Читать книгу Observiere undercover die Polizei - Denise Remisberger - Страница 7
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ОглавлениеEdwin erwartete Sergio vor dessen Haustüre, um gemeinsam in ein Konzert zu gehen.
Da sie Polizisten waren, hatten sie nur wenige Bekannte, und diese kannten sie meist von der Arbeit her.
Elvira lehnte sich aus dem Fenster und rief zu einem ihr bisher fremden attraktiven Mann hinunter: "Suchen Sie jemanden?"
Edwin schaute zu ihr hinauf und rief zurück: "Nein, schöne Frau, ich warte nur auf ihren Nachbarn, Sergio Bollettino."
"Sind Sie auch ein verdeckter Ermittler?"
Edwin schaute sich erschrocken um und flüsterte hinauf: "Ja, aber sagen Sie es nicht weiter."
"Was haben Sie gesagt?"
Edwin formte ein Sprechrohr mit den Händen und hielt es sich vor den Mund: "Jaaa."
"Sind Sie gerade in geheimer Mission unterwegs?", schrie Elvira zu Edwin hinab.
"Nein, wir gehen ganz privat in ein Konzert. Folklore aus Irland. Sie spielen in einem Grotto."
"Nehmt ihr mich mit?"
"Gerne, ja, sicher."
Sergio stand schon eine ganze Weile mit vor der Brust verschränkten Armen draussen vor dem Haus und schüttelte jetzt, da er endlich von Edwin entdeckt worden war, den Kopf.
"Sag mal, was sollte das da eben?"
"Wieso? Die ist doch nett. Und hübsch. Es wollen nicht alle so zölibatär leben wie du, Sergio."
"Ja, ja. Hoffentlich beeilt sie sich. Wir wollen das Konzert ja nicht verpassen, nur weil du unbedingt eine Freundin haben willst."
Doch da kam Elvira schon zur Türe herausgeschossen, einen Arm im Mantel, den anderen am Schlüssel-in-der-Handtasche-Verräumen.
"Haben Sie keine Kappe? Keinen Schal? Keine Handschuhe?", fragte Sergio besorgt. Schliesslich war ihm vor Kurzem gesagt worden, es sei Winter.
"Nein", strahlte Elvira. "Ich hab gern kaltes Wetter. Speziell abends, wenn die Sonne schon weg ist."
"Na dann. Gehn wir also."
Das gut besuchte Grotto roch angenehm nach Weinkorken und bot eine gemütliche Düsternis, die nur durch wenige sanft schimmernde, in dickes Glas eingepackte Lichter erhellt wurde.
Edwin sass zwischen Sergio und Elvira an einem der dunklen Holztische auf einem Fass mit einem roten Kissen darauf und trank gerade einen grossen Schluck aus seinem Bierkrug voll dunklem Guinness. Elvira und Sergio teilten sich eine Flasche Beaujolais.
Sie waren die einzigen drei, die hier nicht rauchten, doch der dicke Qualm, in den sie eingetaucht waren, störte sie nicht.
Der von Natur aus fröhliche Edwin bekam schnell rote Wangen, der ernste Sergio entspannte sich und Elvira fühlte sich wohl, was in der Nähe nur weniger Menschen der Fall war.
Die junge Band aus dem Norden Irlands spielte mit ganzem Herzen, spielte echt und gut, brachte diese trotzende Insel in das kleine Grotto, entfachte Sehnsucht nach einer fernen Zeit, als noch alles gut war, löste Tränen aus ob einem harten fremdbesetzten Schicksal, das immer noch andauerte.