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c) Benford-Analyse und weitere Anwendungsbeispiele
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Häufig führen gerade vorsätzliche manipulative Handlungen zu Auffälligkeiten im Buchungsstoff, die mit gängigen Analysemethoden durch Abhängigkeits- und Strukturanalysen sowie dem Aufzeigen von Zusammenhängen oder Relationen sichtbar gemacht werden können. Hierzu bieten Softwarelösungen auch mathematisch-statistische Verfahren, wie bspw. die Benford-Analyse, die Hinweise auf Auffälligkeiten innerhalb des analysierten Datenbestandes geben.[21]
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Der Benford-Analyse liegt die Annahme zugrunde, dass Zahlen einer bestimmten Häufigkeitsverteilung folgen. Insbesondere konnte empirisch wie auch mathematisch nachgewiesen werden, dass das Auftreten von Zahlen einer bestimmten Häufigkeitsverteilung unterliegt. Zahlen mit der Anfangsziffer 1 treten etwa 6,5-mal so häufig auf wie solche mit der Anfangsziffer 9. Liegt eine ausreichend große Datenbasis zugrunde, kann eine Abweichung von der anzunehmenden Häufigkeitsverteilung ein Indiz für eine Manipulation der Rechnungslegung sein.
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Ebenfalls konnte nachgewiesen werden, dass bestimmte Zahlen von Menschen unterbewusst und individuell favorisiert werden. Anwendungsfälle sind bspw. manipulierte Fahrten- oder Kassenbücher, in denen diese "Lieblingszahlen" entgegen der natürlichen statistischen Verteilung gehäuft auftreten. Die Finanzverwaltung setzt die Benford-Analyse sowie den der Benford-Analyse ähnelnden Chi-Quadrat-Test bei der Prüfung von Fahrten- und Kassenbüchern ein. Die Verfahren werden – sofern die Datenbasis den Anforderungen genügt – seitens der Finanzgerichte anerkannt.
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Ein weiteres Beispiel für vorsätzliche manipulative Handlungsmuster, die durch eine Benford-Analyse aufgedeckt werden können, ist die sog. „Salamitaktik“. Diese wird häufig im Einkauf eines Unternehmens angewandt, um die im Rahmen des internen Kontrollsystems definierten und in den IT-Systemen über die Berechtigungskonzepte umgesetzten Genehmigungsverfahren zu umgehen. Ist bspw. für einen Einkauf ab einem Volumen von 10 000 EUR eine Genehmigung erforderlich und kann eine markante Häufung von Beträgen unterhalb dieses Schwellenwertes festgestellt werden, wäre dies ein starkes Indiz für eine Manipulation hinsichtlich einer Splittung von Beträgen oder zumindest einer bewussten Umgehung der implementierten Kontrolle.
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Neben den oben dargestellten Fällen existieren selbstverständlich auch "natürliche" Ursachen für eine Häufung von Zahlen oder Beträgen, wie bspw. die Preispolitik eines Unternehmens oder die Lieferpolitik eines Lieferanten. Hier wird deutlich, dass die Massendatenanalyse nur Hinweise und Indizien liefern kann, jedoch für einen Nachweis und eine gezielte Aufdeckung doloser Handlungen weitere Prüfungshandlungen erforderlich sind.
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Die Splittung von Beträgen wird bspw. auch bei Bargeldeinzahlungen auf Bankkonten praktiziert. Ab einer Betragshöhe von 15 000 EUR greifen die Sorgfaltspflichten nach § 3 Abs. 1 GWG. Die Geschäftsbeziehung mit dem Bankkunden wäre demnach einer kontinuierlichen Überwachung zu unterziehen. Ebenfalls könnte die Herkunft des Geldes erfragt werden.
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Die gesetzlichen Anforderungen an Kreditinstitute hinsichtlich der Datenverarbeitung sind im Vergleich mit anderen Branchen besonders hoch. So haben Kreditinstitute nach § 25h Abs. 2 KWG i.V.m. §§ 3 Abs. 1 und 9 Abs. 2 GwG angemessene Datenverarbeitungssysteme zur Überwachung der Kundenbeziehungen und der Transaktionen ihrer Kunden einzurichten. Diese Systeme müssen in der Lage sein, Sachverhalte zu erkennen, die im Hinblick auf Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonstige strafbare Handlungen zweifelhaft oder ungewöhnlich erscheinen.
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Kreditinstitute erfüllen diese Anforderungen durch den Einsatz von Systemen, die kontinuierlich Massendaten (Kunden-, Transaktions-, und Kontendaten) analysieren und die Analyseergebnisse in Form von Trefferlisten zur Verfügung stellen. Die Vielfalt der in diesen Systemen hinterlegten Prüfroutinen zeigt die Einsatzmöglichkeiten der Datenanalyse auf. So verfügen die führenden Systeme über weit mehr als einhundert Prüfungsschritte bereits im Auslieferungszustand. Mehrere Millionen täglicher Banktransaktionen können über entsprechend parametrisierte Systeme auf eine gut handhabbare Menge an Treffern reduziert werden.