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Paul und die Krähe

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Bis zu diesem Septembermorgen ist es im Nelkenweg friedlich und beschaulich. Man kennt sich, hilft einander mit Zucker aus und lädt sich gegenseitig an Weihnachten oder Ostern auf einen Kaffee ein. Am Ende solch einer Einladung bummelt man dann angesäuselt nach Hause. Man wankt durch die kleine Straße, die eine Sackgasse ist: sieben Häuser an der Zahl, drei rechts und vier links. Das erste ist eine Kneipe, die morgens Kaffee an Hausfrauen ausschenkt und abends Bier an die Männer. Die Bewohner wissen Bescheid, über alles, Geheimnisse gibt es hier keine. Das eine erzählt man sich beim Einkaufen oder in der Linde beim Kaffee. Das andere hinter vorgehaltener Hand.

Zu diesem Zeitpunkt schlafen 937 Personen im Dorf tief. Dreihundert schnarchen laut.

Eine Frau ist wach, weil sie über einen Kuss nachdenkt, den sie am Abend zuvor bekam: Sie hatte einen Mann getroffen, den sie von der Arbeit kennt. Als der Tag zu Ende ging, wurde sie geküsst. Was im Grunde nichts Besonderes ist, für sie aber schon: Ihr letzter Kuss ist über acht Jahre her. Sie liegt seit Stunden wach und starrt an die Decke, das Handy fest in der linken Hand. Er hatte ihr kurz geschrieben und sich für den netten Abend bedankt. Worauf sie innerhalb von drei Sekunden zurückschrieb. Seither blieb das Handy still.

Zoe, Linus’ Tochter, ist wach, weil sie Game of Thrones in ihrem Zimmer gesehen hat und jetzt darüber mit ihrer Freundin chattet. Außerdem erwacht der Wirt der Linde: In dieser Nacht hat ihn die Blase ein halbes dutzend Mal zur Toilette getrieben. Er sieht ein, dass er nicht mehr der Jüngste ist und es unverzichtbar ist, einen Urologen aufzusuchen. Was sein muss, muss halt sein.

Zu guter Letzt ist Linus Berger alles andere als munter. Er hat beschissen geschlafen und erwacht von einem kratzenden Geräusch.

„Paul?“, fragt er träge. Er löst sich von dem Kissen, das er umklammert.

Es raschelt erneut. Die Geräusche sind ihm zuweilen noch immer fremd, obwohl er den Sommer hier im Wohnmobil verbracht hat und nicht in seinem Haus. Die Wände sind dünn, der Wagen wirkt etwas heruntergekommen. Ihm ist das egal.

„Paul …? Bist du das?“

Der Garten ist von zwei Seiten einsehbar. Im Norden steht die alte Buche, sie trägt ihr buntes Herbstkleid. Linus liebt es, wenn im Herbst die Blätter auf den Rasen fallen, obwohl es bedeutet, dass er Stunden damit verbringen muss, Laub zu rechen. Meistens lässt er einen großen Berg davon in der Ecke des Gartens liegen. Ein behaglicher Iglu für Kleintiere. Oder für Paul.

„Dachse schlafen nicht im Laub“, hat Zoe mal gesagt, weil sie eine Sendung darüber gesehen hat. „Die graben Löcher wie Füchse. Nur Igel überwintern im Laub.“

Er schiebt die Vorhänge zur Seite. In der Mitte hängen sie durch, ein paar Gleiter sind aus der Vorhangschiene gerutscht. Es ist nicht auszuschließen, dass Linus das reparieren wird … morgen oder nie.

Der Regen hat nachgelassen. Würde er seine Brille tragen, sähe er, dass der Rasen übersät ist von glitzernden Kristallen. Winzige Tautropfen, die an den Spitzen der Blätter gelandet sind, als hätte eine göttliche Hand in der Nacht prunkvolle Diamanten über das Gras gestreut.

Früher drehte er sich leise nach rechts, um seine Frau nicht zu wecken, wenn er aufstand. Er genoss noch kurz die Wärme ihres Körpers, ihren Duft, bevor er zum Dentallabor fuhr, das er mit einem Kollegen in Aarau führt. Aber jetzt ist da nichts außer dem zweiten Kissen. An die Einsamkeit in der engen Behausung hat er sich längst noch nicht gewöhnt, das wird er nie. Seine Brille ruht neben dem Bett auf der kleinen Konsole, langsam tastet er danach. Sie fällt zu Boden. Linus flucht.

Gleichzeitig hört er ein erschrockenes, letztes Scharren von winzigen Krallen unter dem Fußboden. Die anschließende Stille bedeutet, dass Paul oder wer auch immer verschwunden ist. Er setzt sich die Brille auf, blinzelt zu seinem Haus hinüber, fragt sich, welcher Wochentag heute ist.

Es muss Sonntag sein, er hat morgens den Nachbarn nicht gehört. Der schließt sonst das Garagentor sehr laut, wenn er zur Arbeit fährt.

Die enorme Hitze des Augustes ist vorbei, genauso wie die Sommerferien: Der September überrascht mit kühleren Temperaturen, das Dorf geht wieder in den gemächlichen Trott über. Alles wie gehabt. Es dämmert, ein gedämpftes Licht zieht von Osten über den gepflügten Acker. Gestern hatte Linus am Rand neben den Kuhfladen, die wie Frisbeescheiben aussehen, eine tote Krähe gefunden. Sie lag wie ein Komma da, intakt, als würde sie sich von ihrem Flug erholen. In der Nähe hüpfte eine andere Krähe aufgeregt im Kreis. Als Linus zurück in den Garten ging, flatterte die andere zu ihrem Partner, stieß sie mit dem Schnabel an. Krähen, das weiß Linus, führen ein monogames Leben. Sie bleiben zusammen, bis sie aus der Lebensbahn geschossen werden. Bei Menschen ist das anders: Sie verwandeln sich. Linus hat sich verändert. Seine Frau genauso. Zumindest sagte sie zu ihm: „Du bist nicht mehr der, der du mal warst.“

Kann sein. Er ist an den Schläfen grau geworden, ein bisschen wie der Hund des Nachbarn: Zuerst bekam er eine graue Schnauze, dann Arthrose und schließlich eine Form von Alzheimer. Den Weg nach Hause fand er nicht mehr allein. Man kannte ihn im Dorf. Eddy hieß er. Behutsam wurde er von Schulkindern oder dem Wirt der Linde heimgeführt. Die Kinder bekamen als Dankeschön von seiner Besitzerin einen Schokoladenriegel. Anfangs verschenkte sie Äpfel, aber die Kleinen schauten dann immer so enttäuscht. Schließlich die Riegel. Seither kam es vor, dass der Hund aus dem Garten verschwand und das Gartentor dann offen war. Höchstens geborgt haben sie den Hund, sagten sie, als Linus sie mit Eddy erwischte, wie sie vom Haus wegliefen, statt auf das Haus zu. Nur geliehen. Das ist okay, fand er und schwieg. Manchmal saß der Hund verwirrt im Garten von Linus. Meistens neben der Feuerstelle, an der Zoe im Sommer mit ihren Freundinnen abends Marshmallows grillte.

Da Eddy kaum mehr etwas hörte, half es nicht, in die Hände zu klatschen, um ihn vom Grundstück zu vertreiben. Er musste ihn am Halsband führen. Nein, ich will keinen Schokoladenriegel. Aber Dankeschön.

Man hat Eddy diesen Sommer eingeschläfert.

„Da muss er nicht leiden, weißt du“, hatte er Zoe erklärt, die gefasst damit umging. Sie ist kein kleines Kind mehr. Nächstes Jahr wird sie vierzehn. Nein, fünfzehn.

Linus klettert aus dem Bett. Er stößt sich das Knie an der Ecke der Kochnische, der Schmerz schießt in sein Hirn und lässt ihn schlagartig wach werden. Die Restmüdigkeit ist weg. Einen Augenblick denkt er darüber nach, eine seiner Schlaftabletten zu nehmen. Aber im Grunde ist das jetzt egal. Er wird rausgehen wie ein Greis, senile Bettflucht nennt sich das, und rauchend den Zerfall der Krähe in Augenschein nehmen.

Alles zerfällt. Eddy ist tot, die Krähe ist tot und er, Linus Berger, ein Vertriebener aus seinem eigenen Haus.

Leise, um niemanden zu wecken, lässt er die Türe des Wohnmobils ins Schloss fallen. Die Kirchenglocken im Dorf schlagen siebenmal. Er zählt lautlos mit, während er barfuß durch das feuchte Gras stapft. Ein verirrter Tannenzapfen sticht ihn in die Fußsohle. Humpelnd gelangt er zum Ende seines Grundstückes. In direkter Nachbarschaft zu seinem geschniegelten Rasen liegt das Feld, das der Bauer bewirtschaftet.

„Mach was, Linus“, hat Conny gesagt, als sie noch der Meinung war, dass die Aussicht schöner werden könnte.

„Unser Grundstück sieht so aus, als wäre es selbst ein Acker! Wir könnten ein paar blühende Büsche dort setzen lassen, Linus. So als Grenze.“

Seit ein paar Jahren sagt sie kaum mehr etwas, sie sprechen wenig. Wenn sie ihn jetzt sieht, wie er im Garten steht und raucht, den Augen der Nachbarn ausgesetzt, seufzt sie höchstens noch. Es klingt verzweifelt.

„Linus. Du musst was ändern.“

Womöglich hätte er damals diese verdammten Hortensien setzen sollen, oder Rosen. Oder sonst was mit Blümchen dran. Vielleicht hätte das geholfen.

Die Krähe sieht zerzaust aus, der Regen letzte Nacht hat ihr zugesetzt. Sie liegt seitlich, ein Flügel ist ausgebreitet, die Federn gespreizt wie die Finger einer Hand. Ihr Partner ist nicht zu sehen. Linus hat aber den Eindruck, dass er irgendwo in der Nähe sitzt. Am Ende des Feldes, wo der Wald beginnt und gegen Abend die Rehe zu sehen sind, hetzen die Kühe auseinander – Linus ist nicht klar, warum – und rennen in zwei Richtungen davon. Nach ein paar chaotischen Momenten finden sie wieder zu einer Herde zusammen.

Er bläst silberne Rauchwolken in den Septemberhimmel, der sich in Erwartung eines Sonntags biegt, in dem alles möglich ist. Alles. Früher glaubte er daran, dass jeder Morgen ein neues Versprechen birgt: Heute ist dein Tag. Mach was draus. Dein Tag, Linus. Alles ist möglich. Komm, High Five. Zack. Die Welt gehört dir.

Mit zunehmendem Alter schrumpfte die Zuversicht dahin, schmolz wie die Schokoladenriegel in den Händen der Dorfkinder. Heutzutage prüft er im Supermarkt die Ablaufdaten der Joghurts, bevor er sie kauft, weil er der Meinung ist, dass alle ihn betrügen wollen. Er liest das Kleingedruckte in Verträgen, unterschreibt nichts, bevor er nicht darüber geschlafen hat. Dies empfiehlt er auch seiner Tochter Zoe. Mit Nachdruck legt er ihr das stets ans Herz, auch wenn sie es nicht hören will. Womöglich wird er skurril wie Eddy, bevor er starb. Taub ist er noch nicht, aber das ist vielleicht das Nächste, was ihn ereilt.

Linus pinkelt seufzend an den Stamm der Buche, was kümmert es ihn, wenn jemand zusieht. Sein Wohnmobil hat zwar eine Toilette, er benutzt sie aber ungern. Er ist zu faul, den Kanister mit der Flüssigkeit regelmäßig zu wechseln. Während er den Reißverschluss der Jeans hochzieht und das Hemd wieder in die Hose stopft, glaubt er, oben am Fenster den Vorhang zu sehen, der sich bewegt. Conny wird doch nicht schon um diese Zeit, an einem Sonntag, wenn sie ausschlafen kann …? Oder doch? Die Zigarettenkippe legt er in den Aschenbecher, einen ausgedienten Blumentopf. Conny hat ihn auf den kleinen Tisch neben dem Eingang des Wohnmobils gestellt, im Frühling schon, ein paar Tage, nachdem er ausgezogen war. Der Blumentopf ist groß genug, dass Linus vermutlich ein Jahr lang täglich hundert Zigaretten hineinwerfen kann, ohne dass er überquillt.

Zoe sieht von ihrem Fenster aus den Vater im Garten stehen. Warum um alles in der Welt ist er barfuß, im September? Sie weiß nicht, wie man sich fühlt, wenn die Eltern sich trennen. Es scheint aber ein schräges Gefühl zu sein, das total down macht. In der Klasse taten alle so, als wäre ihr Vater gestorben oder ihre Mutter oder gar beide. Der Lehrer sagte: „Magst du die Prüfung schreiben oder brauchst du eine Pause vorher?“ Wozu?, fragte sie sich und entschied sich, bei dem falschen Spiel mitzumachen, in dem sie das arme Opfer mimt, zumindest am Anfang, als sie in der Siebten war. Jetzt in der Achten ist Ben neu zugezogen und alles hat sich verändert. Wenn die Eltern sich scheiden ließen, würde sie hier wohnen bleiben. Das ist sicher. Sie würde nie in einem schlottrigen Wohnmobil leben, das nicht mal WLAN hat. Sie will in der Nähe von Ben bleiben. Basta.

Sie hebt zögernd die Hand und winkt.

Linus sieht das nicht, er ist bereits im Inneren seines Wohnmobils und klopft sich die Füße ordentlich an der Fußmatte ab, dabei hinterlässt er zwei bräunliche Blätter. Zuerst mit dem linken Fuß das Haus betreten, immer, das bringt Glück. Er setzt Kaffee auf, öffnet die verblichenen Vorhänge. Brauner Baumwollstoff mit gelben Blüten. Ein Relikt aus den 90ern, wie ausnahmslos alles im Inneren des Fahrzeugs. Retro, Vintage, etwas in der Art. Er kommt sich manchmal vor, als hätte er einen Zeitsprung hinter sich, wäre durch ein grelles Fenster aus Blumen und kackbraunen Fliesen mindestens zwanzig Jahre zurückgeflogen. Der gelbe Duschvorhang aus Plastik bröselt, wenn Linus ihn zuzieht. Er duscht drüben im Haus, hier hat er kein fließendes Wasser. Im Keller steht eine Dusche neben der Waschküche. Früher mal hatten sie geplant, unten ein Studio für Zoe bauen zu lassen. Dann kam die Zeit, in der Conny eben meinte: „Linus. Wir müssen etwas ändern. DU musst etwas ändern.“ Als sie das sagte, schüttelte sie die blonden Haare nach hinten. Er konnte sich nur auf den Haarschopf konzentrieren. Als sie ihn fragte, ob er verstanden habe, nickte er und hatte keine Ahnung, was sie von ihm wollte. Lief doch gut, oder?

Linus dreht das Radio auf. Draußen trägt eine Amsel ihrer Geliebten ein Lied vor, ein Moped knattert durch die sonst stille Straße, bevor es, nach ein paar Fehlzündungen, verstummt. Ein gemächlicher Sonntag eben. Bisher hat er nie gespürt, wenn sich sein Dasein um hundertachtzig Grad drehte, wenn etwas derart in sein Leben brach, dass es nie mehr sein würde wie vorher. Das war so fluffiges Esoterikzeugs. Dieses Jahr war es im Frühling passiert, das reichte. Die Anzeichen hat er übersehen, dafür lebt er jetzt im eigenen Garten in einem ausrangierten Wohnmobil.

Während er den heißen Kaffee in die einzige Tasse gießt, die er hat, erinnerte er sich, dass heute Flohmarkt in der nahen Kleinstadt Aarau ist. Immer am ersten Sonntag des Monats. Früher sind sie gerne mit Zoe dorthin gegangen, stöberten und fanden einmal sogar ein Schaukelpferd mit nur einer Kufe. Sein Vater reparierte es, aber Zoe fand, das Pferd schaue böse. Seit diesem Zeitpunkt steht es als Dekoration im Esszimmer drüben.

Sein altes Fahrrad hat nur drei Gänge, wovon zwei funktionieren. Linus schiebt es über den Rasen und hinterlässt Abdrücke im Gras. Vor dem Haus schwingt er sich auf den Sattel, die Kette ruckelt ein wenig, zieht dann mit einem lauten Knacken an. Am Ende des Nelkenwegs bei dem Gasthaus Linde schwitzt er schon. Als er in der Kleinstadt ankommt, ist sein Rücken durchnässt. Sport ist nicht seins. Nie gewesen.

Er stellt sein Rad neben ein Schaufenster mit Büstenhaltern, Unterhosen und einem durchsichtigen roten Nachthemd. Auf dem Schild über dem Eingang steht Lingerie Claudia.

Linus war vor ein paar Jahren im Laden, weil er für den Hochzeitstag etwas Hübsches kaufen wollte. Die Besitzerin, vermutlich eben jene Claudia, überwachte den Laden von der Kasse aus. Sie war über fünfzig, korpulent und hatte scharfe Augen, die alles sahen. Er fühlte sich unwohl, die Gegenwart dieser Frau verunsicherte ihn. Am liebsten hätte er das Geschäft schweigend wieder verlassen. Doch sie hatte den Kunden erspäht. Zwanzig Minuten später verließ er den Laden mit einem Karton, um den Frau Claudia eine rote Schleife gebunden hatte. Zwinkernd wünschte sie ihm „Viel Spaß noch und einen schönen Tag“.

Jetzt riecht es in der Gasse nach gegrilltem Fleisch. Auf beiden Seiten schmiegen sich Häuser aneinander. Mittig sind Tische aufgebaut, von einfachen Klapptischen aus weißem Plastik bis hin zu derben Tafeln aus massivem Holz. Vorne neben dem Grill steht ein Mann in einem karierten Hemd auf dürren Spatzenbeinen. Über dem Bauch dehnt sich der Stoff wie ein aufgeblähter Fallschirm. Zwei Knöpfe hängen um ihr Leben an gespannten Fäden. Um die Hüfte hat er sich ein Küchentuch gebunden, das längst nicht mehr weiß ist. Er wischt sich die fettigen Hände daran ab, das Muster sieht jetzt aus wie die Landkarte von Australien. Seine Frau schiebt ihm einen Kessel voller bleicher Würste zu, die noch auf den Grill wollen. Die Auswahl an kulinarischen Köstlichkeiten ist dürftig. Es gibt nur diesen einen Metzger, der stets am ersten Sonntag hier die Würste brät. Vermutlich macht er an diesem Tag mehr Umsatz als während eines ganzen Monats in seiner Metzgerei.

„Dauert das noch lange?“, fragt schüchtern ein kleiner Junge mit hochgezogenen Augenbrauen. „Papa?“ Er schüttelt die herabhängende Hand des Vaters. „Sag …“

Während die Leute vor ihm Senf aus einer Schüssel auf einen Pappteller klatschen und darauf warten, ihre bestellte Wurst zu bekommen, versucht der Kleine die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erhaschen. Letzterer starrt abwesend auf das Display seines Handys.

Eine Frau trägt ihren Pudel auf dem Arm. Mit jedem ihrer winzigen Schritte, die sie macht, heben und senken sich die Ohren, als würde er Anlauf nehmen, um zu fliegen. Die Gasse mit dem Kopfsteinpflaster wird zu seiner Startbahn.

Der goldene Minutenzeiger der Turmuhr schiebt sich auf zwölf Uhr. 60 Minuten bleiben. Linus hat noch keine Ahnung.

Sommer auf Zeit

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