Читать книгу Der Weg des wahren Mannes - David Deida - Страница 17

Das Wachstum eines Mannes wird immer dann gefördert, wenn er ein wenig über seine Grenzen, seine Fähigkeiten und seine Ängste hinausgeht. Er sollte nicht zu bequem sein und selbstzufrieden in der Sicherheit seiner Komfortzone stagnieren. Er sollte sich aber auch nicht zu weit über seine Grenzen hinauswagen und sich unnötig anstrengen, unfähig, seine Erfahrungen zu verarbeiten. Er sollte sich lediglich immer ein wenig über die Grenzen seiner Angst und seines Unbehagens vorwagen. Immer. Bei allem, was er tut.

Sobald Sie sich Ihre wahre Grenze ehrlich eingestanden haben, ist es das Beste, sich immer ein klein wenig über sie hinauszuwagen. Nur wenige Männer haben genug Mut für diese Übung. Die meisten begnügen sich entweder mit dem leichten Weg, oder sie spielen sich auf, indem sie den schweren Extrempfad wählen. Es kann sein, dass Sie aus Unsicherheit an sich zweifeln und immer den einfachen Ausweg suchen, ohne Ihre wirklichen Grenzen oder Ihre wahre Berufung je zu berühren. Andererseits kann Ihre Unsicherheit Sie dazu bringen, sich unaufhörlich anzutreiben, um Ihr Gefühl des Mangels zu besiegen.

Beide Ansätze gehen nicht auf Ihren gegenwärtigen Zustand ein, der häufig aus Angst besteht. Wenn Sie sich angestrengt bemühen, Ihrer Angst aus dem Weg zu gehen, können Sie sich nicht in der Angstlosigkeit entspannen.

Ihre Angst charakterisiert Sie am deutlichsten. Sie sollten Ihre Angst kennen. Sie sollten sie praktisch immer spüren. Die Angst muss zu Ihrem Freund werden, damit Sie sich nicht länger unwohl mit ihr fühlen. Ihre Urangst weist Sie einfach nur darauf hin, dass Sie an Ihrer Grenze stehen. Wenn Sie sich auf die Angst einlassen und an Ihrer Grenze verweilen, kann wahre Transformation stattfinden. Wenn Sie Ihre Grenze spielerisch berühren – weder faul noch aggressiv –, können Sie den gegenwärtigen Augenblick so unverzerrt wie möglich wahrnehmen. Sie sind bereit, auf das einzugehen, was ist, anstatt zu versuchen, ihm zu entfliehen, indem Sie über es hinweg auf ein zukünftiges Ziel hinsteuern.

Die Angst vor der Angst kann Sie dazu verleiten, sich zurückzuhalten und ein beschränkteres Leben zu führen, als es Ihren Fähigkeiten entspricht. Die Angst vor der Angst kann Sie auch antreiben, voranzudrängen und ein unechtes Leben zu leben: Sie lassen sich aus Ihrer Mitte werfen, sind ständig angespannt und verpassen den gegenwärtigen Augenblick. Dagegen versetzt Sie die Fähigkeit, den gegenwärtigen Moment – auch die Angst – zu spüren, ohne ihm zu entfliehen, in einen Zustand lebendiger und demütiger Spontaneität. Sie sind bereit für das sich entfaltende Unbekannte, weil Sie sich von dem Horizont des Augenblicks weder zurückziehen noch über ihn hinausdrängen. Sie wagen sich einfach nur ein wenig über Ihre Grenze vor.

Indem Sie sich über Ihre Angst hinauswagen, fordern Sie Ihre Grenzen heraus, ohne zu versuchen, dem Gefühl der Angst zu entfliehen. Sie verlassen den festen Boden Ihrer Sicherheit mit ungeschütztem Herzen. Sie stehen nackt und hellwach in der Weite des Nichtwissens. Hier zieht Sie die Schwerkraft Ihres innersten Wesens an den einzigen Ort, an dem die Angst ad absurdum geführt wird: den ewigen, freien Fall Ihrer wahren Heimat. In der Sie immer sind.

Nehmen Sie Ihre Angst an und wagen Sie sich geringfügig über sie hinaus. In jedem Bereich Ihres Lebens. Beginnen Sie jetzt.