Читать книгу Der junge Fritz - Dennis Christoph Mardo - Страница 6
Fünfer Auftritt An der Tafel des Kurfürsten
ОглавлениеFriedrich Wilhelm:
Na, mein Sohn, hat dir die heutige Treibjagd gefallen? Sie forderte dich anscheinend nicht genug, rührst du doch dein Mahle kaum an.
Friedrich schweigt ihn an
August der Starke:
Ist euer Sohn immer so schweigsam oder warum spricht er kein Wort, weder mit euch noch mit mir oder meinen werten Gästen? Ich bin mir sicher, er ist an Worten nicht karg, habe ich doch schon einiges über ihn in Erfahrung gebracht.
Friedrich Wilhelm:
Oh nein, euer Durchlaucht, Friedrich ist wahrlich kein wortkarger Junge, ganz im Gegenteil. Er diskutiert immer zu, foltert uns mit seinen Deklamationen von morgens bis abends. Und respektlos ist er obendrein, ich bitte vielfach um Verzeihung.
Er schlägt Friedrich auf den Hinterkopf
August der Starke:
Seid nicht zu hart zu dem Jungen, auch ich habe in meiner Jugend dem Vater einigesn Verdruss bereitet, denn auch ich war immer zu aufmüpfig. Zeugt es nicht von einem starken Charakter und Geist, sich keiner Autorität oder Instanz unterordnen zu wollen und immer zu seinen Standpunkt zu vertreten? Zeichnet nicht das den großen König aus? Grade rhetorisch begnadete versuchen immer zu, ihre Fähigkeiten der Praxis zu unterziehen und Wortgefechte für sich zu gewinnen, denn aus solchen gewinnen sie Belehrung. Ist dem nicht so, mein junger Prinz?
August spricht zu Friedrich
Friedrich:
Wahrlich, euer Durchlaucht. Ich selber hätte es besser nicht formulieren können. Doch manchmal muss auch der Klügste schweigen, kommt er doch gegen die Macht höherer mit Worten nicht an als würde man versuchen einen Ozean leer zu löfeln.
Friedrich Wilhelm schaut ihn wütend an
Friedrich Wilhelm:
Ach Unsinn, der hier will nur schwafeln . Der kluge Mann weiß, wo er steht und was er zu tun und zu lassen hat. Und vor allem benötigt er nicht tausend Worte, um etwas zum Ausdruck zu bringen, was vielleicht zehn benötigt. Immer zu muss er diskutieren, in seiner Selbstgefälligkeit, statt einfach des Vaters Anweisungen Folge zu leisten, wie es sich für einen Sohn und grade den des preußischen Königs gehört.
August der Starke zu Friedrich Wilhelm:
Wahrlich, wahrlich, euer Majestät. Auch ein Sohn muss gehorchen können und grade der Kronprinz sollte dem König und somit dem Staate keinen Kummer bereiten, hat dieser doch schon an genügend Fronten zu streiten, da kommt die familiäre Front sehr ungelegen. Vielleicht wäre es ratsam, etwas kürzer zu treten und die gottgegebene Hierarchie nicht zu missachten, junger Kronprinz.
Er schaut erwartungsvoll zu Friedrich
Friedrich:
Wenn der Mensch sich immer zu unterordnet, unter die "gottgegebene Ordnung", unter die Willkür eines Herrschers, so wird er dumm und öde. Er kann sich nicht entfalten, kann die Welt und die Menschen um ihn nicht zum Positiven verändern. Er lebt in geistiger und physischer Abhängigkeit, in einer statischen, archaischen Welt. Ein stupides Unterordnen ist meiner höchst unwürdig und undenkbar, ja ist eines jeden mündigen und freien Geistes undenkbar..
Friedrich Wilhelm schlägt ihm erneut und fester auf den Hinterkopf
Friedrich Wilhelm:
Da seht ihr es, stur und dumm wie ein Esel. Ein Schlappschwanz ist er, kein Soldat. Wie soll so einer mal das stolze Preußen und sein Heer führen? Mir graust es, wenn ich dies bedenke.
August der Starke:
So mancher Knabe vollzog in wenigen Jahren einen raschen Sinneswandel. Ich bin mir sicher, auch der junge Friedrich wird noch reifen und zu einem würdigen Thronfolger eurer Majestät werden. Womit beschäftigt er sich denn zuvörderst, junger Mann?
Friedrich:
Dem Flötenspiel und der Dichtkunst bin ich sehr zugeneigt, sie geben mir Zerstreuung in meinem oft doch sehr tristen und monotonen Alltag. Meine Neigungen spielen hier jedoch eine untergeordnete Rolle und sind in den Augen des Königs nicht erwünscht. Der König wünscht, dass ich mich doch mehr mit Wirtschaft, Politik und militärischen Exerzitien beschäftige, statt mit solchem Weiberkrame.
Friedrich guckt seinen Vater herausfordernd an
Friedrich Wilhelm:
Mit dem Flötenspiele lässt sich kein Krieg gewinnen, mit der Dichtkunst keine Diplomatie führen und Verträge zustande bringen. Den Tag, an dem mein Sohne dies einsieht, den sehne ich schmerzlichst herbei.
Friedrich:
Oh nein, Vater, ein Staat lebt nicht bloß vom Militär und von der Diplomatie. Ein Staat braucht eine Seele, Bürger mit Geist und Charakter, Bürger, die gerne in diesen Landen leben und die jenem Königreiche ein Gesicht geben. Verträge laufen aus, Armeen bestehen nicht ewig, doch ein guter Roman, ein großes Drama, eine Ode, eine Symphonie oder Komposition sind für die Ewigkeit, sie machen die Nation unsterblich und Persönlichkeiten, wie Dichter oder Komponisten zu den Gesichtern jener.
Friedrich Wilhelm erbost zu Friedrich:
Es reicht jetzt, du frecher Bengel. Bedanke dich beim Kurfürsten für den angenehmen Tag und das üppige Mal, wir brechen jetzt auf. Und dann wird dich das Exerzieren schon wieder zurecht biegen.
Friedrich zu August:
Euer Durchlaucht, ich bin euch zu tiefst dankbar, für die Zerstreuung auf euren Festen und Jagden und für euer köstliches und üppiges Mahl. Verzeiht mir bitte mein ungehobeltes Benehmen, doch ihr wisst ja, wo ich stehe. Euer Verständnis und Beistand gab mir Trost und neue Hoffnung.
August der Starke:
So denn, gehabt euch wohl und passet auf, auf eurer Rückreise, die Elbauen sind tückisch zu dieser Jahreszeit!. Auch ich danke euch, für die Gnade, euch kennengelernt zu haben, ihr habt mich sehr unterhalten und interessante Ausführungen gegeben.
Friedrich verlässt mit seinem Vater und einigen Dienern den Saal