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Pause
ОглавлениеHerr Walker nahm einen Bleistift, legte ihn zwischen die Seiten und sagte:
„Frau Schmidt, ich glaube, das war es erst mal über mich und meine Frau. Ich würde jetzt doch gerne eine Pause machen, ein bisschen im Garten spazieren gehen und frische Luft schnappen, kommen Sie doch mit“, bat er.
„Okay, gerne. Lassen Sie mich vorher kurz meinen Kollegen anrufen“, antworte sie.
Nach dem Telefonat ging Anne Schmidt zu Herrn Walker, der im Garten dabei war, an den Blumen herum zu zupfen.
Als er sie bemerkte, drehte er sich zu ihr um und lächelte sie an.
„Sie sind schon da? Das ging aber schnell“, sagte er.
„Ja, ich habe meinen Kollegen gar nicht erreicht. Ich habe ihm aufs Band gesprochen. Es ist schön hier bei Ihnen. Ein schöner Garten. Alles ist sehr ordentlich, aber wild. Ich liebe es, wenn ein Garten wild ist“, sagte Anne Schmidt.
„Alles steht noch, wie meine Frau es wollte. Jedes Jahr habe ich mir gesagt, dass ich hier endlich mal umkrempeln sollte, um mit der Vergangenheit abzuschließen, aber, wie Sie sehen, es sieht immer noch so aus. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, werde ich es vielleicht doch nie mehr tun. Er wollte auch nie, dass ich etwas ändere. Er sagte, wenn er im Garten saß und sich sonnte, hatte er den Eindruck, dass seine Mama bei ihm wäre. Der Garten wird meine einzige Erinnerung an meine Familie bleiben“, erklärte er.
„Haben Sie das Buch von dem Autor…? Hmm. Der Name fällt mir gerade nicht ein. Das Buch heißt auf jeden Fall „UMZUG: Ziehen Sie um für ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Leben. Durch Umzug Lösungen und Wege sehen.“ Das Buch sollten Sie lesen. Ich fand es sehr gut, es hat mir geholfen“, schlug sie vor.
„Umziehen? Oh, nein. Ich will gar nicht umziehen. Nein, natürlich war ich nicht unbedingt dafür, dieses Haus zu kaufen oder auch hierher umzuziehen. Aber jetzt ist das hier mein Zuhause. Ich fühle mich hier wohl und habe sehr viel, nicht nur finanzielles, hier reingesteckt. Viele Emotionen und Erinnerungen stecken in diesem Haus. Oh nein, Frau Schmidt, schlagen Sie mir nicht wieder vor, hier auszuziehen“, antworte er lächelnd.
Anne Schmidt lachte, weil sie die Antwort von Herrn Walker sehr amüsant fand.
„Nein, nein, Herr Walker. Es geht nicht um den Umzug im praktischen Sinn. Es geht nicht darum, ihr Haus praktisch zu verlassen, obwohl ich das auch als eine Möglichkeit ansehen würde. Sich an Sachen festzuhalten, macht nicht frei und versperrt den Blick. Es geht in dem Buch um etwas anderes“, sagte sie.
„Worum geht es dann? Ich glaube, so hätte ich anfangen müssen. Immer zuerst fragen, worum es geht und danach antworten. Stimmt doch, oder?“, erkannte Herr Walker.
„Ja, es wäre gut, wenn Menschen zuerst fragen würden, worum es geht, bevor sie antworten. Das würde uns so manche Missverständnisse ersparen. In dem Buch wird beschrieben, wie man durch Umzug Lösungen und Wege findet bzw. sieht. Der Autor meint, Lösungen sind schon da, direkt vor uns, sind aber durch den vielen Müll versteckt. Der Umzug hilft, diese unsichtbare Barriere, den Müll, weg zu schaffen. Was macht man vor einem Umzug? Man zieht um, weil man seine Wohnung verlassen muss oder verlassen möchte. Es wird zuerst die neue Wohnung, ein Lager oder eine Garage ausgesucht. Dann wird der Umzugszeitraum festgelegt, dann ein Umzugsunternehmen oder Freunde organisiert, oder man macht auch alles allein, und dann wird gepackt. Vorm Packen wird aussortiert, umgekrempelt, entrümpelt und hier entscheidet sich, was man in die neue Wohnung mitnimmt und was weggeschmissen wird. In der neuen Wohnung wird wieder ausgepackt, und vielleicht werden neue Sachen gekauft und andere Sachen landen zuerst im Keller. Das ist das Prinzip des allgemeinen Umzugs. Basierend auf diesem Prinzip hat der Autor ein neues Prinzip entwickelt, wie man durch einen eigenen inneren Umzug je nach Thema und je nachdem, was uns gerade wichtig ist, Erfolg und Glück finden und vor allem behalten kann. Das könnte Ihnen helfen, gerade jetzt in ihrer Situation“, erläuterte Anne Schmidt.
„Ist das so etwas wie Feng Shui? Meine Frau war ein Adept von Feng Shui“, bemerkte er.
„Vielleicht ist Feng Shui ein Teil dieses Prinzips. Feng Shui bezieht sich mehr auf die Gestaltung der Wohn- und Lebensräume. Da sein Ursprung umstritten ist und eines der traditionellen Anwendungsgebiete des Feng Shui in China die Planung von Grabstätten ist, ein Ahnenkult, lehnen es viele ab und meinen, es sei esoterisch und auf einem Glauben basierend, der mit dem Christlichen nicht vereinbar sei. Aber UMZUG basiert auf einfachen, logischen und natürlichen Gesetzen, die wir nur nicht wahrnehmen. Sehr interessantes Buch. Sie sollten es lesen“, erklärte sie.
„Wenn Sie so überzeugt davon sind, werde ich es garantiert tun. Sie sind noch so jung. Wie lange arbeiten Sie schon bei der Zeitung?“, fragte er und wechselte somit das Thema.
„So jung bin ich dann doch nicht, aber ich fühle mich wohl und das ist das Wichtigste. Ich arbeite seit drei Jahren in der Redaktion, aber seit fünf Jahren bei dem Medienunternehmen“, antwortete sie.
„Es muss spannend für Sie sein. Ich meine, neue Stories zu recherchieren und darüber zu schreiben“, sagte er.
„Es gefällt mir“, sagte sie kurz und knapp.
Herr Walker tat so, als ob er nichts gehört hätte, ging in das Gartenhäuschen, nahm eine Gießkanne, füllte sie mit Wasser und goss einen großen Baum in einer großen Blumenvase aus Keramik.
So einen Baum hatte Anne Schmidt vorher noch nie gesehen. Sie streichelte den Baum und als sie fragen wollte, was für ein Baum das denn sei, sprach auch schon Walker, als ob er geahnt hatte, was sie fragen wollte:
„Das ist ein Kaffeebaum aus Kamerun. So sehen sie aus. Im Sommer stelle ich ihn nach draußen und im Winter in den Wintergarten. Kaffeebäume, sie mögen Hitze, aber hassen Kälte“, sagte er stolz.
Anne Schmidt war von den kleinen runden Früchten total begeistert.
„So sieht also das Lieblingsgetränk der Deutschen in der Natur aus“, sagte sie.
„Ja, ungefähr so. Diese Früchte werden gepflückt, getrocknet und dann zu uns geschickt.“
Herr Walker brachte die Gießkanne zurück und sagte zu Anne Schmidt: „Wollen wir weiterlesen?“
„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Herr Walker, als er das Tagebuch wieder in die Hand nahm.
„Ich glaube, da, wo die Frau in der Kanzlei kam“, antwortete sie, während sie sich hinsetzte.
„Ach ja, hier habe ich es, er schrieb: Eines Tages…“