er ausholen wollte hörte er Schritte hinter sich.

»Nick?« Emma lief neben ihm vorbei. Gefolgt von Bea. Jonas blieb wohlweislich neben ihm stehen.

»Hallo Mädels.« Der Kerl erdreistete sich doch tatsächlich zu lächeln.

»Ihr kennt den?« fragte Max irritiert und wappnete sich innerlich für die Antwort.

Emma wandte sich zu ihm. »Ja. Er ist unser Kollege.« Na, prima. Soviel also zu seiner kleinen Schlägerei.

Jonas klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »In nicht einmal ganz einer Stunde ist Trainingsbeginn, Kumpel.«

Ja, nur hob das im Augenblick seine Stimmung nicht im Geringsten. Genauswenig wie die Tatsache, dass sie morgen wieder gegen Iserlohn auf dem Eis standen. Er sollte an das bevorstehende Spiel denken. Sich mental und körperlich darauf vorbereiten, in weniger als 48 Stunden gegen einige der besten Stürmer der Liga anzutreten. Stattdessen befand er sich hier. Mit einer Frau die seine Hormone verrückt spielen lies und einem Kerl, der ihm tierisch auf die Nerven ging.

»Was tust du denn hier?« hörte er Emma-Sophie fragen. Gut. Das würde er nämlich auch gerne wissen.

Der Mann, Nick, stieß sich von dem Zaun ab und ging einen Schritt auf Emma zu. Max merkte wie er sich verspannte. »Ich war zufällig in der Gegend.« antwortete dieser Nick. »Dann habe ich gesehen, wie der Transporter von der Fahrbahn abkam und gegen die Laterne fuhr. Ich hatte echt Angst um dich.« Max registrierte wie dieser Idiot einen Arm auf Emmas Schulter legte. Okay, genug war genug. Gerade als er wutentbrannt losstürmen wollte hielt eine Hand ihn zurück. Jonas zog fragend die Augenbrauen nach oben. »Echt jetzt, Mann?«

Max atmete scharf aus. Er musste sich beruhigen. Das war lächerlich. Er kannte Emma-Sophie kaum und er hatte erst Recht keine Ansprüche auf sie. Normalerweise gehörte er auch überhaupt nicht zu der eifersüchtigen Sorte. Im Gegenteil. Meistens war er froh darüber, in Ruhe gelassen zu werden. Er wollte keine Beziehung. »Wir sollten gehen.« erwiderte er daher gepresst. »Sonst brummt uns der Coach noch ein Extratraining auf.«

»Ich fürchte, dass könntest du gerade sogar gebrauchen.« murmelte Jonas.

Vergangenheitskampf

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