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7. Böse Überraschung

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Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Vermutlich hatte ich einfach das Gefühl, dass diese hektische, draufgängerische Katze mich binnen Kurzem in den Wahnsinn treibt. Nachdem ich ihr jedenfalls sämtliche Räumlichkeiten vom Keller bis zum Oberboden freiwillig zur Erkundung überlassen hatte, entschied ich: Das Tier muss hinaus!

Also selbstverständlich nicht für immer, also nicht zurück ins Tierheim, sondern nur temporär, nämlich um sich auszutoben. Ganz eindeutig waren Wohnung, Hausflur, Keller und Oberboden als Revier für Mimi nicht ausreichend groß. Ganz augenscheinlich musste Mimis Revier erweitert werden, und noch viel augenscheinlicher war es, dass ich selbst nur ungenügende Fähigkeiten als Gesellschafter, Animateur, Spielgefährte und Raufbold aufzuweisen hatte. Mimi brauchte Abwechslung, und zwar mehr, als ich ihr bieten konnte.

Am Tag eins nach Mimis Entführung aus dem Tierheim schien mir das Unterfangen allerdings doch etwas zu riskant. Bei der Vermittlung hatte man mir immerhin mit erhobenem Zeigefinger und gestrenger Miene mitgeteilt: Freigang frühestens nach sechs bis acht Wochen! Das Tier, so meinte die Tierheimmitarbeiterin müsse sich erst einleben und sich an mich gewöhnen, und erst dann, frühestens dann, dürfe ein Freigang gegebenenfalls riskiert werden. Andererseits war meine Tiervermittlerin freilich auch der Meinung gewesen, dass Katzen überhaupt nicht ins Freie gehören, weil dort gänzlich unkalkulierbare Risiken lauern. Wenn ich der Tiervermittlerin glauben durfte, dann hockten hinter jedem Busch mehrere gemeine Katzenfänger, und meine sämtlichen Nachbarn warteten nur darauf, endlich wieder eine Katze vergiften zu können. Außerdem liefe die Katze im Falle eines Freigangs Gefahr, von einem betrunkenen Autofahrer angefahren zu werden, sich zu verlaufen, in eine Wühlmausfalle zu geraten, von wütenden Singvögeln angegriffen zu werden oder vom Baum zu fallen.

Aber das Wetter war prächtig. Auch wenn an Freigang noch nicht zu denken war: Ich wollte Mimi wenigstens zeigen, dass sie einen Garten ihr eigen nennen durfte, dass es ein Revier außerhalb der Wohnung gab und dass es sich lohnte mich zu lieben, weil eine Katze es nach der vorgeschriebenen Eingewöhnungszeit einfach wunderbar bei mir hat. Also nahm ich Mimi fest in den Arm und ging mit ihr zur Hintertür hinaus in den Garten.

Hui!!! Ich brauchte beide Hände und alle mir zur Verfügung stehenden Kräfte. Ich setzte mich mit Mimi auf die Sommerbank. Meine Probekatze setzte alles daran, die Probezeit ein für allemal zu beenden. Es gelang ihr NICHT. Nach einer Viertelstunde schloss ich die Hintertür wieder hinter uns. Von meinem kühnen Experiment war ich nicht mehr gänzlich überzeugt: Die Katze ließ sich durch nichts und niemanden von der Hintertür abdrängen. VOR dem Gartenausflug nahm Mimi mir nur übel, dass ich sie entführt habe. Nach dem Gartenausflug wusste sie, dass ich sie darüber hinaus auch noch widerrechtlich einsperre.

Am nächsten Tag hatte sie sich wieder beruhigt. Das Wetter war noch immer prächtig. Ich war in Siegerlaune, also ging ich mit einer ungesund üppigen Portion Übermut zur Hintertür hinaus und ließ die Tür wie zufällig für Mimi offen. Sie kam, schlich noch einmal um meine Beine und verschwand schnurstracks durch eine Hecke zum Nachbarn. Von dort eilte sie durch Zypressen zum übernächsten Nachbarn und entschwand endgültig meinen Blicken. Noch war ich optimistisch und siegesgewiss. Ich dachte mir, Mimi würde eine Erkundungsrunde gehen und treu und brav zu mir zurückkommen. Spätestens wenn ich „Mimi“ rufe . Ich setzte mich also seelenruhig in einen Gartenstuhl und nutzte die Zeit, um meinen „Probevertrag über die Vermittlung einer Katze“ zu studieren. Bei Absatz drei schwand meine Seelenruhe. Ich stand auf, um Mimi zu suchen. Selbstredend war das Tier nirgends zu sehen. Ich rief „Mimi“, aber Mimi hatte sich doch noch nicht an ihren Namen gewöhnt. Mir wurde etwas schwindlig und flau im Magen. Ich setzte mich wieder und nahm den Vertrag nochmals zur Hand. Mit zittriger Stimme las ich mir Absatz drei des Vertrages selbst vor. Ich las ihn langsam und schnell, leise und laut, vorwärts und rückwärts. Aber es wurde nicht anders. Ich hatte unterschrieben, dass ich mich verpflichte, die Katze während der Probezeit ausschließlich in der Wohnung zu halten. Im Falle der vorsätzlichen Zuwiderhandlung wurde mir mit dem sofortigen Entzug des Tieres gedroht.

Mimi Superstar

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