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Menschen beim Einkaufen

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Einkaufen ist etwas, das jeder Mensch recht regelmäßig tut. Sollte also eine relativ einfache Sache sein. Problem ist aber, dass man dabei noch anderen Leuten über den Weg läuft. Und damit fangen die Probleme an. Es wäre zugegebenermaßen toll, wenn man alleine im Supermarkt wäre und sich benehmen könnte wie die Axt im Walde, und manche Leute tun das auch. Sie sind aber nicht alleine.

So ist zum Beispiel so ein Einkaufswagen eine tolle Sache. Man kann Dinge in ihm stapeln, viel mehr, als man allein bequem tragen könnte, kann sich in Ruhe umsehen, all die schönen Dinge zusammen sammeln, die man zu Hause in den Kühlschrank zu stopfen gedenkt, und kann dabei sogar noch darüber nachdenken, was man denn nun wirklich einkaufen will, weil man ja mal wieder vergessen hat, eine Einkaufsliste anzufertigen bzw. diese auf dem Küchentisch hat liegen lassen.

Nun ist der durchschnittliche Supermarkt so gestaltet, dass genau zwei Einkaufswagen nebeneinander herfahren können, wohlgemerkt gesetzt den Fall, dass sich der dazugehörige Mensch hinter dem Wagen befindet und ihn schiebt. Meinetwegen auch davor und zieht. Dann kann der Gegenverkehr ohne Probleme an einem vorbei rollern und alles ist gut.

Das Ganze funktioniert spätestens dann nicht mehr, wenn man den Wagen seitlich neben sich herschiebt, weil man gerade auf der anderen Seite des Ganges was Tolles entdeckt hat und trotz des nahenden Gegenverkehrs die Gunst der Stunde nutzen möchte, das Objekt der Begierde einzusacken, bevor der andere es einem wegstiehlt. Es ist ebenfalls eine dumme Idee, flink und erst im letzten Moment mitsamt Wagen die Spur zu wechseln. Beide Vorgehensweisen führen früher oder später zu Zusammenstößen, die recht schmerzhaft werden können.

Man kann jedoch darauf wetten, dass einem früher oder später genau so eine Pappnase entweder entgegenkommt, oder durch besagte Nebeneinandertaktik den kompletten Gang versperrt. Als intelligenter Mensch hält man natürlich an und fährt nicht mit vollem Karacho in den Wagen des anderen oder in den Menschen selber rein, sondern wartet, bis der Gang und die eigene Seite wieder frei werden.

Ich denke mir regelmäßig, dass es doch eigentlich nicht so schwer sein kann, die grundlegendsten Verkehrsregeln wie Rechtsverkehr, rechts vor links usw. auf Bereiche außerhalb der Straße anzuwenden, erinnere mich dann aber wieder daran, dass es genauso viele Leute nicht fertigbekommen, besagte Regeln im Straßenverkehr selbst anzuwenden. Dazu jedoch später mehr.

Was nun folgt, ist oftmals dasselbe. Man bleibt entweder schweigend stehen und wartet geduldig darauf, dass der Gang freigemacht wird. Das kann allerdings dauern, je nachdem wie vertieft die andere Person in die Begutachtung der potenziellen Beute ist. Wenn schweigend warten also nichts nützt, spricht man die Person irgendwann einfach mal an, im Sinne von: "Tschuldigung, kann ich mal da durch?"

Was man macht, ist eigentlich völlig egal, im besagten Fünftel der Fälle erntet man leicht bis mittelschwer entrüstete Blicke, da das heilige 'Welche Tomate mag die beste sein'-Findungsritual unwirsch unterbrochen wurde. Darüber hinaus sind Menschen oftmals nicht gut darauf zu sprechen, wenn sie auf Fehler der eigenen Handlungsweise hingewiesen werden. Murrend – und in guten Fällen mit verkrampftem Lächeln – wird der Einkaufswagen dahin bugsiert, wo er hingehört und ich kann weiterfahren.

Anstatt das Ding gleich dahinzustellen, wo er hingehört, nämlich vor oder hinter einen selbst. Dann wäre nämlich eine Seite der Gasse frei gewesen und alles wäre gut.

Nun kann man nicht immer auf der rechten Seite fahren und an die Waren auf der linken Seite kommen, richtig. Dann nimmt man den Wagen halt mit. Man sollte nur darauf achten, dass der Gegenverkehr genug Zeit hat, auf dieses Manöver zu reagieren. Wüstes Herumschleudern des Wagens um einen Meter nach links ist unangebracht, wenn sich an diesem Fleck bereits jemand anderes befindet oder weniger als 50 cm davon entfernt ist und sich in Richtung genau dieses Fleckchens bewegt. Dann kann man nämlich selten rechtzeitig reagieren. Wenn man solche Verhaltensregeln beherzigt, ist immer eine Seite des Ganges frei. Alles super. Beide Seiten des Ganges zu okkupieren läuft nur dann, wenn man alleine ist.

Besonders interessant wird es, wenn man, wie wir das ja alle schon mal gemacht haben, den Wagen stehen lässt und die Beute nach und nach zum Wagen zurück befördert. Ich kenne das. Manchmal hab ich auch keine Lust, das blöde Ding die ganze Zeit vor mir herzuschieben. Dann ist aber die Frage, wo man das gute Stück abstellt. Schließlich will man's ja a) später leicht wiederfinden und b) nicht jedes Mal drei Kilometer zurücklegen müssen, nachdem man endlich die Marmelade gefunden hat.

'Zentral mittig' wäre also eine gute Idee. An sich klug, aber: Nein, ist es nicht. Erstens kommen auf diesen Gedanken auch noch 15 andere Leute. Zweitens führt das dazu, dass früher oder später ein Rudel herrenloser Wagen in der Mitte des Supermarktes steht, niemand mehr durchkommt und man selbst schlecht an den eigenen Wagen, weil der steht da eingekreist in der Mitte dieses Rudels.

Oder aber man macht das, was einem gerade spontan in den Sinn kommt, nämlich den Wagen einfach da stehen zu lassen, wo man gerade ist. Auch das ist unweise, denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit versperrt man somit zumindest die Hälfte des Ganges. Tut man ja auch, wenn man den Wagen mitnimmt, richtig, immer da, wo man gerade ist. Auf diese Weise nimmt man aber doppelt Platz ein und der Wagen versperrt für die Zeit, die er da rumsteht, durchgehend einen gewissen Teil der Regale und der darin befindlichen Beute bzw. Waren.

Den Wagen irgendwo quer oder diagonal in den Gang zu stellen wird auch gerne gesehen, weil das ist unüblich, das fällt auf und damit findet man ihn leicht wieder. Was vor allem leicht zu finden ist, ist der Stau, der sich aus dieser Handlung ergibt, weil jetzt kommt überhaupt keiner mehr durch den Gang und die Waren links und rechts vom Wagen werden dauerhaft vor dem Zugriff durch andere Kunde geschützt.

Was man machen sollte, ist: Einen Einkaufszettel anfertigen, oder wenn man das vergessen hat (oder ihn wie üblich hat zuhause liegen lassen), langsam den Supermarkt durchfahren und die Sachen dann einzusammeln, wenn man daran vorbeikommt. Es ist ja meistens so, dass man den Supermarkt seiner Wahl irgendwann kennt, und weiß, wo die Sachen ungefähr stehen.

Wenn man den Wagen stehen lässt, dann bitte dort, wo er den Gang maximal zu Hälfte versperrt, und somit den Verkehrsfluss nicht mehr als nötig behindert. Wo er auf gar keinen Fall hingehört, ist neben einen zweiten bereits abgestellten Wagen. Da mag er sich wohlfühlen und vielleicht führt das auch irgendwann dazu, dass ein dritter Einkaufswagen das Licht der Welt erblickt, aber man sollte es trotzdem vermeiden.

Ein weiterer ungünstiger Punkt ist neben einem dieser Palettenwagen, die vom freundlichen Supermarktpersonal platziert wurden, um den Warenbestand aufzufüllen. Auch damit blockiert man den Gang meistens komplett. Auch der Platz neben anderen Menschen, die gerade hinter oder vor ihrem Wagen stehen und das Regal nach potenzieller Beute durchsuchen, sind zu vermeiden.

"Macht doch keiner!", sagen Sie? Gehen sie mal einkaufen und gucken sich um. Sie werden staunen.

In jedem Supermarkt gibt es zwei bis drei tote Ecken, wo sich der Drahtkorb ein wenig ausruhen kann und niemanden stört. Man muss sie nur suchen, finden und dann benutzen.

Jetzt kommt man früher oder später in die Situation, dass man so einen dieser verwaisten Einkaufswagen vorfindet, die den Gang sehr effizient versperren, und muss jetzt entweder umdrehen und eine andere Route nehmen, oder, das empfiehlt sich, wenn es gerade etwas voller ist, man schiebt den besagten Wagen ein wenig zu Seite.

Das kann allerdings zu interessanten Reaktionen führen. Meistens taucht just in diesem Augenblick der Besitzer des Wagens auf und empfindet es als eine bodenlose Frechheit und als Eingriff in die Privatsphäre, dass man sich an seinen Einkäufen zu schaffen gemacht hat. Mal abgesehen davon, dass einem der Wagen wegen des Chips oder des Euros nicht gehört, man den Inhalt des Wagens nicht angerührt hat und einem das Zeug darin sowieso erst gehört, wenn man dafür bezahlt hat, reichen die Entgegnungen von einem patzigen 'Lassen Sie mal Pfoten von meinem Wagen', über ein defensiv-hektisches 'Jaja, ich mach das schon! Danke!', bis hin zu einer Reaktion, die mein persönlicher Liebling ist, nämlich wortloses Wegfahren und den Wagen sechs Meter weiter noch behämmerter in den nächsten Gang zu stellen.

Ein schlichtes und ernst gemeintes "Tschuldigung" wäre völlig okay. Alle wären glücklich. Wie schon gesagt, jeder von uns denkt mal nicht nach. Die Frage ist immer, wie man mit dieser Erkenntnis jetzt und in der Zukunft umgeht.

Die Kombination 'Mütter' und 'Supermarkt' ist eine ganz besondere. Viele Mütter benutzen nämlich ihren Kinderwagen als mobilen Einkaufskorb. Was an sich ja nicht dumm ist, im Gegenteil. Wenn sich das gute Stück dann allerdings in der bereits beschriebenen Art und Weise als Hindernis der eigenen Einkaufstour präsentiert, sollte man sich drei Mal überlegen, ob man Hand an den Wagen legt, besonders, wenn ein Kind darin ist. Man wird höchstwahrscheinlich des versuchten Kindesraubes bezichtigt. Selbst dann, wenn das Kind munter und fröhlich mit der Mutter unterwegs ist. Aber auch Mütter bekommen in diesem Buch ein eigenes Kapitel. Auch dazu also später mehr.

Letztendlich kämpft man sich aber jedes Mal durch die Gänge und findet sich in am Schluss der Einkaufstour am Ende der mehr oder weniger langen Schlange wieder, die zur Kasse führt.

Um den Umfang dieses Kapitels nicht zu sprengen, und weil es ein Kapitel mit dem Namen 'Das Ende der Schlange' gibt, verzichte ich auf solche profane Dinge, wie 'dem Vordermann von hinten die Hacken fahren', 'Wie man sich korrekt in einer Schlange anstellt', was es mit einem Laufband auf sich hat und das allseits beliebte Phänomen 'Oh, ich habe noch was vergessen, ich bin gleich wieder da', sondern komme gleich zum Ende: Dem Bezahlen.

Ich persönlich mache immer Folgendes: Nachdem ich meine Ware auf das Band gelegt habe, überfliege ich Pi mal Daumen, wie der Endbetrag wahrscheinlich aussehen wird, den ich zu entrichten habe, um all die schönen Dinge, die ich mir mühsam ersammelt habe, auch rechtmäßig nach Hause befördern zu dürfen. Dann werfe ich einen geschwinden Blick in meine Geldbörse, um zu überprüfen, ob die Liquidität ausreichend ist. Dann nehme ich entweder die entsprechenden Geldeinheiten aus besagter Börse oder nehme die EC-Karte in die Hand.

Was auch immer: In jedem Falle sorge ich dafür, dass das blöde Portemonnaie griffbereit ist, wenn die freundliche Kassiererin ihren magischen Satz sagt: "27,95 bitte". Dann gebe ich ihr das Geld/die Karte, räume, während sie abrechnet, weiter und zu Ende ein, nehme das Wechselgeld und gehe dann irgendwohin, wo ich meine Sachen in Ruhe einpacken kann, ohne den weiteren Betrieb zu stören.

Soweit zur Theorie. Bei jedem dritten bis vierten Kunden in der Schlange passiert nun aber Folgendes:

Kurz nachdem der zu entrichtende Betrag verkündigt wurde, fällt diesen Leuten völlig unvorbereitet auf, dass heute ausnahmsweise nicht 'Frei-Einkaufen-Tag' ist, sondern ein Tag wie jeder andere, und dass sie das Zeug auf dem Band ja auch wirklich bezahlen müssen. Umständlich wird jetzt das Portemonnaie herausgeholt (dabei werden auch gerne mal sämtliche Taschen durchsucht, wobei ich mich frage, ob ich der Einzige bin, der sein Portemonnaie immer am selben Ort aufbewahrt). Während des Bezahlvorganges wird nicht weiter eingeräumt. Nein. Weil: Hier geht es schließlich um Geld, da hört der Spaß auf und man muss man dem anderen auf die Finger gucken. Er könnte ja sein, dass er sich mit den horrenden Wechselgeldsummen aus dem Staub macht.

Erst nachdem das Wechselgeld geprüft und verstaut wurde (das dauert oftmals genau so lange wie das Herausholen), wird dann zu Ende eingepackt, möglichst noch so, dass die Sachen im Korb geometrisch ordentlich angeordnet sind. Dann wird sich umgeguckt, wo denn der beste Platz zum endgültigen Verstauen der Ware ist. Sollte man spontan keinen entsprechenden Platz finden, der einem behagt, so wird das ganz einfach an der Kasse getan, womit man höchst effizient verhindert, dass der Nächste in der Schlange bedient werden kann.

Auch gerne genommen ist die Erwiderung: "27,95? Warten Sie mal, das hab ich passend." Nach gefühlten zweieinhalb Stunden kommt man zu dem Schluss, dass das leider doch nicht der Fall ist, und holt jetzt die EC-Karte raus (mehr dazu im letzten Kapitel). Warum fünf weitere Münzen Wechselgeld im Portemonnaie offensichtlich das Ende der Welt bedeuten, habe ich bis heute nicht verstanden.

Inzwischen ist die Schlange an der Kasse auf 27 Leute angewachsen, was dazu führt, dass die Angestellte, die gerade dabei war, die Bestände aufzufüllen, ihren Palettenwagen kurz alleine lassen muss, um eine weitere Kasse zu besetzen, was unweigerlich dazu führt, dass jemand seinen Einkaufswagen sofort genau daneben abstellt.

Einkaufen ist harte Arbeit. Vor allem im Kopf. Aber mal ganz ehrlich: Rein, Wagen holen, Sachen rein, an die Kasse, bezahlen, einpacken, Wagen zurückstellen, raus.

Ist doch nicht so schwer. Sollte man meinen.

Kommentare und Erklärungsversuche bitte an mich.

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