Читать книгу Nicht ohne meinen Mann: Liebes-Schach in Paris - Dantse Dantse - Страница 10
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ОглавлениеJohnny sah furchtbar elegant aus. Er hatte eine enge, blau-gewaschene Jeanshose und ein weißes Hemd an. Er trug weiß-graue Sneakers mit hellblauen Streifen, einen Hut und eine Brille, die über der Stirn saß. Eine afrikanische Halskette aus Holz lag auf seiner leicht beharrten, starken Brust. Er sah in diesem Moment wirklich wie ein Filmstar aus, in diesem leichten, aber feinen Outfit. Ja, er sah aus wie Will Smith.
Ayossi war aber mehr erstaunt über das, was er in der Hand hielt und sofort hinter seinem Rücken versteckte, als über sein Aussehen, das sie gut kannte und das sie fast jeden Tag, sogar mehrmals, genoss.
„Guck mich nicht so blöd an und lass mich rein“, sagte Johnny zur Begrüßung und fügte hinzu, „sie sind nicht für dich. Freue dich nicht zu früh.“
„Hä? Jo-Jo, was soll das heißen?“, fragte Ayossi.
„Wie, was soll das heißen? Sie sind einfach nicht für dich, liebe Schwester. Die sind für deine Chefin, nein, nein, nein, du bekommst sie nicht“, sagte Johnny, „nein, du bekommst sie nicht, sage ich dir.“ Er ging immer auf die andere Seite, wenn Ayossi versuchte ihm das, was er in der Hand hatte, wegzunehmen.
„Ist deine Chefin da?“, fragte Johnny.
„Ja, sie ist da, und?“
„Darf ich sie sehen?“
„Nein, erst wenn du mir gezeigt hast, was du hinter deinem Rücken versteckst.“
„Okay, dann gehe ich wieder. Kein Problem. Sag ihr, dass ich…“
„Ach, du Blödmann, komm rein. Ich bin nur sauer, dass du heute Morgen nicht gekommen bist. Ich habe so Lust auf dich. Wir sind in der Vollmondphase. Du weißt, wie geil ich zu dieser Zeit immer bin. Ich habe mich schon zweimal selbst befriedigt, aber ich brauche etwas in mir drin. Ich will dich, sonst werde ich richtig aggressiv, du kennst mich doch. Sie ist da, komm rein, aber egal was ist, ich werde dich heute vögeln. Nicht du mich, sondern ich dich. Ich werde es mit dir tun, bis dein riesiges Ding da nicht mehr aufstehen kann.“
„Ayos, das sagst du jedes Mal, wenn du sauer bist und dabei wirst du danach so sanft, wie eine harmlose Giftschlange. Ich bin dabei. Heute, ja heute kommst du mit zu mir nach Hause, und dann sehen wir, wer die Hosen anhat, und diesmal werde ich kein Mitleid haben.“
„Ja, Baby, wenn du so weiterredest, nehme ich dich hier direkt auf der Stelle. Ich bin schon nass und kann nicht lange warten.“
„Und wie wollen wir das anstellen, dass sie nichts ahnt?“
„Ich werde schon ein Alibi finden. Heute Abend geht es nicht ohne dich in mir drin. Das kannst du dir abschminken.“
„Ich bin dabei, meine Süße. Nur keine Sorge, ich bin dabei. Ich bin für dich geboren. Wir sind füreinander gemacht, und nichts kann uns trennen“, sagte Johnny leise.
„Ah ja, fein, Jo-Jo. Das wollte ich aus deinem Mund hören. Frauen brauchen nicht viel, sie brauchen schöne Worte, um sich sicher zu fühlen“, turtelte Ayossi. Als sie noch etwas sagen wollte, hörte sie die Stimme von Mireille, die aus dem Fenster in der ersten Etage kam.
„Willst du deinen Bruder nicht hereinbitten? Nicht, dass er glaubt, ich hätte ein Verbot gegen ihn erlassen.“
Ayossi und Johnny guckten sich an und lächelten zufrieden.
„Er wollte mir nicht zeigen, was er für dich in der Hand hat. Ich, seine Schwester, habe kaum je was von ihm bekommen“, rief Ayossi in Richtung Mireille.
„Ich gebe dir einen Rat, liebe Ayossi. Du sollst deinen Bruder nicht lieben, sonst wirst du ständig eifersüchtig sein.“
Die drei brachen in lautes Gelächter aus, und Johnny und Ayossi gingen ins Haus.
Mireille stand noch einige Minuten vor ihrem Spiegel und versicherte sich zum x-ten Mal, dass alles in Ordnung war. Sie hatte sich richtig schön gemacht, leider konnte sie nichts gegen die Rötungen an den Wangen machen. Sie war einfach zu aufgeregt, wie lange nicht mehr. Sie atmete tief durch und ging runter.
„Hey Ayossi, bist du allein?“, fragte sie erstaunt, als sie in die Küche hineinmarschierte.
„Er wollte nicht reinkommen. Er meinte, er warte im Garten auf dich“, antwortete Ayossi.
„Was soll ich jetzt tun, deiner Meinung nach? Zu ihm gehen oder so tun, als ob ich ihn ignoriere?“, fragte Mireille.
„Ach, wärst du eine Afrikanerin, würde ich dir sagen, geh nicht hin. Lass ihn zu dir kommen. Die Frauen sind sehr stolz bei uns und mögen gern verwöhnt werden“, erklärte Ayossi.
„Und was ist, wenn er denkt, ich würde ihn schlecht behandeln? Vielleicht ist er schon vom letzten Mal enttäuscht von mir, und nun will er mir etwas geben, wie ich sehe, und ich zeige kein Interesse. Ich will nicht, dass dein Bruder so ein schlechtes Bild von den Französinnen bekommt und denkt, wir wären diese emanzipierten, sturen, unerzogenen Tussis. Ich würde sehr gern zu ihm gehen. Ich fände es unhöflich, wenn es umgekehrt wäre und ich wäre an seiner Stelle.“
„Siehst du, Mireille, das habe ich gemeint. Ich habe gesagt, wenn du eine Afrikanerin wärst…!“
„Hey Ayossi, das heißt nicht, dass wir Französinnen keinen Stolz besitzen.“
„Das habe ich doch gar nicht gesagt, und du brauchst dich nicht zu verteidigen. Ich habe nur gesagt, wenn du eine Afrikanerin wärst … Geh doch. Ich habe dir nicht verboten zu ihm zu gehen. Wie könnte ich das tun. Du bist meine Chefin. Ich habe dir nur geraten, zu ertragen, dass er derjenige sein sollte, der zu dir kommt. Aber wie gesagt, nur in dem Fall, dass du eine Afrikanerin wärst. Du bist aber offensichtlich keine, oder? Dann geh doch hin.“
„Ayossi, ich gehe hin. Ich bin keine Afrikanerin, deswegen gehe ich hin. Warum tust du alles, damit dein Bruder sich gegen mich stellt?“
„Ich?“, fragte Ayossi, die diese Frage überhaupt nicht erwartet hatte.
„Ja, du. Vorhin wolltest du ihn nicht reinkommen lassen, als du wusstest, dass er mich sehen will. Auch habe ich so das Gefühl, dass du ihn das letzte Mal dazu gebracht hast, einfach wegzugehen“, antwortete Mireille ganz ernst.
Ayossi erkannte sofort ihre Chance und sprang darauf an.
„Mireille, warum sollte ich das tun? Vielleicht kann es so bei dir ankommen, aber ich will dich ja nur schützen“, erwiderte Ayossi.
„Mich schützen? Wovor denn? Hat er etwas mit mir vor? Will er mir etwas Böses antun?“
„Ach, das nicht. Er ist ein lieber Kerl, aber wie fast alle Afrikaner ist er ein Frauenheld, ein Don Juan, ein Schürzenjäger, ein Scharfschütze – er schießt auf alles, was sich bewegt. So sind Kameruner. Haben sie dann die Frau, verwöhnen sie sie, bis sie Hals über Kopf verliebt ist, dann sind sie schon bei der nächsten. Sie können nie treu sein. Sie können niemals nur mit einer Frau schlafen. Wir wissen nicht, warum ihre Stange immer steht. Ein Afrikaner schläft mit dir und ist auch sichtlich davon erschöpft. Und du denkst, ach, er muss Kraft tanken, er kann nicht mehr. Falsch gelegen. Er geht nur das Brot um die Ecke holen, sieht eine andere Frau, und schon hat er wieder Lust mit ihr zu schlafen. Verstehst du, so sind diese Männer, und mein Bruder ist keine Ausnahme. Er ist vielleicht noch schlimmer. Gerade er. Ich weiß nicht, was er mit Frauen im Bett macht. Eine seiner Freundinnen sagte mir, dass es mit ihm im Bett sei, wie Schokolade auf der Zunge. Er wäre ein super Liebhaber. So hat er Frauen immer den Kopf verdreht. Ich möchte nicht, dass er das mit dir macht. Du bist meine liebe Chefin. Ich will nicht, dass er sich schlecht verhält und du dann auch ein schlechtes Bild von mir bekommst“, erklärte Ayossi und tat dabei so, als ob sie sehr naiv wäre und es wirklich ernst meinen würde.
Sie wusste genau, wenn man einer Frau einen Mann schmackhafter machen will, damit sie noch neugieriger wird, dann musste man den Mann als Frauenheld in Verruf bringen. Man sollte seine männlichen Qualitäten erwähnen, diese aber als schmutzig darstellen. Viele Frauen mochten leider sogenannte „Arschlöcher“. Die machten sie an, weckten ihre Fantasien und erregten sie sehr. Frauen liebten gern in Fantasien, in Vorstellungen, in Träumen. Ayossi wusste es genau und war sich der Wirkung ihrer Aussage sicher. Sie kannte mittlerweile auch die Europäerinnen, die gern zeigen wollten, dass sie keine Angst hatten, dass sie selbstbewusst waren, alles unter Kontrolle hatten und gerne Herausforderungen annahmen, um ihre Stärke zu demonstrieren. Mireille antwortete genauso, wie Ayossi es erwartet hatte. Eine weitere Manipulation, die ihr Ziel erreicht hatte.
„Das ist sehr nett von dir, Ayossi. Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich um mich kümmern und mich schützen willst. Alles ist gutgemeint, aber ich kann mich selbst schützen. Ich glaube, ich bin erwachsen genug selbst zu entscheiden, ob ich einen Mann sehen will oder nicht. Ich gehe jetzt zu ihm“, entgegnete Mireille selbstbestimmt.
„Es tut mir leid, Mireille. So hatte ich es nicht gemeint. Aber ich habe verstanden“, gab Ayossi schuldbewusst zurück, drehte sich um und fing mit einem Lächeln auf den Lippen an, das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Als sie spürte, dass Mireille weg war, drehte sie sich wieder zum Fenster und sah wie sie zu Johnny lief. Das Lachen auf Mireilles Gesicht verriet, dass sie sich wirklich freute, Johnny zu sehen. Wie eine Tennisspielerin, die gerade einen Rückschlag gewonnen hatte, streckte Ayossi ihre geballten Fäuste nach oben und sagte leise: „Yes!“