Читать книгу Suche Frosch mit Krone - Denise Remisberger - Страница 4
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ОглавлениеEndena bewohnte das Zimmer zwischen der Haustür und dem Wohnraum, Karla das andere – es gab nur noch dieses. „Klein, aber unser", prangte in grossen, schwungvoll gemalten Lettern über der abblätternden und eher kurzen Badewanne, vor allem dazu da, um nach angeschlagenem Ellenbogen gelesen zu werden. „Heute woll’n wir nicht traurig sein …“, tönte es aus dem eben erwähnten Behältnis, nicht ohne eine gewisse Ironie in der Stimme, denn Karla neigte zum Weltschmerz. Als sie fertig gebadet und fertig gesungen hatte, war es zehn Uhr, Zeit, den Tag zu beginnen, wenigstens versuchsweise.
„Endenaaaaa …“, krächzte die eben aus der Wanne Entstiegene – ihre Stimme hatte etwas unter dem Gesang gelitten, „heute ist ja der Neunundzwanzigste, da steigt ja unser ‚Bunter Abend‘ in unserem Wohnzimmer!“
Sie meinte einen hellen Raum mit Parkettfussboden, auf dem die vielfarbigen Kerzenwachsreste von einem Hang für mystische Atmosphäre zeugten. Das Sofa, welches sich an die linke Wand drückte, war ein unbequemes Stück aus der Jugendstilzeit, welches Karla, anlässlich des Umzuges ihrer Eltern in ein kleineres Haus, bekommen hatte. Dafür kam die Stehlampe mit dem grossen Schirm, die neben dem Sofa prangte, aus der IKEA. Es passte trotzdem.
„Ja, ja, so sei es“, war die nicht nur durch die Küchenwand verzerrte Antwort. Endena hatte bereits ein Vögelchen ins Ohr geflüstert, dass Roberto nicht kommen würde. Was war er auch immer so zurückhaltend. Oder eher sprechgestört? War sein überhebliches Schweigen nur eine kleine Verklemmung, die sie leicht beheben konnte, oder setzte er es berechnend ein, um geheimnisvoll zu wirken? Endena sonnte sich in dem Ruf, wahnsinnig intellektuell zu sein. Sie diskutierte selbst mit hoffnungslos sturen Fällen, wobei sie sich zwar sinnlos verausgabte, aber nichtsdestotrotz ein gewisses bösartiges Vergnügen darin fand. Schliesslich wurden manche Gegenüber wütend, womit sie ihr Ziel, ernst genommen zu werden, erreicht hatte.
„Meinst du, der kleine Drache kommt auch?“, unterbrach Karla ihre Gedanken über Roberto. Der Hoffnungsschimmer war nicht aus Karlas Stimme zu tilgen. „Ich dachte, er gehe dir auf den Wecker?“, gurgelte es hämisch – diesmal aus dem Korridor. Karla murrte kurz, dann lachte sie. Sie fand sich ja selber ganz schön paradox. Verliebte sie sich denn nie in jemanden, über den sie nichts zu fluchen hatte?