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Naturphänomen im Januar 1.6Eishaar

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Ron Poot

Der Bart von König Winter: – das ist der anschauliche Name für eine seltene, doch faszinierende Naturerscheinung: Eishaar oder Haareis. Man begegnet ihm nicht einfach so. Viele Bedingungen müssen erfüllt sein, ehe Eishaar erscheint. Die Befriedigung, wenn man es findet, ist dann aber umso größer!


Ein wenig Sonnenlicht erweckt Ihr Bild zum Leben, bedeutet jedoch auch schnell das Ende für das Eishaar. | Ugchelen | Nel Appelmelk | Canon EOS 5D III mit Canon 100 mm 1:2,8 Makro und 12-mm-Zwischenring, 1/10 s, Blende 9, ISO 125


Aus der Nähe eignet sich Eishaar hervorragend für abstrakte Fotos. | Hoog Soeren | Nel Appelmelk | Canon EOS 7D mit Canon 100 mm 1:2,8 Makro, 1/30 s, Blende 11, ISO 250

Was ist Eishaar? Genau genommen ist es gefrorener Atem – nicht von Menschen oder Tieren, sondern von mikroskopisch kleinen Schimmelpilzen, die in Totholz leben. Diese Schimmelpilze atmen unter anderem Wasserdampf aus und pressen diesen aus den winzigen Poren des Totholzes. Wenn es draußen friert, dann verwandeln sich die Wassertröpfchen in Eiskristalle. Allmählich wachsen immer mehr Eiskristalle zu langen dünnen Eisdrähten zusammen.

Wo und wann trifft man auf Eishaar? Man findet es im Wald auf totem Laubholz, von dem die Rinde schon verschwunden ist. Die Luftfeuchtigkeit muss 100 Prozent betragen, ideal ist die Zeit nach einer Regenperiode. Und natürlich muss es ein wenig frieren, aber auch nicht zu stark oder anhaltend, denn sonst stellen die Schimmelpilze den Stoffwechsel ein, und es passiert: nichts.

Worauf müssen Sie als Fotograf achten? Fangen Sie mit dem Wetterbericht an – der erste Frost nach einer relativ warmen und nassen Zeit ist am besten, weil dann die Mikroorganismen noch munter bei der Arbeit sind. Wenn Sie Eishaar finden, dann berühren Sie es nicht. Es ist äußerst zerbrechlich und schmilzt sehr schnell. Die Lichtverhältnisse im winterlichen Wald sind meistens schlecht; nehmen Sie deshalb ein Stativ oder einen Bohnensack mit. Schauen Sie sich gut in der Gegend um, ob Sie vielleicht noch mehr Exemplare finden, und wählen Sie das schönste aus. Nach einer ersten Serie dokumentierender Aufnahmen können Sie tiefer eintauchen: Suchen Sie nach schönem Lichteinfall, Gegenlicht, Streiflicht und entdecken Sie die zahllosen Schattennuancen, die die hyperfeine Struktur des Eishaars freilegen.

Praxisbuch Naturfotografie durchs ganze Jahr

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