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CLOWN – Philosophische Aufgabe

Im Clown steckt beides: Der ERNST, um seine oft komische Rolle optimal hinzukriegen, dass die Leute lachen, und das Spielfeld der Intuition, des unvorhergesehenen und blamierenden lustigen „Baias“, der sich „Scheitern“ erlaubt. Viel mehr als wir uns „normale“ Menschen zugestehen. Als „STAR“ oder „STERN“ in seinem Element – hinter der kleinsten Maske der Welt, der roten Nase – entspannt sich die Menschenmenge. Schauen wir dem Clown zu, verändert sich in uns die innere Atmosphäre. Auf der Entdeckungsreise nach dem Komischen, Narrenhaften, Andersartigen und Besonderen begegnen wir unserem „normalen Selbst“. Würden wir uns erlauben, diesen wundervollen Clown zu zeigen, wären wir 100 % von uns überrascht, was in uns steckt.

Der Clown und sein Spielplatz. Wann warst du das letzte Mal auf deinem Spielplatz zuhause? Kennst du deinen Spielplatz oder wo befindet sich dein Spielplatz? Ist nicht unser gesamtes Leben ein Spielplatz, wo alles erlaubt wäre? Wenn uns im Hinterkopf bloß nicht immer dieser vertraute Satz lauern würde: „Nimm di zäme … suscht muess ich mi mit dir schäme“ (Benimm dich, ansonsten muss ich mich mit dir schämen). Ja kein Aufsehen erregen. Ja nicht auffallen.

Meine Eltern stammen aus einer katholisch geprägten Gegend. Wöchentlich mussten wir Kinder zur Kirche. Normalerweise entdeckten wir in der Kirche fast immer eine Kleinigkeit oder etwas Komisches, das uns zum Lachen verführte. Wir mussten das Lachen unterdrücken. Es war mir nicht erlaubt und angebracht damals, in der Kirche zu Lachen, sonst hätten sich meine Eltern im kleinen Dorf, wo sich alle kennen, über ihre ungehobelte Tochter schämen müssen. Alleine beim Schreiben dieser Worte läuft es mir kalt den Rücken hinunter.

In der Masse nicht auffallen, galt die Devise. Was manchmal äußerlich nicht einfach war. Denn auf dunkelblauen, schon vorgängig getragenen Manchesterhosen, orange aufgenähten Stoffherzen am Po, und an den Hosenenden angenähte, zur Verlängerung dienende orange Stoffstreifen, waren automatisch ein Hingucker.

Das Leben ist nicht einfach, hörte ich schon früh die Erwachsenen reden. Und ich habe lange diesen Glaubenssatz für das einzig wahre erachtet. Es floss tröpfchenweise über Jahre in meinen Verstand. Eine fundierte ERNSThaftigkeit und gesellschaftliche Schwermut dem Leben gegenüber gehörte zu mir. Doch ich versuchte, in kleinsten Winkeln in meinem Leben dieser ERNSThaftigkeit zu entrinnen und spaßig zu sein. Vor allem half mir damals meine Jugendgruppe die wilde Dreizehn gewisse Etiketten abzulegen, meine Ideen und Inspirationen umzusetzen. Diese dreizehn Mädchen waren mit Eifer bei so manchem Spaß dabei. Wöchentlich tankte ich mich in diesem gemeinsamen Sein auf und füllte den Tank meines Selbstvertrauens.

Das Leben ent-ERNST-en

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