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KAPITEL 5

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Die Türen des Turbolifts öffneten sich auf die Brücke der Titan. Lieutenant Ssura wartete bereits auf Admiral Riker. Der Caitianer eilte ihm entgegen, während Riker auf Captain Vales Bereitschaftsraum zumarschierte. Riker streckte seine Hand aus. »Was haben wir zur Verfügung?«

Ssura legte ihm im Gehen ein Padd in die Hand. »Nur die Titan und ihre AQ-Grenzschiffe, Sir. Die Ajax ist ziemlich weit draußen, doch die Canterbury und die Wasp können in sechzehn Stunden unterwegs zu uns stoßen.«

Riker sah vom Padd auf und warf einen Blick auf den Kommandosessel in der Mitte der Brücke. Davor stand Commander Tuvok, der das Kommando hatte. Der Admiral nickte Tuvok zu, der den schlichten Gruß erwiderte. Dann öffnete sich für Riker die Tür des Bereitschaftsraums, und er und Ssura gingen hinein.

Captain Vale saß an ihrem Schreibtisch und Sarai stand davor. Als Riker den Raum betrat, sahen beide auf. »Entschuldigen Sie, dass ich so hereinplatze, Captain«, sagte Riker. Er reichte Vale das Padd. »Aber Zeit ist ein entscheidender Faktor.«

»Das erwähnten Sie bereits.« Vale, deren Hang zu regelmäßigen Veränderungen ihrer Haarfarbe sich gerade in einer bunten Koloration manifestierte, deren Locken an einen Spiralnebel erinnerten, überflog besorgt den Bericht. »Zwanzig tot, vier entführt. Gibt es irgendwelche Informationen über die Verdächtigen?«

»Noch nicht«, antwortete Ssura. »Der Sicherheitschef der Expedition sagt, dass die Eindringlinge die Sensoren des Camps deaktiviert haben, beginnend mit der Videoüberwachung. Also haben wir nicht mehr als ein paar Zeugenaussagen, laut denen sie groß waren, Körperpanzerung und Helm trugen und Waffen im Militärstil bei sich hatten.«

»Wie sind sie entkommen?«, fragte Sarai.

»Mit einem Schiff im Orbit«, erwiderte Ssura. »Vielleicht hat es einer der orbitalen Sensoren bemerkt, wenn sie die nicht auch deaktiviert haben. Aber falls es Scans ihres Schiffs geben sollte, können wir diese Daten herunterladen, sobald wir das System erreicht haben.«

Riker fügte hinzu: »Unsere drei Schwesterschiffe werden sich uns anschließen, die Ajax wird sich allerdings wohl etwas verspäten.«

Sarai wirkte erstaunt. »Vier Schiffe? Diese Maßnahme erscheint mir etwas übertrieben, Sir.«

»Vertrauen Sie mir, sie ist es nicht.« An Vale gewandt, fuhr er fort: »Wir treffen die Canterbury und die Wasp unterwegs und fliegen dann gemeinsam weiter nach …« Ihm wurde klar, dass er den Namen ihres Ziels noch nicht kannte. »Ssura, wohin fliegen wir noch mal?«

»Der Bericht nennt den Planeten FGC-779852c.«

»Hat der Planet nicht einen etwas benutzerfreundlicheren Namen?«

Der Caitianer schüttelte den Kopf. »Keinen aktenkundigen, Sir.«

»Dann gebe ich ihm einen, nur der Bequemlichkeit halber. Nennen wir ihn … Rishon.«

Sein Vorschlag weckte Vales Neugier. »Warum ›Rishon‹, Sir?«

Riker atmete tief durch, während er alte Erinnerungen ausgrub. »Vor zwanzig Jahren, während meiner Zeit als Erster Offizier an Bord der Enterprise-D, reagierten wir auf einen Notruf vom Planeten Delta Rana IV. Als wir dort ankamen, war die gesamte Oberfläche bereits zu Schutt und Asche worden – bis auf ein kleines Stück Wiese und ein einziges Haus darauf. Wir beamten uns herunter und trafen zwei Personen, die dort lebten, ein altes Ehepaar, Kevin und Rishon Uxbridge. Sie behaupteten, die letzten Überlebenden eines nicht provozierten Angriffs durch eine Spezies zu sein, die sie Husnock nannten.

Doch weder sie noch das Haus waren, was sie zu sein schienen. Kevin war kein Mensch, er war ein als Douwd bekanntes Energiewesen und hatte Kräfte, die denen der Q gleichkamen. Er gestand uns, dass die Husnock den Planeten zerstört und dabei seine Frau Rishon getötet hatten, woraufhin er die gesamte Husnock-Spezies mit einem einzelnen Gedanken ausgelöscht hatte. Fünfzig Milliarden tot in einem Wimpernschlag.«

Der Erste Offizier blieb verwirrt. »Vergeben Sie mir, Sir, aber was hat das mit der Expedition zu tun? Oder den Entführungen?«

»Uxbridge beschrieb die Husnock als eine Spezies von abscheulicher Intelligenz«, erwiderte Riker. »Und obwohl er sie in einem einzigen Moment ausgelöscht hatte, ließ er doch alles zurück, was sie erschaffen hatten. Ihre gesamte Zivilisation. Dutzende kolonisierter Welten. Eine Flotte von Raumschiffen und die dazugehörende Infrastruktur. Außerdem einen Vorrat der durchschlagendsten Munition, die jemals entwickelt wurde. All das liegt nun verlassen irgendwo in unerforschten Sektoren des Alpha-Quadranten und wartet nur darauf, gefunden zu werden. Wenn das Arsenal der Husnock in die falschen Hände gerät, sind zahllose Leben in Gefahr.«

Vale zählte mit grimmigem Nicken eins und eins zusammen. »Und die Expedition, die überfallen wurde – befand sich auf einem Husnock-Planeten?« Nachdem Riker genickt hatte, runzelte Vale die Stirn. »Was bedeutet, dass die entführten Forscher etwas wissen, von dem ihre Entführer glauben, es könnte ihnen dabei helfen, die Waffen der Husnock zu kontrollieren.«

»Davon geht das Sternenflottenkommando derzeit aus.«

Vale und Sarai tauschten einen besorgten Blick aus. »Missionsprioritäten, Admiral?«, fragte der Captain.

»Fürs Erste besteht unsere Aufgabe in der Rettung und sicheren Heimkehr aller vier Expeditionsmitglieder. Unser zweites Missionsziel besteht darin, ihre Entführer dingfest zu machen, bevor sie in den Besitz von Husnock-Technologie gelangen.«

Dies provozierte einen zweifelnden Blick von Sarai. »Und wenn sie doch in den Besitz von Waffen, Schiffen oder Munition der Husnock gelangen?«

»Dann haben wir Befehl, ihnen besagte Beute wieder wegzunehmen, mit allen Mitteln, die dazu nötig sind. Ich vermute, dass es einige Leute im Sternenflottenkommando gibt, die es vorziehen würden, wenn wir die Husnock-Technologie intakt abliefern könnten – doch mir persönlich wäre es ebenso recht, sie zu zerstören.«

»Verstanden, Sir«, sagte Vale. »Nummer eins, rufen Sie die Abteilungsleiter für eine Missionsbesprechung zusammen. Geben Sie Anweisung, Rishon mit Maximalwarp anzufliegen. Und beginnen Sie nach eigenem Ermessen mit Gefechtsübungen. Wenn wir auf Widerstand stoßen, will ich bereit sein.«

Sarai nickte. »Aye, Sir.« Die schlanke Efrosianerin eilte aus dem Bereitschaftsraum. Noch bevor sich die Türen des Bereitschaftsraums hinter ihr schlossen, begann sie, Befehle zu bellen.

»Leiten Sie meine Befehle an die Ajax, die Canterbury und die Wasp weiter«, wies Riker Ssura an. »Und ihre Kommandanten sollen wissen, dass Captain Vale das Kommando über die Kampfeinheit hat, sobald sich unsere Flotte versammelt hat.«

»Aye, Sir.« Ssura verließ ebenfalls den Bereitschaftsraum.

Riker und Vale sahen einander über ihren Schreibtisch hinweg an. Sie schüttelte den Kopf. »Warum nur habe ich das Gefühl, dass wir uns direkt in ein hässliches Kreuzfeuer begeben?«

Er zuckte mit den Schultern. »Immer noch besser, als Gasanomalien zu katalogisieren.«

Vale lächelte resigniert. »Das hoffe ich doch.«

Die Entführer waren ebenso grob wie wortkarg. Da sie offenbar nicht gewillt waren, ihre Gefangenen mit einem Rest von Würde in ihre Zellen gehen zu lassen, bestanden die behelmten Schläger stattdessen darauf, sie in die beengte und verdreckte Brig zu stoßen. Kilaris war die Erste, die die Schwelle des Kraftfelds überquerte. Stolpernd bemühte sie sich, ihr Gleichgewicht zu halten, dann trat sie beiseite, um Platz für das Paar Binärer zu machen, das hinter ihr hineingetrieben wurde.

Der letzte Gefangene, Doktor Pek, wehrte sich gegen den Griff seiner Entführer. »Lasst mich los, ihr Troglodyten! Ihr Abschaum! Ich …« Ein Schlag in den Magen von einem der Grobiane beendete die Schimpftirade des Tellariten. Auch er wurde in die Zelle geworfen. Er landete auf dem Bauch und blieb stöhnend liegen.

Ein leises Summen erklang, als das Kraftfeld der Zelle aktiviert wurde. Kilaris trat an die unsichtbare Barriere heran. Ihre Anwesenheit verriet sich durch die Art, wie sich die feinen Härchen auf ihren Unterarmen in ihre Richtung aufstellten. Am Boden fluchte Pek vor sich hin und die Binären drängten sich in einer Ecke stumm aneinander. Kilaris betrachtete ihre Entführer durch eine Maske vollkommener Ruhe. Innerlich tobte ihre unterdrückte primitive vulkanische Natur und brannte darauf, sich an den Mördern ihrer Kollegen und ihres Geliebten, Doktor Theron, zu rächen. Sie wusste, dass es unangebracht wäre, solch krude Emotionen an den Tag zu legen. Ihnen Ausdruck zu verleihen, würde ihren lebenslangen Studien der vulkanischen Philosophie und ihrer Disziplin zuwiderlaufen.

Es wäre unlogisch zu leugnen, dass diese Gefühle existierten. Doch sie würde sich nicht von ihnen beherrschen lassen. Sie würde ihre Taten durch Logik leiten lassen. Und wenn der Zeitpunkt kam, an dem sie die Stärke ihrer primitiven Seite brauchte, würde sie sich diesen dunklen Passagier zunutze machen.

Alles zu seiner Zeit. Was ich jetzt brauche, sind Informationen.

Der Große mit dem markierten Helm betrat den Raum und wechselte ein paar Worte mit zweien seiner Männer. Die Körpersprache der anderen verriet Kilaris, dass sie dem mit dem Helm untergeordnet waren. Wenn sie also etwas erfahren wollte, musste sie den Anführer konfrontieren.

»Uns zu entführen, wird Ihnen nichts nützen«, unterbrach sie seine Unterhaltung.

Er sah sie an. »Falsch, Vulkanierin. Ihr vier macht uns reich.«

Leicht abzulenken. Gut zu wissen. »Weder die Sternenflotte noch die Föderation wird mit Terroristen verhandeln. Wie gedenken Sie, Ihr Lösegeld zu erhalten?«

Der Anführer trat an das Kraftfeld heran. »Kein Lösegeld. Ihr arbeitet für uns.«

»Wie kommen Sie auf die Idee, dass einer von uns für Sie arbeiten würde?«

»Arbeiten oder sterben. Du hast die Wahl, Vulkanierin.«

Sie sah ihn skeptisch an. »Wenn Sie uns töten, können wir nicht tun, was immer Sie von uns erwarten. Vielleicht sollten Sie über einen anderen Anreiz nachdenken.«

Er lehnte sich näher heran, bis der Rand seines Helms am Kraftfeld knisterte. »Es wird kein schneller Tod, Vulkanierin. Er wird langsam. Schmerzhaft. Ein Körperteil nach dem anderen.«

»Sind Sie sicher, dass Sie die Entschlossenheit besitzen, eine solche Drohung auch durchzuführen?«

Der Anführer schnaubte. »Du nennst mich einen Feigling?« Er deutete auf die Binären. »Binäre sind Feiglinge! Die haben keine guramba

»Jetzt verstehe ich. Sie sind Nausikaaner. Das erklärt einiges.«

Er nahm seinen Helm ab. Darunter kam ein wulstiger Kopf mit tiefliegenden Augen und abstehenden Fangzähnen zum Vorschein, eingerahmt von einem verfilzten Durcheinander aus schwarzen Haaren. »Du weißt gar nichts, Vulkanierin.«

»Ich weiß, dass Ihre Art seit Langem als Unruhestifter und Auftragsverbrecher bekannt ist – und das war noch, bevor die Borg Ihre Heimatwelt heimgesucht haben.«

Der Nausikaaner schien größer zu werden, als würde er vor Wut anschwellen. »Du beleidigst uns. Aber das ändert nichts an dem, was wir sind.« Er rief seinen Männern in seiner Muttersprache einen Befehl zu und die anderen nahmen ihren Helm ebenfalls ab. Auch sie entpuppten sich als Nausikaaner. Dann richtete er seine Wut auf Kilaris. »Ich bin Slokar, der Anführer. Wir sind Patrioten des Windes. Wir stehen für alle Nausikaaner ein.«

Mühsam kam Pek wieder auf die Beine und stellte sich neben Kilaris. »Wie genau stehen Sie durch das Töten unserer Freunde und unsere Entführung für alle Nausikaaner ein?«

Slokar knirschte mit den Zähnen. »Wir haben euch lange beobachtet. Wir wissen, was ihr gefunden habt. Wir haben auch etwas gefunden. Wir brauchen euer Wissen.«

Die Unklarheit seiner Prahlerei ließ Kilaris stutzen. »Was haben Sie gefunden?«

»Husnock-Schiffe. Waffen.«

Pek schnaubte. »Und wen wollen Sie mit denen entführen?«

»Wir werden neue Welten erobern. Den Stolz der Nausikaaner wiederherstellen. Unsere Unabhängigkeit zurückgewinnen.« Er deutete auf Kilaris und Pek. »Ihr werdet uns helfen.«

Kilaris wollte sich nicht einschüchtern lassen. »Und wenn wir uns weigern?«

»Dann schneiden wir euch in Stücke. Erst ein Ohr. Dann einen Finger. Schließlich eure Weichteile. Wir schneiden so lange, bis wir wissen, wie viele Teile es braucht, bis ihr eure Meinung ändert

Star Trek - Titan: Kriegsglück

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