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KAPITEL 2

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Alynna Nechayev justierte ihren Phaser, ohne die Aufmerksamkeit von dem Computerterminal zu wenden, auf dem sie live verfolgte, wie dunkel gekleidete Agenten der Föderationssicherheit im Schutz der Nacht auf ihr Haus zuschlichen. Sie hatten ihr Anwesen umzingelt; mit jedem ihrer Schritte zog sich die Schlinge enger zusammen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würden sie ihre Veranda betreten. Nechayev warf einen raschen Blick auf den Phaser, um sich davon zu überzeugen, dass er auf Betäubung eingestellt war, öffnete die oberste Schublade ihres Schreibtisches und griff nach dem Kommunikatorabzeichen, das darin lag.

Entscheide dich, ermahnte sie sich selbst. Egal was du tust, es wird höchste Zeit, dass du in die Gänge kommst!

An der Stirnseite ihres Wohnzimmers hing ein Fernsehschirm, der Fotografien jener Föderationsbeamten und führenden Sternenflottenoffiziere zeigte, die Ozla Graniv in ihrer unglückseligen Enthüllungsreportage mit Sektion 31 in Verbindung gebracht hatte. Nechayev hatte bereits Bilder von Freunden und Kollegen gesehen: William Ross, Tsujiro Nakamura, sogar den verstorbenen Owen Paris. Einspielungen vom Filmmaterial eines Nachrichtenteams sowie von Privataufnahmen dokumentierten die Verhaftung eines Admirals, Edward Jellico, durch den Föderationssicherheitsdienst.

Im ganzen Föderationsraum wurden Mitglieder und Verbündete von Sektion 31 gejagt und festgenommen. Die Ereignisse überstürzten sich, und die Nachrichtensprecher kamen kaum hinterher. Offenbar waren sowohl die Föderation als auch die Sternenflotte eifrig bemüht, die Situation in den Griff zu bekommen und all diejenigen in Haft zu nehmen, die in den Skandal verwickelt waren, bevor sie sich aus dem Staub machen konnten. Zwar war Nechayev bei Weitem nicht so tief in die Machenschaften von Sektion 31 verstrickt wie einige ihrer Sternenflottenkollegen, aber ihr war klar, dass jeder, der mit der Geheimorganisation zusammengearbeitet hatte, Gegenstand der Ermittlungen sein würde. Ungeachtet ihrer Motive und Rechtfertigungen, würde selbst der wohlwollendste Richter ihre Mittäterschaft als Hochverrat ansehen – ob in einem Zivil- oder Militärprozess. Die Sicherheitsagenten, die ihr Haus umzingelt hatten, machten das mehr als deutlich.

Nechayev hatte nicht vor, sich auf ihrem eigenen Grund und Boden verhaften zu lassen.

Sie brauchte bloß die passiven Scanner auf ihrem Grundstück zu kontrollieren, um festzustellen, dass ihre unwillkommenen Besucher eine Transporterabschirmung aktiviert hatten: offenbar ein tragbares Modell, das die Sicherheitsagenten ungefähr zwanzig Meter von ihrem Haus entfernt aufgebaut hatten.

Niemand hätte von diesem Ort wissen dürfen. Nechayevs Haus stand verborgen in einem Wäldchen in den Adirondacks, einem Gebirge im nordöstlichen Teil des Bundestaates New York, und war einer von zwei geheimen Unterschlüpfen, die Nechayev sich vor Jahren zugelegt hatte. Kaum dass sie die ersten Minuten der Berichterstattung über die Enthüllungsreportage Granivs gesehen hatte, hatte sie sich hierher transportiert. In ihrem Apartment in San Francisco gab es in einem Wandschrank einen abgeschirmten Transporter, der keine Logdatei führte – niemand konnte von dort aus ihre Spur verfolgen. Dass es die Sicherheitskräfte der Föderation so wenig Zeit gekostet hatte, sie hier zu finden, sagte ihr, wie viel im Zuge der Enthüllungsreportage über sie herausgekommen war.

Aber was genau wissen sie noch?

Rasch gab sie über das Touch-Interface des Computerterminals eine Folge von Befehlen ein: Auf dem Gelände waren Emitter verteilt, die einen Dämpfungsimpuls erzeugen konnten. Das war kein tödlicher oder auch nur gefährlicher Angriff gegen die Eindringlinge, der Impuls legte lediglich kurzzeitig alle elektronischen Geräte im Radius eines halben Kilometers still, abgesehen natürlich von denen in ihrem Haus. Auf dem Bildschirm sah sie verschiedene Agenten innehalten: Sie untersuchten ihre Waffen, ihre Trikorder und ihre übrige Ausrüstung. Der Dämpfungsimpuls hatte ganze Arbeit geleistet, was auch die Anzeigen bestätigten: Die Transporterabschirmung war außer Betrieb. Sie würde nur wenige Augenblicke lang Zeit haben, bevor die Agenten entweder ein Ersatzgerät aktivierten oder alle Vorsicht über Bord warfen und das Haus stürmten.

Höchste Zeit, hier zu verschwinden.

Sie warf sich eine Tasche über die Schulter, die sie für solche Notfälle gepackt hatte (sie enthielt ein paar Kleidungsstücke und verschiedene Gegenstände sowohl von persönlichem Wert als auch praktischem Nutzen), den Phaser noch in der Hand. Dann tippte sie ihren Kommunikator in einer vorher festgelegten Sequenz mehrmals an. Das Gerät gab einen beruhigenden Piepton von sich. Im nächsten Moment spürte Nechayev das vertraute Kribbeln auf der Haut, als der Transporterstrahl sie einhüllte.

In Sekundenschnelle lösten sich ihr gemütliches, warmes Wohnzimmer, der Wald und die Berge vor ihren Augen auf. Sie fand sich vor einer Wand aus durchsichtigem Aluminium wieder – ein Aussichtspunkt, von dem aus sie eine Veranda überblickte, einen blendend weißen Sandstrand und den wunderschönen tiefblauen Pazifischen Ozean. Die letzten Strahlen der Abendsonne tauchten die Häuser an der mexikanischen Küste San Juanicos in ein warmes Licht. Die Dämmerung war nah. Nur zu gern hätte Nechayev den Anblick genossen – an diesem Ort stieg immer ein Gefühl heiterer Gelassenheit in ihr auf –, aber sie hatte keine Zeit. Ihr abgeschirmtes Transportersystem half ihr nichts, wenn der Sicherheitsdienst der Föderation auch von diesem Versteck wusste. Sie würden in Kürze Agenten hierher entsenden – gesetzt den Fall, sie waren nicht bereits unterwegs.

Sie war noch nicht einmal in ihrem Arbeitszimmer angelangt, als ein Alarm in ihrer Eigentumswohnung erklang. Wie in ihrem Haus in den Adirondacks hatte sie hier ein Sensorsystem installieren lassen, das das Gebäude und den umgebenden Strand überwachte. Es verbarg außerdem ihre Lebenszeichen. Niemand konnte von draußen ermitteln, wo im Gebäude sie sich befand. Solange sie drinnen blieb, war sie für Trikorder und andere Scanner unsichtbar.

Nechayev beschleunigte ihre Schritte. Weder stellte sie ihre Tasche ab noch legte sie den Phaser aus der Hand, als sie ihren Schreibtisch erreichte. Auch hier stand ein Computerterminal bereit. Sie drehte es zu sich herum.

Scheiße!

Zwölf Agenten der Föderationssicherheit hatten das Gebäude umringt. Nur ein Fluchtweg blieb offen: über den Strand, auf das Meer zu. Natürlich brauchten sie dort niemanden zu stationieren: Selbst wenn sie es schaffen sollte, das Apartmenthaus unbemerkt zu verlassen, konnte sie nicht fünfzig Meter weit über den Strand zum Anlegesteg laufen, ohne dass die Agenten sie sahen.

Damit blieb auf ihrer sowieso schon beunruhigend kurzen Liste aller Optionen nur eine einzige übrig.

Ihre mexikanische Eigentumswohnung war mit ein paar Besonderheiten ausgestattet, die ihr jetzt zugutekommen würden. Sie berührte das Interface, um ein Menü aufzurufen, dann steuerte sie das Dämpfungssystem an, das elektromagnetische Emissionen unterdrückte und ihr bereits im Gebirge so gute Dienste geleistet hatte.

Im selben Augenblick ging das Computerterminal aus. Im gesamten Gebäude erloschen die Lichter.

Scheiße!

Sie hatten die Stromversorgung gekappt. Nechayev verschwendete keine Zeit damit, sich zu fragen, wie die Agenten das bewerkstelligt haben mochten. Sie ließ ihre Tasche auf den Schreibtisch fallen, öffnete sie und holte den zweiten Phaser heraus. Mit der Geläufigkeit einer geübten Schützin stellte sie auch diese Waffe auf Betäubung. Selbst jetzt, im Bewusstsein dessen, was ihr bevorstand, gab es noch Grenzen, die sie nicht überschreiten würde. Dazu gehörte ihre felsenfeste Entschlossenheit, unter keinen Umständen das Leben von Sicherheitskräften der Föderation zu gefährden, die nur ihre Pflicht erfüllten.

Ein wunderbarer Augenblick, um plötzlich ein Gewissen zu entwickeln.

Sie warf sich die Tasche wieder über die Schulter und ging vor dem Bücherregal hinter ihrem Schreibtisch in die Hocke. Das unterste Fach wurde von einer Tür verschlossen, hinter der sich ein gedrungener metallischer Behälter verbarg. In die Oberseite war ein kleines Tastenfeld eingelassen. Nechayev gab eine Kombination ein und drückte dann auf »Bestätigen«. Ein rotes Licht begann zu blinken, und eine digitale Anzeige erschien: Dreißig Sekunden. Neunundzwanzig. Achtundzwanzig.

Okay, jetzt wird’s wirklich Zeit!

Durch die offene Tür ihres Arbeitszimmers konnte Nechayev die durchsichtige Wand sehen. Ein Schatten fiel ihr ins Auge. Im nächsten Moment kam eine Gestalt in Sicht, die sich geduckt über die Veranda bewegte. Nechayev glaubte nicht, dass der Agent sie schon gesehen hatte – aber ohne Stromversorgung funktionierte die Tarntechnologie nicht. Scanner konnten sie wieder erfassen: Die Agenten wussten, dass sie in der Wohnung war. Wahrscheinlich bezogen die anderen just in diesem Moment Position vor den anderen Eingängen des Apartmentgebäudes. Ein Blick auf den Bildschirm ihres Computerterminals bestätigte diese Vermutung: Vor jeder der vier Türen standen nun zwei Sicherheitsleute. Die übrigen vier hatten straßenseitig in einiger Entfernung Posten bezogen, wohl um ihren Kollegen im Notfall Feuerschutz zu geben.

Sie musste hier raus. Was sie sich damit auch eingebrockt haben mochte, Nechayev konnte von ihrem überstürzten Plan nicht mehr abweichen.

Stumm zählte sie die Sekunden herunter, während sie den Phaser in ihrer rechten Hand auf eine höhere Stärke einstellte, auf die Wand zielte und abdrückte. Der Energiestrahl durchschlug das transparente Aluminium und schuf ein Loch mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Der Mann draußen trat rasch einen Schritt zurück, aber Nechayev war schneller: Der Betäubungsschuss aus ihrem zweiten Phaser traf den Agenten in die Brust und schleuderte ihn rückwärts über den niedrigen Holzzaun der Veranda. Er verlor das Bewusstsein, noch ehe er auf dem Boden aufschlug.

Irgendwo im Haus wurden Türen aufgebrochen, und Nechayev konnte Stimmen in angrenzenden Räumen und Fluren hören. Dann rief jemand eine Warnung, die in der Dunkelheit widerhallte.

»Im Haus befindet sich ein Sprengsatz! Rückzug!«

Nechayev kümmerte sich nicht weiter um den Aufruhr. Sie rannte durch ihr Arbeitszimmer und auf die Verandatür zu. Draußen bewegte sich etwas, und sie schoss, ohne richtig zu zielen. Offenbar hatte sie dennoch getroffen: Eine Frau in einer eng anliegenden schwarzen Uniform fiel auf die Liege, die auf der Veranda stand. Bei Tag (und wenn einen nicht gerade ein Phaserstrahl ausgeknockt hatte) konnte man von dort aus den Pfad überblicken, der zum Strand führte. Nechayev gab noch einen Warnschuss ab, um auf Nummer sicher zu gehen, dann lief sie auf die Veranda hinaus und stellte den anderen Phaser mit dem Daumen wieder auf Betäubung.

Sie hörte Rufe aus verschiedenen Richtungen – im Haus und davor –, versuchte aber nicht, den Agenten auszuweichen, sondern wählte eine Durchbruchstelle. Obwohl sie Trikorder dabeihatten, schienen die beiden Agenten auf der nördlichen Seite des Hauses, ein Mann und eine Frau, überrascht zu sein, dass ihre Beute plötzlich in die Offensive ging. Nechayev traf mit beiden Phasern, und die Agenten landeten im Gras. Es wurde jetzt rasch dunkler, aber Nechayev sah mehrere Gestalten, die sich hastig zurückzogen und zwischen ein paar Bäumen Schutz suchten. Der Weg zum Wasser war frei, und sie zog sich dorthin zurück, die Phaser im Anschlag. Sie konnte den Anlegesteg mit einem Sprint erreichen, auch wenn sie langsam ein bisschen alt für so etwas wurde. Wenn sie es zu dem Boot schaffte, das am Steg vertäut lag …

Dann kam der Countdown in ihrem Kopf bei null an.

Nechayev zuckte nicht mit der Wimper, als sie die gedämpfte Explosion aus ihrer Wohnung hörte. Die Sprengladung in ihrem Bücherregal war nicht dazu bestimmt, das ganze Gebäude in die Luft zu jagen, geschweige denn jemanden in der näheren Umgebung zu verletzen. Sie sollte lediglich ihr Büro zerstören. Die Wände ihres Arbeitszimmers waren stabil genug, um der Explosion und dem Feuer standzuhalten. Nicht einmal die Sicherheitskräfte, die sie bereits außer Gefecht gesetzt hatte, waren verletzt worden – aber alles, was möglicherweise für eine Strafverfolgung von Nutzen gewesen wäre, würde vernichtet werden.

Die Stimmen der Agenten in der Dunkelheit klangen nicht mehr so aufgeregt wie vor der Explosion. Sicher holte der Leiter des Teams erst einmal Rückmeldungen ein. Das Chaos würde Nechayev ein paar Sekunden Zeit geben: Sie musste sie nutzen.

Das Boot! Jetzt oder nie!

»Halt!«, rief jemand hinter ihr. »Bleiben Sie sofort stehen!«

Nechayev drehte sich in der Hüfte und feuerte. Dann rannte sie über den gepflasterten Pfad, der vom Haus zum Strand hinunterführte. Hier gab es keine Beleuchtung, aber natürlich konnten die Trikorder ihrer Verfolger sie weiterhin orten. Sie konnte sich nirgendwo mehr verstecken – ihre Flucht war nun auf einen simplen Wettlauf reduziert.

Es war ein Wettlauf, den sie nicht gewinnen konnte.

Das wurde ihr klar, als ein Phaserstrahl ihre linke Schulter traf. Sie verlor nicht das Bewusstsein, stolperte jedoch und brach in die Knie. Taubheit breitete sich in ihrem Arm aus und erreichte ihre Hand. Der Phaser entglitt ihren Fingern. Schwindel und Orientierungslosigkeit überkamen sie. Sie stützte sich schwer auf die rechte Faust, in der sie immer noch den zweiten Phaser hielt, und wandte sich mühsam zu ihren Verfolgern um. Drei Agenten der Föderationssicherheit kamen auf sie zugejoggt. Nechayev, noch immer auf den Knien, hielt schwankend das Gleichgewicht und hob den Phaser.

»Lassen Sie das!«, befahl der Agent, der das Trio anzuführen schien, ein Mann oder männlicher Humanoider in schwarzer Uniform. Er hielt seinen eigenen Phaser auf ihr Gesicht gerichtet.

»Admiral Alynna Nechayev«, sagte eine schlanke Andorianerin. »Bitte ergeben Sie sich. Sie sind verhaftet …«

Sie spulte eine Reihe von Anklagepunkten herunter, aber Nechayev hörte ihr gar nicht zu. In ihren Ohren rauschte es. Sie konnte sich gut vorstellen, was man ihr vorwarf.

»Lassen Sie die Waffe fallen und geben Sie Ihre Gegenwehr auf, oder wir sind gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen!«

Dummköpfe!

Glaubten diese Agenten wirklich, dass die Bekanntgabe von ein paar Informationen eine Geheimgesellschaft aufhalten konnte, die so allgegenwärtig, ungreifbar und autonom war wie Sektion 31? Die länger existierte als die Föderation selbst, der nie eine andere Organisation ebenbürtig gewesen war? Dachten sie, dass die Behörde keine Bedrohung mehr darstellte, nur weil sie jetzt der Öffentlichkeit bekannt war? Die Situation entwickelte sich noch, und Nechayev konnte nicht beurteilen, was auf höchster Befehlsebene entschieden werden würde, um die Fortführung der Mission von Sektion 31 zu garantieren und möglicherweise die wichtigsten Befehlshaber abzuschirmen.

Eine Sache war ihr jedoch vollkommen klar: Der Sicherheitsdienst der Föderation konnte sie inhaftieren, nicht aber beschützen. Der Einfluss von Sektion 31 war enorm und reichte tief ins innerste Gefüge der Sternenflotte und der Föderationsregierung hinein. Wenn man entschied, sie umzubringen, würde es keinen Ausweg für sie geben und niemanden, der ihr helfen konnte. Sie konnte nur eins tun: durch Schweigen ihre Loyalität beweisen. Das war ihre einzige Chance.

Sie hob ihre Waffe.

Drei gleißend helle Phaserstrahlen leuchteten gleichzeitig auf und spülten die Welt davon.

Star Trek - The Next Generation: Vorhandenes Licht

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