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Kapitel 5

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Wo – bin – ich?“ Stöhnend kämpft sich Jessica von einer Yogamatte auf dem harten Dielenboden hoch. Aus verquollenen Augen versucht sie heftig blinzelnd irgendetwas zu erkennen.

„Kaffee oder Eisbeutel?“, fragt jemand.

„Bea? Kaffee.“

„Sollst du bekommen.“

Jessica schnüffelt. Fast fängt sie an zu würgen. „Was stinkt hier so ekelerregend?“

Bea drückt ihrer Freundin einen dampfenden Kaffeebecher in die Hand. „Du.“

„Weil?“

„Drogencocktail ausgekotzt.“

„Niemals! Selbst beim schlimmsten Absturz niemals Drogen!“

„Trink. Je eher du duschst, desto besser für alle Anwesenden.“

„Wer noch?“

„Susan.“ Bea deutet hinter Jessica. „Das Schnarchbündel auf der Couch.“

„Welcher Tag?“

„Sonntag.“

Verzweifelt versucht Jessica, ihr Gedächtnis anzuklicken. Sonntag, Sonntag. „Muss mir dazu etwas einfallen?“

„Keine Ahnung“, versetzt Bea müde. „Ab ins Bad, damit wir bald mal was in unsere Mägen kriegen. Ich gehe zum Bäcker.“

Wenig schmeichelhaftes Outfit in den von Bea geliehenen Sachen, obendrein kreidebleiche Gesichter mit blutunterlaufenen Augen. So bestreiten die Drei ungewöhnlich stumm am späten Mittag ihr gemeinsames Frühstück in Beas hipper Wohnküche.

Bis Susan in die Stille hinein fragt, was ihr gerade in den vernebelten Sinn kommt: „Sachstand bei deinem Sascha?“

Jessicas Reaktion ist absolut filmreif. Ihr baumelnder Kopf schnellt hoch, sie reißt die Augen bis zum Anschlag auf und wimmert: „Sascha? – Museum. – Wie spät?“

Bea und Susan gucken sich nur an.

„Wie spät, verdammt?“

„Äh, gleich 14 Uhr“, zeigt Bea auf die unübersehbar riesige Wanduhr.

Jessica springt auf. „Wir sind um 15 Uhr am Hamburger Bahnhof verabredet!“

„Vergiss es. Wenn du ihn nicht für alle Zeiten verschrecken willst, kostet dich allein deine Gesichtsrenovierung locker zwei Stunden“, knallt ihr Susan an den Kopf.

„Kannst euer Date doch um eine Stunde verschieben“, schlägt Bea vor.

„Unmöglich“, jammert Jessica, „keine Nummer.“

„Null Nummer? Wo gibt’s denn so was?“, tönen ihre Freundinnen ungläubig.

„Hilfe!“, fleht Jessica.

„Na, dann spielen wir mal Ritterinnen der Schminkrunde“, grinst Susan. „Stürmt das Bad, Mädels.“

„Vorher-nachher-Selfie, so viel Zeit muss sein“, bettelt Bea. Schnell reicht sie ihrer Freundin das eigene Smartphone.

Mit schielenden Augen drückt Jessica den Auslöser.

Bea postet auf Facebook: “After before partytime”.

Los kommt Jessica erst, als das Endresultat daneben gepostet ist.

Sofort jagen sich die Comments:

> Sauforgie? <

> Neid!!!!!! -=#:-) <

> Wie habt ihr das hingekriegt? <

> Gut für uns Jungs mal zu sehen, wie ihr wirklich ausseht :-> <

> :-! <

> 8-] <

> Wo hängt die denn ab? <

> Haul wäre toll gewesen <

> Welche Tools? Dringend!!!! <

Ein Gutes hatte die Kamikaze-Aktion bei Bea. Als Jessica mit geliehenen Geld ihr Taxi bezahlt, kann sie einigermaßen bis Drei zählen. Auch wenn sich damit prompt die erste, unangenehme Frage aufdrängt: Um welche Ausstellung geht es eigentlich? „Wieso habe ich das nicht vorher gegoogelt?“ Da entdeckt sie Sascha auf einer Bank in dem kleinen Museumsgarten. Wer ist die Schwarzhaarige, mit der er sich so lebhaft unterhält? „Hallo.“

„Hi, Jessica. Meine Schwester ist zu Besuch in Berlin. Sie möchte diese Ausstellung auf keinen Fall verpassen.“

„Hallo. Ich bin Kira.“ Kurz schüttelt sie Jessica die Hand, dann sieht Kira auf ihre Armbanduhr. „Wir sollten uns beeilen. Um 18 Uhr wird dicht gemacht.“

„Smartwatch?“, nickt Jessica zu der schicken Uhr.

„Ich bin doch nicht bescheuert“, lacht Kira kopfschüttelnd.

Aber Jessica ist mit ihren lahmen Gedanken noch woanders beschäftigt. Date zu Dritt? Volle drei Stunden für eine Ausstellung? Wo bin ich denn hier? Sie sehnt sich nach ihrem Bett.

Auf dem Weg in den Hamburger Bahnhof schnappt Jessica „Nationalsozialismus“ auf. Mit Mühe unterdrückt sie einen mürrischen Kommentar.

Der Rundgang durch die Ausstellung verläuft, gelinde ausgedrückt, zweitönig. Sascha tauscht sich mit seiner Schwester angeregt über Werke, Künstler und die dramatischen Ereignisse dieser Zeit aus. Dagegen steuert Jessica kaum mehr als „ach ja, wusste ich gar nicht“ bei. Ihr stumm geschaltetes Handy hält den Kontakt zur Welt.

Währenddessen mutieren ihre Highheels – die anderen Beiden tragen bequeme Sneakers – zu martialischen Folterwerkzeugen. Bei jedem neuen Werkstopp brüllt es von Fuß bis Kopf: Ich will hier raus!

„Du bist reichlich blass.“ Sascha betrachtet sie besorgt von der Seite.

„Frische Luft käme gut.“

„Draußen gibt es eine kleine Caféterrasse. Willst du schon mal hingehen und wir kommen später nach?“

„Wenn das für euch in Ordnung ist?“

„Mach ruhig.“

„Okay, bis gleich.“ Erleichtert trippelt Jessica wie auf rollenden Eiern davon.

Kira blickt ihr kurz nach. „Noch immer ein Faible für hoffnungslose Fälle?“

„Kein Kommentar.“

Zwei Cappuccino plus ein Stück leckerer Apfelkuchen später sitzt Jessica surfend an ihrem schattigen Tisch, als die Geschwister auftauchen. Die Highheels parken unter ihrem Stuhl.

Kira steht die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. „Faszinierende Ausstellung. Dafür, dass ihr mich mitgenommen habt, spendiere ich den Kaffee.“

„Geht es dir besser?“ Sascha setzt sich Jessica gegenüber.

„Fast wieder fit“, übertreibt Jessica schamlos. Automatisch schiebt sie dabei das Smartphone in ihre Handtasche.

„Könnte dein Handy auch länger dort bleiben?“

„Wieso?“

Mit verschmitztem Lächeln erwidert er: „Ich würde dich gerne zum Essen in ein besonderes Restaurant einladen.“

„Heute?“, fragt Jessica erschrocken.

„Aha, keine gute Idee.“

„Nimm es mir nicht übel. An jedem anderen Tag supergerne.“

Davon ermutigt, wagt sich Sascha nochmals vor. „Nächsten Samstag?“

Jessica fühlt sich bereits unendlich mies, bevor sie zerknirscht antwortet: „Öhem, da ist mein Geburtstag.“ Schnell schießt sie hintendrein: „Magst du dich eventuell abends meiner Clique anschließen? Wir gehen zuerst in ein schickes Restaurant, danach wird im Klub gefeiert.“

„Warum nicht?!“ Eine gewisse Verunsicherung, worauf er sich da einlässt, schwingt deutlich mit.

„Möchtest du mitkommen?“, richtet sich Jessica notgedrungen an seine Schwester.

„Nett von dir. Aber Partys finde ich eher verzichtbar.“

„Du kannst es dir ja noch überlegen. Jedenfalls sollte ich langsam den Heimweg antreten.“ Mit den Füßen angelt sie nach ihren Highheels, versucht hinein zu schlüpfen, und ein lautes „Au“ flutscht ihr heraus.

Sascha und Kira sehen sie überrascht an.

„Falsche Schuhe, paar Blasen gelaufen.“ Vorsichtig erhebt sich Jessica von dem Stuhl, beißt die Zähne zusammen und humpelt, „man sieht sich“ winkend, in Richtung des Hauptbahnhofs davon. Denn für ein Taxi nach Hause reicht ihr geborgter Bargeldbestand wohl kaum.

Schnaufend auf dem nächstbesten Sitzplatz in der S-Bahn gelandet, lädt sie den aufgestauten Frust bei ihrer Community ab.

> Nie wieder Museumsdate! Und dann war auch noch seine Schwester dabei!!!!!!!! ~X( Jessi <

> Is wahr?!?!?! Bea <

> Dein Sascha ist ja echt mega… Caro <

> Zumindest etwas speziell … Jessi <

> Etwas??????? L-) Kick weg! Laura <

> Und die Ausstellung? Meggy <

> :-C Supergruftig!!!!!!!! Jessi <

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…Pappelallee 41 / Invalidenstr. 50 / Hauptbahnhof / Lichtenberg / Ruschestr. 20 …show more

Email/SMS/Chat/Tweet:

14:08 >Sauforgie?<

…show more

14:46 >Neid!!!!!<

…show more

17:51 <belle@hell>

Comment: >#Ekelhaft! Koch ins Gesicht gepfeffert?<

18:48 >Nie wieder Museumsdate! ...details

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Foto:

14:05 Facebook

>After before Partytime< show photo

14:44 Facebook

>After before…APPLAUSE!< show photo

Mobil surfen:

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Home surfen: Alert!

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Montag, 1. Juli. „Warum habe ich nicht gekündigt?“ Komplett angenervt hockt Jessica an ihrem Arbeitsplatz. Gerade war ihre neue Kollegin, Isabell, zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Vormittag bei ihr angetanzt.

Mal weiß Isabell eine Übersetzung nicht, mal stürzt ihr das Programm ab, mal sucht sie die Toilette, mal hat sie den Kundenkontakt gelöscht, mal will sie den Kaffeeautomaten erklärt bekommen.

In den letzten zwei Stunden hat die garantiert keine zehn Minuten stillgesessen, motzt Jessica still vor sich hin. Und dann im Minutentakt dieser enervierende Klingelton ihres Handys. Was soll das darstellen? Reifenquietschen und Auspuffknaller?

Kurz lugt Jessica um ihre rechte Trennwand zum benachbarten Schreibtisch. Ganz nebenbei sieht die Kleine aus wie ein missratener Haul von Katty Cool für Kookai.

Von sieben Aufträgen sind noch fünf zu bearbeiten, sofern keine weiteren eintrudeln. Wenn Jessica weiterhin solch drastische Flüchtigkeitsbolzen fabriziert, muss sie die ganze nächste Nacht im Großraumbüro verbringen.

„Jessica, entschuldige. Darf ich nochmal dein tolles Wörterbuch benutzen?“

Ohne aufzusehen winkt Jessica. Dabei stellt sie sich eine gelbgrüne Schleimspur vor, die pausenlos aus Isabells kirschrotem Mund blubbert.

So kann frau niemals arbeiten! Knete dein Hirn auf Form. Mehr Kaffee! Jessica springt auf, dass ihr Stuhl wegrollt, stürmt zum Kaffeeautomaten, zapft zwei Latte, balanciert damit zu Anna und flüstert ihr zu: „Wo hat Mario die denn eingesammelt?“

„Wen?“

Jessica deutet mit dem Daumen schräg hinter sich.

„Du musst doch am besten wissen, wie schwer Japanisch-Leute aufzutreiben sind.“

„Hat die überhaupt eine Uni von innen gesehen? Null Ahnung, die Puppe.“

Anna zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Wenn sie nix taugt, fliegt sie. Da kennt Emma Reiter kein Pardon.“

Jessica fällt die Kinnlade herunter. „Was jetzt?“

„Was dachtest du denn, wo deine Vorgängerin abgeblieben ist?“

„Äh? Vorgängerin?“

„Marsch, Marsch, an die Arbeit.“

„Ach, Anna“, Jessica kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, „gewagte Tattoos.“

„Schschh! Schnauze halten!“, zischt ihre Kollegin mit bitterbösem Blick.

Jessica klemmt ihre Schnute zwischen Mittel- und Zeigefinger ein, bevor sie Leine zieht.

Trotz des sonntäglichen Desasters wäre eigentlich eine Mittagspause mit Sascha besser als gar keine Pause.

˃ Hallo, Sascha! Mehr Eis? Jessica ˂

˃ Hi, Jessica! Wie geht es deinen Füßen? Dafür das Eis? Sascha ˂

˃ Vollgepflastert. Egal, wofür. Jessica ˂

˃ Neues Café testen? Sascha ˂

˃ Immer. CU. Jessica ˂

„Jessica? Wie übersetzt man Handbetrieb?“, möchte Isabell mittlerweile doch etwas kleinlaut wissen.

„Wo hast du nochmal studiert?“

„In Tübingen.“

„Japanische Literatur?“, tippt Jessica mit ätzendem Unterton.

„Meine Abschlussarbeit habe ich über Sumo-Ringer geschrieben.“

„Wenig hilfreich bei ‚GTN‘.“

Die Neue bekommt einen knallroten Kopf und sieht schnell wieder auf ihren Monitor.

Flüsternd tröstet Isabell sich: „Ist ja nur vorübergehend.“ Sobald ihre Bewerbung an der Universität von Tokio besiegelt ist, wird sie hier jedenfalls schleunigst die Biege machen. „Gebrauchsanweisungen? Megagrottig! Echter Laden für Loser.“

Sascha und Jessica schlendern, ausgerüstet mit Wasserflaschen und Baguettes, über die schattige Seite der Rosenthaler Straße.

Zwischen zwei Bissen nuschelt sie: „Wir sollen heute fast 40 Grad aushalten, hat die Wetter-App behauptet.“

„War schon gut, das Café zu knicken. Die Luft dort war wirklich zum Ersticken. Am liebsten würde ich den Rest des Tages unter der Dusche verbringen.“

„Oder schwimmen gehen.“

„Nenn mir ein Schwimmbad, in dem noch ein Stehplatz frei wäre.“

„Badewanne mit Eiswürfeln.“

„Mutig. Da bräuchte man jemand Anschmiegsames gegen Frostbeulen.“

„Ach ja?“, fragt Jesica keck.

„Bloß besitze ich keine Wanne“, bedauert Sascha.

„Dito“, seufzt Jessica, „aber frau wird ja mal träumen dürfen.“

„Sommerurlaub in Island“, schwärmt er übergangslos.

„Sale out in Paris.“

„Louvre.“

„Lafayette.“

„Gar kein Urlaubstraumziel?“, versucht Sascha ihre Unterhaltung in einen anderen Kanal umzuleiten.

„Tausend Möglichkeiten, keine ist drin.“

„Wieso? Ende des Monats kriegen wir Urlaubsgeld.“

„Bringt mein Konto hoffentlich wieder ins Plus, aber mich keinen Meter weit.“ Elektrisiert begutachtet Jessica das kleine Schwarze im Schaufenster der neu eröffneten Boutique „Ma Belle“, vor der die beiden zufällig stehen geblieben sind. Das wäre mal ein super Outfit für ihren Geburtstag. Spontan scannt sie das mitten auf der Scheibe klebende Piktogramm.

Sascha steht stumm daneben.

Schließlich wendet sie sich ihm, mit einem etwas abwesenden Blick, wieder zu: „Und du? Schon Pläne?“

„Ich habe gerade einen Arabisch-Crashkurs an der VHS abgeschlossen. Die spärlichen Brocken werde ich zwei Wochen lang an Refugees austesten. Am 13. Juli geht es los.“

„Das nennst du Urlaub?“

„Danach fliege ich noch für eine Woche nach Moskau, das Datschendach meiner Großmutter flicken“, erzählt Sascha lächelnd.

„Drei Wochen arbeiten?“ Allein die bloße Vorstellung treibt Jessica auf die Palme.

„Würde ich nicht direkt so nennen, solange mir niemand einen PC vor die Nase knallt.“

„Meiner Nase offenbart sich gerade eine locker doppelt so lange Eisschlange wie vor ein paar Tagen“, verkündet Jessica frustriert.

„Kein Eis?“

„In die Spree springen?“

„Dann doch lieber zurück ins Büro“, lacht Sascha.

Wohin soll das führen? Drei unbearbeitete Aufträge lagern noch im Dateiordner. Müde packt Jessica nach zwei angehängten Überstunden ihre Tasche. Egal, so ausgelutscht gehört sie nach Hause. Punkt, aus, Feierabend. Mit dem Handy in der Hand, macht sie sich auf den Weg zur S-Bahn.

˃ <>|:--L Susan kriegt einen Shamestorm ab. Lina ˂

˃ Was hat sie jetzt wieder ausgefressen? Bea ˂

˃ Einen Typen auf YT als eierlose Missgeburt beschimpft. Lina ˂

˃ Warum das? Jessi ˂

˃ Hi, Jessi! Im Bunker getagt??? Kannst du bei Melindas mega ödem Video checken. Lina ˂

Rasch scrollt Jessica die Comments durch.

˃ Susan rastet aus, weil sich der Typ ein Try-on-Haul wünscht? Jessi ˂

˃ Scharf auf ihre Dessous. Bea ˂

˃ Wird Susan jetzt prüde oder was? Jessi ˂

˃ Ihr seid gemein. Lina ˂

˃ Unser Racheengel ist schon groß… Bea ˂

˃ Will sich eine Axt kaufen. ;) Lina ˂

˃ Spanner unter die Guillotine. Susan ˂

˃ Alle Irren hier sofort in Karls Biergarten! Befehl!!! Caro ˂

˃ Eindeutig überfällig! =D> Susan ˂

Nach einigem Hin und Her beschließt Jessica, wenigstens kurz bei ihrer Clique im Biergarten vorbei zu schauen.

Caro sitzt bereits unter einer der alten Kastanien des angesagtesten Mini-Biergartens in Friedrichshain, vor sich ein Halbliterglas mit Eistee.

„Kein Bier? Bist du krank?“, zickt Susan los.

„Hi, Shitti. Stormy Monday vorbei?“

„Alles hirnhohle Wixer da draußen.“

„Komm runter. Solche Flachpfeifen kann frau getrost ignorieren.“

Lina schleppt ein großes Tablett mit noch mehr Eistee an.

Susan beäugt die Gläser argwöhnisch. „Etwa ohne Schuss?“

„Mit, Lulatsch.“

„Alki“, frötselt Caro.

„Wer ist hier ein Alki?“ Jessica und Bea schwingen sich mit auf die lange Bank. Durstig greifen die Zwei nach Gläsern.

„Hmmh, süffig“, meint Bea. „Mit Rum?“

„Könnt ihr auch mal ohne?“ Caro wähnt sich schon wieder am Rande eines Besäufnisses.

„Kann einer mal Miss Stiletto offline schicken?“, kontert Susan.

„Kann einer mal Susans angespitzte Hörner absägen?“, liefert Caro zuverlässig die Retourkutsche.

„Was bleibt dann übrig?“, fragt Bea trocken.

Schallendes Gelächter beendet die Diskussion.

„Was finden bloß alle an Scarlett so toll? Die YTer werden immer öder“, nörgelt Lina.

„Wer hat schon das neueste Shooting von MadBoy gesehen?“ Caro hält ihr iPad in die Runde.

„Zeig her!“

„Uuuh, hot, hot, hot!“

„Die Kollektion von Rember20 ist online!“

„Kreisch!“

„Wo jetzt? Sag schon!“

„Ich brauche auf der Stelle die Kreditkarte von irgendeinem Millionär.“

„Nein, unglaublich! Die ersten Teile sind schon weg!“

„Die Kaschmirmäntel für schlappe 400 Euro sind weg?“

„Kinder, wir haben punktgenau 34 Grad im Schatten“, merkt Bea obergenervt an.

„Und?“

Da fällt Jessica wieder ihr marodes Konto ein. Um sich abzulenken, verkündet sie: „Sascha feiert am Samstag mit.“

Sämtliche Köpfe sehen hoch.

„Ich dachte, der wäre abserviert“, staunt Lina.

Jessica seufzt theatralisch: „Zu süß, mein Candyman.“

„Ah, Senior Mysterioso wird sich höchstpersönlich die Ehre geben“, raunt Susan.

„Dir ist klar, dass wir wirklich jedes Mittel testen werden, um ihn dir auszuspannen“, echot Caro.

„An meinem Geburtstag?“

„Kein Pardon, Süße.“

„Na, ihr seid mir schöne Freundinnen“, schmollt Jessica.

„Schöne Männer!“, prusten die Anderen und stoßen klirrend an.

„Redet ihr über uns?“ Am anderen Ende des Tisches haben sich drei Jungs mit Bierkrügen niedergelassen.

Reflexartig bekommt Susan ihren Killerblick, streicht sich ihre Haare hinter die Ohren, dreht langsam den Kopf zur Seite, scannt die Typen – und schaltet ihre Miene in Nullkommanix auf deep Smile um. „Kommt auf euer Potential an.“

„In welcher Hinsicht?“, fragt der Blondbärtige feixend.

„Wird sich zeigen. Geht erst mal Getränke holen.“

Brav schwingt sich der Braunäugige hoch und nimmt Kurs auf die Theke.

Susan schnippt mit den Fingern. „So gefällt mir das.“

„Könnte schnell langweilig werden“, wirft Caro ein.

„Abwarten. Sehen wir mal, was er anschleppt.“

Der Braunäugige kehrt mit einem voll beladenen Tablett zurück. „Eistee für die Ladies.“

Jessica riecht kurz an ihrem Glas. Nase rümpfend schiebt sie es weg. „Wollt ihr uns stonen?“

Ebenfalls schnüffelnd bemerkt Susan lapidar: „Ein dreifacher Rum haut mich längst nicht um. Prost!“

Die Jungs grinsen sich über ihre Bierkrüge hinweg an.

„Dann erzählt uns mal, wo ihr wohnt und was ihr so treibt“, nimmt Susan sie unter die Lupe.

Da sich der Biergarten nun zügig füllt, rücken die Jungs zu ihnen auf.

„Wir wohnen hier in Friedrichshain“, gibt der Blauäugige zum Besten.

„Alle?“

„Männer WG.“

„Und ihr Drei glaubt ernsthaft, ihr könntet mal eben fünf Mädels schaffen?“

Lina schießt bei Susans Worten glatt die Schamesröte ins Gesicht. Schnell versteckt sie sich hinter dem Glas.

Sogar den Jungs bleibt vor Verblüffung kurz die Spucke weg.

Das veranlasst Susan, nachzulegen: „Habt ihr etwa ein Viagra Depot aufgetan?“

„Medizinstudenten“, tippt Bea.

„Punktlandung“, nickt der Blondbärtige anerkennend.

„Müssen wir losen?“, will Caro wissen. „Oder warten in eurer Bude noch zwei hässliche Erpel auf Ausschuss?“

„Ihr seid ja schräg drauf“, schnaubt der Braunäugige.

„Zu taff für Bubis“, stellt Bea klar.

„Wer reißt hier jetzt wen auf?“, flüstert der Braunäugige seinen Kumpels zu.

„Das habe ich gehört“, sagt Susan lässig.

„Lässt du dich überhaupt jemals aufreißen?“, will der Blondbärtige es genau wissen.

„Träum weiter.“

Alle Mädels klatschen mit triumphierendem Gelächter ab.

„Könnte ein interessanter Abend werden. Und was treibt ihr so? Außer toughe Kerle wie uns aufreißen, meine ich“, meldet sich der Blauäugige zu Wort.

Spitz gibt Lina zurück: „Lauter cooles Zeug. Aber das verraten wir keinen namenlosen Typen, die sich hier mal eben hinfläzen.“

„Hört, hört! Der Rum wirkt“, lacht Susan rau auf.

„Darf ich vorstellen?“, verbeugt sich der Blondbärtige daraufhin förmlich. „Alexander, Jonas und ich bin Frederic.“

Die Freundinnen tun es ihnen gleich.

Inzwischen ist der Biergarten zum Bersten voll. Karl, der Wirt, legt Jazz auf die vier gigantischen Boxen in den Ecken.

Jessica sitzt schweigsam vor ihrem fast vollen Glas, spielt mit dem Handy herum und überlegt, unauffällig die Biege zu machen.

„Ich habe Hunger“, platzt Lina heraus.

„Das musste ja kommen. Sonst noch wer?“, will Bea wissen.

Zu ihrer Verblüffung heben fast alle die Hand.

„Gleich um die Ecke gibt es einen erstklassigen Falafel-Laden“, schlägt Frederic vor.

„Dann schwingt mal die Hufe.“

Jessica wittert eine günstige Gelegenheit. Die Sache mit dem Drogencocktail steckt ihr noch fies in den Eingeweiden.

Leider gibt es an Susans berüchtigten siebten Sinn kein Vorbeikommen. „Mädel, denk nicht mal dran, abzuhauen.“

„Keinen Bock auf try and error mit fremden Typen“, flüstert sie zurück.

„Die sind harmlos.“

„Du musst es ja wissen.“

Susan legt ihren Arm um Jessica. „Diesmal passe ich besser auf dich auf, versprochen.“

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08:01 “Reiter/Emma” <e.reiter@brindorf.de>

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08:51 >Schon wieder Fingernagel eingerissen! Rezept???? Jessi<

09:33 ”Ruben/Theo“ <th.ruben@ruben.ohg.com>

Content: >Hallo, Frau Jaensch!< …details

11:12 >Hallo Sascha! Mehr Eis? Jessica<

11:19 >Hi Jessica! Wie geht es deinen Füßen? ...details

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19:08 >Neue Kollegin…Snafu! …details

19:14 >Susan kriegt einen Shitstorm ab. Lina<

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>In der Eisschlange schwitzen< show photo

21:47 Facebook

>Girls+Boys+Drinks=Summertime< show photo

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