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«Sebastienne! Wo bist du denn mit deinen Gedanken?», rief Sabine Pfau, Mitglied der Frauensinggruppe der reformierten Kirchgemeinde Kreis Fünf in Zürich, als der Pfarrer sich schon zum dritten Mal auf dem Klavier verklimperte.

«Beim neuen Pfarrer, den wir bald haben werden. George», intonierte der schwule Pfarrer den Namen extra lang gezogen. «Wie er wohl aussieht?»

«Wie soll er schon aussehen. Englisch halt», meinte Marie Krug, ebenfalls honoriges Mitglied der Singgruppe, und strich sorgsam das Oberteil ihres dezent karierten Jackenkleides glatt.

«Vielleicht ist er ja hübsch?», schwärmte das Nesthäkchen der Gruppe, Thea Semp.

«Hübscher als unser Pfarrer Jacques? Niemals!», war Sabine überzeugt.

«Vielleicht ist er auch schwul? Was meinst du, Roland?», fantasierte Sebastienne.

«Ich glaube, lieber Bruder, dass wir in dieser Gemeinde eher die Ausnahmen sind», sah es Roland Merz, der als einziger Mann bei der Frauensinggruppe mitmachen durfte, auf die nüchterne Art.

Die älteste der in der Kirche vorne im Halbkreis stehenden Singenden, Eleonore Kriese, lächelte nur in sich hinein. Zum Glück war sie nicht mehr so jung. Sie hatte die Ruhe weg und lebte ausschliesslich im Hier und Jetzt, denn jeder Tag könnte der letzte sein. Also genoss sie einfach jeden Augenblick, der sich ihr bot.

Der abwegige Talisman

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