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Kapitel 4

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Wie, um alles in der Welt, soll sie nur diesen Tag im Büro kaputt kriegen? Jessica presst ihre Finger zum wiederholten Mal erfolglos gegen die hämmernden Schläfen. Auf dem Desktop wartet eine Schlange von weiteren vier monströsen Dateien. Sollte Mario mit seiner Durchstarte-Parole etwa kein bisschen übertrieben haben? „Hat jemand Aspirin?“ krächzt sie in den Raum.

Eine Packung klatscht als Wurfgeschoss auf ihre Tastatur.

„So wie du aussiehst, nimm gleich die volle Dröhnung“, knurrt Anna, die sich kurz umdreht.

Liegt das an Jessicas brennenden Augen oder sieht Anna mindestens so fertig aus wie sie selbst? „Gehaltserhöhung gefeiert?“, rät sie ins Blaue.

„Heftig.“

„Drei Stunden geschlafen.“

„Halbe Nacht gekotzt.“

Sie winken einander lahm zu.

Nachdem die Tabletten heruntergewürgt sind, verordnet sich Jessica: „An die Maloche.“ Das Dauerjingeln geht ihr ausnahmsweise gewaltig auf den Zeiger. Freiwillig verbannt sie das Smartphone tief in ihren Beutel. Die sexistischen Comments zu ihrem nächtlichen Peperoni-Selfie fraßen bereits an ihrem Restnerv, bevor sie überhaupt den Wochentag identifizieren konnte.

Jessica stiert wieder auf die verschwommenen Buchstaben der geöffneten Datei. „Tauchen Sie das Gerät, das Netzkabel oder den Netzstecker niemals in Wasser.“ Mal wieder für ganz Doofe! „Überprüfen Sie, dass die Anschlussspannung, bla, bla, bla. Scheiße, was habe ich übersetzt? Überlaufen Sie, dass die Haarspannung…“ Greinend verkündet sie: „Beerdigt mein Hirn möglichst getrennt vom Rest.“

„Kannst du mal was leiser jammern?“, stöhnt Anna.

„Tschuldigung.“

„Das sind ja ganz neue Töne.“

„Noch Kaffee?“

„Das wäre schon der Dritte.“

Jessica schlurft zum Automaten und zapft zwei doppelte Espresso.

Mit den Worten „Auferstehung von den Toten“ stellt sie ihrer Kollegin eine Tasse hin.

„Wie spät?“

„Ungefähr 10 Uhr.“

„Ich hätte nicht fragen sollen.“

Als Jessica zurück auf ihren Stuhl fällt, entdeckt sie eine Mail von Sascha.

˃ Hallo, Jessica! Kennst du das Bistro Shortcut? Könnte man in der Pause testen. Gruß Sascha ˂

„Junge, bin echt nicht in Stimmung. Musst dich schon bis Sonntag gedulden“, brummt Jessica.

˃ Hallo, Sascha! Mieser Laden mit Labberkaffee. Hier Auftragsstau. Jessica ˂

˃ Ach so. Sascha ˂

Tödliche sieben Stunden später. Eigentlich wäre jetzt Feierabend, Wochenende, Partytime.

„Noch viel?“ Sascha ist neben ihrem Stuhl aufgetaucht und deutet auf den Monitor.

„Ein Albtraum! Diese Montageanleitung verstehe ich nicht einmal auf Deutsch.“

„Na dann, gutes Gelingen. Ich muss los.“

„Bis Sonntag.“ Der Ansatz eines Lächelns missglückt.

Die Monitoruhr zeigt 17 Uhr 30, 18 Uhr, 18 Uhr 30.

„Jessica?! Gibt es Probleme?“

Mario. Der fehlte gerade noch. „Bin wohl fast durch. Ein paar Minuten noch.“

„Ich bin etwas in Eile und wollte eigentlich abschließen.“

So ein Arsch! Sonst will der alles immer sofort erledigt haben. Gleichzeitig registriert Jessica, dass sie ganz allein in dem Großraumbüro hockt.

Stur arbeitet sie weiter. Doch sie spürt ihn förmlich hinter ihrem Rücken herumtigern.

Wo war ich gerade? Ach ja: „Was tun, wenn das Gerät nicht funktioniert.“ Jessica scrollt kurz ans Textende. Fuck, noch volle zwei DIN-A4-Seiten. Dann muss sich der Kunde eben bis Montag gedulden, basta.

„Fertig?“, fragt Mario mit demonstrativem Blick auf seine Smartwatch.

„Soweit.“ Schnell loggt sie sich aus, packt ihren Beutel und lässt sich vom Chef regelrecht vor die Tür scheuchen.

Normalerweise würde sich Jessica um 20 Uhr mit ihrer Clique treffen. Weekly Touchtime. Erbarmen, Ladies, keinen Bock auf nothing. Gähn.

Doch als sie in der S-Bahn zum ersten Mal seit Stunden ihre News checkt, haben ihre Freundinnen bereits entschieden, das Treffen sausen zu lassen. Seit wann sind die abstinent? Oder was geht ab?

Nachdem Jessica am Alex die Marathonstrecke vom Hochbahnsteig der S5 bis unter die Erde zum Bahnsteig der U5 bewältigt hat, twittert sie sich kurz entschlossen erst einmal Wut und Frust von der Seele.

> belle@hell Wer hat auch den #Idiotenboss am Freitag satt? <

Im Sekundentakt laufen Retweets ein. Kichernd liest Jessica, während sie sich in die brechendvolle U-Bahn quetscht.

> Rebell007@Rebell #Idiotenboss kannst du hier täglich haben. :-c <

> YouToMe@MyHeadGetsClear #Idiotenboss echt untertrieben. >:-) Größter Arsch im Universum. <

> Chaosfloh@splknd Bei #Idiotenboss halte ich locker mit. <

> badforyou@boeserjunge Mein #Idiotenboss kann ab Montag sehen, wer den Scheiß macht. Hahaha! <

> Manu:3//27@ManuMinzer FOAD #Idiotenboss. <

> Wurstbrot@hasel-gmbh Sadistischer #Idiotenboss lässt mich bis Mitternacht schuften. (:-( Warte auf Mitleidsbekundungen. <

> twittstorm@irrelevant LOL, du Wurstbrot. %-I heftig. Aber mein #Idiotenboss pennt sich durchn Puff. <

Vor ihrer Wohnungstür steht ein riesiges Paket von Zalando. „Meine Belohnung!“ Jessica lässt die Tür hinter sich ins Schloss knallen, hievt den Karton ins Wohnzimmer und schlitzt ihn geübt mit einem Schälmesser auf. Während sie ihre schweißnassen Hände an der Jeans abwischt, kommen ihr Bedenken. „Lieber vor dem Try-on duschen.“

Ihre nassklebrigen Klamotten landen neben der Ledercouch auf dem Boden, bevor sie im Bad verschwindet.

Keine Viertelstunde später greift Jessica im Slip und mit tuchumwickelten Haaren zu. „Das Satin-Cape sah auf dem Foto aber ganz anders aus, hmmh.“ Als sie es sich überstreift, fällt das Cape wie ein Sack an ihr herunter. „Falsche Größe.“ Noch optimistisch, reißt sie das Blusentop aus seiner Verpackung. „Querstreifen? Wer trägt denn sowas? Was soll der Scheiß?“, flucht sie. „Wo ist der verdammte Lieferschein?“ Kurzerhand kippt sie den ganzen Kartoninhalt aus.

„Da, mal sehen. Größe 44? Alles? Sind die bescheuert?“ Zufällig fällt ihr Blick auf den Empfänger: Janine Köhler, Ruschestraße 20, 10365 Berlin. „Das glaube ich jetzt nicht. Der saudämliche Paketbote hat vor die falsche Wohnung geliefert.“

Vollends entnervt lässt sich Jessica der Länge nach auf das herrlich kühle Couchleder fallen. Kurz simst sie den Flopp des Abends an ihre Clique und schläft wenige Minuten danach ein.

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Status: Update 28-06-2016/ Jaensch/Jessica

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Rosenthaler Str. 48 / Hackescher Markt / Frankfurter Allee 111 / Ruschestr.20

Email/SMS/Chat/Tweet:

01:32 >Titten raus, Schlampe…SNF<

01:39 >Peperoni-Nutte?!<

01:40 >Schieb mal geile Nummer-lechz<

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08:12 ”Reiter/Emma” <e.reiter@brindorf.de>

Content: >Hallo, Jessica!< …details

08:13 ”Ruben/Theo“ <th.ruben@ruben.ohg.com>

Content: >Hallo, Frau Jaensch!< …details

10:00 >Kennst du das Bistro Shortcut? …details

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18:06 >Touch sausen lassen? Bea<

18:22 >Jessi? Your vote??? Caro<

18:58 <belle@hell>

Tweet: >Wer hat auch den #Idiotenboss am Freitag satt?<

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21:27 >ROFL!!! Fette Nachbarin quetscht Elefantenarsch in Tangas…! Jessi<

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Status: Mikrofon aktiv/Kamera aktiv

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Voll fit springt Jessica von der Couch. „Wieso ist es so dunkel? Und wo ist mein Handy?“ Ihre Augen wandern über das vorabendliche Chaos im Wohnzimmer, dann zum Fenster. Dicke Regentropfen rinnen an den Scheiben herunter. „Echt mies für Bea, so ein Sauwetter an ihrem Geburtstag.“

Nach einiger Sucherei findet sie ihren Beutel mit dem Smartphone. Erst Kaffee oder erst updaten? Kriegt frau locker gleichzeitig hin. „17 SMS? Ist die Welt untergegangen oder wie?“

Während die Kaffeemaschine röchelt, wird ihr Gesicht immer länger. Die übrigen Mädels waren gestern Abend im Kino. Ohne Jessica. Hinterher beim Thai, auch ohne sie. Zur Krönung der Sauerei sind die Vier noch in einer Kreuzberger Kneipe mit „wahnsinnig toller Live Band“ versackt. Jede Menge schräge Fotos dazu auf Flickr.

„Das ist so unfair, ihr blöden Tussen“, schmollt Jessica. Beinahe kippt sie die sauer gewordene Milch in ihren Kaffee. „Bäh, deswegen stinkt der Kühlschrank so.“ Plötzlich klickt es in ihrem Kopf: sauer – Supermarkt – pleite. Verzweifelt kreischt sie: „Das heißt ja, ich darf bei unserem Shoppingevent heute Nachmittag kein einziges Teil kaufen!“

Der Regen ist gnädig abgezogen, als sich Lina, Susan Caro und Jessica um 15 Uhr am Laden „Kunterbunt“ auf der Kollwitzstraße treffen.

„Seid ihr überhaupt schon nüchtern?“, stänkert Jessica drauflos.

„Hast du bei Flickr mein geiles Selfie mit Zigarre gesehen?“, kontert Susan.

„Warum hast du nicht geantwortet?“, will Lina beinahe wissen, schreit stattdessen aber auf: „Hey, jetzt fast 100 Likes für mein Periscope-Video von der Band. Cool!“

Jessica öffnet die Ladentür. „Hallo?! Geburtstagskarte mit Ballons organisieren, Ladies.“

Susan bleibt draußen stehen. „Ja, ja. Mach du mal. Muss schnell Stevie simsen.“

„Guck mal, Retro-Wackeldackel, echt hässlich“, kichert Caro.

„Hilf du mir wenigstens“, bettelt Jessica.

Bis die Geburtstagskarte unterschrieben, die Ballons aufgepumpt, und das Ganze kunstvoll mit Glitzerfäden verbunden ist, zeigt Linas Smartphone 15 Uhr 44 an. „Wir kommen zu spät!“

Die Vier hetzen per Pfützenslalom auf ihren mehr oder weniger Highheels quer über den Kollwitzplatz. Sie balancieren über die latschenfreundlichen Gehwege. Bei der Überquerung diverser Straßen bringen die Mädels einen Fahrradkurier zur Vollbremsung, eine Buggy-Joggerin ins Schlingern und diverse Autofahrer in Huprage. Susan verteilt großzügig den gereckten Stinkefinger.

Uhrzeit?“, japst Susan. Wobei sie energisch auf den Klingelknopf drückt.

„Zwei Minuten nach“, keucht Caro.

Sofort geht der Türsummer. Noch im Treppenhaus beginnen die Freundinnen „Happy Birthday to you“ zu schmettern.

Bea steht mit einem Tablett in der offenen Wohnungstür. „Ihr seid zu spät“, strahlt sie. „Der Champagner wird warm.“

„Champagner?“, kreischt es vierstimmig.

„Auf ein viertel Jahrhundert!“, ruft Jessica.

„Äh, das klingt eher wenig schmeichelhaft“, findet Lina.

Bea winkt ab. „Retourkutsche nächsten Samstag.“

„Geschenk auspacken“, fordert Susan, hält ihr aber demonstrativ das bereits leere Glas hin.

„Glaub mal nicht, ich hätte nur eine Flasche.“

Im winzigen Wohnzimmer lässt Lina die Ballons zur Decke hochschweben. Dann schnappt sie Bea die zweite Champagnerflasche weg und deutet auf das Geschenk. „Aufmachen.“

„Raten.“

„Total uncool. Aufmachen, los.“

„Ruhe!“

Mit einem „Pffft“ pustet sich Susan ihren Pony hoch.

„Schhhhh!“

Peng! Der silberne Ballon explodiert genau in dem Augenblick, als Bea nach der Geschenkkarte greift. Wie von der Tarantel gestochen zuckt sie zusammen – und erntet dröhnendes Gelächter.

Mit gespielt beleidigter Miene verschwindet sie in der Küche, kommt mit einer Papierschere zurück, schneidet die Karte kurzerhand los, reißt den Umschlag auf.

Ihre Freundinnen halten den Atem an.

„Primark! Mit euch! Suuuuper!“, schreit Bea enthusiastisch und küsst hingebungsvoll den Gutschein.

Schnippisch bemerkt Susan: „Der hat sich nicht selbst bezahlt.“

„Du willst einen Kuss?“

„Champagner tut es auch.“

„Ihr seid sowas von genial. Wann ziehen wir los?“

Wie auf Kommando antwortet der Chor: „Wenn dein Champagner restlos geköpft ist.“

Lachend und schwatzend stürmt die Clique in den Primark am Alexanderplatz.

„Dann wollen wir dich mal stylen.“ Mit gerunzelter Stirn betrachtet Susan das Geburtstagskind von oben bis unten: weißes Schlabbershirt, darüber abgewetzte Brokatweste, ordinäre Jeans, matschige Flipflops.

„Ihr müsst mir aber wirklich helfen“, bettelt Bea. Mit 1,66 Meter ist sie die Kleinste, dazu von sportlich kräftiger Statur. Wenn es ums Outfit geht, greift sie zuverlässig daneben.

„Pack deine Pumps aus und stell dich schon mal in die Schlange an der Umkleide“, befiehlt Jessica. „Wir checken erst mal durch.“

„Ich will aber auch gucken“, protestiert Bea.

„Erst eine Umkleide entern und verteidigen.“

„Na schön.“ Missmutig reiht sie sich hinter locker zwei Dutzend wartende Mädels ein.

In Wahrheit waren Lina und Susan bereits am Vorabend hier, den Gutschein holen und Fashion checken.

„Gestern lag hier doch noch diese rote Leinentunika. Das weiß ich hundertprozentig“, bemerkt Susan zu Lina.

„Und daneben hingen unwiderstehliche, hauchdünne Neckholderkleider.“

Ratlos drehen sich die Freundinnen im Kreis.

„Die haben über Nacht schon wieder die Fashion gewechselt“, stöhnt Susan. „Das war wohl nix.“

„Was jetzt?“

„Wir heften uns Miss Stiletto und Jessi an die Fersen.“ Susan brüllt quer durch die Riesenetage: „Jessi, Caro?!“

„Hier hinten!“, winkt Jessica mit einem Stapel auf dem Arm.

„Zeig mal.“ Lina begutachtet die Teile. „Da ist aber nichts für Party dabei.“

„Mensch! Sind wir erst fünf Minuten hier oder was?“ Caro nimmt ihr den Stapel weg. „Auf die Jagd, Ladies.“

Bea steht stoisch in der Schlange und liest mit verstörtem Gesichtsausdruck, was auf Facebook abgeht.

˃ Das ist sowas von hirnverbrannt. Und wer, zum Henker, schreibt solche Kommentare? ˂

˃ Die Leute, die hier Kommis schreiben, sind saublöd. Selten so gelacht. ˂

˃ Ich bezweifle, dass jemand mit ausgeprägter Unfähigkeit, die deutsche Sprache zu nutzen, andere Leute der Idiotie bezichtigen sollte. ˂

˃ Geh doch zu Mama und heul dich da aus. ˂

˃ Was mich hier anspringt ist Dummheit, Legasthenie und Grenzdebilität. ˂

˃ Hey, ne Schlampe, die ne Schlampe verteidigt. ˂

˃ Müsst ihr eure Blödheit noch hinausgrunzen? ˂

˃ Ja, die comments hier sind eher für den Hintereingang des Gehirns gedacht. ˂

˃ Weiß jemand, wo es im Netz große Mengen an Hirn gibt? Würde hier gerne ALLES verteilen. ˂

Als die Jägerinnen nach einer Ewigkeit mit drei randvollen Sammeltaschen zurückkehren, schaut Bea nur kurz von ihrem ergatterten Kabinenhocker auf. „Den Shitstorm möchte ich echt nicht aushalten müssen.“

„Worum geht es denn?“, fragt Lina.

„Ehrlich keine Ahnung, weswegen die komplett ausrasten.“ Endlich nimmt Bea die Taschen ins Visier. „Das soll ich alles anprobieren?“

„Nicht quatschen, sondern Action“, versetzt Susan und lässt ihre überquellende Tasche auf den Boden krachen.

„Was gehört jetzt wozu?“ Beas ratloser Blick spricht mal wieder Bände.

„Wie kann frau nur ein viertel Jahrhundert undressed verbringen?“

Jessica wirft Susan einen giftigen Blick zu. „Leg mal Schleifpapier an deine Zunge. Ich helfe Bea in der Kabine, ihr passt auf die restlichen Taschen auf.“

Nach drei, vier präsentierten Looks macht sich vor der Kabine gähnende Langeweile breit. Caro verschwindet ohne Ansage, um zu stöbern. Lina und Susan vergleichen auf ihren Handys die brandaktuelle Taschenkollektion von Converse für die Herbstsaison.

„Seht euch das an! Ist das hot? Der Look muss gepostet werden.“ Jessica schiebt Bea stolz vorwärts.

Bereitwillig dreht sie sich zur Vollbegutachtung.

„Wow, du stichst uns heute Nacht glatt aus. Hätte nie gedacht, dass du so ein Jumpsuit tragen kannst“, staunt Lina.

„Du hast den falschen Job“, meint Susan zu Jessica, während sie für die Handykamera etwas Abstand gewinnt.

„War das ein Kompliment? Von dir?“

„Schieb deinen Hintern aus dem Bild“, kommt mürrisch zurück.

„Seid ihr fertig? Ich habe Hunger“, quengelt Lina.

„Typisch.“

„,Santa Cruz‘ oder ‚Big House‘“, schlägt Bea vor.

„‚Big House‘, logo“, bestimmt Susan. „Da kann frau sich auf dem Klo besser für die Nacht renovieren.“

„Das erledigen wir sowieso bei mir. Ich kann ja schlecht die ganze Nacht tütenweise Klamotten mitschleppen.“

Bea strebt den Kassen entgegen.

Lina geht Caro einsammeln.

Susan haut Jessica bei einem Ständer mit Boleros auf die Finger. „Hängen lassen, du bist pleite, Süße.“

Während Bea langsam in der Kassenschlange vorrückt, nickt Caro zu einer Schwarzhaarigen herüber. „Seht euch die an. So kranke Tatoos muss eine erst mal bringen.“

„Beide Oberarme!“

„Uäh, ihr Rücken, der reinste Monsterball.“

Besagte Frau dreht ihren Kopf ins Profil.

„Anna, ach du scheiße“, haucht Jessica.

„Du kennst die Gothic-Tusse?“

„Eine Kollegin. Und damit wäre auch das Rätsel gelöst, warum sie selbst bei 35 Grad noch Longsleeves im Büro trägt.“

„Echt abgefahren.“

Gegen Mitternacht nimmt die Clique vom S-Bahnhof Warschauer Straße aus Kurs auf Berlins größte Partymeile, das „RAW“.

„Verrätst du uns jetzt mal, wo wir gleich andocken? Vielleicht macht sich das ganze Styling am Ende gar nicht bezahlt.“ Typisch Susan.

„Im ‚Zombieklub‘, DJane Blue lässt es krachen“, triumphiert Bea.

„Geiler Coup!“

„Megahammer!“

Das Dröhnen aus den Klubs und Bars hallt ihnen entgegen. Es mischt sich mit dem unverwechselbaren Klangteppich tausender Nachtschwärmer unter freiem Himmel.

„Lina, Küken, benutze ausnahmsweise deine Ellenbogen als Fortbewegungsmittel“, flötet Susan. „Anders ist hier kein Durchkommen.“

„Und wo lang?“

„Mir nach!“, brüllt Bea und pflügt vorneweg durch die erste der mit Menschen vollgestopften Straßen.

Wo is Lina?“, lallt Bea, während sie sich am Tresen festkrallt.

„Vor einer Stunde ins Bettchen abgeseilt“, brummt Susan.

„Caro?“

„Hat sich abschleppen lassen.“

„Is doch grade ma 3 Uhr. Hihi, guck ma, Jessi.“

Irgendwie bringt Susan es fertig, ein schiefes Foto von Jessica zu schießen. Die liegt mit Kopf und Armen auf dem Tresen, neben sich ein umgekippter Longdrink.

„Knocked out Lady“, kommentiert Susan ihren Post auf Flickr.

„Lieba nich, is fies“, protestiert Bea.

„Zu spät. Wo sind wir eigentlich?“

„Inna ‚Sunrise Bar‘, hicks, glaub ich.“

„Und was jetzt?“, fragt Susan, um die Antwort gleich hinterher zu liefern: „Kaffeequelle.“

„Na, dann schleif uns ma inne Ausnücherung.“ Bea versucht, von ihrem Barhocker zu hüpfen, landet aber spektakulär auf allen Vieren. „Absatz futsch, hihi.“

„Darf ich den Ladies behilflich sein?“ Ein passabel aussehender Typ lehnt neben Jessica am Tresen.

„Hat dich wer gefragt?“, schnauzt Susan.

„Kossenlosa Lassenträga?“, nuschelt Bea ihn an. Wobei sie halbwegs auf Jessica deutet.

„Wie die Ladies wünschen.“

„Schaffen wir allein, verpiss dich“, zischt Susan. Mit geübtem Griff zieht sie Jessica von ihrem Hocker und dann langsam zum Ausgang.

Bea bleibt keine Wahl, als hinterher zu schwanken. „Dä Typ war nich ohne. Was hastn gegn den? Könn wir mitnehm.“

„Einen beschissenen Dealer?“

„Dä?“, kreischt Bea. „Oh shit, hicks.“

„Totsicher. Was glaubst du denn, wieso Jessi plötzlich hinüber ist? Hat sich von dem Arsch einen Drink spendieren lassen.“

Kaum aus der Bartür gestolpert, fängt Jessica an zu würgen.

„Ich wusste es!“, schimpft Susan. „Dieses verfickte Riesenarschloch!“

„Bessa nach Hause?“, fragt Bea bekümmert.

„Wenn die Lady fertig hat.“

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…Kollwitzstr. 11 / Pappelallee 41 / Schönhauser Allee / Alexanderpl. 5 …show more

Email/SMS/Chat/Tweet:

14:15 >Seid ja pünktlich! Jessi<

14:18 >Wo war nochmal der Laden? Caro<

14:30 >Welche U besser? Lina<

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19:04 >Angesagter Klub tonight? Meggy<

19:09 >9gag: Durchknaller der Woche!!! lmao, Chris<

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Foto:

16:19 Facebook

>Happy Birthday, Bea!< show photo

16:32 Facebook

>…more Birthday< show photo

20:37 Pinterest

>Dinner im Big House< show photo

00:43 Facebook

>Megaparty im Zombie< show photo

02:59 Flickr

>Knocked out Lady< show photo

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