Читать книгу Nicht ohne meinen Mann: Liebes-Schach in Paris - Dantse Dantse - Страница 6

Alles hatte vor drei Jahren in Paris angefangen.

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Die französische Zahnärztin Mireille war damals 38 und sehr erfolgreich in ihrem Beruf. In der Liebe hatte sie weniger Glück. Kaum ein Mann konnte es mit ihr länger als 6 Monate durchhalten. Alle waren der Meinung, dass sie zu unsanft sei und sich von Männern nichts sagen lasse. Vor 3 Jahren hatte sie ihren letzten Freund gehabt, der hatte ihr vorgeworfen, sie wäre zu feministisch und sehr männlich. Sie hätte nichts Weibliches an sich, und er frage sich, warum sie einfach nicht lesbisch würde.

Es war nicht so, dass Mireille männlich aussah. Nein, sie war 1,72 m groß, wog 70 kg, war sehr weiblich proportioniert, mit schönem, festem, rundem Hintern und einem üppigen Busen in Körbchengröße 85C. Sie hatte ein zart geschnittenes Gesicht, sie war keine langweilige Schönheit. In ihrem Gesicht konnte man jeden Tag etwas Neues lesen. Sie war eine Mischung aus Mylène Farmer und Tina Turner. Da sie nicht bereit war Kompromisse einzugehen, kamen aber leider nur ihre harten Seiten zum Vorschein, und ihre schönen Seiten blieben hinter ihrem Stahlpanzer versteckt.

Eigentlich brauchte sie nur einen richtigen Mann, sagte sie sich immer. Das Thema war auch eine große Diskussion mit ihrer Mutter, die im Gegensatz zu ihr seit über 50 Jahren mit dem gleichen Mann verheiratet war.

„Mi, immer noch allein?“, fragte ihre Mutter meist, wenn sie sich trafen.

„Mama, ich will nicht darüber reden“, versuchte sie sich zu verteidigen.

„Ach, ich habe dir schon immer gesagt, Frauen wie du werden es später bedauern. Du bist hübsch, du bist erfolgreich, aber einen Mann kannst du nicht halten.“

„Mama, es sind die Männer, die mich nicht halten können. Nach einigen Monaten gehen sie immer, nachdem sie erfolglos versucht haben mich zu verändern.“

„Ja, meine Tochter. Du bist zu hart, zu männlich, genau, wie dein Vater, aber wir sind seit 50 Jahren zusammen.“

„Aber bist du glücklich, Mama? Ich sehe bei euch, dass alles eine Gewohnheit geworden ist. Ich sehe oft, wie ihr euch langweilt.“

„Meine Tochter, irgendwann im Leben muss man eine Entscheidung treffen. Man kann nicht immer alles haben, was man will. Sonst wärst du nie geboren worden. Du bist schon fast 40 und hast immer noch kein Kind. Das ist nicht normal. Jeder Mensch, wenn er nicht krank oder behindert ist, sollte der Welt ein Kind geben, ein Leben geben. Alles andere ist Egoismus und schlecht. Nur Menschen, die nichts Göttliches in sich haben, das heißt Menschen, die das Böse in sich tragen, geben der Natur nicht das zurück, was sie bekommen haben, nämlich das Leben.“

„Ich sehe das fast genauso wie du, Mama, aber wenn ich keinen Mann finde? Was soll ich tun? Ich brauche halt einen Mann und kein schwaches Zeug, das nach zwei Minuten fertig ist und mich dann auch noch fragt, ob es toll für mich war! Sie können mich so unsanft und männlich nennen, wie sie wollen. Es wäre ihre Rolle gewesen, durch ihre starke Männlichkeit meine Weiblichkeit hervorzulocken. Aber wo finden starke Frauen starke Männer? Mama, ich kann nicht so leben, wie du mit Papa lebst. Ich vermute, dass du nie sexuell befriedigt warst. Sag mir nicht, doch. Du bist zu untergeben, als dass ein Mann sich bemühen würde dich zu verwöhnen. Ich will aber einen Mann, der mich verwöhnen kann. Der ein Gentleman ist, und der kein Problem damit hat, dass ich die Chefin einer renommierten Zahnarztpraxis bin. Ich warte auf den richtigen Mann, der einfach ein Mann ist, und der mich auch in die Schranken verweisen kann, ohne Angst zu haben, dass ich ihn deswegen verlasse. Ich warte auf diesen Mann, der mir nein sagen kann, der mir mit männlicher, selbstbewusster Stimme Kontra gibt und mir sagt, dass ich jetzt sofort aufhören muss. Einen Mann, der im Bett ein Mann ist. Ohne das geht es bei mir nicht. Wo finde ich so einen, Mama?“

„Da kannst du lange drauf warten, meine Tochter. Ich gebe dir in vielen Punkten Recht. Aber was soll man tun? Am Ende nimmt man doch das, was vor den Füssen liegt, aus Angst allein zu sein. Ich bewundere dich manchmal, aber zu rigide solltest du nicht sein. Die Zeit läuft davon. Du bist fast 40, mein Baby.“

„Mama, ich bin erst 38“, entgegnete sie dann stets.

Ja, solche Diskussionen war sie gewöhnt. Anders als die meisten Menschen glaubten, hatte sie seit Studienzeiten ein Kind gewollt. Damals hatte sie einen Freund gehabt, der einzige mit dem sie je wirklich glücklich gewesen war. Sie waren bis zum Ende ihres Studiums zusammen, und es war ihre einzige langjährige Beziehung. Aber er war verheiratet und zwanzig Jahre älter als sie gewesen. Dennoch hatten sie sich sehr geliebt und ein Kind gewollt. Es hatte leider nicht geklappt und irgendwann war die Beziehung einfach fertig gewesen. Von heute auf Morgen hatte er sie nicht mehr sehen wollen. Bis heute war es so geblieben. Er hatte sich nach der Trennung nie mehr gemeldet, ihr keine Vorwürfe gemacht. Diese Situation hatte Mireille jahrelang beschäftigt, sie hatte sogar eine Therapie machen müssen, um es hinter sich zu lassen.

Nach ihm kamen auch ein paar nette, kleinere Beziehungen und jedes Mal versuchte sie schwanger zu werden, aber es klappte nie. Da es auf die sanfte Weise nicht funktionierte, ließ sie sich gründlich untersuchen. Sie durchlief ein umfangreiches Diagnostik-Programm: Bluttests und weitergehende körperliche Untersuchungen, etwa mit Ultraschall oder einer Bauchspiegelung, um den Ursachen ihres unerfüllten Kinderwunsches auf die Spur zu kommen. Nach einem Labortest wurde festgestellt, dass ihr Hormonhaushalt nicht in Ordnung war. Die Ergebnisse erlaubten auch Rückschlüsse darauf, wo die Ursache der Störung lag. Es gab Funktionsstörungen der Schilddrüse, die hormonbedingte Probleme auslösten. Trotzt intensiven Hormonbehandlungen hatte sie es dennoch nicht geschafft schwanger zu sein. Und nun hatte sie seit 3 Jahren auch gar keinen Mann mehr gefunden, mit dem sie Lust gehabt hätte, es noch einmal zu probieren. Der Kinderwunsch war aber immer noch sehr präsent und machte sie manchmal tagelang traurig und depressiv.

Sie versuchte, trotzdem ein glückliches Leben zu führen, hatte nicht viele, aber zwei sehr gute Freundinnen und einen guten Freund. Sie unternahm viel. Ihre eine beste Freundin war eine Frau aus dem Senegal, eine schwarze Frau, die mit ihr studiert hatte. Nach dem Studium hatte Amina einen Job in Lille gefunden, ca. 200 km entfernt von Paris. Sie trafen sich dennoch fast alle 6 Wochen, entweder in Paris oder in Lille oder an einem Urlaubsort.

Als ihre letzte Beziehung auseinandergegangen war, war es zu einem Gespräch mit Amina über ein Hausmädchen gekommen. Mireille hatte damals gejammert, dass das Haus, das sie von ihrer Oma geerbt hatte, wild aussehen würde. Sie dächte daran, das Haus zu vermieten und sich eine kleine Wohnung zu suchen, aber sie würde sich so wohl dort fühlen, in diesem schicken Pariser Viertel, dem 7. Arrondissement.

Amina hatte ihr vorgeschlagen, ein Hausmädchen zu engagieren, das auch dort wohnen könnte und sich um alles kümmern würde. So hätte sie nicht nur ein sauberes Haus, sondern auch ständig jemanden um sich.

Mit der Zeit hatte ihr die Idee immer besser gefallen und als Amina ihr sagte, sie kenne eine nette Kamerunerin, 27 Jahre alt, die den Job gerne machen würde, war ihre Entscheidung getroffen.

„Sie ist aber ohne Papiere“, erwähnte Amina.

„Das ist kein Problem. Das ist in Frankreich so üblich. Sie muss mir nur irgendwelche gefälschten Papiere zeigen, damit ich mich schützen kann, falls… du verstehst. Von mir aus kann sie sofort anfangen“, freute sich Mireille.

Nach nur 5 Tagen war Ayossi in Paris bei Mireille.

Die 27-jährige Ayossi war noch gar nicht so lange in Frankreich. Sie war gleich nach ihrer Hochzeit in Douala mit einem Tourismusvisum nach Frankreich eingereist und nun seit 5 Monaten illegal dort. Sie hatte in Kamerun Volkswirtschaft studiert, aber keine Arbeit gefunden und hoffte, nun in Frankreich ihr Glück zu finden, um später dann ihren Mann nachzuholen.

Das Zusammenleben der beiden Frauen war sehr erfolgreich, sie kamen sehr gut miteinander aus, verstanden sich prima und bald waren sie wie große und kleine Schwester. Sie erzählten sich fast alles, verbrachten viel Zeit zusammen, kochten gemeinsam, und das Haus war immer top sauber.

Ayossi vergaß aber nie, warum sie in Frankreich war und was sie zu tun hatte. Geduldig sparte sie ihr Geld und lebte sehr sparsam. Sie unternahm nichts, was sie dazu bringen könnte Geld auszugeben. Mit dem bisschen Ersparten kümmerte sie sich um ihre Mutter, ihre Geschwister und ihren Mann in Kamerun. Oft sprachen Mireille und sie darüber.

„Ayossi, jedes Monatsende gehst du immer Geld in die Heimat schicken, aber du verdient doch gar nicht so viel?“

„Ach, Mireille, es gehört dazu. Es geht nicht darum, erst viel zu verdienen, bevor man seiner Familie hilft. Wir haben keine Sozialhilfe, wie bei euch hier in Frankreich. Wenn wir uns nicht so unterstützen, dann geht vieles gar nicht.“

„Ja, aber man muss auch an sich denken“, gab Mireille zu bedenken.

„Das ist bei euch Europäern so. Bei uns nicht. Ich hätte den Luxus egoistisch zu sein. Aber wir können und dürfen es nicht sein. Diese Solidarität ist das, was uns die Möglichkeit gibt glücklich zu sein, glücklich zu leben. Es wäre in Afrika unmöglich, dass eine reiche Frau wie du keine gesellschaftliche Verpflichtung trägt und nur für sich allein lebt. Das ist beinahe wie eine Sünde, finde ich. Das tut der Seele nicht gut“, argumentierte Ayossi.

„Was soll ich tun? Ich kann keine Kinder bekommen, ich habe keine Geschwister, und meine Eltern brauchen meine Hilfe nicht“, versuchte Mireille sich zu erklären.

„Ja, aber es gibt so viele Menschen in Frankreich, die in Not leben, denen das Nötigste fehlt. Man muss nicht nur Familienmitgliedern helfen. Du lebst in einem Haus mit so vielen Zimmern. Das ist zu leer, es braucht Energie. Weißt du, woher die leeren Räume ihre Energie nehmen? Aus dir. Sie rauben dir deine Energie und am Ende bist du so leer, wie diese leeren Zimmer. In Kamerun wäre das Haus voll, voll mit Leben. Die Einsamkeit ist euer großer Feind. Die Einsamkeit frisst euer Geld und macht euch krank. Jedem sein Problem.“

„Ayossi, was sollen wir tun? Du hast schon recht. Die Einsamkeit kann schlimmer sein als die Armut.“

„Weißt du, Mireille, ich mag das Wort Armut nicht. Wenn wir von Armut reden, müssen wir definieren, auf was sich Armut bezieht. Es geht noch, wenn man nur materiell arm ist. Man kann aus eigener Kraft etwas dagegen tun. Schlimmer ist es, wenn du unter seelischer Armut leidest. Der eine ist arm, weil er nichts zu essen hat, der andere ist arm, weil seine Seele hungrig ist. Ich glaube, dass Teilen den Menschen erfüllt. Warum hast du keinen Mann, Mireille?“

„Du hast vielleicht recht mit deinen Ausführungen über die Armut. Weißt du, wir in Europa müssen die Armut so einseitig definieren, um unsere seelische Armut zu übersehen. Stell dir mal vor, es würde überall gesungen, dass wir seelisch arm sind und Hilfe brauchen? Es würde noch mehr Menschen noch depressiver machen, als sie es jetzt schon sind. Es beruhigt uns ein bisschen, wenn wir über die Armut der Anderen reden. Wir vergessen unsere eigene, und das macht unser Leiden erträglicher. Du bist noch nicht lange in Frankreich, sonst würdest du sehen, dass es hier mehr Psychologen gibt als Ärzte. Das sagt schon viel. Warum ich allein bin? Ich wusste, dass die Frage irgendwann kommen würde. Ich bin allein, weil ich noch nicht den richtigen Mann gefunden habe“, erklärte Mireille.

„Was ist denn ein richtiger Mann für dich? Wir Frauen, die studiert haben, müssen aufpassen nicht zu wählerisch zu sein.“

„Du hast recht, Ayossi, aber was tust du, wenn die Männer Angst haben, gerade weil du studiert hast? Ist es die Lösung, sich dümmer zu stellen, damit er sich stark fühlt? Die Männer, die ich treffe, haben Schwierigkeiten damit, dass ich selbstbewusst bin. Dass ich im Bett sage, was mir gefällt. Weißt du? Das ist doch ihr Problem, oder? Es geht nicht darum, wählerisch zu sein.“

„Ja, Mireille, ich verstehe deine Argumentation, aber du weißt, dass Männer ein bisschen wie Kinder sind. Es ist manchmal besser, sie nicht direkt mit ihren Mankos zu konfrontieren. Es ist gut, Geduld mit ihnen zu haben, bis sie Vertrauen haben. Männer sind viel schwächer als wir Frauen, und wir Frauen können ihnen helfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ich habe das Gefühl, dass Männer Probleme haben mit Frauen, die weiblich sind. Ich finde dich sehr hübsch, sehr weiblich. Du machst dich jeden Tag schön, wie eine Afrikanerin, schöne Fingernägel, Makeup, schicke Röcke und Kleider, Schuhe mit hohen Absätzen…“

„Genau das meine ich. Wenn du dich so anziehst, strahlst du als Frau automatisch Unabhängigkeit und Stolz aus, du wirkst wie jemand, die ihren Wert kennt und zu sich selbst steht. Das verunsichert die Männer. Sie mögen gern Frauen, die sich ständig beklagen, dass ihnen dies oder das an sich selbst nicht passt. Ja, sie lieben es, dann sagen zu können, nein, mein Schatz, du gefällst mir, wie du bist, du bist so hübsch. Ja, sie fühlen sich dann besonders, sie fühlen sich der Frau überlegen. Aber wenn sich eine Frau nicht beklagt, wenn sie zufrieden ist mit ihrem Po, den sie auch sehr selbstbewusst zeigt, wenn sie zufrieden ist mit dem bisschen Fett an den Hüften, wenn eine Frau nicht jammert, dass sie noch ein paar Kilos abnehmen muss, oder dass sie ein paar Pickel hat, dann sagen die Männer, sie wäre arrogant. Sie wäre zu männlich. Dabei zeigt die Frau nur stolz ihre Weiblichkeit, die man ihr ständig wegnehmen will. Es ist für viele Frauen fast eine Schande, wenn sie nicht ständig in Jeanshosen herumlaufen. Nee, ich warte! Der richtige wird kommen!“

„Aber je länger du wartest, desto schwieriger wird es für dich sein. Deine Ansprüche werden immer höher steigen“, wandte Ayossi ein.

„Ja, vielleicht ist es ein bisschen anders bei euch. Ich sehe es bei Amina. Vielleicht sollte ich mir einen Afrikaner suchen?“, scherzte Mireille.

„Naja. Ob es einen großen Unterschied gibt, weiß ich noch nicht. Ich habe es noch nicht mit einem weißen Mann probiert“, sagte Ayossi, und beide Frauen lachten darüber.

„Vielleicht solltest du es dann testen? Sonst wirst du nie den Unterschied kennenlernen, liebe Ayossi.“

„Aber reicht nicht das, was du da erzählt hast? Ich habe ja schon einen Mann, aber für dich könnte es wirklich interessant sein, einen Afrikaner zu testen, liebe Mireille? Du hättest es am nötigsten.“

„Oh, am nötigsten? Tstststs, ich vertrockne noch lange nicht, Ayossi!“

„Darum geht es nicht. Ihr Frauen, ihr denkt immer nur an das eine“, sagte Ayossi und die beiden brachen in lautes Gelächter aus.



Nicht ohne meinen Mann: Liebes-Schach in Paris

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