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Kapitel Zwei Genau wie ich

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Wie kann ein Hund in der glühenden texanischen Hitze an einer Kette im Garten seines Besitzers enden? Hat er vielleicht einen Schuh angenagt oder ein Federkissen zerfetzt? War ihm etwa ein Malheur auf einem teuren neuen Teppich passiert? Oder war er plötzlich einfach zu teuer geworden? Was machte ihn von einem glücklichen, treuen, schwanzwedelnden Familienmitglied zu einem lästigen Nachgedanken?

Ich persönlich werde es nie begreifen, doch genau in so einer Lage fand Karen Costello den jungen rotgoldenen Hund an einem Frühlingstag im Jahr 1994 in Houston. Er war abgemagert und in schlechtem Zustand, und er sah aus, als wäre er schon eine ganze Weile ziemlich vernachlässigt worden.

Karen erfuhr durch einen Anruf von dem Hund. Die Anruferin behauptete, der Hund würde ihr nicht gehören und sie wüsste auch nicht, wem er gehörte, doch sie wollte ihn aus ihrem Garten weg haben. Wenn Karen ihn nicht abholen würde, dann müsste sie ihn einschläfern lassen. Es war die klassische »Rettungsgeschichte«, die Karen und andere schon so oft gehört haben - Leute, die jede Verantwortung ablehnten, waren plötzlich nicht mehr die Besitzer des Hundes; sie wussten auch nicht, wem der Hund gehörte, aber sie wollten angeblich nur helfen. Karen war schon lange genug in der Rettungsarbeit tätig, um zu wissen, dass sie oft Geschichten aufgetischt bekam, die nicht hundertprozentig den Tatsachen entsprachen. Auch wenn sie nicht überprüfen konnte, was stimmte und was nicht - ihre Aufgabe war es, den Hund zu retten und nicht, die Leute zu verurteilen.

Die Rettung eines Hundes muss nicht unbedingt das Happy End einer traurigen Geschichte sein. Manchmal können Hunde aus gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres unverträglichen Temperaments nicht mehr gerettet werden. Karen befürchtete, der Hund vor ihr an der Kette könnte auf ein unglückliches Ende zusteuern. Von denen hatte sie über die Jahre genug erlebt. Da draußen waren so viele Hunde, die gerettet werden könnten - aber sie hatte nicht immer die Zeit oder Kraft dazu, und der Verband hatte auch nicht immer das Geld, um jedes Hundeschicksal zum Guten zu wenden.

Doch als Karen sich dem Hund näherte, erkannte sie etwas in seiner Haltung und seinen Augen. Sie betete im Stillen: »Lieber Gott, bitte hilf mir, hier ein gutes Ende zu erreichen, bei dem alle glücklich werden.« Es war Karen wichtig, jedem geretteten Hund einen neuen Namen zu geben, der symbolisch für einen neuen Anfang stand. Für diesen jungen Hund hatte sie schon einen.

»Komm, Dakota, lass uns von hier verschwinden«, sagte sie sanft, während sie ihm die Kette abmachte und ihn auf den Arm nahm. Dakota ist das indianische Wort für »Freund«, und der Hund, der jetzt so hieß, wedelte mit dem Schwanz. Karen lächelte. Wenn es darum ging, einen Golden Retriever zu retten, freute sie sich oft schon über kleine Siege.

Sie setzte Dakota in eine Hundebox, die sie hinten ins Auto stellte, und fuhr mit ihm zu ihrem Tierarzt. Wie sich herausstellte, hatte Dakota einen Herzwurm, der sich durch Mücken ausbreitet. Mücken haben Parasiten, die Dirofilaria Immitis genannt werden und die Arterien und Herzkammern von Hunden befallen. Wenn sie sich vermehren, können sie in den Arterien und im Herzen des Hundes lebensbedrohliche Blockierungen verursachen. Angekettet in einem Garten, in dem es von Mücken wimmelte, war Dakota einem größeren Risiko des Parasitenbefalls ausgesetzt gewesen. Infizierte Hunde können zwar behandelt werden, doch die Behandlung ist schwierig und kann selbst tödliche Blockierungen auslösen, da jedes Mal ein paar der Würmer gleichzeitig abgetötet und aus dem Herzen entfernt werden.

Karens Tierarzt begann sofort mit Dakotas Behandlung. Am Anfang des Behandlungsprozesses blieb Dakotas Herz plötzlich stehen, was vermutlich durch eine Blockierung verursacht war. Nach ein paar bangen Momenten schlug sein Herz wieder und der Herzwurm konnte mit der Zeit entfernt werden. Der Hund schien auf dem besten Weg der Genesung und des Happy Ends zu sein, das Karen sich für ihn erhoffte.

Wegen seiner besonderen Persönlichkeit fanden die Hunderetter des Verbands, dass Dakota sich gut als Arbeitshund eignen würde. So vermittelten sie ihn an die Texas Service and Hearing Dogs Organization. Dakota bestand alle erforderlichen Charaktertests und begann mit dem Ausbildungsprogramm. Doch nach ein paar Monaten Training wurde er routinemäßig geröntgt. Dabei zeigte sich eine alte Verletzung, die anscheinend nie behandelt worden war. Auch wenn sich die genaue Ursache der Verletzung nicht mehr bestimmen ließ, ließ sich erkennen, dass der Oberschenkelknochen den Hüftknochen durchbohrte. Vielleicht war Dakota als Welpe von einem Auto angefahren worden oder hatte irgendein anderes Trauma erlebt. Die Ursache war unwichtig, doch der Hund fiel durch die physische Prüfung. Erstaunlicherweise hatte er fast das gesamte Ausbildungsprogramm durchlaufen, bevor sein Hüftbruch überhaupt bemerkt wurde.

Die Hundeschule schickte ihn zu Karen zurück, und die brachte ihn vorübergehend bei einem Mitglied des Hundeverbands unter, während der GHGRC den nächsten Schritt überlegte. Auch wenn Dakota unter der gebrochenen Hüfte nicht zu leiden schien, brauchte er eine Hüftoperation, um zukünftige Schmerzen und Arthritis zu verhindern. Es war eine aufwändige Operation, die sich der Verband nicht leisten konnte.

Als Karen mit meiner Frau und mir über den Hund sprach, meinte sie: »Der kleine Kerl war nur noch eine Röntgenaufnahme von seiner Qualifikation entfernt. Warum besucht ihr Dakota nicht in seinem vorübergehenden Zuhause? Wenn er euch gefällt und ihr ihn besser kennen lernen wollt, könnt ihr ihn übers Wochenende mit nach Hause nehmen. Wahrscheinlich kann aus ihm ein sehr fähiger Therapiehund für euch werden - aber er bringt eine ziemlich umfangreiche medizinische Vorgeschichte mit sich.«

Ich musste lächeln. »Na ja, das tu ich ja auch«, sagte ich trocken. »Und ich hatte auch schon einen Herzstillstand, genau wie er.« Ich war über mich selbst überrascht. Es klang beinahe so, als würde ich nach Gründen suchen, um Dakota aufzunehmen.

»Ich kann euch zwar nichts versprechen«, sagte Karen, »aber wenn es zwischen euch funkt, dann müsst ihr dafür sorgen, dass er die Hüftoperation erhält.«

Noch am selben Abend fuhren Nancy und ich in den Südwesten von Houston, um uns den Hund anzusehen. Wir nahmen Abbey mit. Schließlich betraf die Entscheidung ja auch sie und so hatte sie ein Mitspracherecht.

Es ist nicht immer einfach, eine Pflegestelle für einen Hund zu finden, und man weiß nie, ob jemand mit dem Herz am rechten Fleck sich dabei nicht übernimmt. Wir versuchten zwar, objektiv zu bleiben, doch die Tatsache, dass Dakota in einer Box in der Küche seiner Pflegeperson untergebracht war, enttäuschte uns etwas.

Nancy gefiel es kein bisschen, denn es wirkte eher, als wäre Dakota eingesperrt statt »untergebracht«, wie Hunderetter es gerne nennen. »Wahrscheinlich ist das hier immer noch besser als im Tierasyl«, sagte sie leise zu mir.

Dakotas »Pflegevater« öffnete die Tür der Box, um ihn herauszulassen. Anfangs wirkte der Hund ein wenig scheu und ängstlich. Das war ungewöhnlich, da die meisten Golden Retriever Fremde sofort wie alte Freunde begrüßen.

Dakota sah sich im Raum um. Dann ging er direkt auf Abbey zu und knurrte sie ein bisschen an. Danach ging er zu Nancy und fing an, langsam mit dem Schwanz zu wedeln. Mich begutachtete er ungefähr zwei Sekunden lang - er war schlau genug zu wissen, wen von uns er für sich einnehmen musste, und so ging er zu den Mädels zurück.

Mein erster Eindruck von ihm war nicht gerade umwerfend. Ich mochte ihn nicht besonders und irgendetwas an ihm störte mich. Er knurrte Abbey wieder leise an, doch sie ließ nicht von ihm ab, und nach kurzer Zeit tolerierten sie einander wie zwei Kinder, die sich um ein Spielzeug streiten.

Meinem Gefühl nach war Nancy auch nicht verrückt nach ihm, aber sie mochte ihn. Und es war eindeutig, dass Abbey nichts gegen Dakota hatte. Irgendwann kam er auch zu mir und brachte mir immer wieder einen grünen Gummifrosch. Jetzt, da ich ihn in Aktion sah, konnte ich verstehen, warum er in der Box gehalten worden war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Dakota der Hund für mich sein sollte, jener schicksalhafte Therapiehund, den Dr. Attar sich für mich vorstellte.

»Komm, wir bringen ihn nach Hause«, sagte Nancy. »Lass ihn uns hier rausholen - wir können ihm wenigstens für ein paar Tage ein schönes Leben bereiten.«

»Deswegen sind wir nicht hergekommen«, sagte ich. »Wir sind nicht hier, um ihn zu retten. Wir sind hier, um zu sehen, ob er der richtige Hund für uns ist.« Ich erhielt keine Antwort von ihr, und so gab ich widerstrebend nach und brachte ihn zum Auto.

Die Fahrt nach Hause war abenteuerlich. Dakota benahm sich unmöglich - er kabbelte sich die ganze Zeit über mit Abbey, um unsere Aufmerksamkeit zu erringen, und hielt jeden von seinem grünen Frosch fern.

»Wir behalten den Hund auf keinen Fall«, sagte ich zu Nancy. »Lass uns doch einfach umkehren und ihn gleich zurückbringen.«

»Darüber reden wir morgen«, gab sie in dem Ton zurück, den ich schon kannte. Er bedeutete, dass die Diskussion vorbei war. Ich glaube, der Hund tat ihr leid, während ich mir leidtat ... wie meistens. Ungeachtet dessen wurde eines in dem engen Innenraum unseres Autos klar: Dakota brauchte dringend ein Bad, bevor er unser Haus betreten könnte. Daher wuschen wir ihn trotz der Dunkelheit in der Auffahrt, sobald wir zu Hause angekommen waren - genau das, was ich schon immer abends um zehn hatte machen wollen. Das verpasste Dakota noch einen Minuspunkt auf meiner Anti-Hunde-Liste.

Schließlich brachten wir ihn ins Haus. Wie sogar ich zugeben musste, schien er sich dort wohl zu fühlen. Seine Augen schienen ein wenig aufzuleuchten und er taute etwas mehr auf als auf seiner Pflegestelle. Doch sein grüner Frosch war tödlich - jedes Mal, wenn Dakota etwas wollte, kam er zu mir und drückte mir den Frosch ins Gesicht. Und als er Abbeys zahlreiche Spielsachen sah, war das für ihn wie das Weihnachten der Golden Retriever. Er verbrachte den Rest des Abends damit, mir Abbeys Spielsachen zu bringen und sie mir auch aufs Auge zu drücken. Ich war müde, ich wollte schlafen gehen und er trieb mich in den Wahnsinn.

Nancy schien sich köstlich zu amüsieren. Schließlich nervte er sie auch nicht so sehr wie mich. Anscheinend peilte er jetzt mich an, weil er wusste, dass er meine Frau längst auf seiner Seite hatte.

Doch ich entschied, dass ich den Hund nicht ertragen konnte. »Das wird eine sehr kurze Probezeit«, sagte ich zu Nancy. »Er ist das ungezogenste Vieh, das mir je begegnet ist.« Meiner Meinung nach stimmte die Chemie nicht. »Wir bringen ihn zurück. Ich weiß zwar, dass er mich beschäftigen und bewegen soll, aber das hier ist einfach lächerlich. Er zwingt mir dauernd seinen blöden Frosch auf.«

»Gib ihm etwas Zeit, sich an dich zu gewöhnen«, sagte Nancy. »Wir haben schließlich keine Eile.«

Das überzeugte mich auch nicht. »Ich halte es nicht aus - lass ihn uns wegbringen. Er gibt mir sonst noch einen Herzinfarkt.«

Doch Nancy blieb beharrlich. »Der Hund hat eine Menge durchgemacht, Mike. Er hatte Herzprobleme, die Menschen haben ihn aufgegeben und dann kriegt er doch immer wieder eine Chance zu überleben. Klingt das nicht vertraut? Er ist wie du.«

Wie ich? Oh Gott, sie hatte Recht. Dakota war wirklich wie ich - kaputtes Herz und alles andere. Ich sah erst ihn und dann sie an. »Also gut«, sagte ich. »Einen Tag gebe ich ihm noch, aber dann ist Schluss.«

Der Engel an meiner Seite

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