Читать книгу Callgirl unterm Weihnachtsbaum - Daisy Summer - Страница 9
Оглавление4
BIG BIG LOVE
JACOB
Es war ein vollkommen neues Gefühl für mich, hier mit Emma anzukommen. Nach all den Jahren, in denen mir keine Frau nahe gekommen war, erschien es mir, als wäre ich endlich Zuhause.
Dabei hatten wir bisher kaum Zeit miteinander verbracht. Unsere spärlichen Telefonate während der vergangenen zwei Wochen ausgenommen, war es nur eine knappe Woche, in der wir uns von Angesicht zu Angesicht begegnet waren.
Und doch war Emma mir vertrauter als jeder andere Mensch auf der Welt.
„Ich liebe dich“, hauchte sie und sah mich dabei an, als wäre ich etwas ganz Besonderes.
Ungefähr so besonders wie Emma für mich war.
Auch ich hatte bereits mehrmals Ich liebe dich zu ihr gesagt. Die drei Worte, die seit Jahren überhaupt nicht mehr über meine Lippen gekommen waren, rutschten mir bei Emma einfach so raus. Ohne dass ich darüber nachdenken musste, erblickten sie das Licht der Welt. Ich fühlte es in diesen Momenten genau so. Es war beinahe schon unheimlich.
Jetzt hatten wir eine ganze Woche nur für uns. Wenn wir zu zweit alleine hier draußen in der Wildnis waren, würde sich zeigen, ob das zwischen uns nur ein Strohfeuer war oder der Beginn von etwas ganz Großem.
Ich tendierte entschieden zu letzterem. Aber ich hatte mich schon einmal so sehr in einem Menschen getäuscht, den ich von ganzem Herzen geliebt hatte.
Darum prüfe, wer sich ewig bindet - das war mein Motto. Davon würde ich auch Emma nicht ausnehmen, so sehr ich sie auch liebte. Beziehungsweise zu lieben glaubte.
Gefühle konnten gemeine Verräter sein. Die Vernunft sollte mir eigentlich eindringlich sagen: Jacob, Augen auf! Doch sie sagte es nicht. Aber noch hatte ich die Kontrolle über meinen Verstand nicht ganz verloren.
Emma zitterte unter mir. Da ich nicht sicher sein konnte, ob das von der Kälte kam oder von der Erregung, gab ich ihr einen weiteren romantischen Kuss und löste mich dann von ihr.
Ich reichte ihr meine Hände, die sie vertrauensvoll ergriff, und zog sie auf ihre kleinen Füße, die in den dicken Stiefeln doppelt so groß aussahen wie sie eigentlich waren.
Wenn sie sich nicht so furchtbar vor dem Elch erschrocken hätte, hätte ich ihr gern den Fuchs gezeigt, der uns aus dem Schutz einer Fichte beobachtete. Aber den weiteren Schrecken wollte ich ihr ersparen.
„Du bist total nass und durchgefroren. Du musst ins Haus, Emma.“
Am ganzen Leib zitternd, schmiegte sie sich an mich. Ihr Kopf mit dem schönen blonden Haar, das von der Toberei ganz zerzaust war, bewegte sich. Das sollte wohl ein Nicken bedeuten.
„Geh schon vor und lass dir ein Bad ein. Aber sei vorsichtig. Es ist glatt. Nicht, dass ich dich wieder vom Boden auffischen muss.”
„Glaub mir, so etwas passiert mir nur einmal. Ab sofort bin ich so sorgsam, als würde ich im Central Park Schlittschuhlaufen.“
Übervorsichtig setzte sie einen Fuß vor und wäre prompt wieder ausgerutscht, hätte ich sie nicht im letzten Moment aufgefangen.
„Winter scheint nicht so deins zu sein”, bemerkte ich, musste mir das Grinsen aber verkneifen. Emmas rotgefrorenes Näschen und ihr verhuschter Gesichtsausdruck waren einfach so süß, dass ich sie am liebsten an Ort und Stelle vernascht hätte.
Doch das behielt ich für mich. So wie ich sie einschätzte, wäre sie sofort dabei gewesen. Aber das ging gar nicht. Das kleine Stadtmädel hätte sich eine Lungenentzündung eingefangen.
Und wenn sie dabei auch noch den Fuchs entdeckt hätte und eventuell auch den Elch, der uns aus sicherer Entfernung angstvoll beäugte, hätten wir gleich wieder abreisen können. Gleich nachdem ich den Jeep aus dem Hügel befreit hatte. Was nicht besonders schwierig werden würde. Aber Emma sollte den richtigen Eindruck von mir bekommen. Ja, ich war ein Schwein. Doch ich würde alles tun, damit Emma mich auch wirklich so sehr liebte wie ich sie. Und wenn ich dafür Elche verscheuchen, Füchse verheimlichen und einen angeblich festgefahrenen Jeep mit Allradantrieb befreien musste.
Oder ihrem unfähigen Boss ein halbes Dutzend Aushilfskräfte beschaffte. Und meinem Freund vom Buffalo Manager Magazine 100.000 extra zusteckte. Darum musste ich mich auch noch kümmern, sobald Emma in der Wanne saß, denn noch hatte ich keine Ahnung, wie es in der Sache stand.
„Hoffen wir, dass bis zum Ende der Woche ein bisschen Schnee geschmolzen ist”, murmelte ich und zwinkerte Emma zu.
„Bloß nicht. Ich finde den Schnee toll!“, protestierte sie überraschenderweise und ließ sich bereitwillig von mir ins Haus führen.
„Ach du meine Güte! Was ist denn mit dem armen Kerl passiert?”, rief sie, kaum dass ich die Tür aufgeschlossen hatte.
Sie schlug eine dick behandschuhte Hand, an der auch noch ihr Schal hing, auf ihren aufgerissenen Mund, sodass von ihrem Gesicht nur noch das rote Näschen und die kugelrunden Augen zu sehen waren.
Mein Gott, sie war so süß!
Aber noch war keine Zeit für ein Schäferstündchen. Armen Kerl vertreiben, Jeep umparken, Ricky anrufen, Jeep auspacken, Emma anpacken.
Ich sah mich nach einem armen Kerl um. Sollte sich ein Trapper hierher verirrt haben? Oder hatte Gelber Bär es sich in meinem Haus gemütlich gemacht, weil er bei sich Heizkosten sparte?
Es war weder das eine, noch das andere. Emma sprach tatsächlich von dem Weihnachtsbaum.