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„Du bist ein Idiot! Ein ausgemachter Idiot! Eines Tages wird ein Mädchen es ihren Eltern sagen, dass du dir von ihr hast einen blasen lassen. Ich besorg dir alle Mädchen, die du haben willst, das ist mir völlig egal. Aber hör zu, es ist nicht richtig, es mit den jungen Schülerinnen hier im Theater zu machen, Clément.“

David Buchmann tippte die Asche seiner Zigarette in den großen, steinernen Aschenbecher auf Clément de Réunions gewaltigen Schreibtisch und warf sich in einen Sessel. Unberührt saß Clement hinter seinem Tisch und lächelte leicht. Er trug eine gelbe Stoffhose und ein weißes Hemd, schüttelte den Kopf, als wollte er alle anderen Gedanken abschütteln.

„Hör zu, alles was du zu tun hast, ist doch klar. Du führst die Regie in unserem neuen Stück, David. Außerdem kümmerst du dich darum, dass Linda Murcia nicht säuft, sondern so spielt, wie sie spielen kann. Dann wird die Kohle fließen. Ich habe Zusagen von fast allen Zeitungen im Land, dass die Spitzenkritiker zur Premiere kommen werden. Wenn wir dieses Stück richtig durchziehen können, dann haben wir einen Hit, den wir mindestens fünf Jahre spielen können. Aber du musst auf Linda aufpassen. Du musst aufpassen, dass sie nüchtern bleibt und arbeitet, bis euch der Schweiß in die Arschbacken läuft. Das Theater44 wird wieder solvent werden!“

„Wenn du die Leitung hast? Ich traue dir nicht, Clément! Du verbrauchst doch zu viel Geld. Du sitzt bis zum Hintern in unbezahlten Rechnungen, weil du der große Boss sein willst, weil du in Paris und London deine Partys schmeißt, obwohl du verdammt gut weißt, dass du am Schluss pleite sein wirst. Du bist einfach ein Idiot! Ich begreife es erst jetzt. Verlass dich nicht auf die Premiere. Nach dem ersten Akt werden sie alle auf der Bühne zusammenklappen!“

Clément de Réunion betrachtete David Buchmann mit lüsternen Augen. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er hatte David immer gemocht. Und seine Blicke glitten schnell über den jüngeren Mann, über seine Männlichkeit, er spürte, dass das Blut in seinen Penis schoss.

Aber David erkannte seinen Blick sofort!

Und er wusste, woran Clément dachte, als der Produzent mit den beiden Zeigefingern über die Enden eines Bleistiftes rieb.

„Ich stehe nur auf Frauen, Clément.“

Clément de Réunion lachte und warf den Bleistift durch das Zimmer, wo er auf dem braunen Teppich unter dem Fenster landete.

„Schade, zu schade. Nun, ich glaube, du hast um drei Uhr Probe. Soll unsere geliebte Linda Murcia nicht heute Nachmittag auftauchen?“

„Du brauchst keine Angst zu haben. Sie wird fit sein, Clément. Und sie wird in diesem Stück auch fantastisch sein. Ich kenne sie. Sicher, ich weiß genau, dass man sie bei ihrem letzten Engagement in Madrid rausgeschmissen hat, weil sie zu viel gesoffen und noch andere Dinge getan hat. Aber ich wiederhole, ich mag sie. Sie ist eines der wirklich großen Talente in unserem Geschäft. Aber ich werde ihr jede nur mögliche Chance geben. Ohne sie klappt das Stück nicht. Ich war ihr Regisseur bei einem Fernsehstück, das ist nun zwei Jahre her und sie war fantastisch. Wenn sie auf der Bühne steht, dann steht eine Persönlichkeit da. Was sie ausstrahlt, Clément, das haben die jüngeren Schauspielerinnen nicht. Also lass sie in Ruhe.“

„Habe ich mich jemals in deine Regiearbeit eingemischt, David?“, fragte Clément achselzuckend und spielte mit einem Knopf seines Hemdes.

„Dann fang bitte jetzt nicht damit an“, antwortete David. „Ich bin sicher, dass wir mit diesem Stück erfolgreich sein werden. Wir werden einen Haufen Geld verdienen, so lange jedenfalls, bis wir nicht irgendwelchen Unfug machen. Was wir jetzt in erster Linie brauchen, ist eine gute Werbeagentur, die uns im Internet platziert. Wir brauchen Berichte in Facebook, bei Twitter und einen Film bei Youtube. So werden heutzutage Zuschauer geworben. Such ein gute Agentur, Clément, das ist wichtig!“

Clément lächelte und nickte.

Mit geschmeidiger Bewegung stand er auf und ging zu dem Piano am anderen Ende des Zimmers. David zog beide Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Der Idiot war wieder in seiner Laune, auf dem Klavier herum zu klimpern und irgendetwas zu komponieren.

David verließ den Produzenten, als er ein Scherzo spielte und ging zum Theater. Er musste noch zwei Nebenrollen vergeben.

Valentina wartete in der ersten Reihe neben Lara.

Zwanzig Schauspielschülerinnen und nur zwei Rollen!

Sie beobachtete, wie David Buchmann hin und herging, wie seine Blicke über jeden von ihnen schweifte, wie er sie in seiner harten, zupackenden, wissenden Art beobachtete. Valentina hielt den Atem an.

„Sie! Hören Sie auf zu träumen und lesen Sie mir bitte etwas vor!“

David Buchmann deutete auf Valentina. Plötzlich war sie auf der Bühne und man drückte ihr eine Rolle in die Hand.

„Es wird eine gute Erfahrung für Sie sein, wenn Sie etwas lesen, das Sie nicht kennen“, sagte David.

Valentina las ein paar Zeilen, dann deutete David an, dass es genügte.

Ein paar andere Mädchen lasen Textstellen vor.

Nachdem alles vorbei war, gab David die beiden Rollen an Lara Claire und Claudia Müller, einer jungen Schauspielschülerin aus Berlin.

„Ich bin Ihnen so dankbar, Herr Buchmann“, stammelte Lara vor Freude. „Ich werde hart arbeiten, wirklich, das werde ich tun.“

„Schätzchen, nach ein paar Proben mit mir wirst du nicht mehr dankbar sein. Außerdem hast du eine Menge Arbeit hinter der Bühne zu tun. Reg dich bloß nicht wegen der paar Sätze auf! Das ist nichts Besonderes, aber zufälligerweise mag ich braun gelockte Mädchen. Lern deine zwei Zeilen und komm nach dem Abendessen um neunzehn Uhr wieder hierher.“

Traurig und den Tränen nahe verließ Valentina die Bühne und ging in den Speisesaal des Theaters. Jan wartete auf sie. Er legte die Hand um ihre Taille und wollte das Mädchen trösten.

„Sei nicht traurig, deine Zeit wird kommen. Morgen Abend haben wir eine Grillparty an der Isar. Willst du mit mir hingehen?“

„Ja gerne, ich glaube das würde mir jetzt gut tun. Einfach mal raus hier! Ich würde mit dir überall hingehen und alles für dich tun.“ Sie strahlte Jan mit ihren weichen Augen an.

Ich glaube, du würdest es wirklich, überlegte er. Ich bin Gift für dich, Valentina. Und du bist noch so jung, ein verrücktes kleines Mädchen, das mit offenem Mund durch eine sexverrückte Welt wandert, wo es Burschen gibt wie mich, David und Clément, die sich unter den Nagel reißen, was sie bloß kriegen. Und die alle scharf auf dich sind!

Sie schaute zu ihm auf, ein warmes Gefühl durchlief sie und ihre unschuldigen Augen schienen jede Kraft aus ihm herauszusaugen, so dass er sich noch viel schuldiger fühlte.

Aber er wollte sie unbedingt behalten. Das hieß in der Sprache des Theaters:

So lange er scharf auf sie war!

Animalisches Verlangen

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