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Kapitel 1

Wie unser Gehirn die Welt gestaltet

Mrs. Hughes war klein, rund und hatte ein rotes Gesicht. Ihr Haar führte ein Eigenleben: Die Strähnen standen ab wie Sonnenstrahlen, die der Schwerkraft der Sonne entronnen waren; die Haarklammern konnten es nicht bändigen. Ihr Gesichtsausdruck wechselte zwischen verkniffenem Missfallen und resignierter Langeweile. Mit ihrem Biologie-Unterricht in der Highschool, den wir leidend über uns ergehen lassen mussten, trieb sie uns jeglichen Wissensdurst und unsere staunende Neugierde aus.


Eine vereinfachte Darstellung des Gehirns

Ich weiß noch, wie ich im Biologiebuch eine Zeichnung des menschlichen Gehirns betrachtete. Die ganze Struktur war unveränderlich und ein für alle Mal festgelegt, wie andere Organe auch, beispielsweise eine Leber oder ein Herz. In den 1970er-Jahren »wusste« die etablierte wissenschaftliche Lehre, wie sie uns von Mrs. Hughes beigebracht wurde, dass das Gehirn bis zum Alter von etwa 17 Jahren wuchs, dann den ganzen Schädel ausfüllte und sich den Rest des Lebens nicht mehr veränderte; es koordinierte einfach treu und brav die vielen Prozesse des Lebens durch seine neuronalen Netze.

Geist als Epiphänomen komplexer Gehirne

Wir hatten auch so unsere Vorstellung von Geist. Er entstand im Lauf der Evolution aus den immer komplexeren Gehirnen, die sich von den einfachen Ganglien der Fadenwürmer hin zum massiven präfrontalen Cortex des menschlichen Kopfes entwickelten. Für die Wissenschaftler zur Zeit von Mrs. Hughes war Geist ein »Epiphänomen« der zunehmenden Komplexität des Gehirns: Menschen konnten Gedichte schreiben, die Geschichte aufzeichnen, Musik machen und Rechenaufgaben erledigen, all das wegen der Macht des Geistes in diesem Gehirn, das im knochigen Gehäuse des Schädels eingesperrt war.

Im Film »The Big Short« heißt es: »Nicht das, was du nicht weißt, bringt dich in Schwierigkeiten, sondern das, was du sicher zu wissen glaubst, obwohl es gar nicht wahr ist.«* [*Dieselbe Feststellung ist auch als Zitat von Mark Twain zu finden (Anm. d. Übers.).] Fast alles, was die Wissenschaft wusste und was in den Biologiebüchern zur Zeit von Mrs. Hughes stand, beispielsweise über das statische Gehirn, ist nicht wahr.

Unser Gehirn ist ständig am Brodeln. Die Gehirnzellen sind immerzu fieberhaft in Aktion, erzeugen und zerstören Moleküle und Zellen, ob wir nun gerade wach sind oder schlafen (Stoll & Müller, 1999).

Sogar die Struktur der Neuronen verändert sich ständig. Mikrotubuli sind das Gerüst, das den Zellen ihre Festigkeit verleiht, ähnlich wie Tragbalken einem Gebäude Form und Halt geben. Von ihrer Erzeugung bis zu ihrer Zerstörung leben die Mikrotubuli in den Nervenzellen des Gehirns gerade einmal 10 Minuten (Kim & Coulombe, 2010). So schnell verändert sich unser Gehirn.


Mikrotubuli sind die starren Skelettstrukturen, die den Zellen ihre Form verleihen.

Im Rahmen dieser regen Betriebsamkeit werden ausgewählte neuronale Schaltkreise erweitert. Diejenigen, die wir nutzen, wachsen. Indem immer wieder ein Informationssignal durch ein Nervenbündel geschickt wird, wird es größer. So wie die Arme eines Bodybuilders durch das Heben immer größerer Gewichte an Umfang gewinnen, wachsen auch unsere neuronalen Schaltkreise, wenn wir sie trainieren.

So schnell verändern sich Neuronen

Studien aus den 1990er-Jahren verblüfften und schockierten die Neurowissenschaftler; wie daraus hervorging, wird sogar bei über Achtzigjährigen die Kapazität neuronaler Schaltkreise durch häufige Nutzung schnell ausgebaut.

Am 5. November 1998 lautete die Schlagzeile zu den »Nachrichten der Woche« in »Science«, dem angesehensten Wissenschaftsmagazin: »Neue Erkenntnisse zur Regeneration von Nervenzellen im Gehirn« (Barinaga, 1998).

Die Welt der Wissenschaft wurde angesichts des Tempos, mit dem sich Gehirnneuronen verändern, auf den Kopf gestellt. Werden Neuronen in einem Nervenbündel immer wieder stimuliert, kann sich die Anzahl der synaptischen Verbindungen in gerade einmal einer Stunde verdoppeln (Kandel, 1998). Zum Vergleich: Ein Haus, das sich wie unser Körper verhalten würde, würde bemerken, welche Lichter wir einschalten, und daraufhin jede Stunde die Menge an Elektrokabeln, die zu diesem Lichtkreis führen, verdoppeln.


Innerhalb von einer Stunde wiederholter Stimulierung verdoppelt sich die Anzahl synaptischer Verbindungen in einer Nervenbahn.

Um die Rohstoffe für die Neuverkabelung der Zimmer herbeizuschaffen, in denen wir die Lichter am häufigsten eingeschaltet haben, würde unser intelligentes Haus Leitungen an anderen Stellen abbauen.

Unser Körper macht genau das Gleiche. Ist ein vorhandener neuronaler Signalpfad drei Wochen lang inaktiv, beginnt der Körper ihn abzubauen, um diese Bausteine für aktive Schaltkreise nutzen zu können (Kandel, 1998).

Mehr Masse in den häufig genutzten Gehirnarealen

Dieser Prozess der sogenannten Neuroplastizität zeigt sich deutlich beim Erlernen neuer mechanischer oder intellektueller Fertigkeiten. Man nehme beispielsweise einen Russisch-Kurs an der Volkshochschule: Schon nach der ersten Stunde hat man ein paar Wörter gelernt. Nach einem Jahr sind die damit zusammenhängenden Nervenbündel so gut ausgebaut, dass man einfache russische Sätze ohne bewusste Anstrengung sprechen kann.

Oder man beschließt, Schach zu spielen – eine geistige Herausforderung, die bis ins hohe Alter einen scharfen Verstand und einen wachen Geist bewahrt. Anfangs ist es schrecklich; man weiß nicht mehr, ob man denn nun den Turm oder den Läufer diagonal zieht. Aber nach ein paar Spielen macht man die Züge ganz zielstrebig und entwickelt sogar eine Langzeitstrategie.


In ein Schachspiel vertiefter Junge

Oder vielleicht möchten Sie Ihr Geld besser verwalten. Sie schauen sich Ihre Altersvorsorge an und sehen, dass Sie dank Ihres sich liebevoll kümmernden Vermögensverwalters sage und schreibe 2 Prozent Zinsen pro Jahr bekommen. Jemand wird damit reich, aber sicherlich nicht Sie. Sie denken, Sie könnten das selbst besser, also belegen Sie einen Onlinekurs zum Thema »Börse und Aktienanlagen«. Zunächst verstehen Sie nur Bahnhof. Was ist denn bitte schön eine »gedeckte Kaufoption«? Und was ist der Unterschied zwischen »Return on Investment (ROI)« und »Return on Equity (ROE)«?

Bei den ersten paar Aktiengeschäften erzielen Sie vielleicht keinen Gewinn. Aber nachdem Sie sich ein paar Monate lang die Kurse angesehen und die Aktiennachrichten gelesen haben, wächst Ihr Gefühl der Sicherheit und Sie werden besser im Spiel ums große Geld.

Egal, ob Sie nun eine neue Sprache erlernen, ein neues Hobby meistern, sich in einer neuen Beziehung oder einem neuen Job zurechtfinden müssen oder mit dem Meditieren beginnen: Immer finden im Gehirn Aufbau- und Abbauarbeiten statt. Sie bauen die neuronalen Schaltkreise, die Sie am meisten nutzen, aus, und alte Schaltkreise verkümmern; das nennt man in der Fachsprache »Pruning« (engl. für »beschneiden, stutzen«).

Schließlich nehmen ganze Gehirnareale, die aktiv genutzt werden, an Masse zu. Anhand von Kernspintomogrammen kann man die Größe aller Teile eines lebenden menschlichen Gehirns messen. Wie man dabei festgestellt hat, haben Menschen, die ihr Gedächtnis aktiv nutzen, beispielsweise Londoner Taxifahrer, die sich im Gewirr aus alten Straßen und Gassen zurechtfinden müssen, mehr Gehirngewebe im Hippocampus, einem Teil des Gehirns, der für Gedächtnis und Lernen zuständig ist. Tänzer wiederum entwickeln mehr Gehirnmasse in dem Bereich, der für die sogenannte Propriozeption, das holografische Verständnis bzw. die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum, verantwortlich ist.


Patient im Kernspintomografen

Unser Geist trifft ständig Entscheidungen, beispielsweise über die Teilnahme am Russisch-Kurs oder die Mitgliedschaft in einem Schachclub. Was der Geist macht, entscheidet dann darüber, welche Schaltkreise im Gehirn aktiviert werden. Die neuronalen Pfade im Gehirn, die durch die Entscheidung des Geistes stimuliert werden, wachsen und werden ausgebaut. So erzeugt der Geist buchstäblich das Gehirn.

Achtsames Gewahrsein verändert das Gehirn eines skeptischen Fernsehjournalisten

Dr. Graham Phillips ist ein australischer Astrophysiker und Fernsehjournalist. Wohlfühltechniken wie der Meditation begegnete er mit großer Skepsis; deshalb beschloss er, sie auf den Prüfstand zu stellen (Phillips, 2016). Er selbst sagte: »Ich habe mir eigentlich nie wirklich überlegt, ob Meditation für mich gut sein könnte. Aber je mehr ich über entsprechende Forschungsarbeiten höre, desto mehr interessiert es mich, herauszufinden, ob sie etwas bewirken kann.

Also werde ich es zwei Monate lang ausprobieren … Damit ich Meditation ernst nehmen kann, brauche ich handfeste Beweise dafür, dass mein Gehirn sich dadurch positiv verändert.«

Bevor er mit dem Meditieren anfing, unterzog er sich einer Bewertung durch ein Team von Forschern der Monash University unter der Leitung von Dr. Neil Bailey, Professor für Biopsychologie, und dem klinischen Psychologen Dr. Richard Chambers. Er durchlief eine Reihe von Tests zur Auswertung seines Gedächtnisses, seiner Reaktionszeit und seiner Fokussierungsfähigkeit. Außerdem wurde anhand von Kernspintomogrammen die Größe aller Gehirnareale gemessen, insbesondere der Bereiche, die für Gedächtnis und Lernen, die motorische Steuerung und die emotionale Regulierung zuständig sind.

Nach nur zweiwöchiger Praxis der Achtsamkeitsmeditation war Phillips weniger gestresst und konnte die Herausforderungen seines Lebens und seines Berufes besser bewältigen. Wie er berichtete, »nehme ich den Stress wahr, aber lasse mich nicht reinziehen«. Acht Wochen später führten Bailey und Chambers an der Monash University noch einmal die gleichen Tests durch. Das Ergebnis: Phillips konnte Verhaltensaufgaben besser erledigen, obwohl die Gehirnaktivität vermindert war. Wie die Forscher feststellten, wies sein Gehirn eine höhere Energieeffizienz auf. Insgesamt war die Nervenaktivität zurückgegangen; das Gehirn erledigte seine Arbeit besser mit weniger Energie. Auch sein Gedächtnis hatte sich verbessert. Seine Reaktionszeit auf unerwartete Ereignisse hatte sich um fast eine halbe Sekunde verbessert. Phillips stellte sich vor, welche Vorteile das hätte, beispielsweise eine schnellere Reaktion, wenn ihm ein Fußgänger auf einer vielbefahrenen Straße vors Auto liefe.

Die Wissenschaftler vermaßen unter anderem den Hippocampus, insbesondere den Gyrus dentatus, den Teil des Hippocampus, der für die Regulierung von Emotionen in anderen Teilen des Gehirns zuständig ist. Er kontrolliert das sogenannte Ruhezustandsnetzwerk, eine Gruppe von Gehirnregionen, die beim Nichtstun aktiv werden und beim Lösen von Aufgaben deaktiviert werden. Die Masse der Nervenzellen im Gyrus dentatus hatte um 22,8 Prozent zugenommen.

Das ist eine sehr starke Veränderung. Eine solche Neukonfiguration des Gehirns sieht man manchmal bei jungen Menschen, deren Gehirn noch wächst, aber nur selten bei Erwachsenen. Die Veränderungen von Phillips’ Gehirn wiesen auf eine drastisch verbesserte Fähigkeit der emotionalen Regulierung hin. Wie psychologische Tests zeigten, waren auch Phillips’ kognitive Fähigkeiten um mehrere Größenordnungen gestiegen.

Viele Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass Meditation die Gehirnstruktur verändert. Das angesehene Fachblatt »Nature Reviews Neuroscience« veröffentlichte einen Bericht über entsprechende Studien zur sogenannten Achtsamkeitsmeditation; in 21 Studien wurde bei den Probanden wie bei Graham Phillips im Kernspintomografen die Masse der einzelnen Gehirnregionen vor und nach dem Meditieren gemessen.


Gehirnareale, in denen durch Meditation das Neuronenwachstum angeregt wird

Diese zahlreichen Untersuchungen ergaben umfangreiche Hinweise auf neurales Wachstum in »mehreren Gehirnregionen …, was nahelegt, dass sich Meditation auf große Gehirnnetzwerke auswirkt«. Wie die Untersuchung ergab, nahm die Masse von »Gehirnregionen zu, die mit Aufmerksamkeitssteuerung (anteriorer cingulärer Cortex und Striatum), der emotionalen Regulierung (mehrere präfrontale Regionen, limbische Regionen und Striatum) und dem Selbstgewahrsein (Inselrinde, medialer präfrontaler Cortex und posteriorer cingulärer Cortex sowie Precuneus) zu tun haben« (Tang, Hölzel & Posner, 2015). •••

Der Nutzen der emotionalen Regulierung

Wie das Gehirn von Graham Phillips vernetzt sich auch unser Gehirn ständig neu. In den Regionen, die trainiert werden, erhöht sich die neuronale Kapazität. Man lässt sich auf eine andere Erfahrung ein, beispielsweise Meditation, und schon beginnt das Gehirn anders zu arbeiten. Verändert man seinen Geist bzw. sein Denken, fließen Informationen im Gehirn entlang neuer Nervenbahnen. Die Neuronen des Gehirns rekonfigurieren sich entsprechend, feuern und vernetzen sich so, dass es zu dem neuen Muster passt. Der Geist lenkt, das Gehirn reagiert darauf.

Bei Graham Phillips’ Geschichte geht es im Wesentlichen um fünf Punkte:

• Eine 22,8-prozentige Zunahme der Masse der Gehirnregion, die für die emotionale Regulierung zuständig ist

• Verbesserte Reaktionszeiten des Gehirns, besseres Gedächtnis, bessere kognitive Fähigkeiten, verbesserte Verhaltensfähigkeiten

• Ein entspannteres Gehirn mit höherer Energieeffizienz

• Veränderungen im Gehirn in gerade einmal acht Wochen

• Ohne Medikamente, ohne chirurgische Eingriffe, ohne Nahrungsergänzungsmittel oder größere Lebensveränderungen – nur durch Achtsamkeit

Stellen Sie sich vor, Ihnen stünden 22,8 Prozent mehr Nervenzellen im Gehirn für die emotionale Regulierung zur Verfügung.

Emotionale Regulierung mag ein neurowissenschaftlicher Begriff sein, doch diese beiden Wörter haben großen Einfluss im Alltag. Mit einer besseren emotionalen Regulierung lassen Sie sich von so häufig auftretenden Herausforderungen wie den folgenden nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen:

• Sich über Kollegen bei der Arbeit aufregen

• Sich ärgern über das, was der/die Partner/in sagt oder tut

• Sich von plötzlichen Geräuschen oder Anblicken erschrecken lassen

• Problematisches Verhalten der Kinder

• Was Politiker sagen oder tun

• Im Stau feststecken

• Geschichten in den Nachrichten

• Aussehen und Funktionieren des Körpers

• Beim Spielen gewinnen oder verlieren

• Konflikte mit anderen

• Religiöse Konflikte oder Meinungen anderer Leute

• Die Börse, Investitionen, die Wirtschaft

• Die Ruhe bewahren, wenn alle anderen im Stress sind

• Keine Zeit haben oder sich überfordert fühlen

• Wie viel Geld man hat oder zu haben erwartet

• Wie andere Leute Auto fahren

• Alter und körperliche Veränderungen

• Große Menschenmengen, Einkaufen, große körperliche Nähe zu anderen Menschen

• Abweichende Meinungen anderer Leute

• Erwartungen dahingehend, wie das eigene Leben eigentlich sein sollte

• Was die Eltern meinen und sagen

• Schlange stehen oder auf etwas Gewünschtes warten müssen

• Das beneidenswerte Leben von Filmstars und anderen Berühmtheiten

• Menschen, die zu viel Zeit und Aufmerksamkeit anderer Leute beanspruchen

• Was man besitzt oder nicht besitzt

• Nervige Verwandte auf Familientreffen

• Alltägliche Pannen und Missgeschicke

• Beförderungen oder Belohnungen bekommen oder nicht bekommen – oder etwas anderes, was man sich gewünscht hat

• … und alles andere, was einen immer wieder nervt

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Gehirn, das viel besser in der Lage ist, diese Herausforderungen zu bewältigen, sodass Ihr Glück davon nicht getrübt wird. Meditation verändert nicht nur die innere Verfassung – so wie man sich gerade fühlt. Sie verändert die Charakterzüge – die dauerhaften Aspekte der Persönlichkeit, die dem Gehirn eingeprägt sind und über unsere Lebenseinstellung bestimmen. Meditieren fördert zum Beispiel positive Eigenschaften wie eine höhere Belastbarkeit angesichts von Schwierigkeiten, mehr Sympathie und Mitgefühl mit anderen Menschen sowie mit sich selbst (Goleman & Davidson, 2017). Meditation stärkt auch die Selbstkontrolle, sodass wir Regenten über unsere Emotionen sind anstatt ihre Sklaven.

Eine klassische Studie aus dem Jahr 1971, der sogenannte Stanford Marshmallow Test, untersuchte die emotionale Regulierung von Kindern im Vorschulalter. Ihnen wurde ein Marshmallow vorgelegt, dann wurden sie im Raum allein gelassen und man versprach ihnen, sie würden ein zweites Marshmallow bekommen, wenn sie es schafften, das erste in den nächsten 15 Minuten nicht gleich aufzuessen. Dreißig Jahre später führten jene Kinder, die ihre Emotionen regulieren konnten, ein in vielerlei Hinsicht besseres Leben. Ihre Ergebnisse bei Aufnahmeprüfungen fürs College waren besser, sie verdienten mehr Geld und führten glücklichere Ehen. Zudem wiesen sie einen niedrigeren Body Mass Index (BMI) und weniger Suchtverhalten auf (Schlam, Wilson, Shoda, Mischel & Ayduk, 2013).

Die Teile des Gehirns, die unsere Emotionen regulieren, kümmern sich auch um das Arbeitsgedächtnis, wie Kernspintomografien aufgezeigt haben (Schweizer, Grahn, Hampshire, Mobbs & Dalgleish, 2013). Das Arbeitsgedächtnis hat mit Gewahrsein zu tun, mit unserer Fähigkeit, unseren Fokus beizubehalten und relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden. Sind die Emotionen gestört, gehen diese Teile des Gehirns sozusagen offline und können vom Arbeitsgedächtnis nicht mehr genutzt werden; dann treffen wir schlechte Entscheidungen. Lernen wir, unsere Emotionen effektiv zu regulieren, so wie Graham Phillips das gemacht hat, können wir sie auch steuern, und die Gedächtnisschaltkreise des Gehirns können dann dazu genutzt werden, unser Leben auf Basis weiser Entscheidungen zu führen.

Superkräfte im Alltag

Diese Superkräfte sind Ihnen im tagtäglichen Leben zu eigen; Ihr Gehirn verändert sich sekündlich, je nachdem, wie Sie Ihren Geist nutzen. Das Bewusstsein Ihres Geistes wird zu den Zellen Ihrer Gehirnsubstanz.

Wenn wir im Fernsehen oder im Kino Superhelden sehen, die ihren Körper nach Belieben verändern können, sind wir schwer beeindruckt, seien das nun ein Held mit genialen geistigen Fähigkeiten wie im Film »Ohne Limit«, der eine experimentelle Droge namens NZT einnimmt, wodurch ihm das volle Potenzial seines Gehirns zur Verfügung steht, oder die X-Men, die alle ein einmaliges Supertalent haben.

Doch auch wir verfügen jederzeit über die Superkraft, unser Gehirn zu verändern. Mit jedem Gedanken richten wir unsere Aufmerksamkeit aus und senden dem Gehirn das Signal, neue Nervenverbindungen zu erzeugen. Nutzen wir diese Macht willentlich, anstatt nur zufällige Gedanken im Kopf zu haben, regen wir bewusst die Bildung von Nervengewebe an. Nach ein paar Wochen hat sich das Gehirn erheblich verändert. Machen wir das ein paar Jahre lang, können wir ein Gehirn aufbauen, welches sich daran gewöhnt hat, Signale der Liebe, des Friedens und des Glücks zu verarbeiten.

Hier geht es nicht um ein Comic-Heftchen oder einen Science-Fiction-Film, sondern das ist Ihr Leben! Sie verändern Ihr Gehirn tagtäglich. Es ist an der Zeit, diesen Prozess willentlich so zu steuern, dass Ihr Leben dadurch besser wird. So wie man seinen Computer oder sein Smartphone mit einem neuen Betriebssystem aufrüstet, können wir auch unserem Gehirn ein »Upgrade« verpassen, indem wir unseren Geist verändern und umdenken. So wird aus Geist Materie.

Elektrische Leiter erzeugen Energiefelder

Durch die Neuronen im Gehirn fließen winzige elektrische Ströme, ähnlich wie Strom durch Kupferdraht in den elektrischen Leitungen für unsere elektrischen Gerätschaften fließt. Das ganze Gehirn kocht vor lauter elektrischer Aktivität, wodurch um das Gehirn herum ein Energiefeld entsteht.


Fließt elektrischer Strom durch einen Leiter, entsteht ein Magnetfeld, ganz egal, ob der Leiter nun ein Stromkabel oder ein Neuron ist.

Bei einem Kernspintomogramm oder einem EEG kann man dieses Energiefeld um das Gehirn herum ablesen bzw. messen. Beim Kernspintomogramm handelt es sich um ein Magnetfeld, beim EEG um ein elektrisches Feld. Elektrizität und Magnetismus sind die zwei Seiten derselben Medaille: Elektromagnetismus.

Es gibt noch viele weitere Energieformen, mit denen Gehirn und Geist in ständiger Interaktion stehen. Eine davon ist das Licht. Alle lebenden Gewebe strahlen verschiedene Arten und Intensitäten von Photonen bzw. Lichtpartikeln aus; das gilt selbst für einzelne Zellen. Eine gesunde Zelle strahlt einen ständigen Strom an Photonen aus, eine sterbende Zelle gibt ihre Photonen alle auf einmal ab, wie beim Ausbruch einer kollabierenden Supernova.

Licht, Elektrizität und Magnetismus erzeugen die Energiefelder für biologische Signale. Der Biologe James Oschman sagt: »Energie ist die Währung, in der alle Transaktionen in der Natur getätigt werden« (Oschman, 2015).

Die Antennen in unseren Zellen

Man stelle sich einmal zwei Magnete vor; verteilt man Eisenspäne darum herum, kann man die Energielinien erkennen, die durch ihre Felder erzeugt werden. Die Kupferleitungen, über die unsere elektrischen Geräte mit Strom versorgt werden, und die Nervenzellen, die im Gehirn aktiviert werden, funktionieren auf gleiche Weise. Sie erzeugen Felder.

Legt man nun einen größeren Magneten dazu, wirkt sich das auf die Eisenspäne aus, und das Muster des gesamten Energiefeldes verändert sich. Kommt ein noch stärkerer Magnet hinzu, verändert sich das Feld erneut. Felder innerhalb von Feldern erzeugen komplexe Energiemuster.

Die Neuronen im Gehirn verhalten sich wie diese Magnete. Sie erzeugen Felder, die sich auf die Form der Materie darum herum auswirken, so wie die Magnete die Eisenspäne in symmetrische Muster formen.

Größere Felder außerhalb des Körpers, beispielsweise das Schwerkraftfeld der Erde, agieren wie stärkere Magnete. Sie verändern das Muster der körperlichen Felder, wirken sich auf das Gehirn und die Zellen aus; umgekehrt hat auch der Körper einen minimalen Einfluss auf diese größeren Felder. Unser Körper beeinflusst also diese großen Felder und wird wiederum von diesen beeinflusst.

Das elektromagnetische Feld des Körpers dehnt sich etwa fünf Meter um den Körper herum aus. Ist man fünf Meter von einer anderen Person entfernt, interagiert das eigene Feld mit dem Feld dieser Person. Beide Personen sagen vielleicht nichts, aber ihre Energiefelder formen sich gegenseitig in einem unsichtbaren Kommunikations-Tanz (Frey, 1993).


Die Felder von zwei Menschen, die nahe beieinander sind, interagieren miteinander.

Jahrzehntelang sah man in den starr geformten Mikrotubuli einfach nur strukturelle Elemente der Zelle. So wie der Körper ein Skelett hat, das ihm eine feste Struktur verleiht, an die sich weitere Körperstrukturen anbinden, bilden Mikrotubuli sozusagen das Tragwerk und Gerüst der Zelle.

Doch Mikrotubuli sind lange Zylinder und hohl wie Antennen. Durch diese Eigenschaft können sie wie eine Trommel resonieren. Und wie Antennen können sie dank ihrer Struktur Signale aus Energiefeldern empfangen (Hameroff & Penrose, 1996). Diese Signalübertragung über Mikrotubuli gilt als mögliche Methode zur Koordination der komplexen körperlichen Systeme mit ihren Billionen von Zellen (Oschman, 2015).

Der Schamane und der Herzchirurg

Die Felder des Körpers können mit den Feldern anderer Menschen über große Entfernungen interagieren. Ein ehemaliger Herzpatient namens Richard Geggie erzählte mir im Rahmen meiner Recherchen für ein Buch mit dem Titel »The Heart of Healing« (Smith, 2004) folgende Geschichte:

»Anfang der 1990er-Jahre war ich in Toronto/Kanada. Ich suchte meinen Arzt auf, weil ich mich so müde und schlapp fühlte. Er ließ ein Elektrokardiogramm machen, und später am selben Tag, als die Ergebnisse vorlagen, teilte er mir mit, mein Herz sei ernsthaft gefährdet. Ich solle ruhig bleiben, mich nicht überanstrengen, immer Nitroglyzerin-Pillen dabeihaben und nicht alleine aus dem Haus gehen.

Im Lauf der nächsten 3 Tage machten die Ärzte mehrere Tests – ein Angiogramm, ein weiteres EKG und einen Belastungstest auf dem Ergometer –, und alle fielen schlecht aus, weil meine Arterien erheblich verstopft waren. Den Test auf dem Fahrrad ließ mich das Personal gar nicht erst beenden; er wurde abgebrochen, aus Angst, ich könnte auf der Stelle tot umfallen, weil meine Arterien so sehr verstopft waren. Als Risikopatient erhielt ich umgehend einen Termin für eine Bypass-OP.

Am Tag vor der Operation wachte ich auf und fühlte mich viel besser. Ich begab mich ins Krankenhaus, wo man ein Angiogramm machte; dazu wurde mir über den Oberschenkel ein Farbstoff in die Arterien injiziert. Die Chirurgen wollten vor der Operation herausfinden, wo genau die Arterien blockiert waren. Ich wurde auf die Operation vorbereitet; man rasierte mir die Brust, und die Ärzte wollten auf der Haut gerade Markierungen für die Schnittführung setzen.

Als die neuen Angiogramme aus dem Labor kamen, schaute der verantwortliche Arzt sie an und wurde ganz aufgeregt. Er sagte, er habe seine Zeit verschwendet. Es waren keinerlei Blockaden sichtbar. Wie er meinte, könnte er sich nur wünschen, seine eigenen Arterien wären so frei. Er konnte sich nicht erklären, warum alle anderen Tests auf so ernsthafte Probleme hingewiesen hatten.

Wie ich später erfuhr, hatte mein Freund Lorin Smith [ein Medizinmann der Pomo-Indianer] in Kalifornien, der von meinen Herzproblemen erfahren hatte, mit einer Gruppe Schüler einen Tag vor dem zweiten Angiogramm eine Heilzeremonie durchgeführt. Er bedeckte einen Mann mit Lorbeerblättern und sagte ihm, sein Name wäre Richard Geggie. Dann leitete Lorin eine Stunde lang die Gruppe bei ihren Liedern, Gebeten und Bewegungen an. Am nächsten Tag war ich geheilt.«

Bei meiner letzten Nachfrage – 13 Jahre später – erfreute sich Geggie immer noch einer ausgezeichneten Gesundheit.

Das Phänomen der Fernheilung ist gut dokumentiert, und jede Menge Studien belegen ihre Wirksamkeit (Radin, Schlitz & Baur, 2015). •••

Den Fluss des Bewusstseins lenken

Auch Sie können Ihr Bewusstsein lenken und ausrichten, so wie Lorin Smith das bei Richard Geggies Heilung getan hat. Bewusstsein ist nicht einfach so da – es kann kontrolliert und in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Damit können wir uns die Macht des Geistes zunutze machen, die wunderbare Maschinerie des Gehirns aktivieren und unsere Umwelt beeinflussen (Chiesa, Calati & Serretti, 2011).

Das machen wir auf offensichtliche Weise, beispielsweise wenn wir beschließen, einen Gemüsegarten anzulegen. Der Geist trifft die Entscheidung; daraufhin lenken wir mit unserem Bewusstsein das Projekt. Das Gehirn sendet Signale an den Körper mit der Botschaft, mit dem Auto zum nächsten Gartenmarkt zu fahren, um Dünger, Werkzeuge und Saatgut zu kaufen. Nun wird der Garten angepflanzt und bewässert; wir kümmern uns gut um ihn. Ein paar Monate später können wir das Gemüse ernten. Es begann mit Bewusstsein und endete in der materiellen Realität einer Mahlzeit aus selbst angebautem Gemüse. Ein Gedanke produzierte etwas Dinghaftes.

Schauen Sie sich einfach einmal um. Die Farben des Teppichs nahmen als ein Gedanke im Kopf eines Menschen ihren Anfang. Diese Person hat die Farben und Gewebe ausgewählt, die schließlich zu diesem Produkt führten. Jemand anderes hat die Maße Ihres Mobiltelefons und Ihres Notebooks festgelegt. Die Proportionen Ihres Hauses waren zunächst im Bewusstsein des Baumeisters vorhanden.

Tagtäglich nutzen wir unsichtbare Felder wie Mobilfunksignale, Bluetooth und drahtlose Netzwerke. Ein solches drahtloses Netzwerk versendet über einen Router ein Signal nach außen. Gibt es einen Empfänger, beispielsweise ein Smartphone oder ein Notebook, werden Informationen ausgetauscht. Das vom Router erzeugte Energiefeld ermöglicht die Kommunikation zwischen dem Notebook und allen anderen Geräten, auf die der Router Zugriff hat. Diese Felder sind zwar unsichtbar, aber sie können effizient Informationen weiterleiten. Inzwischen wird sogar Strom drahtlos zwischen Geräten übertragen.

Auch wir Menschen interagieren über unsere Energiefelder auf unsichtbare Weise mit unserer Umgebung. Unser Bewusstsein schickt über das Gehirn, den Geist und die Zellen Signale in die uns umgebenden Felder (Oschman, 2015).

Vom genialen Erfinder Nikola Tesla stammt das folgende, häufig angeführte Zitat: »Möchtest du die Geheimnisse des Universums ergründen, dann denke in den Begriffen Energie, Frequenz und Schwingung.«


Wir nutzen tagtäglich unsichtbare Energiefelder – z.B. Mobilfunknetze – für die Informationsübertragung.

Entsteht in unserem Bewusstsein eine Idee, senden wir Signale in das universelle Feld. Für die Übertragung ist Hardware erforderlich, nämlich das Gehirn, und Software, nämlich der Geist. Signale, die durch Nervenbahnen fließen, erzeugen Energiefelder, und diese Felder verändern sich, je nachdem, was sich in unserem Bewusstsein befindet. Heilung beruht auf Feldeffekten, entweder lokal oder in der Ferne.

So wurden Mäuse von Krebs geheilt

Mein Freund und Kollege Dr. Bill Bengston ist Professor für Soziologie am St. Joseph’s College. In Zusammenarbeit mit diversen Forschungsteams hat er provokante Experimente zum Heilungspotenzial von Energiefeldern durchgeführt (Bengston, 2010).

Bill war ein Skeptiker. Nach Abschluss seines Soziologie-Studiums im Jahr 1971 hatte er nichts übrig für Leute, die angeblich paranormale Kräfte besaßen. Aber er war ein aufgeschlossener Skeptiker, und als er den Heiler Bennett Mayrick kennenlernte, stellte er ihn auf den Prüfstand.

Ben behauptete, mit Bills Auto stimme etwas nicht – eine Aussage, die für Bill eine Enttäuschung war. Erst am Vortag war das Auto in der Inspektion gewesen. Er wusste, dass mit dem Wagen alles in Ordnung war. Bills Zweifel hielten an, bis er den halben Weg nach Hause geschafft hatte – da krachte der Auspuff ab.

Im Lauf der nächsten paar Jahre lernte Bill Ben ziemlich gut kennen und hatte schließlich die Chance, Bens Fähigkeiten mit echten wissenschaftlichen Methoden zu testen. Bill war inzwischen Fakultätsmitglied der City University of New York geworden, und einer seiner Kollegen, Dave Krinsley, entwickelte ein objektives Experiment, um zu messen, ob menschliche Energie Heilung bewirken könne (Bengston & Krinsley, 2000).


Maus mit Tumor

Es war ein einfaches Experiment: Mäusen sollten Brustkrebszellen bzw. Adenokarzinomzellen injiziert werden – ein Vorgehen, wie es schon in vielen anderen Studien Anwendung fand. Bei Krebsstudien werden Mäusen Tumoren induziert, und danach werden alle möglichen chemischen Substanzen ausprobiert, um herauszufinden, wie sie sich auf den Verlauf der Krankheit auswirken.

Die Überlebensspanne dieser Mäuse betrug längstens 27 Tage. Die Krebstumoren werden schnell größer, und die Mäuse sterben innerhalb von 14 bis 27 Tagen (Lerner & Dzelzkalns, 1966).

Für Krinsleys Studie wurden die Mäuse zur Kontrolle randomisiert in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Kontrollgruppe befand sich in einem anderen Gebäude, um eventuelle Heileffekte aufgrund der Nähe zu den behandelten Mäusen auszuschließen.

Leider kamen die Mäuse nicht rechtzeitig an; die Lieferung verzögerte sich mehrere Male, und Ben verlor das Interesse an dem Experiment, denn er hatte andere Prioritäten. Dave schlug Bill vor, an Bens Stelle die Heilbehandlung vorzunehmen.

Schließlich kamen die Mäuse doch noch an, und ihnen wurden die Tumorzellen injiziert. Täglich hielt Bill den Käfig mit den Versuchsmäusen eine Stunde lang in der Hand. Seiner Hypothese zufolge sollten, falls das mit der Heilenergie tatsächlich stimmte, die Mäuse nicht wie sonst Tumoren entwickeln.

Nach einer Woche der Behandlung bekamen zwei der Mäuse sichtbare Tumoren. Bill war bitter enttäuscht. Als alle fünf Mäuse Tumoren entwickelten, bat Bill Dave, die Mäuse von ihrem Leid zu erlösen, denn das Experiment sei klar gescheitert.

Als Dave eintraf, machte er eine Bemerkung darüber, wie gesund Bills Mäuse trotz der Tumoren aussahen. Voller Energie liefen sie im Käfig herum und verhielten sich wie gesunde Mäuse. Er sagte Bill, den Kontrollmäusen im anderen Gebäude gehe es nicht gut; zwei seien bereits tot. Er meinte: »Vielleicht verlangsamen die Behandlungen ja den Krebs, auch wenn sie ihn nicht verhindern können. Keine einzige Maus hat bisher länger als 27 Tage überlebt. Wenn du es schaffst, eine Maus mindestens 28 Tage am Leben zu erhalten, haben wir einen Weltrekord aufgestellt. Experimente verlaufen selten so wie erwartet. Deshalb sind es ja Experimente.«

Um den 17. Tag herum veränderten sich zu aller Überraschung die Tumoren von Bills Mäusen. Sie entwickelten Geschwüre, und anstelle der Haare auf der Haut trat Schorf auf. Am 28. Tag vertraute Bill seinen Mäusen an, dass sie Geschichte schrieben: Die Geschwüre begannen zu verschwinden, und das Fell wuchs nach.

Eine Woche später wurden Bills Mäuse von einem Biologen untersucht. Er teilte Dave mit: »Die Mäuse sind krebsfrei!«

Auch ein Skeptiker kann ein Heiler sein

Das Experiment wurde von verschiedenen Wissenschaftlern zu verschiedenen Zeitpunkten erneut durchgeführt, mit einem jeweils umfassenderen, interessanten Design. Das Ergebnis: Je mehr Mäuse behandelt wurden, desto stärker war die Wirkung. Bei einer sehr starken Wirkung verbesserte sich sogar der Zustand von Mäusen in der Kontrollgruppe in einem anderen Gebäude, und einige Mäuse überlebten (Bengston, 2007).


Die Käfige, in denen sich die Mäuse befanden, wurden von Bill oder den Studenten in der Hand gehalten.

Im Rahmen mancher Studien bildete Bill Studierende aus – allesamt Skeptiker wie er selbst – und ließ sie die Heilung durchführen. Wer an den Erfolg glaubte, wurde nicht als Heiler eingesetzt.

Es war kein Unterschied festzustellen! Die Mäuse erholten sich, egal, ob sie von Bill oder von skeptischen Studenten behandelt wurden. Und sie erholten sich nicht nur, sondern entwickelten auch eine Immunität gegen Adenokarzinome. Wurden ihnen zu einem späteren Zeitpunkt Tumorzellen injiziert, erkrankten sie nicht mehr an Krebs. Bill versuchte es auch mit Wasser, das zunächst behandelt und dann den Mäusen verabreicht wurde; das war genauso effektiv wie die direkte Behandlung der Mäuse.

Die Studierenden mussten sich Notizen zu ihren persönlichen Erfahrungen machen. Laut ihren Aufzeichnungen glaubten viele von ihnen zunächst nicht, dass sie an einem Heilexperiment teilnahmen, sondern meinten, sie selbst – nicht die Mäuse – wären sozusagen die »Versuchskaninchen« und sie würden unbewusst heimlich getestet, um herauszufinden, wie leichtgläubig sie seien.

Das wird als Nocebo-Effekt bezeichnet, das Gegenteil des Placebo-Effekts. Bei Placebos glauben die Leute, sie würden gesund werden. Bei Nocebos können die Patienten aufgrund ihrer Überzeugungen krank werden. Wer nicht an die Möglichkeit des Heilens glaubt – wie die skeptischen Studenten –, lässt in seine Arbeit den Nocebo-Effekt einfließen.

Die Mäuse hatten keine Meinung, deshalb sind Tiere für Studien, in denen der Placebo-Effekt eliminiert werden soll, ja so nützlich. Bills skeptische Studenten glaubten auch nicht an eine Heilung; der Heileffekt entstand also nicht durch eine entsprechende Überzeugung.

Die wahrscheinlichste Erklärung für die Heilung sind Energiefelder. So wie Bill hatten auch viele der Studierenden das Gefühl, ihre Hände würden warm, als sie den Fluss der Heilenergie spürten. Wie sie auch beschrieben, verging dieses Gefühl nach Abschluss der Behandlung. Sie lernten, genau zu erkennen, wie sich der Fluss der Heilenergie durch die Hände anfühlte.

Entfernung war kein Hindernis, wie abgewandelte Experimente aufzeigten. Es war egal, ob die Mäuse in der Nähe des Heilers oder weit entfernt waren. Heilen durch Energie scheint nicht wie sonst üblich zeitlichen und räumlichen Grenzen zu unterliegen (Oschman, 2015). Heilungsabsichten aus der Ferne können genauso effektiv sein wie ein Heiler, der vor Ort anwesend ist (Schmidt, Schneider, Utts & Walach, 2004).

In ihrem Buch »The Intention Experiment« (dt. »Intention: Mit Gedankenkraft die Welt verändern – Globale Experimente mit fokussierter Energie«) stellt die Medizinjournalistin Lynne McTaggart sechs Studien vor, die mithilfe von EEG-Geräten bzw. Kernspintomografen aufzeigten, dass Heiler über Entfernungen hinweg Einfluss auf die Gehirnwellen von Menschen nehmen können. Sie schließt daraus: »Das Gehirn des Empfängers reagiert, als ob er oder sie gleichzeitig dasselbe Bild sieht« (McTaggart, 2007).

Auch Bill Bengston konnte das EEG eines menschlichen Probanden über die Entfernung hinweg verändern. Nach den Experimenten mit den Mäusen bot er energetische Heilbehandlungen für Menschen an, und dadurch wurden sowohl kanzeröse als auch gutartige Tumoren oft zum Verschwinden gebracht.

Ihr Arzt sagte: »Das ergibt doch keinen Sinn«

Bill Bengston hat viele Fallstudien aus seiner Arbeit mit Tumorpatienten aufgezeichnet, zum Beispiel die folgende Geschichte von Janis, deren Ärzte über die Veränderungen, die sich nach der Energiebehandlung einstellten, ganz verblüfft waren:

»Janis war eine Frau in den Zwanzigern, bei der eine Ovarialtorsion diagnostiziert worden war, also eine Verdrehung der Eileiter, die mit Zysten einherging, wodurch das Eierstockgewebe abstarb. Es wurde eine OP anberaumt, die das Risiko der Unfruchtbarkeit mit sich brachte. Ich behandelte sie ein paarmal …, dann ging Janis zur Voruntersuchung für die OP, und zum Erstaunen ihres Arztes waren da keine Geschwülste!

Er überwies sie an einen Spezialisten, der genauso verwirrt war und beim Betrachten ihrer Aufnahmen laut herumgrübelte: ›Auf diesem Foto sind Geschwülste zu sehen, aber auf dem anderen sind sie verschwunden. Auf diesem Foto sind die Eierstöcke verdreht, aber auf dem anderen ist davon nichts zu sehen. Das ergibt doch keinen Sinn …‹ Die Ärzte sagten die Operation ab« (Bengston, 2010). •••

Kann man Heilen lernen?


Hände bei einer Heilbehandlung

Heilen kann man lernen, wie Bills skeptische Studenten entdeckten. Meine Freunde Donna Eden und David Feinstein sind die Manager von Eden Energy Medicine, dem größten Programm für Energiemedizin weltweit, das bereits von über 1000 Studenten absolviert wurde. Hunderte von Geschichten bestätigen, dass Heilen mit Energie sowohl bei Menschen als auch bei Mäusen funktioniert (Eden & Feinstein, 2008).

In den 1980er-Jahren behauptete ich, Heilen sei eine besondere Fähigkeit, die nur entsprechend begabten Menschen zu eigen sei. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder bemerkenswerte Menschen, die nachweislich über Heilkräfte verfügten.

In dem Buch »Soul Medicine«, das ich gemeinsam mit Norm Shealy, M.D., Gründer der American Holistic Medical Association (Amerikanischer Verband für ganzheitliche Medizin) verfasst habe, ist von mehreren dieser Menschen die Rede (Shealy & Church, 2008). Als Nachweis für eine Heilung diente eine ärztliche Diagnose über eine Krankheit sowie eine zweite Diagnose des Patienten bzw. der Patientin nach der Heilbehandlung, bei der die Krankheit nicht mehr festzustellen war. Aus meinem Studium dieser Heiler schloss ich, Heilen sei eine besondere Fähigkeit. Doch das war eine falsche Annahme, wie Bill, David, Donna und viele andere bewiesen haben.

Energiemedizinprogramme wie diejenigen von Bill und Donna zeigen inzwischen auf, dass Heilen erlernbar ist. Fallstudien ihrer Studenten handeln unter anderem von Patienten, die von schweren Krankheiten wie Krebs, Herzbeschwerden und Autoimmunerkrankungen geheilt wurden.

Ich habe das National Institute for Integrative Healthcare (Nationales Institut für integrative medizinische Versorgung) gegründet, eine gemeinnützige Einrichtung. Auf unserer Website niih.org findet sich eine aktuelle Liste von Studien über Energieheilung, die in fachlich überprüften Wissenschaftsmagazinen veröffentlicht wurden. Für die Aufnahme von Studien in diese Liste werden folgende Kriterien vorausgesetzt:

• Auswertung von Heilbehandlungen durch Handauflegen oder Eingriff in das Energiefeld des Körpers

• Einsatz von energetischen Übungen oder Techniken für das Ausgleichen der körperlichen Energiesysteme

• Erklärungen für die Auswirkungen der Behandlung auf Basis von Veränderungen im Energiefeld des Körpers

In der Liste sind Methoden wie Akupunktur und EFT (Emotional Freedom Technique bzw. »Tapping«) nicht vertreten, denn hierzu gibt es spezifische Online-Datenbanken. Insgesamt umfasst die Liste mehr als 600 Studien. Berücksichtigt man EFT, Akupunktur und andere Energieheilungsmethoden, gibt es über 1000 Studien, die aufzeigen, dass Energieheilung bei einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden effektiv ist, unter anderem bei den in der Tabelle aufgeführten Problemen:

AdipositasKognitive Störungen
Affektive StörungenKopfschmerzen
AlzheimerKrebs
AngstzuständeLungenerkrankungen
ArthritisMedikamentenmissbrauch
AsthmaMenstruationsbeschwerden
AutismusMigräne
BluthochdruckPosttraumatische Belastungsstörung
Burn-outProstatakrebs
DemenzRauchen
DepressionenReisekrankheit
DiabetesReizdarmsyndrom
DrogensuchtRückenschmerzen
FibromyalgieSchilddrüsenfehlfunktionen
GedächtnisproblemeSchlaflosigkeit
HautverletzungenSchlaganfall
Herz-Kreislauf-ErkrankungenSchmerzen
HIV/AidsVerbrennungen
Hoher CortisolspiegelVerhaltensstörungen bei Kindern
Karpaltunnelsyndrom

Gesundheitliche Probleme, bei denen Energieheilung effektiv eingesetzt werden kann

Dies sind überzeugende Beweise für die Fähigkeit des Bewusstseins, Materie von Grund auf zu verändern – durch Intention und Energiefelder.

»Schädel und Haut setzen Energie und Informationen keine Grenzen«, sagt Dan Siegel, Psychiater an der University of California, Los Angeles, in seinem Buch »Mind: A Journey to the Heart of Being Human« (dt. »Mind: Eine Reise ins Herz des Menschseins« (Siegel, 2016; dt. 2017).

Heilung kann bei kleinen Tieren wie Mäusen, aber auch bei großen »Tieren« wie dem Homo sapiens geschehen – doch wie stark kann die Wirkung sein?

Die Antwort lautet: Sehr stark! Ganze Gesellschaften haben sich verändert, weil ein einziger Mensch sich geistig verändert hat. Zu allen Zeiten gab es Menschen, die sich fragten: »Warum? … Muss es wirklich so sein? … Wie können wir es anders machen?« Selbst bei sozialen Verhältnissen, die schon seit Jahrhunderten unverändert weiterbestehen, kann der Geist einer einzigen Person manchmal eine ganze Gesellschaft auf der Ebene der Materie verändern.

Geist kann Materie auf der Ebene des Allerkleinsten, der Atome und Moleküle, ebenso verändern, wie er Größeres – Zellen, Organe und Körper – und richtig Großes – soziale Gruppen und sogar ganze Länder – verwandeln kann. Es gibt viele historische Beispiele für Menschen, die sich zunächst geistig verändert haben und dann die Welt gestalteten. Im Folgenden wollen wir einen Blick auf ein paar Beispiele von Einzelnen werfen, die mit ihrem individuellen Geist enorme soziale Veränderungen bewirkt haben.

Wie ein geistiger Wandel Infektionskrankheiten eliminiert hat

Josephine Baker machte als erste Frau ihren Doktor im Fach Volksgesundheit an der Universität New York. 1908 wurde sie zur Leiterin des neuen Amtes für Kinderhygiene (Bureau of Child Hygiene) der Stadt ernannt.

Sie verstand den Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit und war von einem einzigen Wunsch besessen: menschliches Leid zu beseitigen. Sie führte in New York City viele Reformen ein (Baker, 1925).

Baker begründete das sogenannte »Little Mothers’ League«-Programm, um Mädchen, die mindestens 12 Jahre alt waren, in Säuglingspflege auszubilden. Zu einer Zeit, als meistens beide Elternteile außer Haus arbeiteten, trug dies zur besseren Gesundheit von Kleinkindern bei.


Josephine Baker

Josephine Baker setzte als Neuerung eine bestimmte Dosis an Silbernitrat fest, das Neugeborenen in die Augen getropft wurde, um Syphilis zu verhindern. Früher gab es keinen solchen Standard, und manchen Babys wurde so viel Silbernitrat verabreicht, dass sie erblindeten.

Baker setzte auch Standards für die Milchqualität durch. Damals wurde die Milch, die man Säuglingen gab, meistens mit Wasser verdünnt und mit Substanzen wie Mehl, Stärke oder Kreide gepantscht, damit sie wie echte Milch aussah.


Cartoon aus dem 19. Jahrhundert über die Gesundheitsrisiken von verdorbener Milch (»Wo täglich der erbarmungslose Tod lauert«; engl. »disease« = dt. »Krankheit«; »tainted milk« = »verdorbene Milch«)

Mitte des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Baker einen Leitartikel in der »New York Times«. Ihren Berechnungen zufolge war die Kindersterblichkeitsrate in New York City höher als die Sterbeziffer der Soldaten an der Westfront. Das war eine Sensation und unterstrich die Notwendigkeit von Gesundheitsreformen (King, 1993).

Baker war fest entschlossen, die Ausbreitung von Typhus – eine der Haupttodesursachen bei Erwachsenen und Kindern – unter Kontrolle zu bringen. Die Krankheit hatte ihren Vater dahingerafft – ein Faktor, der ihre Berufsentscheidung mitbestimmte.

Zusammen mit ihrem Kollegen George Soper kartierte sie die Stadtteile, in denen Typhus ausbrach. Zu einer Zeit, als die Theorie, Keime seien die Ursache von Krankheiten, noch keine große Akzeptanz gefunden hatte, identifizierte sie einzelne Personen, die bei einem Ausbruch der Krankheit jeweils im Epizentrum standen.


Typhus-Bazillen

Typhoid Mary

Eine dieser Personen war Mary Mallon, eine Einwanderin aus dem County Tyrone in Irland. Mary arbeitete als Köchin bei diversen wohlhabenden Familien. Wie Josephine Baker und George Soper herausfanden, brach überall, wo Mary arbeitete, kurz danach der Typhus aus. Sie bereitete das Essen zu und übertrug so den Typhus-Bazillus auf die Menschen, die davon aßen.

Sie wurde in Gewahrsam genommen, aber wieder entlassen, nachdem sie versprochen hatte, sich eine andere Beschäftigung zu suchen und nicht mehr zu kochen. Allerdings begann sie schon bald wieder als Köchin zu arbeiten. Josephine Baker machte sie erneut ausfindig und klopfte in Polizeibegleitung bei der Familie an der Haustür. Mary lief zur Hintertür hinaus und entkam der Polizei. Doch Josephine Baker, die mehr Zielstrebigkeit und Entschlossenheit an den Tag legte als die Polizei, stöberte sie im Schuppen eines Nachbarn auf. Mary saß zusammengekauert in einer Ecke. Josephine Baker setzte sich auf sie und rief um Hilfe, bis die Polizei schließlich eintraf. Endlich war »Typhoid Mary«, wie sie genannt wurde, aus dem Verkehr gezogen.


Typhoid Mary

Die etablierte Ärzteschaft wehrte sich erbittert gegen Josephine Bakers Reformen. Nach dem Erfolg ihrer Kampagne gegen Typhus reichte eine Gruppe Kinderärzte aus Brooklyn beim Bürgermeister einen Antrag ein, ihr Amt abzuschaffen. Ihre Beschwerde: Es kamen nicht mehr genug kranke Kinder in ihre Praxen.

Anhörungen im Kongress sollten Josephine Baker aufhalten. Sie wurde als Frau verspottet, und Kritiker behaupteten, wegen ihrer Bemühungen sei die Medizin als Beruf für vielversprechende junge Männer dem Untergang geweiht. Aber sie machte weiter – und behauptete sich. Als sie in den Ruhestand ging, wies New York die niedrigste Säuglingssterblichkeitsrate in den ganzen Vereinigten Staaten auf.

Bakers Reformen wurden schnell anderweitig übernommen; ihre Standards wurden in weiteren 35 Bundesstaaten eingeführt und dienten 1912 als Grundlage für die Gründung des United States Children’s Bureau, einer Bundesbehörde in den Vereinigten Staaten zur Überwachung der Einhaltung von nationalen Standards bezüglich der Kinderfürsorge. Innerhalb weniger Jahre wurden schreckliche Krankheiten wie Pocken, Typhus und Cholera so gut wie ausgerottet.

So viel Macht hat ein veränderter Geist bzw. ein Sinneswandel auf umfassender gesellschaftlicher Ebene. Der Anthropologin Margaret Mead wird folgender Ausspruch nachgesagt: »Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, wie die Welt jemals verändert wurde.«

Eine Idee, deren Zeit gekommen ist

Durch einen Sinneswandel werden neue Signale durch die Nervenbahnen des Gehirns geschickt und verändern die Energiefelder um uns herum, die wiederum mit den Feldern anderer Menschen in Wechselwirkung stehen, und wir haben keine Ahnung, wie weit sich dieser Effekt ausbreiten kann.

Das ist an großen sozialen Bewegungen wie der Abschaffung der Sklaverei zu beobachten. Innerhalb von etwa 50 Jahren wurde die Sklaverei, die es schon seit Anbeginn der Menschheit gab, weltweit abgeschafft. Auch mit dem Frauenwahlrecht und den Bürgerrechten war es ähnlich.

Große soziale Bewegungen nehmen im Bewusstsein weniger Menschen ihren Anfang. Zunächst breiten sie sich nur langsam aus, doch dann nehmen sie Fahrt auf.


Plakat zum Frauenwahlrecht

Der französische Schriftsteller Victor Hugo sagte: »Einer Invasion von Armeen kann man Widerstand leisten, aber keiner Idee, deren Zeit gekommen ist« (Hugo, 1877) – oder, um es geläufiger auszudrücken: »Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.«

Eine Idee, die in einem einzigen Geist ihren Anfang nimmt, kann die Welt erobern. Mit welchen Ideen füllen Sie Ihr Bewusstsein tagtäglich?

Von innen nach außen kreativ erschaffen

Während meiner ersten Berufstätigkeit als Buchverleger hatte ich Kontakt mit vielen Bestsellerautoren. Eines Tages fragte ich mich: Was haben sie alle gemein? Das Nachdenken über diese Frage hat den Lauf meines Lebens verändert.

Ein gemeinsamer Nenner von Bestsellerautoren ist ihr Fokus auf das Schöpferische. Sie sind viel stärker daran interessiert, Informationen zu produzieren, als Informationen zu konsumieren. Worte und Bilder fließen eher von innen nach außen als von außen nach innen. Sicherlich lesen auch sie wie wir alle Bücher und schauen sich Filme an. Aber sie verbringen meist viel mehr Zeit damit, Informationen aus ihrem Bewusstsein nach außen fließen zu lassen, als Informationen in ihr Bewusstsein aufzunehmen. Haben sie die Wahl zwischen Lesen (Fluss nach innen) und Schreiben (Fluss nach außen), entscheiden sie sich fürs Schreiben.

Die meisten Menschen sind passiv. Sie nehmen Informationen auf. Sie hören Radio, schauen sich Fernsehsendungen an und lesen ab und zu ein Buch. Sie konsumieren eher Informationen, als dass sie Informationen produzieren. Sie werden von den konsumierten Informationen ständig beeinflusst.

Bei Bestsellerautoren verläuft der Informationsfluss eher in die umgekehrte Richtung. Ihr Interesse an Informationen, die sie produzieren können, ist viel größer als das Interesse an Informationen, die sie konsumieren können. Sie produzieren lieber aktiv Informationen, als sie passiv zu konsumieren.

Delilah und das Informationsfeld

Ich kann mich an ein Picknick mit Freunden vor ein paar Jahren erinnern. Unter anderem war Delilah dabei; sie war in ihren Fünfzigern, und ich hatte sie einige Jahre lang nicht gesehen, aber früher oft ganz herzliche Gespräche mit ihr geführt. Sie war immer eine hübsche, aufgeweckte, gesunde Frau gewesen. Sie war finanziell abgesichert und musste nicht arbeiten, war aber eine halbwegs erfolgreiche klassische Pianistin.

An einem wunderbaren Frühlingstag saßen wir im Park im Gras. Am Morgen hatten wir in der Gruppe frei getanzt. Wir unterhielten uns, und Delilah erzählte mir, wie sehr sie das Weltgeschehen ängstigte.

Es gab ja auch jede Menge Probleme, über die sie sich Sorgen machen konnte: alle möglichen Kriege, Flüchtlinge, Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung, der Rückgang des Grundwassers, Massensterben, steigender Meeresspiegel, die schlechte Staatsführung, Abholzung.

In unserem Gespräch wurde mir klar, in welche Richtung bei Delilah die Informationen flossen. Beim Autofahren hatte sie immer einen Nachrichtensender im Radio laufen; sie las täglich die Zeitung und schaute Nachrichten im Fernsehen. Man beachte: Immer ging es um Nachrichten. Sie nahm diese ganzen Informationen aus der Außenwelt auf, und das beanspruchte einen Großteil ihrer Zeit.


Nachrichten machen uns nur sehr selten glücklich.

Glücklich machte sie das nicht gerade. Mir fiel auf, wie sehr Delilah seit unserem letzten Gespräch gealtert war und wie schwer sich ihre Energie anfühlte, als sie die Flut der Probleme beschrieb, die ihren sorgenvollen Geist anfüllten. Obwohl sie gesund, klug und finanziell abgesichert war, wurde ihr Geist von Kummer und Sorge verzehrt. Sie stellte ihr Bewusstsein auf all das Schlimme ein – wie ein Staubsauger, der den Unrat aufsaugt. Sie füllte ihren Geist mit Problemen, quasi mit Unrat.

Sie wandte sich Dingen zu, durch die sie im Energiefeld schlechter Nachrichten versank. Ihr Gehirn war durch Bewusstseinskonditionierung ständig dabei, neuronale Stressschaltkreise weiter auszubauen. Ihr Geist brachte ihr Gehirn dazu, diese Nervenbahnen zu stärken, sie immer größer und leistungsfähiger zu machen, sodass sie ihre gewohnheitsmäßigen Signale immer besser übertragen konnten. Je leistungsfähiger sie wurden, desto mehr stimmte sich ihr Geist auf schlechte Nachrichten ein.

Delilah war davon überzeugt, dass die schlimmen Dinge aus den Nachrichten »da draußen« passierten. Sie konnte mit Fug und Recht behaupten, dass die Nachrichten, mit denen sie ihre Gedanken füllte, objektiv wahr waren.

Doch in Wahrheit erzeugte sie ihre persönliche, stressige Realität, indem sie sich für eine bestimmte Richtung entschied, in die sie ihre Aufmerksamkeit lenkte. Sie konzentrierte sich auf die Nachrichten, und dadurch entstanden in den entsprechenden Nervenbahnen neue Neuronen, die stärkere elektromagnetische Felder erzeugten, wodurch sie wiederum noch empfänglicher für ähnliche Signale wurde. Ihr Stress hatte genauso viel mit den subjektiven Schöpfungen ihres Geistes zu tun wie mit dem objektiven Zustand der Welt.

Selbstgesteuerte Neuroplastizität

Dieses Risiko gehen Sie ein, wenn Sie Informationen konsumieren, anstatt Information zu produzieren. Wenn der Informationsfluss von außen nach innen geht, ist das Bewusstsein sozusagen eine Geisel des Bewusstseins der Menschen, die diese Informationen produzieren. Wird Ihr Geist mit unglücklichen Inhalten gefüllt, fällt es Ihnen schwer, weiterhin glücklich zu sein. Sobald wir zulassen, dass andere unser Bewusstsein füllen, sind wir ihrem Bewusstsein ausgeliefert.

Auch meine Frau Christine konsumiert ständig Informationen, allerdings inspirierende Informationen. Sie hört sich bei den langen Fahrten zur Arbeit Vorträge ihrer Lieblingsredner über persönliche Transformation an. Sie liest inspirierende Bücher und schaut sich im Fernsehen Naturfilme an. Ihre Familie und Freunde schicken sich gegenseitig inspirierende Zitate per E-Mail. Sie badet ihren Geist in Informationen, die von außen kommen, und die Art von erhebenden, motivierenden Informationen, für die sie sich entscheidet, macht sie zu einem glücklichen und weisen Menschen.

Von diesem Punkt aus kreiert sie. Sie erzählt dann von einem aufregenden neuen Kunstprojekt, das sie entwickelt hat, oder einer starken neuen Idee, von der sie gehört hat. Das sind die Dinge, die ihren Geist füllen.

Die Gedanken, Überzeugungen und Ideen, die unser Bewusstsein füllen, üben einen mächtigen Einfluss auf die Welt außerhalb unseres Gehirns aus. Wir sind ständig schöpferisch tätig und können diese Kraft dazu nutzen, etwas Nichtgreifbares wie ein nährendes und fürsorgliches emotionales Umfeld zu kreieren. Aber wir können damit auch greifbare materielle Bedingungen erschaffen. Es gibt viele Beispiele für Veränderungen, die im Geist eines einzelnen Menschen wie Josephine Baker ihren Anfang nahmen, sich ausdehnten und die Welt veränderten.

Mit dem Geist hoch hinaus in den Weltraum

Im Bereich der Technologie hat Elon Musk mit seiner persönlichen Vision ganze Branchen umgestaltet.

Elon Musk ist der berühmte Gründer mehrerer erfolgreicher Unternehmen, unter anderem Tesla und Solar City. Bereits im Alter von 12 Jahren verkaufte er sein erstes Produkt, das Spiel Blastar, dessen Code er geschrieben hatte.

Er bewarb sich erfolglos um eine Stelle bei Netscape und brach sein Studium an der Stanford University ab; daraufhin gründete er die Firma Zip2, die später von Compaq für 307 Millionen Dollar aufgekauft wurde. Er war Mitbegründer von PayPal und ließ sich auszahlen, als PayPal schließlich von Ebay gekauft wurde.

Musk war zwar beruflich erfolgreich, aber privat musste er einige Schläge einstecken. Bei einem Urlaub in seinem Geburtsland Südafrika erkrankte er an zerebraler Malaria, die in 20 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Er nahm 20 Kilogramm ab und machte eine Nahtoderfahrung. Zwei Jahre später starb sein erster Sohn im Alter von zehn Wochen.

2002 gründete Musk seine dritte Firma, SpaceX, mit dem tollkühnen Ziel, kommerzielle Raumfahrt zu ermöglichen.

Der Start der ersten SpaceX-Rakete im Jahr 2006 endete in einem Feuerball. Mit der Rakete verpufften Millionen von Dollar, die Musk in die Unternehmung investiert hatte. Allerdings ließ er sich davon nicht abschrecken und schrieb hinterher: »SpaceX hat einen langen Atem, und egal, was kommt, wir werden irgendwann Erfolg haben« (Malik, 2006).

Im Jahr darauf wurde die zweite Rakete in den Weltraum geschickt. Noch bevor sie die Umlaufbahn erreichte, fielen die Motoren vorzeitig aus. SpaceX war zweimal gescheitert, und der Firmengründer war hoffnungslos knapp bei Kasse.

Beim dritten Raketenstart im Jahr 2008 kam es zu einer Kollision der beiden Raketenstufen während der Stufentrennung. Die Nutzlast – unter anderem Musks erste Ladung für die NASA – sowie die Asche des Schauspielers James Doohan, des »Scotty« aus der Serie »Star Trek« bzw. »Raumschiff Enterprise«, landeten im Meer.


Start der SpaceX-Rakete

Musk war komplett pleite und stand kurz vor dem Bankrott. In letzter Minute wurde er durch eine Investition des exzentrischen Milliardärs Peter Thiel gerettet.

Heute sind Musks Firmen – Tesla, SpaceX und Solar City – höchst erfolgreich. Aber es erforderte Durchhaltevermögen, um trotz sämtlicher Fehlschläge an diesen Punkt zu kommen. Musks geistige Haltung ist geprägt von kompromissloser Positivität – egal, um welche Herausforderung es geht. Sein Geist hat mehrere materielle Realitäten auf wegweisende Art verändert. •••

Welche Welt gestalten Sie mit Ihrem Gehirn?

Was ist in Ihrem Geist? Und welche Art materieller Welt erschaffen Sie damit?

Sie verfügen über dieses wunderbare Gehirn, diesen wundervollen Geist und haben die Fähigkeit, Wohlstand, Glück, Gesundheit und Wohlbefinden in Ihrem Leben und im Leben anderer Menschen zu kreieren. Ihr Bewusstsein ist sehr machtvoll – es hat viel mehr Macht, als Ihnen klar ist.

Die meisten Menschen nutzen nur einen winzigen Bruchteil ihrer Fähigkeiten und erkennen nicht einmal, dass unser Geist Materie kreiert. In diesem Buch geht es darum, unsere Superkräfte bewusst dafür einzusetzen, für uns und andere ein wunderbares Leben zu erschaffen. Sie verwandeln ja bereits Gedanken in Dinge; das machen Sie tagtäglich ganz unbewusst. Jetzt ist es an der Zeit, systematisch und willentlich vorzugehen.

Menschen wie Josephine Baker, Elon Musk, Lorin Smith und Bill Bengston haben Gedanken in Dinge verwandelt. Sie lassen Informationen aus sich hinaus ins universale Feld fließen, und ihr Bewusstsein konditioniert den sie umgebenden Raum darauf, in der materiellen Realität entsprechende Manifestationen zu erzeugen.

Das Konzept vom Geist, der Materie kreiert, ist keineswegs eine metaphysische, sondern eine biologische Prämisse. In den nachfolgenden Kapiteln werden Sie selbst erleben, wie Ihr Gehirn in Form von Neuronen und Synapsen und in Reaktion auf Ihr Bewusstsein Materie erschafft. Bewusstsein und Materie interagieren mit den Feldern um Sie herum, und daraus entsteht die materielle Realität.

Sie werden Ihr Bewusstsein mit willentlicher Intention einsetzen und durch Intention, die von innen nach außen fließt, Materie aufbauen – anstatt es dem Zufall zu überlassen, was eventuell von außen zu Ihnen gelangt. Sie werden die Gemeinschaft bewusster Menschen kennenlernen, die zum Besten und zum höchsten Wohl des ganzen Planeten eine Realität aufbauen, und herausfinden, dass auch Sie Teil einer riesigen, kreativen Gemeinschaft sind, die für das Gute tätig ist. Willkommen in der Zukunft von Geist und Materie!

Von der Theorie zur Praxis

In dieser Woche praktizieren wir Folgendes:

• Sobald Sie morgens aufwachen, legen Sie die Hand aufs Herz und empfinden ein Gefühl der Liebe.

• Kaufen Sie sich ein »Tagebuch« und erstellen Sie eine Liste Ihrer Intentionen: Welche zehn Dinge würden Ihr Leben transformieren?

• Atmen Sie und senden Sie heilende Intentionen an eine kranke Person.

• Spenden Sie 10 Prozent Ihres nächsten Gehalts an eine wohltätige Organisation, die sich für soziale Veränderungen engagiert.

Geist über Materie

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