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KAPITEL 4

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Es gab fünf Wörter, von denen Brunt niemals gedacht hätte, dass er sie jemals unironisch aussprechen würde: Es geht nicht ums Latinum. Wenn es eine einzige Sache gab, die jeder Ferengi von klein auf verstand, dann die fundamentale Wahrheit, dass es im Leben und im Universum immer ums Latinum ging. Doch sosehr er auch versuchte, die Zahlen schönzurechnen, er konnte die Umstände und Ausgaben, die seine neueste Unternehmung verursachte, keineswegs mit dem Profit allein rechtfertigen.

Brunt beugte sich über die Steuerung seines Schiffs, der Net Gain, und starrte auf die Sensoranzeige, doch seine Gedanken irrten durch die Ödnis der Selbstzweifel. Einst hatte er zu den gefürchtetsten Liquidatoren der Ferengi-Handelsbehörde gehört. Doch in den letzten Jahren hatte er sich von den finanziellen Rückschlägen eines gescheiterten Waffendeals erholen müssen, sich aber schließlich an die Spitze der Ferengi-Gesellschaft zurückgekämpft. Nun war er eine reiche und respektierte Persönlichkeit auf Ferenginar, ein stolzes Magnus-Plus-Mitglied des Ferengi-Unternehmerclubs.

Warum also lungere ich hier am Rand des Universums im Dunkeln zwischen den Sternen rum? Eigentlich hatte er seine raumfahrenden Tage doch längst hinter sich gelassen. Und doch war er hier auf seinem Privatschiff, auf der Suche nach Konflikt und Gefahr, anstatt den Luxus seines Büros zu genießen, eine Slug-o-Cola zu schlürfen und seine Profite zu zählen, nur unterbrochen von Oo-mox-Sitzungen mit den besten Gefährtinnen, die man mit Latinum kaufen konnte. Ihm war klar, dass er anderen Ferengi seine Entscheidung niemals würde erklären können.

Es ging hierbei nicht ums Geschäft, sondern um etwas Persönliches.

Auf der Sensoranzeige erschienen neue Daten. Das Versorgungsschiff der Föderation, das er verfolgte, hatte seine Richtung geändert und die Geschwindigkeit erhöht. Er passte die Einstellungen seines Schiffs an, um die Net Gain im blinden Fleck der Sensoren des Frachters zu halten, damit sie ihn für ein Sensorecho ihres Warpstrudels halten würden, sollten sie ihn durch Zufall entdecken.

Den meisten kleinen Raumschiffen würde ein solcher Trick schwerfallen, doch die Net Gain war kein gewöhnliches Schiff. Brunt hatte sie durch jahrelange harte Arbeit und vernünftige Investitionen ungemein aufgewertet. Verbesserte Langstreckensensoren, ein nach Militärstandards verschlüsseltes Kommunikationssystem, verstärkte Schilde und ein paar verborgene Waffensysteme sorgten dafür, dass der unauffällige Sternenhüpfer beeindruckender war, als er auf den ersten Blick schien.

Seine internen Verbesserungen waren offensichtlicher. Alles war auf Bequemlichkeit ausgerichtet: ein weiches, großes Bett, ein mit Delikatessen programmierter Replikator und mehrere, unter scangeschützten Deckplatten verborgene Fässer erstklassiger Tropfen waren nur ein paar der Annehmlichkeiten, durch die Brunt die Net Gain zu einer Umgebung gemacht hatte, in der er es, falls nötig, auch mehrere Monate am Stück aushalten konnte.

Nicht dass er seinem Hedonismus den Vorrang vor seiner Sicherheit gegeben hätte – sein Schiff verfügte außerdem über einige pragmatische Verbesserungen: zusätzliche Batteriebänke, verstärkte innere Kraftfelder, Abwehrmaßnahmen gegen Eindringlinge und zusätzliche Rettungskapseln sowie ein ins Cockpit eingebautes Überlebensmodul, das im Falle eines Notfalls einzeln abgestoßen werden konnte. All das trug zu Brunts Seelenfrieden bei, während er sein Schiff allein durch unerforschte Bereiche des Alls auf Föderationsraum zusteuerte.

Nach der Kursänderung überprüfte er die Langstreckenscans des Sektors vor sich. So weit von erforschtem Raum entfernt gab es keine benannten Systeme, nur Vermerke im Galaktischen Katalog der Föderation – Reihen von Buchstaben und Nummern, verlinkt mit minimalen Daten. Auch wenn automatisierte Sensorbänke viele der Sektoren in der Gegend kartografiert hatten, war nur wenig darüber bekannt, welche Systeme sie beheimateten – und welche von ihnen von intelligenten Spezies bewohnt waren.

Also wohin ist dieses Versorgungsschiff unterwegs?

Diese Frage war mit dafür verantwortlich, dass Brunt nun so weit von seinem Zuhause und seinem Geschäft entfernt war. Verlässliche Quellen hatten ihn über die seltsamen Bewegungen von Frachtschiffen in diesem Sektor informiert. Es gab in diesem Teil des Alls keine bekannten Kolonien, keine Kulturen, die hoch genug entwickelt waren, um mit der Föderation oder sonst jemandem Handel zu treiben. Wenn doch, hätten die Ferengi sie bereits als neue Märkte erschlossen.

Und doch war hier ein Schiff, das Millionen metrischer Tonnen Fracht mit sich führen konnte, die Art von Transporter, die normalerweise zur Versorgung einer weit entfernten Kolonie oder Sternenbasis eingesetzt wurde. Es reiste ohne Konvoi oder Sternenflotteneskorte in eine Richtung, in der es nichts zu suchen zu haben schien. Das bedeutete entweder, dass es etwas Wertvolles an einen unbekannten Anlaufhafen brachte oder etwas Wertvolles von dort abholen sollte. So oder so war das Schiff ein ideales Ziel für Piraten und Schmuggler.

Genau die Art Leute, nach denen Brunt suchte.

Niemand im Ferengi-Unternehmerclub hatte Brunt je gefragt, wie er seine Profite erzielte. Solche Fragen wurden als unhöflich betrachtet, gleichbedeutend mit versuchtem Diebstahl von Betriebsgeheimnissen. Wie ein Ferengi sein Latinum verdiente, war seine Angelegenheit. Also wussten selbst auf Ferenginar nur sehr wenige Personen, dass Brunt der Inhaber einer der erfolgreichsten Kopfgeldjägeragenturen des Quadranten war.

Brunt hatte angefangen, Kriminelle aufzuspüren, um die auf sie ausgesetzte Belohnung zu kassieren, kurz nachdem er sich gegen Gaila gewandt hatte, seinen ehemaligen Partner im Waffenhandel. Anfangs war es Brunt leichtgefallen, das Vertrauen der Kriminellen zu gewinnen. Sein eigener zwielichtiger Ruf hatte es ihm erlaubt, sich unter ihnen zu bewegen, als würde er dazugehören. Und so hatten nicht wenige seinen Verrat erst kommen sehen, als es bereits zu spät war. Genau wie Gaila.

Schließlich hatte Brunt sein Geschäft expandiert. Zuerst hatte er Partner hereingeholt, dann hatte er damit begonnen, Unteraufträge zu vergeben. Innerhalb weniger Jahre hatte der ehemalige Liquidator seinen Ein-Mann-Kopfgeldjäger-Betrieb in ein interstellares Geschäftsimperium verwandelt, das über eine Milliarde Barren goldgepressten Latinums wert war. Er zog es vor, mit seiner Rolle im Unternehmen nicht hausieren zu gehen – nicht weil er sich dafür schämte, sondern weil gewalttätige Kriminelle rachsüchtig waren und er solche Schwierigkeiten vermeiden wollte.

Es war alles so gut gelaufen … bis zu dem Tag, als Gaila aus dem Gefängnis geflohen war. Obwohl man ihn in einer Hochsicherheitseinheit auf Urwyzden Alpha untergebracht hatte, war es dem gerissenen Waffenhändler gelungen, Kontakt zu ehemaligen Angestellten draußen aufzunehmen. Diese hatten die Wachen – und wie Brunt vermutete, auch den Gefängnisleiter – mit exorbitanten Summen bestochen, um Gailas außerplanmäßige frühzeitige Entlassung zu ermöglichen.

Ich hätte es kommen sehen sollen, warf sich Brunt vor. Jeder hat seinen Preis.

Gailas neu gewonnene Freiheit beunruhigte Brunt. Was würde er tun, jetzt, wo er auf freiem Fuß war? Würde er sich an Brunt rächen wollen? Würde er Brunts Tätigkeit öffentlich machen und so dafür sorgen, dass jeder blutdürstige Halunke im bekannten Raum hinter ihm her sein würde? Oder vielleicht würde er Brunts sozialen Status auf Ferenginar untergraben und ihm dadurch seinen geliebten Status als Magnus-Mitglied des Ferengi-Unternehmerclubs nehmen? So oder so würde die Kunde von Gailas Flucht aus dem Gefängnis Brunts Berufsreputation schädigen, selbst wenn jemand anders dafür verantwortlich gewesen war, ihn hinter Gittern zu halten.

Brunt entschied, dass es unbedingt erforderlich war, den gerissenen Mistkerl aufzuspüren und zurück ins Gefängnis auf Urwyzden Alpha zu bringen, bevor er die Gelegenheit hatte, sich zu rächen.

Meinem Ruf zuliebe – ganz zu schweigen von dem enorm hohen Kopfgeld, das man auf ihn ausgesetzt hat – werde ich ihn wieder dem Arm des Gesetzes übergeben.

Er sah zu, wie das Versorgungsschiff in die Leere in der am weitesten entfernten Ecke der Sensorreichweite der Net Gain raste. Es in unbekanntes Gebiet zu verfolgen, war ein Risiko, aber wenn Gaila, wie Brunt vermutete, tatsächlich diesen Sektor nach leichter Beute absuchte, war dies genau die Art Zielobjekt, die er wählen würde.

Er stellte den Autopiloten auf einen verdeckten Verfolgungsmodus und leerte seine Slug-o-Cola.

Ich riskiere es einfach. Lass uns mal würfeln und schauen, was dabei rauskommt.

»Wenn sich jetzt bitte alle setzen würden, damit wir anfangen können.« Theron sah zu, wie sich die zwei Dutzend Abteilungsleiter der Expedition sowie ihre Stellvertreter auf der Suche nach freien Plätzen aneinander vorbeidrängten. Die Husnock-Halle ähnelte einem Amphitheater mit aufsteigenden Rängen um eine Bühne, auch wenn die Expedition sie mit Sitzen hatte ausstatten müssen, die für die humanoide Anatomie geeignet waren. Nicht alle diese Sitze hatten ordentlich in Reihen gepasst, ein Umstand, der manchmal dazu führte, dass es bei größeren Gruppen länger dauerte, bis alle ihren Platz eingenommen hatten, als Theron lieb war.

Mit ihm wartete Doktor Kilaris. Versteckt hinter den Vorhängen zu beiden Seiten der Bühne, stand je ein Paar Sicherheitsordner. Auch wenn Theron die Anwesenheit solcher Wachleute bei einer routinemäßigen Personalbesprechung unnötig vorkam, lief die Expedition unter den strikten Protokollen eines Föderationsbürokraten, der zwar über tausend Lichtjahre weit weg war, sich aber anmaßte zu wissen, was für Theron und sein Team am besten war.

Kilaris nickte Theron zu. Er sah zum Publikum. Die letzten Personen machten es sich auf ihren Plätzen bequem und die Gänge waren leer, also war es an der Zeit anzufangen.

»Guten Morgen, Freunde!«, sagte Theron. »Wie versprochen haben wir große Neuigkeiten für Sie.« Er trat beiseite und deutete mit einer theatralischen Geste auf seine Kollegin. »Doktor Kilaris.«

Die Vulkanierin trat vor. »Danke, Doktor Theron.« Sie wandte sich dem Publikum zu. »Willkommen, geschätzte Kollegen! Gestern konnten Mitglieder meines Teams eine Entdeckung bestätigen, die ich letzte Woche gemacht habe: einen Kodex, der eine Husnock-Übersetzung eines Texts darzustellen scheint, der in einem antiken Dialekt der Tkon verfasst wurde.« Sie hob ihr Kinn als Stichwort für ihren Stellvertreter Doktor Cadman Greiss. Er aktivierte eine holografische Projektion, die den Raum hinter ihr mit einer halb durchsichtigen Repräsentation sich gegenüberliegender Seiten erfüllte. »Wie Sie sehen, zeigt die linke Seite den Husnock-Text, die rechte hingegen den Tkon-Dialekt, der vor acht Jahren in einem Archiv auf Delphi Ardu IV entdeckt wurde.« Sie machte eine Geste für Greiss, der das nächste Bild aufrief: die gleichen Seiten mit Markierungen in mehreren Farben. »Durch Ähnlichkeiten in den Mustern der Informationsdichte und Häufigkeit der syntaktischen Unterbrechungen waren wir in der Lage, die Tkon-Teile des Kodex zu benutzen, um eine Rohübersetzung des Husnock-Texts anzufertigen.«

Jemand aus dem Publikum hob eine Hand. Theron übernahm die Rolle des Moderators. »Ja, eine Frage, Doktor Mukherjee?«

Die Architekturingenieurin stand auf und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. »Besteht das Risiko, dass wir den Husnock damit ein bisschen zu viel zutrauen?«

Kilaris zog eine Augenbraue hoch. »Könnten Sie etwas genauer sein?«

»Der Kodex, den Sie entdeckt haben, scheint relativ neu zu sein, doch das antike Tkon ist über eine halbe Million Jahre alt. Wenn wir annehmen, dass die Husnock versucht haben, das Tkon zu übersetzen, sollten wir dann nicht auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie es falsch übersetzt haben? Und wenn dem so ist, würden wir dadurch nicht das Husnock falsch übersetzen, wenn wir es mit dem Tkon, einem Faktor, den wir gut kennen, abgleichen?«

Wenn es Kilaris etwas ausmachte, von einer Kollegin auf die Probe gestellt zu werden, verbarg sie es gut, dachte Theron. Die Vulkanierin legte ihren Kopf schief und dachte über ihre Antwort nach. »Das ist ein Risiko, das wir vor der Bekanntgabe unserer Entdeckung in Betracht gezogen haben. Doch ausgehend von dem, was wir über die Husnock-Wissenschaften wissen, handelte es sich um eine äußerst intelligente und technologisch hoch entwickelte Spezies. Und wir haben bereits andere Kodizes gefunden, die Übersetzungsmuster zu enthalten schienen, doch dies ist der erste, der eine uns bekannte Sprache übersetzt. Basierend auf dem von den Husnock auf diesem Gebiet betriebenen Aufwand, können wir wohl davon ausgehen, dass sie erfahrene Xenolinguistiker waren.«

Mukherjee nickte und setzte sich wieder. »Danke, Doktor.«

»Sehr gern, Doktor.« Wieder nickte sie Greiss zu und er wechselte zur nächsten holografischen Projektion, einer detaillierten Nahaufnahme des Husnock-Texts. »Einige der wichtigsten Elemente unserer Entdeckung, so profan es auch klingen mag, sind Einblicke in die Interpunktion der Husnock.« Kilaris deutete auf einige Symbole im Text. »Wir hoffen, durch eine Analyse der Art, wie sie ihren Text annotiert haben, etwas über ihre Syntax und Grammatik zu erfahren, denn aufgrund unseres mangelnden Verständnisses dieser Faktoren, entziehen sich uns bisher einige Aspekte des Texts.

Erstens können wir uns durch einen fehlenden Leitfaden für geschriebene Husnock-Grammatik nicht sicher sein, dass die Wortreihenfolge mit der des Tkon-Textes übereinstimmt, den sie übersetzt haben. Und daher können wir zum momentanen Zeitpunkt auch kein verlässliches Lexikon von Husnock-Vokabeln anlegen. Zweitens, weil wir unsicher sind, ob der Kodex eine freie oder wörtliche Übersetzung ist, besteht unsere Aufgabe darin …«

Ein schriller Disruptorschuss unterbrach ihre Präsentation.

Theron und alle anderen im Auditorium drehten sich herum, um zu sehen, woher der Schuss gekommen war. Durch die Eingänge zu jeder Seite stürmten große, bullige Humanoide mit kurzen Disruptorgewehren, zusammengestückelter Körperpanzerung und kampfgezeichneten Helmen. Innerhalb weniger Momente hatten sie die Wissenschaftler flankiert, von denen keiner seinen Sitz verließ. Eine Sekunde lang wurde alles still …

Dann kamen die Sicherheitsleute der Expedition hinter den Bühnenvorhängen hervor und eröffneten das Feuer. Es war ein mutiger, aber dummer Schachzug. Ihre auf Betäubung gestellten Phaser prallten an der Schutzkleidung der Eindringlinge ab. Dann erwiderten diese das Feuer und überwältigten die beiden Sicherheitsleute mit einer Salve in eindeutig tödlicher Einstellung. Die letzten Schüsse durchschlugen die Männer, während sie zu Boden sanken. Sie waren beide tot, bevor sie auf der Bühne aufschlugen.

Vom hinteren Ende der bewaffneten Gruppe kam eine Gestalt nach vorne, die größer war als der Rest. Ihr Helm war mit kurzen roten Streifen markiert, die Theron als jene wiedererkannte, mit denen Soldaten ihre im Kampf getöteten Gegner zählten. Der Helm dieses Mannes hatte mehr Markierungen, als Theron auf die Schnelle zählen konnte, während sich der Eindringling der Bühne näherte.

Theron trat ihm entgegen. »Ich bin Doktor Maxwell Theron, Leiter dieser Expedition, und ich ergebe mich im Namen …«

Der Fremde verpasste Theron eine schallende Ohrfeige. Der Schlag warf Theron um. Er landete hart auf dem Rücken. Wie betäubt und um sein Leben fürchtend sah er zu dem Eindringling auf. Dieser sagte mit rauer Stimme: »Dich wollen wir nicht.« Dann deutete er auf Kilaris und befahl seinen Männern: »Nehmt sie.«

Zwei der Fremden packten Kilaris’ Arme. Erneut bewies sie ihre Intelligenz, indem sie sich nicht wehrte.

Der Anführer sah sich unter den Abteilungsleitern um und deutete erneut. Zuerst auf Doktor Gav glasch Pek. »Den da auch.« Dann auf die Computerexperten der Expedition, das Binären-Paar 010-101. »Und die.« Schließlich marschierte er den Mittelgang entlang Richtung Tür.

Weitere der Eindringlinge zerrten Pek und die Binären hinter Kilaris her. Die Vulkanierin drehte sich ein letztes Mal zu Theron um und in ihren dunklen Augen war nicht die leiseste Spur Angst zu sehen.

Einen Moment lang hoffte Theron, dass das Schlimmste vorüber war. Dann hörte er, wie der Anführer seinen restlichen Männern einen Befehl gab.

»Tötet die anderen.«

Das Kommandodeck des Handelsschiffs Silago-Ekon war aus zwei Gründen in grünes Licht getaucht: Sein kommandierender Offizier, die Orionerin Nilat, fand es angenehm für ihre Augen und es gefiel ihr, dass dadurch ein Großteil ihrer aus verschiedenen Spezies bestehenden Mannschaft mehr wie sie aussah. Nicht dass der smaragdfarbene Lichtschein die Schädelkämme ihres klingonischen Ersten Offiziers K’mjok hätte überdecken können oder die an Schwimmhäute erinnernden Ohren des tiburonianischen Kommunikationsspezialisten Ninivus. Und Nilat war sich ziemlich sicher, dass die kohlrabenschwarzen Augen, Haut und Zähne ihrer Nalori-Pilotin Ang-Harod in jedem Licht gleich aussehen würden.

Doch jedes kleine bisschen half.

Sie drehte ihren Kommandosessel zu K’mjok um, der sich über die Sensoranzeige beugte. Er runzelte die Stirn. »XO, Status.«

K’mjok richtete sich auf und sah zu ihr. »Das Söldnerschiff hat gerade sein Einsatzteam heruntergebeamt.«

»Gibt es einen Hinweis darauf, dass sie uns entdeckt haben?«

Der Klingone schüttelte den Kopf. »Negativ.«

»Gut gemacht, XO.« Nilat nahm sich vor, das Management um einen Bonus für K’mjok zu bitten, der eine effektive Strategie empfohlen hatte, die Silago-Ekon während dieses Aufklärungsflugs zu verbergen. Auf seinen Rat hin waren sie in einen Niedrigenergiemodus gegangen und hatten das Schiff über dem Nordpol des Planeten geparkt, wo die Magnetfelder des Planetenkerns sie vor fast allen Sensoren verbergen würden. Bis jetzt war es ihnen gelungen, weder von dem Forschungsteam der Föderation auf der Oberfläche noch von dem vor Kurzem eingetroffenen Söldnerschiff entdeckt zu werden, das gerade die Wissenschaftler überfallen hatte.

Ninivus sah von der Komm-Konsole auf. Er hielt eine Hand über das Ohr, in dem er eine kabellose Empfängereinheit trug. »Commander. Ich erhalte einen Notruf von der Expedition.«

»Nicht antworten, aber übersetzen.«

Die ergrauenden Augenbrauen des Tiburonianers zogen sich zusammen. »Der Sicherheitschef der Expedition sendet der Sternenflotte eine Prioritätsbotschaft. Sie besagt, dass sie von einer Gruppe unbekannter Herkunft angegriffen wurden. Vier der Abteilungsleiter wurden entführt und mindestens zwanzig getötet.«

Nilat bemühte sich um ein ausdrucksloses Gesicht, doch innerlich schäumte sie vor Wut. Amateure. Nachlässig und dumm. Wenn meine Leute zuerst zugeschlagen hätten, wären wir ohne Blutvergießen rein und raus und wären bereits Lichtjahre entfernt gewesen, bevor irgendjemand auch nur geahnt hätte, was passiert ist. Sie nickte Ninivus zu. »Überwachen Sie diesen Kanal, falls eine Antwort kommt. XO, halten Sie auf den Langstreckensensoren Ausschau nach reagierenden Schiffe.«

Ihr Waffenoffizier, ein narbengesichtiger Balduk namens Trunch, sah von seiner Station auf. »Commander, das Söldnerschiff tritt in den Orbit ein. Ich verfolge ihren Kurs mit passiven Sensoren.«

»Taktische Stärke einschätzen.«

Er verzog sein Gesicht und sah zum XO. »Die gleichen Verzerrungen, die uns verbergen, blenden uns auch.«

Auch ohne hinzusehen, spürte Nilat, wie sich K’mjok aufgrund der Kritik anspannte. Der Klingone und der Balduk verabscheuten sich seit dem Tag ihrer ersten Begegnung vor einem Jahr und es war allein Nilat zu verdanken, dass sie die Brücke nicht schon in eine Kampfarena verwandelt hatten. Sie warf K’mjok eine stumme Warnung zu, sich nicht provozieren zu lassen, dann richtete sie ihren vernichtenden Blick auf Balduk. Beide Männer fügten sich ihrer Autorität und ließen die Sache auf sich beruhen.

Nicht schlecht für ein »dürres Mädchen«, von dem mein Vater sagte, dass es »nie was erreichen würde«.

Sie erhob sich aus ihrem Sessel und stellte sich in die Mitte des Kommandodecks. »Steuer, Kurs verfolgen. Halten Sie die Söldner am äußeren Rand unserer Sensorreichweite und bringen Sie uns in ihren Schatten.«

»Kurs verfolgen, Geisterprotokoll«, bestätigte Ang-Harod, während ihre langen, anmutigen Finger den neuen Kurs eingaben. »Eingegeben und aktiviert.«

Für einen Außenstehenden mochte die Besatzung der Silago-Ekon wie ein undisziplinierter Haufen aussehen, aber wenn man sie in Aktion sah, wurde einem schnell klar, dass es sich um erfahrene Profis handelte. Es gab Nilat Grund zur Hoffnung, dass sie diesen fehlgeschlagenen Auftrag vielleicht noch retten konnten.

Als sie sich wieder setzte, trat K’mjok an sie heran. »Commander. Eine Frage.«

»Raus damit, XO.«

»Die Söldner sind fort. Die Kolonie auf der Oberfläche ist ungeschützt. Warum fahren wir nicht wie geplant mit unserer Mission fort?«

Sie sah ihren Ersten Offizier verdrießlich an, der immer noch die schwarze Lederuniform und Metallschärpe eines Reiches trug, aus dem er vor langer Zeit verstoßen worden war. »Weil die nächste Phase unserer Mission darin bestanden hätte, Schlüsselpersonal der Expedition zu entführen und ihnen wichtige Informationen zu entlocken.« Sie sah zu dem sich entfernenden Schiff auf dem Hauptsichtschirm. »Unsere Rivalen sind wohl mit dem gleichen Plan hergekommen – und ich wette, sie haben die fraglichen Personen mitgenommen. Aber selbst wenn nicht, will ich nicht riskieren, noch im Orbit zu sein, wenn die Sternenflotte eintrifft.«

Der entehrte Klingone schnaubte. »Und wie lautet dann jetzt der Plan? Den Söldnern folgen und zusehen, wie sie den Preis beanspruchen, den wir erringen wollten?«

»Seien Sie nicht so ein Pessimist, K’mjok. Wir lassen die Söldner die Drecksarbeit für uns erledigen. Und sobald sie uns zu der Belohnung geführt haben, hinter der wir alle offensichtlich her sind, nehmen wir sie ihnen weg und lassen ihre verbrannten Leichen für die Sternenflotte zurück.«

Star Trek - Titan: Kriegsglück

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