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Die Cops gehen nicht ans Telefon

Bowman öffnet blinzelnd die Augen und blickt sich mit einem Anflug von Panik im Büro des Gebäudetechnikers um. Hat er geträumt? Einen Moment lang dachte er … dann hört er ein Geräusch. Ein Klopfen? Er nimmt das Summen von Maschinen im Untergeschoss des Krankenhauses wahr.

Vor der Tür tuscheln Stimmen.

»Herein«, sagt er.

Kemper betritt den Raum, der nur dürftig von einer einzelnen Schreibtischlampe erhellt wird, gefolgt von den Gruppenführern. Bowman erwartet sie, da er ein Meeting einberufen hat. Die Gerüche im Büro – Schweiß, abgestandener Kaffee und getragene Klamotten – werden strenger.

»Nehmen Sie sich Stühle, Gentlemen«, bittet der Lieutenant und reibt sich die Augen. »Sicher, Pete, schieben Sie das ruhig aus dem Weg. Ah, der Kaffee ist zwar nicht frisch, aber noch heiß, falls Sie welchen möchten.«

Ruiz bleibt grinsend stehen und greift zur Kanne. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir.« Seine Truppe bewacht den Stacheldrahtzaun für den Rest der Nacht, bis sie um null-sechshundert abgelöst werden.

Bowman räuspert sich, ehe er losspricht: »Meine Herren, die Lage hat sich verändert – abermals. Genauer gesagt ist sie gerade ungewiss.«

Verwirrte Blicke über ihren Atemschutzmasken. »Sir?«

»Vor etwa einer halben Stunde suchte mich der Funker auf«, berichtet Bowman. »Er hatte Interessantes zu vermelden, von Nachrichten, die er über Funk abhören konnte. Gentlemen, in unserem Zuständigkeitsbereich stehen Einheiten unter zivilem Beschuss.«

Die Sergeants kneifen argwöhnisch die Augen zusammen.

»Sicher, Sir?«

»Captain West hat es bestätigt.«

»Koordinierte Angriffe?«

Bowman verneint. »Sie schlagen völlig willkürlich zu.«

»Aber was wollen sie damit erreichen?«, fragt McGraw. »Haben Sie es auf Lebensmittel und einen Impfstoff abgesehen, oder … na ja … ist es gegen die Regierung gerichtet?«

Bowman sieht ihm rundheraus in die Augen. »Wir waren eine der Einheiten, die attackiert wurden.«

Ihnen verschlägt es die Sprache – Männern, die kaum etwas überrascht, doch nun haben sie begriffen, dass die Übergriffe von Lyssa-Opfern ausgehen, die Symptome der Tollwut an den Tag legen, und dies verblüfft sie.

»Wir wurden attackiert?«, wiederholt McGraw langsam.

»Genau, Sergeant. Wir wurden attackiert.«

»Von unbewaffneten Amerikanern? Amerikanischen Zivilisten? Kranken Menschen?«

Bowman wendet sich den anderen Sergeants zu.

»Wie ich schon sagte: Die Lage wandelt sich.«

McGraw schüttelt den Kopf.

»Sir …«

»Pete, vielleicht sind Sie der Ansicht, Ihre Männer müssten geradestehen für die Vorfälle heute am Zaun. Das finde ich nicht. Captain West stimmt mir dahin gehend zu. Wie auch immer Sie darüber denken mögen, obliegt es Ihnen allein, die Scharte auszuwetzen.«

McGraw schiebt die Unterlippe über seinen Schnurrbart und brummelt: »Jawohl, Sir.«

»Nun ja, das ergibt Sinn«, meint Ruiz. »Wir wiesen schon viele Leute zurück, die infiziert sind, aber auch solche, die dabei helfen wollten, einen Tollwütigen unter Kontrolle zu bringen. Oder, die ihren Nachbarn verpfiffen haben, der irregeworden ist und andere anfällt. Mehr Menschen, als uns lieb sein sollte.«

»Was erzählen Sie ihnen?«, möchte Sergeant Lewis wissen. Mit seinen 1,90 m Körpergröße ist er ein Riese von einem Mann. Damals, als er als bester Sportler der Einheit galt, nannten ihn die Soldaten hinter vorgehaltener Hand voller Bewunderung Achilles, aber dem ist schon seit einiger Zeit nicht mehr so. Nach der Geburt seines Sohnes gewöhnte er sich das Rauchen ab, lies es etwas lockerer angehen und legte ein paar Pfunde zu. Seine naturgegebene Aggression blieb hingegen unverändert, falls er mit der Zeit nicht sogar noch bissiger geworden war. »Welche Anweisungen geben Sie ihnen?«, fügt er hinzu.

Ruiz zieht die Schultern hoch. »Nach Hause zurückzukehren und die Cops zu verständigen.«

»Und damit lassen sie sich abspeisen?«

»Sie behaupten, äh … die Cops gehen nicht ans Telefon.«

Lewis gestikuliert mit seinen breiten Händen. »Wir müssen hinausgehen und anfangen, diesen Leuten zu helfen.«

»Negativ«, erwidert der Lieutenant mit nachdrücklichem Kopfschütteln.

»Aber deshalb sind wir doch hier, Sir, nicht wahr?«

»Kommt überhaupt nicht infrage. So lautet unser Auftrag nicht. Die Armee ist im Falle von inneren Unruhen die letzte Option zur Schlichtung. Wir sind nicht die Polizei; man hat uns zwar im Umgang mit nicht-letalen Waffen ausgebildet, aber uns stehen keine zur Verfügung. Wenn wir eingreifen, verstricken wir uns wieder so wie heute und töten Zivilisten.«

»Mir scheint es so, als würden überall Menschen getötet, während wir hier hocken und unsere Zeit verschwenden«, sagt Lewis verbittert. »Wozu dient dieser Einsatz, wenn nicht, um die Menschen hier zu beschützen?«

»Ich kann Ihnen keine Antworten geben, die Sie hören möchten«, entgegnet Bowman. »Hier geht es vor allem um unsere Position. Unser Befehl bleibt der gleiche: Das Krankenhaus absichern. Dort draußen würden wir mehr Schaden anrichten, als etwas zu verbessern.«

Kemper nickt. Es erscheint logisch. Man schlägt keine Mücke mit einem Hammer breit.

Bowman räuspert sich erneut und schiebt behutsam nach: »Ich sollte allerdings noch anmerken, dass sich die Einsatzregeln in Anbetracht der jüngsten Ereignisse geändert haben.«

Die Unteroffiziere beginnen zu fluchen.

MIT ZÄHNEN UND KLAUEN

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