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Zweiter Auftritt im Zeltquartier des Königs

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Friedrich:

Guten Abend, Vater. Ihr habt mich zu euch zitieren lassen? Nun, hier bin ich, was ist's, weswegen ihr mich sprechen wollt?

Friedrich Wilhelm:

Du bereitest mir ernsten Kummer und Ungemach in letzter Zeit. Meine Wachen berichten mir, du träfest dich neuerdings gen Abend mit dem Kürassier-Leutnant Hans Hermann von Katte. Erzähl, was habt ihr zwei den so wichtiges zu bereden, dass ihr es gar auf konspirative Art und Weise zu besprechen trachtet?

Friedrich:

Da mein lieber Herr Vater mir den Alltag mit militärischen, ökonomischen, politischen und religiösen Exerzitien und Beschäftigungen auszufüllen weiß, bleibt mir leider wenig Zeit meinen Neigungen zu entsprechen und mich mit derlei Zerstreuungen vom tristen und harten Alltag eines preußischen Thronfolgers erholen zu können. Dichten, musizieren und das Studieren der Schriften Aurels, Machiavellis und Montesquieus , für derlei Beschäftigungen hätte ich gerne die Zeit und die Ruhe.

Friedrich Wilhelm:

Ein Schöngeist will er sein, der kleine Friedrich? (lacht abfällig) Ja vergisst du denn, welche Würde, aber auch Verantwortung dir nach meinem Tode zuteil werden soll? Will er sich und den preußischen Hof denn zum Gespötte der europäischen Höfe, ja der ganzen Welt machen? Ich weiß bereits, dass du dich heimlich und verbotenerweise des Flötenspiels und Latinums bemächtigen willst. Womöglich treibt er gar Unzucht, mit dem jungen Offizier. Das du des Königs und Vaters Worte so missachtest, ja mit all deiner Eitelkeit und Anmaßung mit Füßen trittst, dass du mich vor aller Herren Länder und des preußischen Adels so diskreditierst, dafür allein gebührt dir freilich die Enterbung, du Rotzlöffel Du. (schlägt ihm ins Gesicht)

Friedrich:

Es schmerzt mich Vater, wie ihr Konflikte zu lösen gedenkt. (reibt sich schmerzverzehrt die rote Backe) Ihr solltet eure Haltung als preußischer König noch einmal zutiefst überdenken. Wie ein jeder Humanist bestätigen wird, ist es eines jeden Fürsten und auch Untertanen Pflicht, sich der literarischen und sprachlichen Bildung verdient zu machen. Auch das Musizieren will hierbei nicht vernachlässigt werden, ist es doch das Höchste aller Dinge. Es beginnt dort, wo Worte aufhören, wo Gefühle nicht mehr formuliert werden können. Seht ihr denn das nicht ein, werter Vater?

Friedrich Wilhelm:

Genug jetzt, du Lump. Du kränkst das Herz des Monarchen und Vaters aufs Ärgste. Dem Staate ist schlecht damit gedient, auf einer Flöte rumzuexperimentieren und in emotionaler Ekstase und Geschwafel zu schwelgen. Ein Heer muss geführt, ein Volk ernährt und zusammen gehalten werden und nicht zuletzt auch noch die feindseligen Bestrebungen fremder Herren Länder abgewehrt werden. Spöttisch wird das stolze Preußen am Hofe des Kaisers in Wien und an anderen als "Flickenteppich des Reiches" bezeichnet. Durch Musik und Poesie wirst du Preußen nicht vereinen, keine Feldzüge führen und Preußens Macht gegenüber der jenes Habsburger Kaisers am verweichlichten, durch Frauen beherrschten Wiener Hofes festigen und mehren. Die Sterne für deine zukünftige Regentschaft könnten kaum günstiger stehen. Karl VI hat bis zum heutigen Tage keinen männlichen Thronfolger gezeugt. Allein seine Tochter Maria Theresia wäre durch die Bestimmungen der Pragmatischen Sanktion zur Erbfolge berechtigt. Es ist jedoch höchst fraglich, ob die Fürstenhäuser Europas sich an die Bestimmungen jener Pragmatischen Sanktion halten werden. In dieser äußerst günstigen Konstellation wirst du dich jedoch nur behaupten können, wenn du den strikten und dilettantischen Lehrplan eines preußischen Thronfolgers mit eisernster Disziplin durchziehst und endlich deine erbärmlichen und weibshaften Neigungen hinten anstellst. (sinkt ermüdet in seinen Sessel)

Friedrich:

Was ihr da vorgetragen, erschüttert mich tief. Zählt denn ein Ehrenwort heut nichts mehr, in dieser Zeit des ehrlosen und egoistischen staatlichen Opportunismus? Nur die wahre Aufklärung und Mündigkeit eines jeden Untertanen, der Einzug der reinen Vernunft garantiert den Zusammenhalt des Staates und nicht die Aussicht auf einen Krieg zwischen Deutschen. Eure strikte Sparsamkeit und Vorliebe für Soldaten nützt dem Staate auch nicht viel. Die Akademie der Wissenschaften ist in einem denkbar schlechten Zustande, die Errungenschaften eures ehrenwerten Vaters, meines Großvaters, verlaufen wie Wasser im Sande. Literaten, Philosophen oder Komponisten, dergleichen findet man in Frankreich zuhauf, in Preußen jedoch kaum.

Friedrich Wilhelm:

Es scheint mir, Sohn, dir ermangelt es zu sehr eines Weibes an deiner Seite, so sehr, dass du selbst schon eines wurdest. Doch keine Sorge, für deine eheliche Zukunft trage ich bereits Sorge. Das Hause Braunschweig bietet hier eine schickliche Partie, die ehrenwerte Elisabeth Christine aus dem Zweige Braunschweig-Bevern.

Friedrich:

Oh Nein, auch der Frau Gesellschaft kann mein Inneres niemals zerstreuen. Der Mensch ist, was er geworden ist. Aus euch mag ein Soldat und König geworden sein, aus mir jedoch der Dichter und Künstler, der so leidenschaftlich und schmerzlichst versucht, seine Kronprinzenbürde zu erfüllen und dem Herrn Vater doch ein wenig Verständnis für dessen Zerstreuungen und Leidenschaften abzugewinnen. Doch tut, was ihr nicht lassen könnt. Aber wählt die Frau mit Bedacht, sie soll meiner gerecht werden und meine Neigungen mit mir teilen können.

Friedrich Wilhelm:

Wie sehr sie dir gerecht wird, tangiert mich wenig. So lange diese Ehe der Staatsräson dient, soll`s mir Recht sein. Und nun will ich nichts dergleichen mehr hören. Wenn du nicht gehorchst, so musst du mit Repressalien rechnen. Bereite alles vor, morgen brechen wir zu einer großen Treibjagd des Kurfürsten auf.

Der junge Fritz

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