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2. Kapitel: Dunkle Gefährten

Der Schwarzmagier Pandorax blickte in die Kris­tallkugel. Er wirkte finstere Beschwörun­gen, um zu ergründen, wo er seinen Feind finden konnte. Das Glas leuchtete dunkelblau und dunkelrot und nach einiger Zeit wurde es wieder schwarz. Pan­dorax verdeckte die Ku­gel mit einer schweren De­cke. Dann erhob er sich, begab sich in seine Bi­bliothek und suchte ein bestimmtes Buch heraus. Er setzte sich mit dem alten Band an ein Pult und blätterte darin, bis er zu der Seite mit dem Zauber­spruch kam, den er gesucht hatte. Dar­aufhin begab er sich eine schmale Wendeltreppe hinab in ein un­terirdisches Gemach. An den Wänden dieser run­den Kammer entzündete er Kerzen, bevor er auf dem Boden mit weißer Kreide einen großen Kreis und darin ein Pentagram zeichnete.

Pandorax setzte sich weihevoll im Schneider­sitz in die Mitte des Bannkreises und führte das Ri­tual durch. Er schloss die Augen und wisperte die Beschwörungsformel in unheimli­chem Singsang. Nach einigen Augenblicken begann der magische Zirkel phosphoreszie­rend zu leuchten und es ka­men Schwefeldampf und Metallgerüche auf. Dann breitete sich ein unheimliches Knistern im Gemach aus, bis endlich das silbern glitzernde Antlitz des Dämons erschien.

„Stets zu Diensten“, sagte das schlanke Unwe­sen höhnisch grinsend mit einer eleganten Verbeu­gung.

„Dämon Ulangarth“, sagte Pandorax. „Ich habe dich beschworen, um einen widerlichen Feind zu vernichten. Ich habe den Unhold in der Kristallku­gel aufgespürt. Wenn du ihn mir als Folteropfer auslieferst und ihn dann in deine Dunkelwelt hinab ziehst, um ihn unendlich weiter Leiden zu lassen, dürfte das ein angemessener Lohn für deine Diens­te sein.“

„Jawohl, Meister“, versicherte das Unwesen.

Felarion trennte seinem Gegner mit brutalen Strei­chen die Nase und die Ohren ab. Dann führte er einen schnellen Stich durch das Herz und schlug dem Besiegten in einer elegan­ten Drehung den Kopf ab. Aus allen Wunden sprudelte das Blut des Abgeschlachteten, als der siegreiche Kämpfer un­ter tosendem Beifall sein blutgetränktes Schwert hoch in die Luft streckte.

Das Publikum wollte hier mehr sehen, als einen gewöhnlichen Kampf auf Leben und Tod, wusste der Schwertmeister. Wenn man den Leuten ein grausames Schauspiel bot, zahlten die Buchmacher einem das Vielfache, denn normale Todeskämpfe oder öffentliche Hin­richtungen gab es schließlich überall und jeden Tag zu sehen.

Felarion ließ sich noch von einigen begeister­ten Zuschauern auf die blutbeschmierten Schultern klopfen und kassierte dann den Beutel mit Gold­münzen. Danach begab er sich in den nahe gelege­nen Gasthof, um seinen fünften Sieg in diesem Monat zu feiern. Es hatte sich wirklich gelohnt, in den nördlichen Provinzen von Atlantis am Rande der großen Wälder zu arbeiten. Die Gegner waren hier deutlich stärker, aber das war dem Schwert­meister lediglich von Nutzen, denn so konnte er ein um so größeres Spektakel veranstal­ten. Außer­dem wusste er, dass er nur durchtriebene Massen­mörder und Halsabschneider vernichtete, die sich selbst im Zweikampf bereichern und am bezahlten Töten erfreuen wollten. Jedenfalls schlachtete er dabei keine unbedarften Sportfechter wie in den größe­ren Städten und auch keine Massen unschul­diger Zivilisten wie zuvor im jahrelangen Dienst als Söldner in den Kriegen des Südens. Noch ein paar Monate und dann konnte er sich endgültig zur Ruhe setzen.

Als Felarion einige Gläser Bier getrunken hatte und sich gleich mit einem jungen Freuden­mädchen aufs Zimmer begeben wollte, stand plötzlich ein finsterer Mann in schwarzem Kapuzenumhang an seinem Tisch. Der Schwertmeister legte die Hand auf den Schwert­griff und wunderte sich, dass er diesen unheimlichen Fremden nicht viel früher beim Betre­ten des Gasthofes oder bei der Annähe­rung bemerkt hatte.

„Sei gegrüßt, Schwertkämpfer“, sagte der Mann. „Ich bin Pandorax und suche Gefährten für eine wichtige Mission. Du bist der richtige dafür und ich kann dir jeden Preis bezahlen.“

Pandorax, Felarion und Ulangarth standen am Ran­de einer Lichtung in den nördlichen Wäldern. In der Mitte dieser Lichtung stand ein großer uralter Runenstein.

„Erscheine, Hexe des Waldes!“, rief der Schwarzmagier.

Daraufhin begannen kalte Winde um den Stein zu wehen und Laub und Unterholz wurden aufge­wirbelt. Als der Wind abebbte und die Sicht wieder klar wurde, stand eine schlanke Frau in blaugrü­nem Gewand vor dem magischen Stein. Sie hatte lange und wirre dunkel­grüne Haare und ein wun­derschönes Gesicht, dessen Augen wie magische grüne Edel­steine leuchteten.

„Sei gegrüßt, Zayandra, Herrin des Waldes“, sagte Pandorax.

„Was führt dich hierher in den tiefen Wald, zu meinem Hexenstein?“, fragte die Zauberin mit ge­heimnisvoller heller Stimme.

„Ich möchte dir einen Pakt anbieten“, erwiderte Pandorax. „Dies hier sind der Dämon Ulan­garth und der Schwertmeister Felarion. Wir begeben uns auf einen Feldzug, um einen ge­fährlichen Feind zu vernichten und unvorstellbare Macht zu erlangen. Dafür benötigen wir deine Hilfe. Und es soll dein Schaden nicht sein, wenn du uns begleitest.“

Sie saßen in einem geräumigen Turmgemach auf Pandorax´ Anwesen. Der Schwarzma­gier erklärte den angeworbenen Gefährten weitere Einzelheiten seines Vorhabens.

„Ich habe meinen Feind, den Schwarzmagier Alazar, mithilfe meiner Kristallkugel aufge­spürt“, sagte er. „Der Widerling war viele Jahre lang in an­deren Dimensionen das Daseins unterwegs, um Macht anzusammeln und Unheil zu verbreiten, aber jetzt hat er sich auf der Erde in einer dunklen Festung weit im Osten im Wüsten Land niederge­lassen.“

„Was hat den Magier dazu bewegt“, fragte Za­yandra, die Waldzauberin, „sich in diesen Gefilden niederzulassen?“

„Das hat damit zu tun“, sagte Pandorax, „was ich ebenfalls durch die Kristallkugel sehen konnte. Er hat irgendwo in den anderen Welten ein mächti­ges magisches Artefakt ergat­tert. Einen uralten Zauberstein, der unter anderem als das Dämonen­auge bekannt ist. Da­bei handelt es sich um eine un­vorstellbar machtvolle magische Waffe, mit der man unter den richtigen Umständen und mit dem nötigen Wissen und den notwendigen magischen Fähigkeiten ganze Welten und ganze Galaxien ver­nichten kann.“

„Ein Kampf gegen diesen Gegner“, sagte Fela­rion, „erscheint mir nicht sehr aussichts­reich, wenn er wirklich über solche Mächte verfügt.“

„Ich vermute“, sagte Pandorax, „dass Alazar noch nicht vollständig über die Kräfte des Dä­monenauges verfügen kann. Sonst hätte ich die Wir­kungen bereits durch die Kristallkugel verspürt. Ich nehme deshalb an, dass er das Artefakt in der dunklen Festung im Wüsten Land verwahrt, damit dem Zauberstein weitere Mächte zuwachsen, die vielleicht mit unse­rer Welt und ihren Naturelemen­ten zusammenhängen. Wenn dann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dem Dämonenauge seine vollständigen Kräfte innewohnen und diese für sei­nen Besitzer nutzbar sind, dann wird Alazar es be­nutzen und damit zuschlagen wie es ihm beliebt, um alles, was ihm im Wege stehen könnte, erbar­mungslos auszulöschen und eine unvorstellbare Schreckensherrschaft zu errichten. Er würde über eine fürchterliche Allmacht verfügen.“

„Verständlich“, bemerkte Felarion, „dass du diese Allmacht für dich selbst erlangen möch­test.“

„Alazar und ich sind seit undenkbaren Zeiten erbitterte Feinde“, erklärte Pandorax. „Ich wäre si­cher einer der ersten, der unter dem Unhold leiden müsste, wenn er meiner habhaft werden könnte. Deshalb will ich dem Feind zuvorkommen und das Dämonenauge in mei­nen Besitz bringen. Das sollte mich und meine Getreuen anstelle Alazars zu all­mächtigen Herrschern des Kosmos machen!“

„Wir werden also Anteil an dieser Macht erlan­gen, wenn wir dir beistehen?“, fragte die Waldhe­xe.

„Genau das ist mein Plan“, versicherte Pan­dorax. „Alazar wird es sein, der unendlich lei­den darf, und wir werden gemeinsam die Allmacht des Dämonenauges erlangen.“

„Ich werde Alazar in die Welt der Dämonen hinab ziehen“, zischelte der Dämon Ulangarth bös­artig. „Auf unseren Folterburgen wird er ewige Qualen erfahren. Und das Dämonenau­ge verschafft uns die Vorherrschaft über das gesamte Multiver­sum.“

Die Zauberer von Atlantis

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