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Liebes-Schach in Paris
Оглавление„Warum weinst du Mireille?“, fragte Ayossi, die gerade den Hof fegte. Mireille hatte das Auto im Hof geparkt, stieg aber nicht aus. Sie blieb im Auto sitzen und weinte auf eine komische Art. Sie weinte und lachte gleichzeitig. Ayossi ließ den Besen fallen, ging zu ihr und wiederholte noch einmal ihre Frage.
„Mireille, warum weinst du? Ist was passiert?“
„Ja, etwas ist passiert, Ayossi. Ja, das stimmt, etwas ist passiert“, antwortete Mireille und weinte noch mehr, als sie daran dachte, dass alle gesagt hatten, es wäre unmöglich.
„Was denn, Mireille? Brauchst du Hilfe?“
„Etwas Schönes, Ayossi. Etwas Wunderbares, etwas, das ich nicht mehr erwartet hatte. Ich bin 40 und alle Ärzte haben gesagt, dass ich es nie schaffen werde. Aber Johnny, dein Bruder, hat mir immer gesagt, dass nichts unumkehrbar ist für den, der glaubt und sich Gott anvertraut. Und jetzt ist es passiert. Warte mal, warte mal kurz. Das muss mein Schatz sein“, sagte sie, als ihr Handy klingelte.
„Er ist doch da. Du hast doch sein Auto draußen gesehen, oder? Er ist vor 45 Minuten gekommen, er ist oben und duscht“, sagte Ayossi kühl, wohl wissend, dass sie gelogen hatte. Johnny war den ganzen Tag dagewesen und hatte mit ihr Sex gehabt.
Trotzdem ging Mireille ans Handy.
„Hallo, Liebling? Ich bin gerade angekommen. Schau mal aus dem Fenster. Du siehst mich.“
„Warum ich weine? Mein Schatz, du hast mir meinen allergrößten Wunsch möglich gemacht. Deswegen weine ich. Ich weine vor Glück…“
Ayossi, die schon ahnte, worum es ging, wollte das Gespräch zwischen Johnny und Mireille nicht hören. Sie entfernte sich schnell und ging zurück in die Küche. Aber Mireille stieg sofort aus dem Auto und folgte ihr ins Haus, während sie weiter mit Johnny telefonierte, ohne ihm die gute Nachricht mitzuteilen.
„Komm schnell runter, ich habe gute Neuigkeiten für dich, Liebling. Du wirst dich so freuen“, rief sie fast durch den Hörer.
Johnny kam nur mit einer Unterhose bekleidet die Treppe runtergerannt und traf sie in der Küche, wo sie sich gerade einen frischen Orangensaft eingoss. Ayossi war mit dem Mülleimer gerade wieder hinausgegangen.
„Welche gute Nachricht willst du mir nicht am Telefon erzählen, Honey?“, fragte Johnny. In Unterhosen sah er fantastisch aus, mit einem Oberkörper à la Ronaldo oder Balotelli.
„Ja, erinnerst du dich daran, wie du mir immer gesagt hast, das Glück gehört dem, der glücklich ist? Erinnerst du dich an deine Äußerungen, dass Gott alles ändern kann? That nothing is permanent in this world? Ja, das stimmt. Heute habe ich erfahren, wie groß der Glaube ist und dass der Glaube das billigste, aber hilfreichste Medikament ist, das wir je gehabt haben!“
„Siehst du, Mireille. Deswegen geht es mir immer gut. Siehst du, jetzt geht es dir gut. Siehst du, wie du strahlst? Wie glücklich du bist? Ja, siehst du, wie es ist, wenn man an sich glaubt und weiß, dass alles gut sein wird? Aber jetzt sag mir endlich was los ist!“, bat Johnny.
In diesem Moment kam Ayossi wieder in die Küche. Sie stellte den Mülleimer unter den Tisch und wollte so schnell wie möglich wieder verschwinden, als sie drei Worte hörte, die sie niederschmetterten.
„ICH BIN SCHWANGER!“, rief Mireille.
„Mon miel, ich bin in der sechsten Woche schwanger. Du wirst Papa. Wir bekommen ein Kind“, fügte sie überglücklich hinzu.
„Sicher? Bist du sicher?“, fragte Johnny, der versuchte seine Freude zu zeigen und sich gleichzeitig wegen Ayossi zurückzuhalten.
„Ja, hundertprozentig. Schau mal hier ist das Attest der Frauenärztin. Mon amour, ich bin schwanger!“
Ayossi warf sich auf den Boden und fing an zu schreien.
„Johnny, Johnny, Verräter! Das war so nicht abgemacht. Du solltest sie nicht schwängern. Du hast mich betrogen. Du Hund, du Affe, du Hurensohn. Ich reiße mir hier den Arsch für uns auf, ich leide und ertrage alle Demütigungen für uns, und du tust mir das an? Du wirst dafür bezahlen. Wenn ich dich verliere, dann verlieren wir dich beide.“
„Was ist los?“, fragte Mireille, die gar nichts mehr kapierte.
„Beruhige dich, Ayos“, beschwichtigte Johnny, „es ist nicht so, wie du denkst.“
„Mich beruhigen? Halt den Mund, du Schlappschwanz. Hast du nun Angst? Hast du Angst, dass ich alles verrate und du dein schönes Leben verlierst? Wie lange warte ich schon darauf, selbst schwanger zu werden? Warum nicht ich? Weil ich keine weiße Frau bin? Weil ich keine Ärztin bin?“
„Ayos, das ist…“
„Halts Maul, bevor ich dir deine faulen Eier abschneide. Du hast Angst. So war es nicht abgemacht. Wie lange hast du schon nicht mehr mit mir gevögelt? Wenn ich dich heute nicht fast gezwungen hätte, hätten wir seit Wochen keinen Sex mehr gehabt. Du hast mir doch erzählt, dass du generell keine Lust hast zurzeit! Dass du Mireille seit Monaten gar nicht berührt hast! Aber sie hast du nicht nur gevögelt. Du hast Liebe mit ihr gemacht. Das solltest du nicht. Oder ist sie wie Maria von Gott schwanger geworden?“
„Was ist los, Ayossi? Wer sagt mir, was hier los ist? Wieso soll er mit dir schlafen? Du bist doch seine Schwester?! Treibt ihr Inzest, oder was?“, staunte Mireille.
„Sie ist müde und ein bisschen überfordert“, antwortete Johnny und zwinkerte Ayossi zu, damit sie wieder zur Ruhe kam. Aber das Augenzwinkern ärgerte Ayossi nur noch mehr.
„Nein, was machst du mir so mit deinen Scheiß-Augen? Nein, warum soll ich das Spiel weiterspielen? Jetzt muss sie wissen, wer du bist. Ihr ein Baby machen, das kannst du, aber ihr jetzt sagen, wer du bist, das kannst du nicht. Wovor hast du Angst, warum zitterst du? Hast du Angst, dass sie erfährt, dass du nicht mein Bruder bist, sondern mein Ehemann, offiziell geheiratet in Kamerun? Madame, er ist nicht mein Bruder. Er ist mein Mann. Der Plan ist nicht aufgegangen. Den Rest kann er dir selbst erklären“, sagte Ayossi in voller Aufregung.
Sie drehte sich wieder zu Johnny: „Arschloch, du wirst noch von mir hören. Du wirst es bereuen. Das ist ein absoluter Vertrauensbruch“, und sie stürmte in ihr Zimmer.
„Johnny, stimmt das, was ich gehört habe? Stimmt es, dass ihr keine Geschwister seid, sondern legal in Kamerun verheiratete Ehepartner? Dass alles zwischen uns nur ein böses Spiel war? Hast du mich geheiratet, um einen Plan zu erfüllen? Du hast mir über zwei Jahre lang die Liebe nur vorgespielt? Johnny, sag doch etwas. Sag bitte, dass es nicht wahr ist? Bitte, bitte, beruhige mich und hole mich aus diesem Alptraum. Sag mir, dass alles nur ein Alptraum ist. Sag irgendetwas. Lüge mich an und sag einfach, dass es nicht so war. Sag mir, dass es nicht so ist, wie es scheint. Johnny, Jo-Jo, ist das alles doch wahr?“, fragte Mireille sehr leise und in Tränen aufgelöst. Sie setzte sich und fing heftig an zu weinen. Dabei fiel ihr ein Gespräch ein, das sie vor zwei Jahren mit Ayossi geführt hatte, bei dem diese so getan hatte, als wolle sie sie vor Johnny schützen. Alles hatte so echt geklungen…
„Mireille, warum sollte ich das tun? Vielleicht kann es so bei dir ankommen, aber ich will dich ja nur schützen“, erwiderte Ayossi.
„Mich schützen? Wovor denn? Hat er etwas mit mir vor? Will er mir etwas Böses antun?“
„Ach, das nicht. Er ist ein lieber Kerl, aber wie fast alle Afrikaner ist er ein Frauenheld, ein Don Juan, ein Schürzenjäger, ein Scharfschütze – er schießt auf alles, was sich bewegt. So sind Kameruner. Haben sie dann die Frau, verwöhnen sie sie, bis sie Hals über Kopf verliebt ist, dann sind sie schon bei der nächsten. Sie können nie treu sein. Sie können niemals nur mit einer Frau schlafen. Wir wissen nicht, warum ihre Stange immer steht. Ein Afrikaner schläft mit dir und ist auch sichtlich davon erschöpft. Und du denkst, ach, er muss Kraft tanken, er kann nicht mehr. Falsch gelegen. Er geht nur das Brot um die Ecke holen, sieht eine andere Frau, und schon hat er wieder Lust mit ihr zu schlafen. Verstehst du, so sind diese Männer, und mein Bruder ist keine Ausnahme. Er ist vielleicht noch schlimmer. Gerade er. Ich weiß nicht, was er mit Frauen im Bett macht. Eine seiner Freundinnen sagte mir, dass es mit ihm im Bett sei, wie Schokolade auf der Zunge. Er wäre ein super Liebhaber. So hat er Frauen immer den Kopf verdreht. Ich möchte nicht, dass er das mit dir macht. Du bist meine liebe Chefin. Ich will nicht, dass er sich schlecht verhält und du dann auch ein schlechtes Bild von mir bekommst.“