Читать книгу Heim schwimmen - Дебора Леві, Deborah Levy - Страница 5

Оглавление

FRANZÖSISCHE SEEALPEN

Juli 1994

Eine Gebirgsstraße. Mitternacht.

Als Kitty Finch das Lenkrad losließ und zu ihm sagte, dass sie ihn liebe, da wusste er nicht mehr, ob sie sich mit ihm unterhielt oder ihm drohte. Das Seidenkleid rutschte ihr von den Schultern, als sie sich über das Lenkrad beugte. Ein Kaninchen lief über die Straße, und das Auto scherte aus. »Warum packst du nicht deinen Rucksack und schaust dir die Mohnfelder in Pakistan an, wie du es dir immer gewünscht hast?«, hörte er sich sagen.

»Ja«, sagte sie.

Es roch nach Benzin. Ihre Hände flatterten über dem Lenkrad wie die Möwen, die sie vor zwei Stunden von ihrem Zimmer im Hotel Negresco aus gezählt hatten.

Sie bat ihn, sein Fenster zu öffnen, damit sie hören könne, wie die Insekten im Wald einander riefen. Er kurbelte das Fenster herunter und forderte sie sanft auf, sich auf die Straße zu konzentrieren.

»Ja«, sagte sie, den Blick wieder auf die Straße gerichtet. Und dann erzählte sie ihm, dass die Nächte an der Côte d’Azur immer so schön »weich« seien. Die Tage seien hart und röchen nach Geld.

Er streckte den Kopf aus dem Fenster und spürte, wie die kalte Bergluft auf seinen Lippen brannte. In diesem Wald, der jetzt eine Straße war, hatten einst urzeitliche Menschen gelebt. Sie wussten, dass die Vergangenheit in Felsen und Bäumen zu Hause war, und sie wussten, dass ihr Begehren sie unbeholfen, verrückt, rätselhaft und verkorkst werden ließ.

Mit Kitty Finch so intim zu sein war eine Lust, eine Qual, ein Schock und ein Experiment gewesen, vor allem jedoch ein Fehler. Er bat sie noch einmal, ihn bitte, bitte, wohlbehalten nach Hause zu seiner Frau und seiner Tochter zu bringen.

»Ja«, sagte sie. »Das Leben ist nur lebenswert, weil wir hoffen, dass es irgendwann besser wird und dass wir am Ende alle wohlbehalten heimkehren.«

Heim schwimmen

Подняться наверх