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Brutzelndes Fleisch, verbranntes Benzin, vielleicht sogar ein Hauch von Schwefel. Der Geruch des Aufstands an einem Samstagabend in der Hölle.

Meine Gedärme verknoteten sich zu einem zuckenden Klumpen. Ich taumelte Richtung Hafenbecken, um eine zu rauchen, meine Hände zitterten so sehr, dass ich den Tabak erst beim dritten Versuch aus meiner Hosentasche kriegte. Bear hatte aufgehört zu bellen, aber ab und zu hörte ich ihn kratzen und leise winseln. Endlich hatte ich es geschafft, mir eine Fluppe zu drehen, und hielt mein Gesicht in den Rauch.

Als meine Innereien sich wieder beruhigt hatten, drehte ich mir noch eine und lief zurück zu der Stelle, wo er lag. Ging in die Hocke und hielt mir die Nase zu. Etwas musste gesagt werden. Es war ein bisschen zu spät für einen Akt der Reue, außerdem war Finn sowieso nicht religiös gewesen, also entschied ich mich für etwas halbwegs Spirituelles aus »Bell Jars Away«.

»I have thrown myself into your warm hold«, flüsterte ich, »where you bless away the shivering

Es gab keinen Grund zu flüstern. Im Umkreis von einem Kilometer hörte niemand zu. Aber ich hatte Angst, meine normale Stimme könnte versagen. Ich zitterte, das große Beben hatte sich beruhigt, aber kleinere Nachbeben brachen immer noch durch.

Ich drückte einen Kuss auf meine Faust und berührte damit das, was von seiner linken Schulter übrig geblieben war.

Das war nicht viel, aber ich musste es tun.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Ambulanz eintraf und etwas vorfand, das man vielleicht noch als Salami hätte verwenden können. Vor ihrer Ankunft fragte ich mich, ob Finn seinen Audi vielleicht unverschlossen abgestellt hatte. Hatte er. Ich schimpfte ihn einen Volltrottel und zwar laut, und ich merkte, dass ich das nur tat, weil ich wusste, dass niemand in der Nähe war, nie gewesen war, nicht zu so später Stunde. Ich hegte die vage Hoffnung, sogar der Zündschlüssel könnte im Schloss stecken, aber nicht mal Finn war so nachlässig. Zwei Minuten, ein paar Drahtenden und einigen Funken später hatte ich wieder einen fahrbaren Untersatz. Der Audi war auf der linken Seite schlimm verbrannt, die Fenster waren rußgeschwärzt und sahen aus wie getönt. Aber die Kiste funktionierte noch.

Die Sanitäter kamen, sahen und schreckten zurück. Ich identifizierte Finn und erzählte ihnen, was ich gesehen hatte. Der Typ, der die Leitung hatte, schien einigermaßen kompetent und stabil zu sein, also ging ich meiner Wege. Als er hörte, wie ich die Tür des Audis schloss, kam er rüber und klopfte gegen das Fenster. Ich ließ es herunter.

»Meinen Sie, Sie können fahren?«, fragte er.

»Aber sicher.«

»Passen Sie auf, der Schock kann mit Verzögerung eintreten. Wenn Ihnen schlecht wird, bei Benommenheit oder einem plötzlichen Schwindel, halten Sie sofort an.« Er schaute mich genauer an, bemerkte die verschmorten Augenbrauen, das Blut an den Händen, das jetzt schwarz vertrocknet war. »Außerdem müssen Sie sich nähen lassen, da an der Hand.«

»Ich kümmere mich drum.«

»Und Sie wissen auch, dass Sie nicht wegfahren dürfen, bevor die Cops hier sind.«

»Jemand muss es seiner Familie sagen.«

»Das können auch die Cops machen.«

»Ja, aber es sollte jemand sein, der ihn kannte.«

»Na schön, aber ich muss Ihr Kennzeichen aufschreiben.«

»Nur zu. Ich komm zurück, wenn ich die Nachricht überbracht habe. Falls die Polizei dann nicht mehr hier ist, geh ich zur Wache. Ich brauche ungefähr eine Stunde, bis ich zurück bin.«

Er klopfte aufs Dach und richtete sich auf. »Ich reiße mich bestimmt nicht darum«, sagte er und ging weg.

Er hatte ja keine Ahnung. Ich verließ den Hof und fuhr Richtung Stadt. Zehn Minuten später stand ich vor Weir’s Folly, der offiziellen Adresse von Fine Arts Investments, eine Fünf-Zimmer-Penthouse-Suite mit Balkon zur Yeats-Brücke im Norden und Lough Gill im Osten. Zwei Zimmer waren zu einem Büro umfunktioniert worden, die restlichen zwei Drittel des Penthouses blieben dem Direktor von Fine Arts Investments, Finn Hamilton, zur mietfreien Wohnung. Kein kleines Privileg angesichts der Tatsache, dass eine Fünf-Zimmer-Wohnung im Herzen der Stadt gut und gerne ihre Fünfzehnhundert pro Monat kostete, und dank der Büroadresse konnte Finn auch noch alle anfallenden Kosten als Betriebsausgaben absetzen.

Mit Geld kauft man sich Geld.

Die NAMA mochte ja über Hamilton Holdings hergefallen sein wie eine biblische Plage, aber an den Türen von Weir’s Folly klebte kein Räumungsbefehl. Und ich war mir auch ziemlich sicher, dass ich, wenn ich raus zu The Grange fuhr, dort auch keine »Zu verkaufen«-Schilder vorfinden würde, die den Blick aufs Anwesen verschandelten.

Ich drückte erneut auf die Klingel und fragte mich, wie ich überhaupt anfangen sollte. Egal wie ich begann, es brach alles in dem Moment zusammen, wo ich seinen Namen sagen musste. Dann schaltete sich Finns Stimme ein und redete von Familie und Kindern und seinen Plänen für Zypern. Dann hörte ich wieder, wie Fleisch auf glühend heißem Metall verbrutzelte, und roch diesen widerlichen öligen Gestank …

Ich klingelte zum vierten Mal, aber die Wohnung blieb dunkel. Maria war ganz offensichtlich nicht zu Hause. Ich wartete noch mal dreißig Sekunden, dann zog ich mein Handy aus der Tasche und wählte ihre Nummer. Es klingelte mehrmals, dann ging die Mailbox an.

»Hi, Maria hier. Ich bin im Moment leider nicht zu sprechen, Sie können mir aber Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und eine kurze Nachricht hinterlassen, ich melde mich dann so schnell wie möglich. Vielen Dank.«

»Hallo, Maria, Harry hier. Ruf mich bitte an, wenn du das hörst. Es ist, äh, es ist sehr wichtig.«

Ich legte auf und fragte mich, ob sie es vielleicht schon wusste. Ob sie womöglich da drinnen saß, die Lampen ausgeschaltet hatte, im Dunkeln die Hände vor den Bauch presste und mit leerem Blick ins Nichts starrte, dorthin, wo einmal ihre Zukunft gewesen war.

Slaughter's Hound

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