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Was ist Pflege? – Der Versuch einer Definition

Im 19. Jahrhundert wurde die pflegerische Versorgung in erster Linie durch Ordensschwestern durchgeführt. Scheinbar übermäßige Nächstenliebe, verbunden mit Selbstaufgabe und niedriger oder fehlender Entlohnung, unterstrichen die Berufung, anderen zu helfen. Auch heute sind die Grundüberzeugungen der Ordensschwestern teils in den Köpfen der Gesellschaft verankert. Warum sonst werden die Pflegenden mit „Schwester“ angesprochen und die Pflegemaßnahmen auf das „Hinternabputzen“ begrenzt? Pflege ist ein Beruf. Ob Sie sich dazu berufen fühlen oder nicht, ist nicht relevant.

Der Unterschied zu früher ist, dass Pflege heutzutage einen theoretischen Hintergrund hat. Es gibt Theorien, Modelle, Phänomene, die erklärt und in Verbindung gebracht werden. Wir können Gesundheitsrisiken erkennen, Gefahren einschätzen und diesen mit wissenschaftlich fundierten Maßnahmen entgegenwirken. Forschung und Erfahrung zeigen uns, wie sich Menschen mit Erkrankungen im Alter fühlen und was sie für ein hohes Maß an Lebensqualität benötigen. Pflege ist zur Profession geworden. Zumindest ist es uns gelungen, ein Stück weit vom Eindruck der Laienpflege wegzukommen. Leid und Krankheit können gemindert, Wohlbefinden und Lebensqualität gesteigert werden. Und das ist doch erst einmal positiv.

Aber was genau tun wir Pflegekräfte?

Einfach ausgedrückt, helfen wir Menschen darin, all das durchzuführen, was sie nicht mehr selbstständig können – sei es die Körperpflege, das Essen und Trinken oder die Unterstützung bei der Ausscheidung und Mobilität.

Im Rahmen des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs hat sich auch das Verständnis von Pflege verändert. Nicht nur körperbezogene Tätigkeiten stehen im Vordergrund, sondern auch die psychosoziale Unterstützung, die Anleitungs- und Beratungsfunktion Pflegender. Ziel dabei ist, Fähigkeiten der Pflegebedürftigen zu erkennen, zu erhalten und bestenfalls zu verbessern. Zudem müssen wir auf die Individualität der zu versorgenden Menschen eingehen. Diese Komplexität macht es uns schwer, Pflege zu beschreiben, aber auch von anderen Berufsgruppen abzugrenzen.

Jetzt werde ich sicherlich auf heftige Kritik stoßen, trotzdem erlaube ich mir, zu äußern, dass viele pflegerische Tätigkeiten von ungelernten Personen oder anderen Berufsgruppen ausgeführt werden können.

Medikamente dosieren können Apotheker*innen; Essen kochen und verteilen können Hauswirtschafskräfte; die Verwaltungsangestellten können sich im Dienstzimmer dem Schriftlichen widmen.

Aber wissen Sie, was Ihre Kernkompetenz ist?

Sie können den individuellen Pflegeprozess systematisch gestalten und steuern! Sie sind der*die perfekte „Pflegemanager*in“ auf Ihrem Wohnbereich. Es ist ein Unding, Sie als hochqualifizierte Pflegefachkraft, die zudem noch „Mangelware“ ist, fürs Bettenbeziehen o. Ä. heranzuziehen. Es muss ein Umdenken stattfinden.

Tipp 6: Sehen Sie sich als kompetente Fachkraft und nicht als neumoderne Ordensschwester.

Es ist wichtig, dass Sie ausreichend Zeit für die Patient*innen haben, um komplexe und herausfordernde Pflegehandlungen zu meistern und Behandlungspflege und Beratungen gewissenhaft durchzuführen. Das braucht Zeit. Daher:

Tipp 7: Delegieren Sie Tätigkeiten, die keiner Pflegeausbildung bedürfen.

Schwester! Können Sie mal eben kommen?

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