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ERNST trifft auf STERN

Aus denselben Buchstaben von ERNST gelingt es, auch ein STERN zu formulieren. Während dieser Erkenntnis von so nahe beieinanderliegenden Worten spüre ich einen Schauer über meinem Rücken.

Im Dezember 2009 erwachte ich an einem Sonntagmorgen und hörte die Kirchenglocken läuten, welche zu einem Rorate-Gottesdienst einluden. Eine starke Kraft drängte mich zum Aufstehen. Trotz Dunkelheit stand ich auf, ging zur Kirche und dort geschah etwas Unglaubliches.

Die Pastoralassistentin erzählte folgende Geschichte (geschrieben von Sonja Suhner):

„Coni der Sternenclown“ (Mein erster Gedanke war: muss das sein, dass heute Morgen die Hauptdarstellerin auch noch meinen Namen trägt? Ich bin hellwach.)

„Coni ist ein Zirkuskind, das beobachtet, wie die meisten Menschen im Zirkuszelt lachen und staunen. Coni geht am anderen Tag ins Dorf und trifft dort auf einige Zirkusbesucher. Leider vermisst Coni die Freude und das Strahlen in den Gesichtern, welche sie am Abend zuvor entdeckt hatte. Bei keinem Menschen ist ein Funke des Vorabends zu erkennen. Enttäuscht macht sich Coni auf den Heimweg. Gedankenversunken steht Coni am Abend vor dem funkelnden Sternenhimmel. So wie diese Sterne sollten doch die Augen der Menschen leuchten. (Ein Schauer rann mir über den Rücken, diese Geschichte ging mir unter die Haut. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Zusammengekauert saß ich in der Kirchenbank. Die Hände versteckte ich in meiner Manteltasche. Tiefes Mitgefühl suchte mich heim und auch ein Staunen, warum wohl bewegte mich diese Geschichte derart?)

Coni sagt sich: „Wenn ich doch nur allen einen solchen leuchtenden Stern schenken könnte, damit alle Menschen ihr Leuchten behalten können“. Doch die Sterne scheinen weit entfernt zu sein. Da bietet ihr der Mond seine Hilfe an. Er kommt ihr entgegen und mit seiner Unterstützung kommt sie den Sternen immer näher. Dank der hilfsbereiten Mondsichel erreicht sie ihren ersten Stern. Lange sitzt sie mit ihrem kostbaren Stern in der Mondsichel und niemand weiß genau, was in dieser Zeit alles geschieht, was Coni berührt und was sie fühlt (Ich fiel in ein Schluchzen. Dieses Gefühl war so unfassbar und überraschend.)

Coni spürt auf einmal, was es heißt, Sterne zu verschenken. Sorgfältig gibt sie ihren Stern wieder dem Himmel zurück. Langsam und mit einem großen Schatz in ihrem Herzen kehrt Coni zur Erde zurück. Coni weiß jetzt, dass man Sterne nicht einfach verschenken kann, sondern dass „Sterne verschenken“ vielmehr heißt, sich Zeit nehmen für andere und ihnen zuhören, Freude weiter-verschenken, z. B. mit einem Brief, einer Zeichnung oder einem selbstgepflückten Blumenstrauß. Und es heißt auch, miteinander lachen oder mitzufühlen, wenn andere traurig sind. (Plötzlich stand ein verdeckter Wunsch klar vor meinen Augen – dank dieser Geschichte. Ein Geschenk wurde mir in Form dieser Geschichte überreicht. Und ich verstand, warum ich aufgewacht bin, nämlich damit ich im richtigen Moment am richtigen Ort sein konnte. Damit ich dieser Geschichte keine Zweifel anhaftete und es mich betraf, trug die Hauptdarstellerin bestimmt meinen Namen.)

Coni will ihre Sterne in alle Dörfer der Welt hinaustragen – als kleiner Sternenclown. Wer weiß, vielleicht begegnet auch dir Coni bald einmal.“

Ergriffen und in Schweigen gehüllt kehre ich nach Hause. Der erste Schritt zu einer wahrhaftigen Verwandlung von innen ist angesagt.

Das Leben ent-ERNST-en

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