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Kapitel I
ОглавлениеMumm aus der Dose
Sandra ging nicht aus dem Kopf, dass sie zwar in Sicherheit waren, Gabi aber weiter unter ihrem Asthma leiden sollte.
»Verdammt, verdammt, verdammt, das ist nicht fair!«
»Was ist nicht fair?«
Sandra zuckte zusammen. Ein Soldat war neben sie getreten und sah sie fragend an.
»Wir haben es bis hierher geschafft, und dann gibt es keine richtigen Medikamente.«
»Wieso? Unsere Lazarettapotheke ist doch randvoll gefüllt.«
»Ja, mit solchen Dingen wie Schmerzmitteln, Antibiotika und Wunddesinfektionsspray.«
Der Soldat schaute sie verständnislos an. »Das ist ein Militärstützpunkt. Was haben Sie denn erwartet, dass wir hier haben? Antibabypillen? Was suchen Sie denn?«
Sandra sah ihn giftig an. Der Spruch über die Antibabypillen schrie danach, mit einem Tritt beantwortet zu werden. Sie seufzte und ließ die Schultern hängen.
»Schon gut. Sie haben ja recht. Ich hatte halt die Hoffnung, Hilfe für ein kleines Mädchen zu finden, dass unter Asthma leidet. Aber außer dummen Sprüchen gib es hier wohl nichts.«
»Asthma? Wie schlimm?«
»Ziemlich. Ihr Zustand hat sich ständig verschlechtert. Sie atmet nur noch flach und rasselt dabei deutlich hörbar.«
»Nimmt sie Salbutamol?«
»Salbutamol?«
Der Soldat grinste. »Okay, wahrscheinlich nicht. Das ist ein Spray, dass die Bronchien frei macht. Normalerweise nehmen das Asthmatiker.«
»Nein, noch nie gehört. Aber wenn es das hier gäbe, dann wüsste der Arzt doch davon.«
»Tsch, leise.« Der Soldat sah sich verstohlen um. »Der weiß davon nichts. Aber ich habe ein paar Packungen von dem Zeug. Wir setzen es hier als … Doping ein.«
»Doping? Wer wir?«
»Na, die Rekruten. Die Ausbildung ist verdammt hart. Jeden Tag Leistungsnachweise, Märsche und immer auf die Kampfbahn. Echt zum Kotzen. Und wenn man seine Leistungspunkte nicht bringt, gibt es Ärger mit dem Zugführer.«
»Ja und? Was hat das mit diesem Salbudingsda zu tun?«
»Salbutamol. Es ist auch ein Anabolikum. Es macht, dass man besser atmen kann und dass die Muskeln wachsen. Geiles Zeug halt. Und es hilft auch bei Asthma. Steht zumindest auf der Packung.«
»Haben Sie es hier?«
»Nein, auf meiner Stube.«
»Dann holen Sie es. Schnell!«
»Moment! Erst müssen wir über die Bezahlung reden.«
Sandra sah ihn verständnislos an. »Bezahlung? Die Welt ist am Ende und Sie wollen Geld?!?«
Der Soldat fletschte die Zähne. Ein schlecht imitiertes Grinsen.
»Sie … oh nein! Vergessen Sie es!« Sandra hob abwehrend die Hände.
»Hab’ dich nicht so, Schätzchen. Nur ein kleines bisschen Spaß. Du und ich. Dann kannst du deiner Kleinen das Zeug geben. Ich heiße übrigens Peter. Bin ich denn so hässlich?«
»Nein, nicht hässlich. Nur dämlich.«
Wut flackerte im Gesicht des Soldaten auf. »Was?!? Du Schlampe!«
Er trat einen Schritt vor und griff nach Sandra. Die junge Frau sprang ihm jedoch entgegen und warf den überraschten Mann um. Beide fielen zu Boden. Sandra drückte ihr Knie wuchtig auf die Genitalien des unten liegenden Soldaten. Blitzschnell zog sie ihre Waffe und hielt sie dem verblüfften Mann ans Ohr.
»Jetzt pass mal auf, du Sau! Wenn du nicht willst, dass ich dein bisschen Gehirn hier über den Betonboden verteile, dann gehst du jetzt mit mir in deine Stube und gibst mir das verdammte Spray!«
Ein Niederdrücken ihres Knies verlieh ihren Worten noch mehr Bedeutung. Die Augen des Mannes weiteten sich, Tränenflüssigkeit bildete sich an ihrem unteren Rand.
»Und wage es nicht, irgendetwas Dummes zu tun! Deine Vorgesetzten würden sich bestimmt freuen, von deinen kleinen Eskapaden zu hören.«
Sandra stieß den Lauf der Waffe in das Ohr ihres Gegners. Der stöhnte vor Schmerz auf. Sandra erhob sich geschmeidig und trat drei Schritte zurück. Sie winkte dem Soldaten mit der Waffe, er solle aufstehen. Dieser erhob sich mühselig. Sandra spannte den Hahn.
»Gib mir einen Grund, Arschloch, und ich drücke ab.«
»Damit würdest du nicht durchkommen.«
»Ach nein? Du wärst dann tot, und ich würde mich da schon herauswinden. Willst du es darauf ankommen lassen?«
»Okay, okay, du hast gewonnen. Hier entlang.«
Der Soldat ging mit gebeugten Schultern vor Sandra her. Er führte sie durch ein paar Gänge, bis sie vor einer Tür standen, die genauso aussah, wie alle anderen Türen in diesem Korridor.
»Hier ist es.«
»Okay. Geh rein und hol das Zeug! Geh aber so, dass ich deine Hände jederzeit sehen kann. Ich will sehen, was du tust, verstanden?«
»Ist schon gut. Ich mache keine krummen Sachen.«
Er ging in die Stube und trat zu einem der dort stehenden Spinde. »Die Tür geht zu deiner Seite auf. Wenn du sehen willst, was ich hier mache, dann musst du hereinkommen.«
Sandra zerbiss eine Fluch zwischen den Zähnen. Langsam schob sie sich in das Zimmer, die Waffe immer im Anschlag. Schließlich stand sie so, dass sie das Innere des Schrankes und die Hände des Mannes sehen konnte. Sie zitterten. Erst jetzt fiel ihr auf, wie jung der andere in Wirklichkeit war.
»Du bist noch nicht lange Soldat, oder?«
»Nein. Ich war noch in der Grundausbildung, als alles zum Teufel ging.«
»Wie alt bist du?«
»Neunzehn.«
»Neunzehn? Und was hat dich dann geritten, so mit mir umzugehen?«
Ihr Gegenüber drehte sich um und hob entschuldigend die Hände. »Naja, du bist attraktiv. Und ich … und ich … ich habe noch nie und … wollte nicht …«
»… als Jungfrau sterben?«
Nicken.
»Oh, Junge, du hast zu viele Filme gesehen. So geht das nicht!«
Der andere lächelte zaghaft. Sandra sah zum ersten Mal den Jungen durch die harte Männerschale blitzen, die nur Fassade war.
»Kannst du es mir verdenken?«
Sandra lächelte nun ebenfalls. Dann schlug sie mit dem Lauf ihrer Waffe zu. Der Junge sackte zusammen und lag am Boden. Ein kleiner Blutfaden lief über seine Stirn. Er war benommen, aber noch bei Bewusstsein.
»Entschuldigung. Vielleicht hast du gelogen, vielleicht auch nicht. Aber das Risiko ist mir einfach zu hoch.«
Sie durchsuchte den Schrank und förderte drei Dosen des Medikaments zutage. »Ein Wort zu irgendjemand, dann erzähle ich, du wolltest mich vergewaltigen und ich hätte mich nur gewehrt. Verstanden?«
Peter nickte mit glasigen Augen.
»Okay. Danke für das Spray, im Namen von Gabi.«
Damit ging Sandra zurück zur Krankenstation.
***
»Was sollen wir tun, Herr Karls?« Der junge Soldat sah mit deutlicher Angst im Gesicht zu seinem Offizier.
»Außer beten? Stevens, ich habe keine Ahnung. Wir müssen das Tor irgendwie schließen.«
»Aber wie?«
»Schießt gefälligst so, dass die Biester schon vorher umfallen, sonst türmen sie sich in der Lücke auf und überrennen das Tor!«
Und uns, dachte er.
Stevens war bei dem gebrüllten Befehl zusammengezuckt. »Und wenn wir das Tor räumen?«, fragte er.
»Räumen? Wie stellen Sie sich das vor?«
»Indem wir den Iltis nehmen und in die Lücke stellen. Das Tor müsste kurz vorher ein Stück aufgefahren werden, damit der Wagen hindurchpasst.«
Karls sah den Soldaten nachdenklich an. »Das könnte vielleicht sogar klappen. Wir müssten aber irgend etwas dranmontieren, damit der Wagen nicht über die unterste Schicht drüberschiebt.«
»Ein Brett?«
»Irgendetwas, Stevens. Lassen Sie sich was einfallen!«
»Jawohl, Herr Hauptmann!«
Karls ging zu der Schützenstellung, von der aus das Tor und die dagegen anrennenden Zombies unter Feuer genommen wurden. Das Stakkato der Gewehrschüsse und des MGs zertrümmerten immer mehr seine Ruhe und trieben die Gewissheit in sein Denken, dass sie einen aussichtslosen Kampf führten.
»Wie viel Schuss habt ihr noch, Männer?«
Seine geschriene Frage wurde mit einer knappen Geste auf die leeren Munitionskisten beantwortet, die sich hinter der Stellung stapelten. Eine einzige war noch in dem Schützennest verblieben.
»Scheiße!«
Karls rannte zurück zu dem Bereitstellungsraum, in dem der Rest seiner Truppe auf weitere Befehle wartete.
»Sievers, Hansen, Sie nehmen den Unimog und fahren zu Munbunker 3. Holen Sie alles, was an Kleinteilen da ist. Wenn möglich, besorgen Sie mir einen Flammenwerfer. Und Panzerfäuste. Oder Mörser. Oder etwas anderes mit Wumms.«
Die beiden Angesprochenen sahen sich an.
»Jawohl«, sagte Sievers, und die beiden rannten zu dem Fahrzeug.
»Wenn sie nicht bald mit Mun kommen, war es das, Hömmrich.«
Hömmrich, langjähriger Zugführer unter Karls und sein engster Vertrauter, machte ein abfälliges Geräusch. »Wir sind doch jetzt schon am Arsch. Selbst wenn wir das Tor zukriegen, werden sie es irgendwann überklettern. Wir sollten von hier abhauen.«
»Hömmrich, Mann, reißen Sie sich zusammen! Was reden Sie denn da?«
»Hauptmann, wir sind totes Fleisch, wenn wir hierbleiben. Beziehungsweise werden wir totes Fleisch, das noch weiter herumläuft. Der Stützpunkt ist verloren, und Sie wissen das auch.«
Karls sah ihn nachdenklich an. »Die anderen verlassen sich auf uns. Wenn wir nicht standhalten, was bleibt dann noch?«
Hömmrich spuckte auf den Boden. »Asche, Herr Hauptmann. Die Asche unserer glorreichen Zivilisation.«
***
Sandra eilte zu Gabi in die Sanitätsstation. Das Mädchen röchelte und lag schweißüberströmt auf einer der Liegen im Untersuchungszimmer. Sandra zog sie in eine sitzende Position und stützte sie.
»Mir … geht es … gut. Das schreibt man g-u-t.«
Sandra lächelte – beruhigend, wie sie hoffte.
»Klar, Kleines. Hier ist es nur ein bisschen warm. Du, ich habe was für dich.«
»Eine Überraschung?«
Gabis fiebrige Augen begannen zu leuchten.
»So etwas Ähnliches. Es ist ein Spray, das musst du einatmen, wenn ich es in deinen Mund sprühe. Jetzt schau nicht so misstrauisch. Es wird dir helfen.«
Gabi schüttelte den Kopf.
»Wirklich, Gabi. Das ist gutes Zeug.«
»Nein.« Das Mädchen kniff die Lippen fest zusammen.
Sandra seufzte. Warum verstand das Kind nicht, dass sie ihm helfen wollte?
»Bitte! Mit ganz großem B.«
Gabi schüttelte trotzig den Kopf.
Sandra hätte vor Verzweiflung schreien können. Dann hatte Sie einen Einfall. Sie setze die Spraydose an ihren Mund.
»Guck mal, ich nehme es auch«, quetschte sie um das Mundstück herum hervor. »Dann kann es doch nicht gefährlich sein, oder?«
Gabi schaute immer noch skeptisch. »Du hast ja noch nichts davon genommen.«
Sandra seufzte. Also gut. Sie schloss die Augen und drückte den Dosierer beherzt nach unten, während sie tief einatmete. Das Salbutamol schoss in ihre Kehle und strömte in ihre Lungen. Es schmeckte, wie der Inhalt einer vergessenen Sporttasche roch, und Sandras Bronchien schienen förmlich zu Gummi zu werden.
»Siehst du? Alles gut«, krächzte sie mit Tränen in den Augen. Sie holte mehrmals tief Luft, und langsam beruhigte sich ihr Körper wieder.
Sandra lächelte. »Und jetzt du.«
Vorsichtig setzte sie Gabi das Mundstück an die Lippen, die diese immer noch fest verschlossen hielt. Nur sehr zögerlich öffnete sich der Mund, während das Mädchen krampfhaft durch die Nase Luft holte.
»So ist es gut. Und nun tief einatmen, während ich sprühe.«
Gabi tat ihr Bestes, so wenig es auch war.
»Los, noch einmal!«
Wie viel von dem Scheißzeug darf man eigentlich pro Anwendung geben?
»So, das reicht erst einmal. Jetzt warten wir, ob es hilft. Leg dich mal wieder hin.«
Erschöpft sank Gabi auf die Liege.
»Was machen Sie da?«
Der scharfe Ton ließ Sandra herumfahren.
»Oh, Doktor, Sie sind es.«
»Was Sie da machen, möchte ich wissen! Was haben Sie da?«
Sandra gab ihm die Medikamentenflasche. Der Arzt las die Aufschrift und runzelte die Stirn.
»Wo haben Sie das denn her? Das ist genau so ein Medikament, wie es die Kleine braucht.«
»Ich habe es … gefunden.«
»So, so, gefunden. Und gibt es dort noch mehr, wo Sie es gefunden haben?«
»Nein, leider nicht.«
»Na, dann heben Sie es gut auf, es könnte Gabi das Leben retten. Aber denken Sie daran, nach spätestens sechs Monaten ist eine angebrochene Packung nutzlos. Das Mittel zersetzt sich und wird dann zu einem giftigen Cocktail, den man besser nicht in die Lungen bekommen sollte.«
Sandra nickte. Das Medikament machte ihr zu schaffen. Leichter Schwindel befiel sie, und sie wünschte sich, der Arzt würde gehen. Ein tiefer Atemzug, der aus Richtung der Liege kam, auf der Gabi lag, lenkte sie ab.
»Gabi?«, fragte Sandra.
»Mir geht es gut.«
Die Kleine wirkte noch schwach, aber ihr Atem ging viel leichter, und ihre Gesichtsfarbe hatte sich etwas normalisiert, auch wenn sie noch Fieber zu haben schien.
Der Arzt untersuchte sie flüchtig. »Sie ist wieder halbwegs stabil. Aber sie sollte sich noch ein oder zwei Tage erholen.«
***
Sievers schwang sich auf den Fahrersitz des Unimogs.
»Hey, halt mal! Warum fährst du?«, begehrte Hansen auf.
»Zähl mal die Streifen!«
»Schon gut, du Natozebra, dann fahr halt.« Hansen grinste, während er sich auf dem Beifahrersitz breitmachte.
Sievers startete den Motor und setzte zurück, um mit dem Wagen auf die Fahrspur einschwenken zu können, dabei kam das Tor in Sicht.
»Unheimlich.« Die Gänsehaut, die sich auf den Armen von Hansen zeigte, war auch in seiner Stimme förmlich zu hören.
»Grauenhaft!« Sievers schüttelte sich. »Wir sollten schleunigst zu dem Munbunker fahren.«
»Willst du da wirklich halten?«
»Was meinst du?«
»Naja, wir haben ein geländegängiges, vollgetanktes Fahrzeug.«
»Ja und?«
»Mensch Sievers, sei doch nicht so begriffsstutzig!«
»Du weißt, was mit Deserteuren geschieht, oder? Wir haben Kriegsrecht.«
»Wenn man sie erwischt.«
»Wo sollen wir denn hin? Meinst du, irgendwo in Deutschland gibt es einen Fleck, der nicht von diesen Zombies heimgesucht wird?«
»Eine Insel.«
»Ja klar. Inseln sind ja auch überall in der Kölner Bucht zu finden.«
»Wer spricht von hier? Bis zur Nordsee sind es knapp dreihundert Kilometer. Das schafft das Baby hier locker.«
»Das ist Verrat, Hansen. Wir verraten unsere Kameraden, wenn wir das durchziehen.«
»Willst du denn nicht überleben?«
»Blöde Frage.«
»Was gibt es dann noch zu überlegen?«
»Ich … ich kann das nicht. Sieh dir mal die armen Schweine da im Schützennest an. Wenn wir denen nicht bald neue Mun besorgen, dann ist aus die Maus. Die enden dann als Snack für die da draußen.«
»Die da draußen« rannten in ungebremster Wut weiter gegen das Tor und den Vorhang aus Kugeln an. Die Schützen erledigten einen nach dem anderen weit vor der Lücke im Tor, dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis die Verteidigungslinie überrollt werden würde. Die Geräusche, die die Zombies machten, fraßen sich in die Gehirne der beiden Soldaten. Die gefletschten Zähne, das Bild des Verfalls und der toten Augen drang mit Macht auf die beiden ein.
Sievers schluckte. »Also gut.«
»Was?«
»Du hast mich verstanden, Hansen. Ich bin lieber ein lebender Deserteur als ein toter Soldat.«
»Dann gib Gas, Mann!«
Sievers schaltete in den ersten Gang und ließ den Unimog langsam anrollen. Er sah aus dem Augenwinkeln einen Mann auf das Tor zurennen. Offensichtlich war die Lücke, die immer noch durch die Leichen blockiert wurde, sein Ziel.
»Mensch, das ist Karls! Was macht der da?« Sievers beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie sein Hauptmann auf die Leiche zurannte. Die Schützen nahmen währenddessen weiter ungerührt die Zombies unter Feuer.
»Der spinnt!« In Hansens Ausruf schwang so etwas wie Respekt mit.
Sievers stieß seinen Kameraden an. »Der Verrückte will wohl die Leichen mit der Hand aus der Lücke räumen.«
»Nee, guck mal! Der hat da etwas in der Hand. Der hat … Oh Scheiße!« Hansen erstarben die Worte im Mund.
»Handgranaten! Verdammt, der Irre steckt Handgranaten in den Leichenberg. Schnell weg!«
Sievers ließ die Kupplung kommen und drehte den Wagen mit quietschenden Reifen in die dem Tor entgegengesetzte Richtung. Vor ihm lag der gewundene Weg zum Hauptplatz des Stützpunktes. Hektisch schaltete er in den zweiten Gang und würgte dabei fast den Motor ab. Endlich kam das schwere Gefährt auf Touren. Sievers blickte ständig zwischen Weg und Rückspiegel hin und her.
»Komm schon, komm endlich!« flüsterte er dem störrischen Wagen zu, weil dieser nicht schnell genug an Geschwindigkeit gewann. Hinter dem Unimog erblühte plötzlich eine Blume aus Feuer, Rauch und Körperteilen. Die Druckwelle schubste den Lkw leicht an.
»Mein Gott! Sieh dir das an! So ein verdammter Oberhirni!«
Hansen sah erschüttert, was geschehen war. Die Granaten hatten die Leichen aus der Lücke befördert, doch ein Teil des Tores war mit weggesprengt worden. Sofort strömten die Horden der lebenden Leichen durch das so entstandene Loch. Das letzte, was Hansen sah, war einer der Schützen, der sich sein G3 in den Mund steckte und abdrückte. Dann zwang Sievers das Fahrzeug scharf in eine Kurve.