Читать книгу Love@work - Das Tagebuch - Dani Merati - Страница 4

***

Оглавление

Gegen Mittag war die Euphorie über das übertragene Projekt einer stillen Resignation gewichen. Martin, der heute einen Auswärtstermin hatte, hatte ihn noch vorher im Konferenzraum genagelt - rücksichtslos und nur mit minimaler Vorbereitung.

‚Vielleicht sollte ich anfangen einen Buttplug zu tragen?‘, sinnierte er, verwarf das jedoch gleich wieder. Nachher bildete diese Mistsau sich ein, ihm gefiele, was er mit ihm anstellte.

Er brauchte dringend eine Ablenkung, und als er Adam mit dessen Bruder aus dem Büro kommen sah, traf ihn die Inspiration wie ein Blitz. Die geschmeidigen Bewegungen des anderen Mannes verfehlten nie ihre Wirkung. Hatte er gerade noch gedacht, seine Erektion wäre für immer Geschichte, zuckte sein Schwanz jetzt erwartungsvoll, als sein Chef ihm freundlich zulächelte, ehe er mit Grayson Richtung Fahrstühle verschwand.

Sascha schloss genießerisch die Augen. Was gäbe er dafür nur ein einziges Mal in den Armen dieses Mannes zu liegen, all seine geheimen Wünsche auszuleben. Er schaute sich um. Das Großraumbüro wirkte wie ausgestorben, fast jeder Mitarbeiter in der Mittagspause. Er griff nach seiner Umhängetasche unter dem Schreibtisch, huschte zu den Toiletten, wo er sich in einer Kabine einschloss.

Zuerst wollte er sich zu der Fantasie, die in seinem Hirn herumspukte einen herunterholen, doch der Drang zu etwas anderem war stärker. Er kramte in der Tasche herum und zog ein edel gebundenes Buch hervor. Das kitschige goldene Design brannte ihm in den Augen, aber nie würde er dieses hochwertige Büchlein gegen ein weniger Auffälliges eintauschen.

Seine geliebte Großmutter hatte ihm als Zehnjährigem zum ersten Mal so ein Journal geschenkt und das war der Anfang einer neuen Ära für ihn gewesen. All seine übersprudelnden Emotionen, für die seine Eltern kein Verständnis zeigten oder nur den Kopf schüttelten, füllten seitdem die weißen Blätter. Mit zunehmendem Alter fanden immer häufiger erotische Fantasien ihren Weg dort hinein - zum größten Teil bis heute unerfüllt.

Sascha holte den eleganten Füllfederhalter aus dem Etui - ebenfalls ein Geschenk seiner Oma - und hockte sich auf den Toilettensitz. Zum Glück waren die Sanitärräume der Agentur ein Musterbeispiel für Hygiene und so konnte man es hier einigermaßen aushalten. Nachdenklich überlegte er einen Moment, schloss die Lider, rief sich Adams Lächeln erneut in Erinnerung. Wie von selbst glitt der Füller über das Papier.

Diesmal hat er mich an Händen und Füßen gefesselt. Fest genug, dass ich es nachdrücklich bei jeder Bewegung spüre, aber nicht so eng, dass es wehtut. Eine Augenbinde nimmt mir die Sicht und es ist völlig dunkel. Ich höre ihn atmen und fühle den warmen Atemhauch, der meine Haut kitzelt. Die Laken unter mir sind seidig weich, eine zarte Liebkosung, die mich in den Wahnsinn treibt. Ich brauche ...

„Sascha“, wispert er rau in mein Ohr. „Ich werde dich genauso verwöhnen, wie du es magst.“

Allein der Klang seiner Stimme peitscht Erregung durch meinen Körper, lässt mich an den Fesseln zerren. Er weiß genau, was ich will, was ich brauche und er ist fest entschlossen, mir jeden Wunsch zu erfüllen, obwohl ich doch in seiner Hand bin. Mein Schwanz zuckt verlangend, ich spüre die ersten Lusttropfen auf meinem Bauch ...

Lautes Gelächter riss Sascha aus der Fantasie und die Tür zum Herrenklo ging auf. Verdammt! Da verbrachten wohl einige ihre Mittagspause nicht auswärts. Er sollte nicht so nachlässig sein und während seiner Arbeit Tagebuchschreiben. Aber er hatte nicht widerstehen können. Manchmal kam es ihm wie eine Sucht vor, denn so rasant, wie er die Seiten füllte, das konnte doch nicht normal sein.

Na ja, das lag auch größtenteils an diesem Arschloch Tauber. Was er über den schon alles festgehalten hatte ... Mit ein Grund, weshalb er das Tagebuch wohl besser nicht mit in die Agentur brachte. Nicht auszudenken, wenn Martin es mal fand. Oder - Gott bewahre! - der Agenturchef.

Sascha schüttelte sich bei der Vorstellung an die Verachtung, die dann in den sturmgrauen Augen blitzen würde. Überhaupt sollte er sich jeden Gedanken an Adam Donahue aus dem Kopf schlagen. Klar, er bescherte ihm explosive Fantasien und heiße Träume, von denen er oft genug eingesaut aufwachte, er war jedoch unerreichbar.

Aber dennoch ... eine Anweisung vom Chef, sich über den Schreibtisch in dessen Büro zu beugen - ja, die würde er mit Freuden befolgen. In seiner Mitte kribbelte es nachdrücklich und er drückte fest auf die Beule im Schritt. Großartig, jetzt musste er sich doch noch einen runterholen, so konnte er hier nicht raus. War der Kerl da draußen bald mal fertig? Aha, er hörte endlich die Spülung, dann klappte die Tür zum Flur auf und wieder zu. Igitt! Hoffentlich niemand von seinen engeren Kollegen, denen er öfter die Hand schüttelte.

Seufzend verstaute Sascha das Tagebuch in seiner Tasche, den Füller im Etui. Er kümmerte sich um das klitzekleine Problem mit seinem nervenden Schwanz, ehe er zurück an seinen Platz trottete - nachdem er sich gründlich die Hände gewaschen hatte, selbstverständlich.

Das Großraumbüro war nach wie vor verwaist und er holte sich noch rasch eine Tasse Kaffee aus dem Aufenthaltsraum, ehe er zu seinem Schreibtisch ging. Er hätte auch runter ins Bistro gehen können, wie die meisten Kollegen, aber der Gedanke die ganze Zeit zwanghaft zu Adam hinüberzulinsen, behagte ihm nicht. Zudem war Markus bestimmt ebenfalls da und er und Gray turtelten vermutlich wieder wie Teenager herum. Das musste er sich nicht antun.

Sascha legte die Umhängetasche neben den PC, plumpste in den Bürostuhl und nippte an dem faden Gebräu, dass die alte Kaffeemaschine hier oben produzierte. Blind starrte er auf den dunklen Bildschirm, immer noch aufgeheizt von der Fantasie über seinen Chef. Die Bilder trieben ihn in den Wahnsinn und er sollte endlich damit aufhören, sich in diese Traumwelt zu flüchten. Sie war schließlich nur ein Produkt seines Gehirns.

Adam stand vielleicht auf völlig anderen Sex, mochte es wahrscheinlich ebenso hart und schmutzig wie Martin. Nein! Stopp! Niemals. Tauber war ein Kontrollfreak, der seine Macht immer und überall ausspielen musste. So war Adam nicht. Ganz bestimmt nicht. Er würde Sascha mit Respekt behandeln, ihn langsam verführen und ihn sanft dominieren ...

‚Oh Schluss jetzt! Das ist einfach nur noch lächerlich, was du dir hier zusammenfantasierst.‘

„Sascha?“

Erschrocken zuckte er zusammen, riss die Augen auf. Jegliches Verlangen starb eines raschen Todes, als er Martin vor seinem Schreibtisch stehen sah. Hatte der nicht einen Auswärtstermin? Soviel zu einem ruhigen Tag!

„Die Präsentation für ‚Belfood‘ ist auf morgen vorverlegt worden. Sie kommen in voller Besetzung. Ich brauche also für insgesamt sechzehn Leute eine Präsentationsmappe. Bitte kümmere dich bis heute Abend darum. Die Unterlagen sind in meinem Büro.“

„Aber das ist doch die Aufgabe von Sandra ...“ Jeder Widerspruch erstarb auf seinen Lippen, als Martin eine Augenbraue hob.

„Muss ich mich wirklich wiederholen?“

Tauber stolzierte wie der eitle Gockel, der er war, davon. Shit, wieder kein vernünftiger Feierabend - und seinen Hintern konnte er dann später auch noch verarzten. Der brannte sowieso von der Runde heute Morgen. Erneut insistierte die zaghafte Stimme in seinem Hinterkopf, dass dieses Praktikum es nicht wert war, jegliche Achtung vor sich selbst zu verlieren, doch er drehte ihr rigoros den Hahn zu. Schwerfällig stand er auf und folgte dem Bastard ins Büro.

Love@work - Das Tagebuch

Подняться наверх