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Kapitel Eins Wütend auf die Welt

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»Auf keinen Fall!«, protestierte ich. «Ich habe doch schon einen Hund.«

Meine Psychiaterin Dr. Attar war längst daran gewöhnt, dass ich jeden ihrer Vorschläge niederschmetterte. Auch diesmal war es nicht anders. Was sollte ich mit einem Hund? Schließlich wusste ich genau, dass mein Ende nahte, und das wollte ich sogar. Ich hatte mein Leben satt, und meine Wut und Gleichgültigkeit halfen mir, mit dem Unausweichlichen fertig zu werden.

Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen: Ich war meinem geschwächten Herz hilflos ausgeliefert. Ohne Medikamente oder Zustimmung meines Herzspezialisten konnte ich nichts mehr tun. Ich konnte nichts Schweres mehr tragen und ich durfte nicht allein Auto fahren. Wie die Ärzte mir außerdem gesagt hatten, würde mein Gesundheitszustand nie mehr besser werden - nur noch schlechter.

Und in diesem Zustand sollte ich mir einen Hund anschaffen? Na toll.


♦ ♦ ♦


Was war aus mir geworden? Noch zwei Jahre vorher hatte mir die Welt zu Füßen gelegen. Ich hatte eine glückliche Ehe und eine wunderbare, liebevolle Familie. Ich genoss das süße Leben in der sonnigen Idylle von Südkalifornien. Ich hatte einen Job, von dem jeder Ingenieur träumt; er war fordernd und befriedigend und brachte mir so viel Geld ein, wie ich jemals brauchen könnte.

Ich hatte mich auf den Entwurf und die Bauleitung von Kommunikations- und Kontrollsystemen für Flughäfen und öffentliche Transportmittel spezialisiert. Ich hatte an der Metro Rail Red Line, einem ultramodernen Massentransportprojekt in Los Angeles, gearbeitet. Das Projekt stand unter starkem Zeitdruck (wie die meisten solcher Projekte) und hatte ein Milliarden-Dollar-Budget. Obwohl ich in meinem Job gut war, war ich sehr ehrgeizig und schuftete. Ich war eben ein echter Alpha-Typ, der die Herausforderungen liebte, die mein Beruf mit sich bringt.

Ich konnte gar nicht hart genug arbeiten. Ich machte viele Überstunden und arbeitete dazu noch unzählige Stunden an den Abenden und Wochenenden zu Hause. Manchmal konnte ich mich von meinem Job losreißen, aber meistens war meine Arbeit mein Leben. So kam mein schwerer Herzinfarkt nicht unbedingt überraschend. Überraschend daran war die Tatsache, dass es nicht während der Arbeit passierte, sondern während ich an einem dieser paradiesischen kalifornischen Sonnentage mit dem Fahrrad unterwegs war.

Ich konnte von Glück sprechen, den Herzinfarkt zu überleben. Und ich hatte sogar das große Glück, einen zweiten Herzinfarkt zu überleben. Der ereignete sich eine knappe Woche später, während ich mich noch im Krankenhaus von meinem ersten erholte. Auch wenn ich eine Notoperation am Herzen gehabt hatte, blieben starke Herzschäden und eine chronische Angina pectoris zurück.

Laut dem amerikanischen Gesundheitsministerium ist Angina pectoris »ein wiederkehrender Schmerz und Unbehagen in der Brust als Resultat schlechter Durchblutung eines Teil des Herzens«. Bei manchen Menschen taucht Angina pectoris in einem vorhersehbaren Muster auf, das es ihnen ermöglicht, ihre Aktivitäten anzupassen und sich auf den richtigen Umgang mit den Attacken vorzubereiten. Das nennt man eine »stabile Angina pectoris«. Aber was ich hatte, war eine »instabile Angina pectoris«, die kaum vorauszusehen war. Es gibt keine Warnzeichen - instabile Angina-pectoris-Attacken brauchen weder Stress noch körperliche Belastung als Auslöser, und an ihrer Häufigkeit und Schwere lässt sich kein Muster erkennen. In beiden Fällen können sich die Attacken allmählich verschlimmern und irgendwann zu einem Herzinfarkt führen.

Mein Herz war zu schwach, um eine weitere Operation zu überstehen. Daher musste ich lernen, mit dem Schmerz zu leben, während meine instabilen Herzattacken mich weiterhin quälten. Für mich fühlte sich jeder Anfall so an, als wäre mein Brustkorb in einen Schraubstock eingeklemmt. Auch wenn der Schmerz variierte, strahlte er oft von der Brust bis in die Schultern, Arme und den Hals hinauf. Es tat sogar so weh, dass ich nicht immer genau sagen konnte, wo es am meisten schmerzte.

Ich musste meine Arbeit liegen lassen und zur Rehabilitierung zu Hause bleiben. Zwei Monate nach der Operation begann ich mit dem Rehabilitationsprogramm. Zu Anfang der Reha befand ich mich in einem schlimmen Zustand: Ich musste mir die Namen meiner Enkel neu einprägen und sogar das Schreiben wieder lernen. Ich glaubte, mein Herz durch Sport stärken zu können, und war sicher, je härter ich trainieren würde, desto schneller würde ich mich erholen und wieder arbeiten können. Ich war sicher, mich selbst heilen zu können, und wusste, dass ein gelegentlicher Schmerz Fortschritte bedeutete, und so betrieb ich die Reha genauso intensiv, wie ich gearbeitet hatte. Doch nachdem die Angina pectoris mich ein paar Mal flachgelegt hatte, verbot mein Kardiologe mir sämtliche Reha-Aktivitäten.

Ich ging zu meinem Arzt und wollte von ihm wissen, warum er meinen Zustand nicht verbessern konnte. Schließlich musste ich ja wieder zur Arbeit zurück! Doch wie er mir mitteilte, war das nicht mehr das Hauptproblem. Mein Hauptproblem war jetzt die Frage, wie lange ich noch leben würde. Wie mein Kardiologe mir eröffnete, würde ich nicht mehr gesünder werden. Am besten wäre es für mich, weiterhin die Medikamente einzunehmen, die gegen die Angina pectoris halfen. Eine Operation kam für mich immer noch nicht in Frage, da mein Herz nicht stark genug war, eine solche Strapaze zu überleben. Ich ging zu anderen Ärzten und bekam überall dieselbe düstere Diagnose zu hören.

Die Realität war unerträglich. Ich würde nie mehr in meinen Job zurückkehren und auch nie mehr gesünder werden. Ich war nicht mehr der Brötchenverdiener und ich war auch kein toller Ehemann oder Vater. Ich fühlte mich absolut wertlos und für alle Probleme meiner Familie verantwortlich. Mir war elend zumute und ich stellte sicher, dass sich auch mein ganzes Umfeld schlecht fühlte. Vor allem der Mensch, den ich am meisten liebte - meine Frau Nancy -, bekam das zu spüren. Ich versuchte ständig, irgendeinen Streit mit ihr anzufangen, damit sie das Leben ja nicht mehr genießen könnte.

Warum sollte sie glücklich sein, wenn ich es nicht war?

Das war im August 1992. Damals war ich 54 Jahre alt und glaubte, mein Leben sei vorbei. Ich hing zu Hause herum und wartete auf meinen Tod. So vegetierte ich die nächsten Monate vor mich hin. Die Tage zogen sich in die Länge. Ich nahm Pillen zum Aufstehen, Pillen zum Wachbleiben und Pillen zum Schlafengehen. Ich hatte keine Hoffnung und kein Leben mehr. Jeden Tag fuhr ich Nancy die wenigen Straßenblocks ins Büro und holte sie zur Mittagszeit und nach der Arbeit ab. Auch wenn ich eigentlich nicht Auto fahren sollte, wollte ich doch wenigstens meine Verzweiflung mit ihr teilen.

Nach einem Jahr dröger Routine - warum sie es so lange aushielt, ist mir schleierhaft - beschlossen wir, dass wir etwas ändern mussten. Nancy kündigte ihre Stelle und wir zogen im April 1993 nach Katy, Texas. Wir redeten uns ein, dann unseren Kindern und Enkeln näher zu sein. Doch tief in meinem Inneren spürte ich, dass Nancy einfach von Zeit zu Zeit meiner düsteren Stimmung entfliehen wollte. Ein Vorteil war unser neuer Wohnsitz in einem Vorort von Houston, das uns die beste medizinische Versorgung des Landes bot. Wenn ich nicht gerade zu Hause hockte und unausstehlich war, verbrachte ich die meiste Zeit im Methodist Hospital in Houston. Und als wären meine Herzprobleme nicht schon schlimm genug, komplizierten Kreislaufprobleme und stressbedingte Angstzustände meine Situation noch mehr. Alles zusammen ließ Selbstmordgedanken in mir hochsteigen. Und deswegen ging ich zu einem Psychiater.


Als ich Dr. Attar sagte, dass ich keinen Hund mehr wollte, ignorierte sie mich einfach. Das tat sie meistens. Sie machte mich ständig wütend. Ein Teil der Wut war die Nebenwirkung meiner Medikamente, doch der größte Teil kam daher, weil ich ein wütender, frustrierter Alpha-Typ-Macho-Idiot war. Da Wut der einzige Schutzmechanismus war, den ich hatte, ließ ich sie bei der Psychiaterin oft heraus. Ich wusste, ich würde sowieso sterben - dagegen konnte Dr. Attar genauso wenig tun wie ich selber. Und es war mir egal. Im Gegenteil: Ich hatte vor, den Prozess ein bisschen zu beschleunigen. Wenn ich die Sicherheit gehabt hätte, dass Nancy nach meinem Tod genügend Geld für ihren Lebensunterhalt haben würde und die Lebensversicherungsgesellschaften keine dummen Fragen stellen würden, dann hätte ich mein Leben sofort beendet und sie von ihrer Last befreit.

Das wusste auch Dr. Attar. Ich war seit meiner Ankunft in Houston wegen Depressionen und Angstzuständen bei ihr in Therapie und sie hörte sich jede Woche meine Wut, Drohungen, Depressionen und Lügen an. Während der jetzigen Sitzung wollte ich aufstehen, doch sie ließ mich nicht.

»Bleiben Sie sitzen und hören Sie mir gut zu«, sagte Dr. Attar. »Dr. Young und ich sind beide der Meinung, dass Sie keine Fortschritte machen. Sie haben eine Wut auf die ganze Welt, und Sie lassen Ihre Wut an allen Leuten um Sie herum aus - vor allem an ihrer Frau«, schimpfte sie mit mir. »Sie müssen etwas tun, das Sie aus dem Haus lockt - etwas, wodurch Sie sich körperlich betätigen.«

Ich hatte immer gedacht, meine Psychiaterin sei dazu da, mich abzuregen statt aufzuregen.

Bei einem meiner ersten Termine bei meinem Kardiologen Dr. Young hatte ich eine schwere Angina-pectoris-Attacke in seiner Sprechstunde gehabt. Er hatte mich sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Hinterher hatte ich ihm gesagt, dass ich mir wünschte, er hätte mich einfach sterben lassen. Ich konnte nicht begreifen, warum er seine Zeit mit mir verschwendete, während er einen anderen Patienten hätte retten können, der seiner Zeit und Mühe wert war.

Dr. Attar schien zu wissen, dass ich mich insgeheim so fühlte - trotz meiner aufrichtigen Bemühungen, ihr vorzugaukeln, es würde mir gut gehen.

»Mike, wir brauchen etwas, womit wir auch an Ihrer psychischen Heilung arbeiten können. Dr. Young und ich glauben, ein Therapiehund könnte die Lösung sein.«

»Warum kann ich dafür nicht einfach Abbey nehmen?«, fragte ich. Abbey war unser Golden Retriever.

»Ihre Frau hält Abbey für zu nervös. Sie brauchen einen ruhigeren Hund«, antwortete sie.

»Ich brauche gar keinen Hund«, widersprach ich. »Und mit Sicherheit brauche ich keinen Therapiehund, was immer das auch sein soll.«

Dr. Attar blieb beharrlich. »Sie brauchen eine Ablenkung. Sie haben zu viel Zeit und das gefällt mir gar nicht. Ich will nicht, dass Sie mir aufkündigen.«

»Ja logisch.« Ich hatte ihr längst aufgekündigt und sie wusste das. Sie wusste, dass jede Woche ihre letzte Chance bei mir sein konnte.

Ich hatte immer noch genügend Energie, ihr eine sarkastische Antwort zu verbraten: »Na toll, ich habe ja auch so viel, für das es sich zu leben lohnt, stimmt’s? Ich komm nicht mehr aus dem Bett raus und ich stehe 24 Stunden am Tag unter Drogen.«

Ich hatte mir schon genau überlegt, wie ich die Sache sauber beenden könnte. Ich hatte einen Flugschein und dachte daran, mir einen Flieger zu mieten und in den Sonnenuntergang zu fliegen. Auch hatte ich mir eine Pistole zugelegt. Und ich hatte zu Hause eine Menge Tabletten herumliegen. Wie ich wusste, brauchte ich bloß eine Handvoll meiner Antidepressiva zu schlucken oder auch einfach aufzuhören, die Herzpillen zu nehmen, die mich am Leben erhielten - beides würde das erwünschte Resultat bringen. Wofür lebte ich eigentlich noch? Meine Gesundheit war ruiniert, meine Medikamente brachten nichts, ich konnte nicht mehr arbeiten, ich war meiner Familie zur Last geworden, meine Ersparnisse schmolzen dahin, meine Ehe war durch den Stress ziemlich am Ende und ich fühlte mich total hilflos, irgendetwas dagegen tun zu können.

»Ich will keine Therapie mehr - weder von Ihnen noch von einem Hund. Warum lasst ihr mich nicht einfach alle in Ruhe?«, fragte ich bissig. In Wahrheit hegte ich den Verdacht, dass ein Hund meine schlauen Pläne durchkreuzen würde.

Anscheinend konnte Dr. Attar Gedanken lesen. »Sie haben die Wahl: Entweder kooperieren Sie und versuchen es mit einem Therapiehund - oder ich weise Sie gleich in ein Krankenhaus ein, wo man Sie vor sich selbst schützen kann. Die Entscheidung bleibt Ihnen überlassen.«

Auch wenn ich nicht gerade über mein Leben »draußen« vor Freude Purzelbäume schlug, war mir klar, dass ich in kein Krankenhaus wollte. Die vielen Stunden, die ich in Arztpraxen vergeuden musste, waren schlimm genug. Daher beschloss ich, das Spielchen eine Weile mitzuspielen.

»Also gut, ich werde mit Nancy darüber reden und wir überlegen uns, wie wir die Idee umsetzen können«, versprach ich Dr. Attar. Insgeheim dachte ich, ein zweiter Hund könnte mit Abbey spielen und mich verschonen.

Als ich die Praxis verließ, war ich stolz auf mich, weil ich Dr. Attar endlich einmal ausgetrickst hatte. Ich gebe zu, damals hatte ich eine Menge mieser Eigenschaften - mir fallen auf Anhieb Verbitterung, Fatalismus und Sturheit ein -, aber Dummheit hat noch nie dazugehört. Ich hatte meine Ärzte immer dazu gebracht, mir genau zu sagen, was mit meinem Körper los war. Und ich war intelligent genug zu verstehen, was die Ärzte mir sagten. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich so schlecht über mein restliches Leben dachte. Auf alle Fälle wollte ich wissen, was es mit diesem Therapiehundequatsch auf sich hatte - warum bestanden Dr. Attar und Dr. Young plötzlich darauf, dass ich mir einen Hund zulegte? Wie sie besser als alle anderen wussten, hatte ich genug mit mir selbst zu tun.

Noch am selben Abend suchten Nancy und ich im Internet nach Antworten auf unsere vielen Fragen, wie zum Beispiel: Was ist ein Therapiehund, was macht ein Therapiehund und wo findet man einen Therapiehund? Wir fanden mehrere Einträge über »Therapie mit Hilfe von Tieren« und »die emotionale Verbindung zwischen Mensch und Tier«. Es waren auch Berichte über Menschen dabei, die mit ihren Hunden Seniorenheime und Schulen besuchten, alte Menschen glücklich machten und Kinder mit ihren Tieren aufmunterten. Die Rolle der Tiere bei der Genesung von Menschen und der Verbesserung ihrer Lebensqualität war ein durchgehendes Thema. Die Delta Society hatte das Motto »Tiere, die Menschen helfen, und Menschen, die Tieren helfen«. Das Hauptanliegen von Therapy Dogs International war, »Trost und Gesellschaft zu schenken, indem der Hund mit Patienten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und weiteren Institutionen geteilt wird ...«.

Die Mission einer anderen Therapiehundeorganisation namens The Good Dog Foundation war, »professionell ausgebildete und angeleitete Mensch-Tier-Teams einzusetzen ... um den Heilungsprozess von Menschen zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern«. Ihr Motto lautete »Weil gute Hunde eine gute Medizin sind«. Doch die Worte, die mich wachrüttelten, standen auf der Webseite von Delta: »Menschen mit psychischen Krankheiten oder geringem Selbstwert konzentrieren sich auf sich selbst; Tiere können ihnen helfen, sich stattdessen auf ihre Umwelt zu konzentrieren. Statt über sich selbst und ihre eigenen Probleme nachzudenken und zu reden, beobachten sie die Tiere und reden mit ihnen und über sie.«

»Das sagt doch eigentlich alles, oder?«, fragte ich Nancy. »Vielleicht sind die Ärzte doch nicht so blöd.« Aber nur weil ich jetzt herausgefunden hatte, was sie mit mir im Sinn hatten, bedeutete das noch lange nicht, dass es mir auch gefallen musste. Trotzig und stur zu sein, Nancy zu quälen und meinen Selbstmord zu planen war schließlich anstrengend genug. Ein Hund würde die Sache nur komplizieren.

Doch meine Frau machte schon konkrete Pläne. Wie in den meisten Geschichten über kleine Jungs und ihre Hunde war ihr klar, dass die meisten Pflichten wie das Füttern, Waschen und Spazierengehen wahrscheinlich an ihr hängen bleiben würden. »Ich glaube, wir sollten uns einen zweiten Golden Retriever zulegen«, schlug sie vor. »Dann hat Abbey auch einen Spielkameraden.«

»Die Sache ist noch längst nicht entschieden«, widersprach ich. »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich einen zweiten Hund will. Ich will nur herausfinden, was sich die Ärzte davon erhoffen.«

Genau wie Dr. Attar ignorierte auch Nancy mich. »Und ich finde, wir sollten uns einen geretteten Hund zulegen«, fügte sie hinzu.

Einen geretteten Hund?, dachte ich. Und der soll mich retten?

Wir waren seit ungefähr einem Jahr Mitglieder des Greater Houston Golden Retriever Club (GHGRC). Wir waren gleich nach unserem Umzug dem Hundeverband beigetreten, weil wir gedacht hatten, wir würden dort Leute kennen lernen, die unser Interesse an der Hunderasse teilten, oder dort »Freunde« für Abbey finden. Aber wie wir festgestellt hatten, lag der Schwerpunkt des Clubs auf Hundeausstellungen und Geländeveranstaltungen, und seine Mitglieder schienen kein großes Interesse an uns oder unserem Hund zu haben. Doch die Rettungsaktivitäten des Verbands interessierten uns. Es gibt auf dieser Welt sehr viele Golden Retriever, und oft enden sie aus den verschiedensten Gründen in Tierheimen: Weil ihre Besitzer umziehen oder sich scheiden lassen, weil ihr Lebensstil sich ändert und sie nicht mehr genug Zeit für den Hund haben oder weil sie den Hund nicht erziehen können, weil er schlecht behandelt wird oder er einfach nicht in ihr gegenwärtiges Umfeld passt.

In unserer Wegwerfgesellschaft ist es leider gängig, dass Menschen ihren Hund im örtlichen Tierheim entsorgen, um die Belastung los zu sein. In den meisten amerikanischen Tierasylen sind natürlich die Chancen groß, dass der Hund am Ende eingeschläfert wird. Es gibt einfach nicht genug Asyle. Viele Rassehundeverbände haben daher die Initiative ergriffen, die Verantwortung für ihre Hunderasse zu übernehmen. Wenn ein Hund ihrer Rasse in einem der örtlichen Tierasyle auftaucht, ausgesetzt oder misshandelt wird, wird er von den Mitgliedern des Verbands »gerettet«. Der Verband versucht dann, ein neues Zuhause für den Hund zu finden. Da es so viele Golden Retriever gibt, hatte der GHGRC eine Menge zu tun. Und weil wir uns nichts aus Hundeshows oder Geländewettbewerben machten, beteiligten wir (vor allem natürlich Nancy) uns ein bisschen an den Rettungsaktivitäten des Clubs und nahmen auch ein paar der Hunde bei uns auf, bis sie weiter vermittelt werden konnten.

»Komm, lass uns Karen Costello anrufen«, schlug Nancy vor. Ich wollte Einspruch erheben, doch sie war schon am Wählen.

Karen war die Leiterin der Rettungsabteilung des Hundeverbands. Ich hörte am anderen Apparat mit, da ich hoffte, Karen könnte uns etwas mehr über Therapiehunde sagen. Meine Frau erklärte Karen, dass meine Ärzte vorgeschlagen hätten, wir sollten uns einen Therapiehund anschaffen, und dass wir gerne einen geretteten Golden Retriever finden würden, der uns helfen könnte.

Karen kannte sich ein wenig mit Therapiehunden aus und konnte ein paar Lücken in unserem Wissen auffüllen. Wie sie uns sagte, werden Therapiehunde individuell von ihren Haltern ausgebildet. Der Trainingsprozess hängt davon ab, wofür der Hund eingesetzt werden soll. Karen kannte auch die Delta Society und schlug vor, wir sollten uns näher informieren, welche Ratschläge und Unterlagen sie zu dem Thema zu bieten hatte. Doch dann sagte sie auch, dass sie vielleicht schon einen Kandidaten für uns hätte.

»Ich will euch mehr über einen Hund namens Dakota erzählen.«

Der Engel an meiner Seite

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