Читать книгу Treffen Mit Nibiru - Danilo Clementoni - Страница 10
ОглавлениеTell el-Mukayyar â Die Flucht
Im Laborzelt waren die beiden falschen Beduinen, die versucht hatten, den beiden AuÃerirdischen den âwertvollen Inhaltâ ihres Schiffes zu stehlen, geknebelt und fest an einem groÃen Benzintank gefesselt worden. Sie saÃen, mit dem Rücken am schweren Metallbehälter, so auf dem Boden, dass jeder in eine andere Richtung schaute. AuÃerhalb des Zeltes stand ein Helfer der Frau Doktor Wache und schaute ab und zu ins Innere, um die Situation zu kontrollieren.
Der Magere, der wegen eines Schlags des Colonels sicher einige gebrochene Rippen hatte, hatte trotz der Schmerzen, durch die er fast nicht atmen konnte, nicht aufgehört, sich umzusehen, um etwas zu suchen, das für seine Befreiung nützlich sein könnte.
Aus einem kleinen Loch an der Wand drang schüchtern die Nachmittagssonne ins Innere des Zeltes und zeichnete in der heiÃen und staubigen Luft einen dünnen Lichtstrahl. Dieses Lichtschwert zeichnete auf dem Boden eine kleine weiÃe Ellipse, die sich langsam in Richtung der Gefangenen bewegte. Der Magere verfolgte fast hypnotisiert den langsamen Verlauf dieses hellen Flecks, als ihn ein Aufleuchten in die Realität zurückbrachte. Halb im Sand vergraben, etwa einen Meter von ihm entfernt, reflektierte etwas metallisches das Sonnenlicht genau in Richtung seines rechten Auges. Er drehte leicht seinen Kopf, um sehen zu können, um was es sich handelte, konnte aber nichts erkennen. Er versuchte, sein Bein in diese Richtung auszustrecken, aber ein schrecklicher Schmerz an seiner Seite erinnerte ihn wieder an den Zustand seiner Rippen und er entschied sich, es nicht noch einmal zu versuchen. Er dachte, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde und versuchte durch seinen Knebel zu flüstern «Hey, lebst du noch?»
Dem Dicken ging es nicht besser. Nachdem Petri ihn durch die Luft geschleudert hatte, hatte sich an seinem rechten Knie ein groÃes Hämatom gebildet, er hatte eine groÃe Beule an der Stirn, die rechte Schulter tat ihm höllisch weh und das rechte Handgelenk war dick wie ein Ball.
«Ich glaube schon» antwortete er schwach durch seinen Knebel.
«Ein Glück. Ich rufe dich schon eine ganze Weile. Ich habe mir Sorgen gemacht.»
«Ich muss ohnmächtig gewesen sein. Mein Kopf ist am Platzen.»
«Wir müssen unbedingt von hier abhauen» sagte der Magere.
«Wie geht es dir denn? Nichts kaputt?»
«Ich fürchte, dass ich ein Paar gebrochene Rippen habe, aber ich glaube, dass ich es schaffen kann.»
«Wie konnten wir uns nur dermaÃen überraschen lassen?»
«Denk nicht mehr dran. Was passiert ist, ist passiert. Versuchen wir lieber, uns zu befreien. Schau mal da links von dir, dort wo der Sonnenstrahl auftrifft.»
«Ich sehe nichts» antwortete der Dicke.
«Da ist was halb vergraben. Scheint was aus Metall zu sein. Kommst du mit deinem Bein dran.»
Das plötzliche Geräusch des sich öffnenden ReiÃverschlusses am Zelt unterbrach den Versuch. Der wachhabende Helfer schaute ins Innere. Der Dicke tat so, als wäre er noch ohnmächtig, während der Andere absolut unbeweglich blieb. Der Mann schaute sich die beiden an, kontrollierte nachlässig alle Werkzeuge, die im Inneren herumlagen, zog sich dann zufrieden wieder zurück und verschloss wieder den Eingang.
Die beiden blieben eine Weile unbeweglich sitzen und dann redete der Dicke wieder als Erster «Das war knapp.»
«Hast du es jetzt gesehen? Kommst du dran?»
«Ja, jetzt ja. Warte, ich versuchâs.»
Der füllige falsche Beduine begann, seinen Oberkörper hin und her zu bewegen und zu versuchen, die Seile etwas zu lockern, die ihn blockierten, dann streckte er sein linkes Bein in Richtung des Gegenstandes so weit wie möglich aus. Er kam gerade so heran. Mit dem Absatz begann er zu graben, bis er einen Teil freilegen konnte.
«Scheint eine Kelle zu sein.»
«Es muss eine Trowel Marshalltown sein. Es ist das beliebteste Werkzeug der Archäologen, um den Boden nach alten Scherben abzukratzen. Kannst du sie nehmen?»
«Ich komm nicht ran.»
«Wenn du aufhören würdest, dich mit all dem Dreck vollzustopfen, könntest du dich auch besser bewegen, du Dickwanst.»
«Was hat mein kräftiger Körperbau damit zu tun?»
«Beweg dich, du âkräftiger Körperbauâ, versuch die Kelle zu holen, sonst werden die dir im Knast helfen, abzunehmen.»
Bilder von geschmacksneutralem und stinkendem Brei erschienen plötzlich vor den Augen des Dicken. Diese schreckliche Vision entfesselte in ihm eine Kraft, von der er dachte, dass er sie nicht mehr gehabt hätte. Er verbog so weit wie möglich den Rücken. Ein Stich ging von seiner schmerzenden Schulter aus und erreichte sofort sein Hirn, aber er beachtete es nicht. Mit einer entschiedenen Bewegung der Hüfte konnte er den Absatz über die Kelle hinaus ausstrecken und bog sein Bein dann so, dass er sie in seine Richtung werfen konnte.
«Ich habâs geschafft» rief er hinter seinem Knebel.
«Halt doch die Klappe du Idiot? Was schreist du rum? Willst du, dass die beiden Rasenden reinkommen und uns nochmal verprügeln?»
«Entschuldigung» antwortete betroffen der Dicke. «Ich habe es aber geschafft.»
«Hast du gesehen, dass du, wenn du dich anstrengst, auch was Gutes erreichen kannst? Sie müsste scharf sein. Versuch diese verdammten Seile zu durchtrennen.»
Mit der guten Hand nahm der Dicke den Griff der Kelle und begann den schärferen Teil an den Seilen hinter seinem Rücken zu reiben.
«Mal vorausgesetzt, dass wir uns befreien können,» sagte leise der Dicke «wie wollen wir es anstellen, hier zu verschwinden? Das Camp ist voller Leute und es ist noch hell. Ich hoffe, dass du einen Plan hast.»
«Natürlich habe ich einen. Bin nicht ich das Genie unter uns beiden?» sagte der Magere stolz. «Während du geschlafen hast, habe ich die Situation analysiert und ich glaube, einen Weg gefunden zu haben, um hier abzuhauen.»
«Ich bin ganz Ohr» antwortete der Andere und rieb weiter mit der Kelle am Seil.
«Der Wächter schaut etwa alle zehn Minuten hier rein und dieses Zelt liegt auf der Ostseite des Camps am äuÃersten Rand.»
« Ja und?»
«Warum habe ich nur dich als Partner für diese Arbeit ausgewählt? Du hast die Phantasie und Intelligenz einer Amöbe und ich hoffe, dass die Amöben bei diesem Vergleich nicht beleidigt sind.»
«Um die Wahrheit zu sagen,» antwortete der Dicke pikiert «habe ich dich ausgewählt. Wenn du dich erinnern kannst, wurde mir dieser Job anvertraut.»
«Konntest du dich befreien?» schnitt der Magere ab, da die Diskussion nicht den erwünschten Verlauf nahm und da sein Kumpan auch noch im Recht war.
«Noch einen Moment. Ich glaube, dass es nachlässt.»
Kurz danach riss das Seil, mit dem sie am Tank gefesselt waren, mit einem trockenen Geräusch und der Bauch des Dicken, der endlich von den Fesseln befreit war, nahm wieder seine normalen Dimensionen an.
«Geschafft» sagte der Dicke zufrieden.
«Sehr gut. Jetzt müssen wir es aber so lange hochhalten, bis die Wache reinkommt. Es muss alles so aussehen wie vorher.»
«OK Kumpel. Ich tu wieder so, als würde ich schlafen.»
Die beiden mussten nicht lange warten. Einige Minuten danach kam auch der Helfer der Frau Doktor wieder zurück, um das Zelt zu inspizieren. Er machte seine übliche oberflächliche Kontrolle und da er nichts AuÃergewöhnliches bemerkte, schloss er den ReiÃverschluss, ging wieder in den Schatten der Veranda und zündete seine handgedrehte Zigarette an.
«Jetzt» sagte der Magere. «Los geht's.»
Das Aufstehen war, auf Grund der Verletzungen der beiden, schwieriger als vorgesehen, aber nachdem sie einige dumpfe Schmerzlaute, begleitet von einigen Flüchen von sich gegeben hatten, standen sie sich gegenüber.
«Gib mir die Kelle» befahl der Magere, während er sich den Knebel abnahm. Die Stricke an der rechten Seite verhinderten, dass er sich frei bewegen konnte, aber durch das Auflegen der offenen Hand konnte er den Schmerz etwas lindern. In wenigen Schritten erreichte er die Wand gegenüber dem Eingang, kniete sich hin und schob langsam die Trowel Marshalltown hinein. Die scharfe Klinge der Kelle schnitt den weichen Stoff der nach Osten gerichteten Wand, wie Butter durch und erzeugte so einen etwa zehn Zentimeter groÃen Schnitt. Der Magere schaute mit dem rechten Auge für einige Momente durch den Schlitz. Wie vorhergesehen, war da niemand. Sie konnten nur, etwa hundert Meter entfernt, die Ruinen der antiken Stadt sehen, wo sie vorher den Jeep versteckt hatten, der ihnen als Fluchtfahrzeug mit der Beute dienen sollte.
«Alles frei» sagte er, während er mit der Klinge der Kelle den Schlitz bis zum Boden verlängerte. «Gehen wir» und zwängte sich kriechend durch die Ãffnung.
«Hättest du das Loch nicht noch ein bisschen gröÃer machen können?» meckerte der Dicke zwischen Schmerzlauten, während er versuchte, ebenfalls nach drauÃen zu gelangen.
«Beweg dich. Wir müssen jetzt so schnell wie möglich von hier verschwinden.»
«Du sagst das so einfach. Ich kann gerade so laufen.»
«Komm jetzt, beeil dich und hör auf zu jammern. Denk dran, dass uns, wenn wir hier nicht abhauen, keiner ein paar Jährchen Knast ersparen wird.»
Das Wort âKnastâ verlieh dem Dicken immer zusätzliche Kraft. Er sagte nichts und still leidend folgte er dem Kumpan, der geduckt in Richtung der Ruinen schlich.
Es war das Dröhnen eines weit entfernten Motors, das dem Wächter verdächtig vorkam. Er schaute einen Moment auf seine fertig gerauchte Zigarette und schmiss sie mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Er ging in das Zelt und konnte seinen Augen nicht glauben: die beiden Gefangenen waren nicht mehr da. Neben dem Kraftstofftank lag das Seil, etwas weiter weg die Stoffstücke, die als Knebel gedient hatten und an der Rückwand des Zeltes ging ein groÃer Riss bis zum Boden.
«Hisham, Leute» schrie der Mann mit all seiner Kraft. «Die Gefangenen sind entkommen!»