Читать книгу Waldpfade Stuttgart - Dieter Buck - Страница 9

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Waldgenuss – unterwegs auf stillen Pfaden


Der Entringer Stein im Schönbuch ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wegweiser früher gestaltet waren (Tour 9).

Wer den Wald mit allen seinen Sinneseindrücken so richtig genießen will, sucht sicher einsame Wege und keine breiten Waldautobahnen. Dies ist in einem so dicht besiedelten Gebiet wie rund um Stuttgart, in dem die Wanderungen dieses Buchs stattfinden, eher schwierig. Vor allem: Wo es schön ist, sind auch die anderen Wanderer. Trotzdem wurde darauf geachtet, immer wieder von den belebten Hauptschlagadern des Wander- und Spazierverkehrs wegzukommen. Möglich war dies allerdings nicht immer.

Jeder kennt es, dass man bei einer Wanderung schon nach relativ kurzer Zeit in eine Art meditative Stimmung gerät. Besonders intensiv empfindet man das bei einer Waldwanderung, vor allem allein oder in einer kleinen Gruppe, wenn die Gespräche verstummt sind. Was man deshalb vielleicht auch mit dem Begriff Waldpfade verbindet, sind stille Wanderungen. Trubel, gar laute und quirlige Events, sind dem Wald und dem Waldgenuss sicher nicht angemessen. Ganz abgesehen von dem Leid und Stress, den die Tierwelt damit hat. Stille Wege, Vogelgezwitscher, die eigenen Schritte, womöglich den eigenen Herzschlag hören oder spüren, das ist Waldgenuss. Zum Genuss gehören aber auch kürzere Touren, die keine sportlichen Höchstleistungen verlangen, nach denen man ausgepowert am Ziel ankommt. Im Vordergrund der Touren in diesem Buch stehen deshalb eher stiller Waldgenuss, Besinnung, Kontemplation.

Dazu passt es, dass Waldwanderungen auch im Regen gut möglich sind. Vor allem im Sommer schützt das dichte Blätterdach vor starkem Niederschlag – allerdings mit dem Nachteil, dass es auch nach dem Regen noch eine Weile nachtropft. Aber halt nicht stark. Wer bei solchem Wetter unterwegs ist, sollte sich eher befestigte Wege aussuchen – auf Naturpfaden kann eine Regenwanderung leicht zur Rutschpartie werden.

Zum Waldgenuss gehören auch die Früchte des Waldes: Brombeeren und Himbeeren, Bucheckern, Pilze und Bärlauch. Wobei man bei Bucheckern nicht zu viel essen sollte und bei Pilzen nur diejenigen, die man hundertprozentig kennt – jedes Jahr sind Todesfälle zu verzeichnen, weil jemand giftige Pilze verzehrt hat. Ebenso sterben jedes Frühjahr Menschen, weil sie Bärlauch mit Maiglöckchen verwechseln.

In den Wäldern findet man seltener die großen landschaftlichen Sensationen und Landschaftseindrücke, dafür aber viele kleine versteckte Kostbarkeiten und Kleinode, seien es nun Orchideen oder markante Bäume, die teilweise als Naturdenkmale ausgewiesen sind, kulturhistorisch bedeutsame Markungssteine oder Wegweiser, Gedenksteine und vieles mehr.

Ausrüstung

Was braucht man zum Wandern im Wald? Eigentlich nichts Besonderes. Man zieht sich eine wandergeeignete Kleidung an: gut waschbar, bequem und je nach Wetter auch wind- und regendicht (oder zumindest -abweisend), aber auch atmungsaktiv. Das gilt ebenso für einen Anorak. Jeans als Hosen sind, wenn es nicht absolut regensicher ist, weniger geeignet: Einmal nass geworden, dauert es lange, bis sie wieder trocken sind. Da man auf Waldpfaden auch manchmal auf engen Wegen unterwegs ist, in die vielleicht dornige und stachelige Zweige ragen, sollte der Stoff fest sein und nicht gleich kaputt gehen, wenn man mal von einer Brombeere »angegriffen« wird. Der Fachhandel hat ein großes Angebot an wandergeeigneter Kleidung auf Lager, sogar nach Geschlechtern getrennt.

Wichtig sind aber vor allem die Schuhe, hier sollte man nicht sparen. Gute wasserdichte Wanderschuhe, knöchelhoch und mit einer Sohle, mit der man problemlos über Wurzeln und Steine steigen kann, sind sehr zu empfehlen.

Ganz brauchbar sind immer wieder ein Taschenmesser, eine Schnur und eine Tüte (für den Abfall, aber auch zum Sammeln von Fundstücken, vor allem wenn Kinder dabei sind). Nicht gern daran denken möchte, sollte man aber: Verletzungen sind immer möglich, gerade auf Pfaden hat man sich schnell mal den Fuß übertreten. Eine elastische Binde kann hierbei Wunder wirken und zumindest den Weg zurück zum Ausgangspunkt ermöglichen. Einen Schnitt, einen Riss, eine aufgeschürfte Stelle hat man sich ebenfalls schnell zugezogen – hier sind Pflaster oder Verband und ein Desinfektionsmittel im Rucksack hilfreich. Gegen Insektenstiche gibt es Geräte, mit denen man einen Stachel oder das Gift in der Stichstelle entfernen kann, oder Geräte und Salben, um den Juckreiz zu mildern (in der Apotheke erhältlich).


Die kleine Rindenhütte beim Eisenbachhain im Schönbuch bietet sich für eine Rast an (Tour 8).


In ein paar Wochen wird man hier am Weiher bei der Teufelsbrücke im Schönbuch lautes Froschgequake hören (Tour 13).


Typischer Fels aus Massenkalk auf der Schwäbischen Alb (Tour 31)

Gefahren im Wald

Löwen, Tiger und giftige Spinnen treffen wir in unseren Wäldern zwar nicht an, aber es gibt ein paar Dinge, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen haben und über die man sich Gedanken machen sollte. Wälder sind immer auch Zeckengebiete. Für dieses Buch gilt dies insbesondere bei Wanderungen im Schönbuch und im Schwarzwald. Ein Zeckenbiss kann schwere Komplikationen verursachen, über Hirnhautentzündung bis hin zur Borreliose. Es empfiehlt sich dringend, geschlossene Kleidung zu tragen und die Hosenbeine in die Schuhe zu stopfen, um den Beißern die Angriffsflächen nicht gerade auf dem Silbertablett anzubieten. Nach der Tour sollte man sich absuchen, am besten sogar duschen und bei Zeckenbissen in den nächsten Tagen auf Rötungen um die Bissstelle achten (dann ist ein Arztbesuch angesagt!). Gegen Hirnhautentzündung kann man sich impfen lassen – lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten.

Insbesondere auf der Schwäbischen Alb besteht Gefahr durch den Fuchsbandwurm, einen Parasiten, der auch den Menschen befallen kann. Geschädigt werden vor allem die Leber, manchmal auch Lunge und Gehirn. Dass man befallen ist, wird oft so spät bemerkt, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Vorsorgen kann man, indem man keine Beeren o. Ä. im Wald isst, zumindest keine in Bodennähe, und sein Vesperbrot nicht ins Gras o. Ä. legt. Händewaschen, wenn möglich unterwegs, aber auf jeden Fall daheim, ist hier angesagt!

Ursache für eine Erkrankung durch das Hantavirus sind oft Rötelmäuse bzw. deren Ausscheidungen. Sie werden beim Wandern z. B. im trockenen Laub aufgewirbelt, und der Erreger wird eingeatmet. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr von April bis September.

Anforderungen

Vom einfachen Spaziergang bis zur fordernden Halbtagestour ist in diesem Wanderführer für jeden Geschmack etwas geboten. Alle Touren schaffen Wanderer mit einer durchschnittlichen Kondition problemlos. Die angegebenen Gehzeiten gelten für mittleres Tempo mit kurzen Pausen. So bleibt ausreichend Zeit zum Schauen, Fotografieren und Genießen der Natur.

Die Schwierigkeitsgrade hängen auch vom Zustand der Wege und Pfade sowie von der Beschaffenheit des Geländes ab.


Leicht: Spaziergänge auf guten, meist ebenen Wegen mit geringen Steigungen und mit einer Dauer von bis zu drei Stunden

Mittel: Wanderungen bzw. Spaziergänge mit geringen Steigungen und mit teils schwierigen Wegbedingungen, wie z. B. hervorstehende Baumwurzeln oder umgestürzte Bäume

Schwer: Längere Wanderungen mit z. T. mehr Höhenmetern, die auch Trittsicherheit und teilweise Schwindelfreiheit voraussetzen

Tetanus (Wundstarrkrampf) kann man sich durch eine Verletzung (Stich, Biss, Schnittwunde) und Verunreinigung der Wunde holen. Die meisten Menschen sind wahrscheinlich dagegen geimpft. Eine weitere Gefahr ist eine Blutvergiftung (Sepsis), die man sich durch eine Verletzung (Stich, Biss, Schnittwunde) zuziehen und die unbehandelt zum Tode führen kann. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.


Zu den ersten Blühern nach dem Winter gehört u. a. der Seidelbast.

Mit Kindern im Wald

Kinder sind normalerweise begeisterte Waldwanderer, gibt es hier doch immer viel zu sehen, zu beobachten und zu spielen. Geht man mit Kindern auf eine Waldwanderung, ist es immer sinnvoll, etwas zum Transport von Fundstücken (Tannenzapfen, Samen, Versteinerungen etc.) dabeizuhaben. Schnur, Taschenmesser, Malsachen oder bei kleineren Kindern auch Spielfiguren machen eine Waldwanderung für den Nachwuchs interessant, sodass man zu einer Wanderwiederholung vermutlich keine großen Überredungskünste braucht.

Orientierung im Wald und Bestimmen von Bäumen, Blumen und Tieren

Die im Buch abgebildeten Karten sind schon allein sehr hilfreich. Welches Kartenmaterial man sich dazu besorgen sollte, ist bei den jeweiligen Wanderungen aufgeführt. Sehr nützlich sind auch Apps für Smart- oder iPhone. Hier sollte man aber darauf achten, dass man sich aus den jeweiligen Stores solche herunterlädt, die kein Internet benötigen – das ist im Wald, insbesondere weit weg von Siedlungen oder in Schluchten, sehr oft nicht vorhanden. Gut geeignet sind die kostenlosen Apps MAPS.ME und PhoneMaps, die einem recht zuverlässig anzeigen, wo man sich gerade befindet, wenn man mal die Orientierung verloren hat. Auch mit Komoot wurden gute Erfahrungen gemacht. Wer sich die angebotenen Tracks zu den Wanderungen herunterlädt, hat keine Probleme mit der Orientierung.


Nach der Wanderung tut eine Bootsfahrt auf dem Ebnisee im Schwäbischen Wald gut (Tour 22).

Nach dem Motto »Man sieht nur, was man weiß« ist es ganz nützlich, wenn man das, was man um sich herum sieht, auch erkennen kann: Bäume, Blumen, Tiere. Neben vielen Büchern gibt es auch hierzu zahlreiche Apps. Zur Bestimmung von Vögeln werden zudem Bücher angeboten, bei denen man mittels einer App oder einer Art »Stift« Vogelstimmen hören kann.

Unsere Waldlandschaften

Die Wälder, die auf den Touren dieses Buchs besucht werden, sind die Naturparke Schönbuch und Schwäbisch-Fränkischer Wald sowie der Schurwald – sie tragen das Thema ja bereits im Namen. Dazu finden Sie hier Wanderungen im Bereich der Stadt Stuttgart selbst – früher nannte sie sich ja auch »Großstadt zwischen Wald und Reben –, im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und anderen Bereichen um die Landeshauptstadt.

Besonderheiten in den Wäldern

Die ganz großen Sensationen der Natur findet man in den Wäldern eher selten, dafür aber kleine Kostbarkeiten. Hier eine junge Pflanze oder ein zarter Baumtrieb, der aus einem alten, dem Totholz, wächst, dazwischen die eine oder andere Orchidee. Auch lustig vor sich hinplätschernde und strudelnde Bäche erfreuen den Wanderer, ebenso Wasserfälle, Felsmassive oder wilde Schluchten.

Totholz ist wichtiger Bestandteil eines naturnahen Walds. Wo Wälder natürlich altern dürfen und man nicht jedes Stückchen Holz weg-, sprich: aufräumt, da entsteht neuer Lebensraum. Käfer, Asseln, Würmer und Pilze fühlen sich hier wohl. Sie zersetzen das Holz des abgestorbenen Baums, das somit wieder mit dem Waldboden eins wird. Das Holz bleibt auch als Lebensraum für Moose – von denen es bald überwuchert wird – und Farne liegen, und man lässt langsam vermodern. So bietet es u. a. einer Vielzahl von Insekten Nahrung und Wohnung. 13 000 Käferarten, vor allem Hirsch- und Bockkäfer, leben im und vom Totholz. Für Schwarzspecht und Hohltaube, aber auch für Eulen- und Kauzarten sind abgestorbene Laubbäume Brutplätze. Und fast alle Fledermausarten sind auf Höhlen im Totholz angewiesen. Zudem dient Totholz an nassen und kalten Standorten mit hoher Krautflora als »Brutbett« für die nächste Waldgeneration. Etwas Besonderes sind die Larven des äußerst seltenen Alpenbockkäfers. Sie ernähren sich ausschließlich von zerfallendem Holz. Sonst, wie der Name schon sagt, in den Alpen beheimatet, findet man sie auch hier auf der Schwäbischen Alb. Grundsätzlich sind über 240 verschiedene Käferarten auf das Holz der Buche angewiesen, 650 Arten gar auf das Holz der Eiche. Im Bannwald soll sich ein »Urwald von morgen« entwickeln, außerdem dient das Gebiet als wissenschaftliche Beobachtungsfläche für die Urwaldforschung. Hier findet man nicht nur einen Wald, der wächst, wie er will, sondern auch eine große Zahl von abgestorbenen Bäumen. Bei ihrer Zersetzung spielen Pilze eine wichtige Rolle, denn nur sie und Bakterien können Holz zersetzen. So wachsen von den rund 4000 Großpilzen in Deutschland etwa 1500 Arten auf Totholz, einem wichtigen Lebensraum für bestimmte Insekten, Spinnen und Asseln – und diese wiederum sind Lebensgrundlage für Vögel wie Gartenrotschwänze, Haubenmeisen, Schwarzspechte und Waldbaumläufer. Auch Dreizehenspechte, die vor 1988 im Schwarzwald fast verschwunden waren, fühlen sich hier wohl. Der Vogel schlägt sich im Lauf seines Lebens zahlreiche Schlaf- und Bruthöhlen, in denen später auch Sperlingsund Raufußkäuze leben bzw. im Winter tote Mäuse als Nahrungsvorrat verstecken. Die Höhlen werden zudem von Fledermäusen und Gartenschläfern genutzt. Darüber hinaus dient das Totholz auch als Lebensraum für Flechten und Moose.


Wilde Landschaftsszenerien prägen die Wanderung durchs Felsental der Kleinen Schrecke (Tour 27).


Baumruine beim Herrenberger Waldfriedhof; Lehrpfadschilder vermitteln Wissenswertes (Tour 10).

Bus & Bahn

Bei den meisten Touren lohnt sich die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für Fahrpläne und sonstige Auskünfte informiert man sich dazu vor der Tour am besten unter www.vvs.de oder www.efa-bw.de.

Waldpfade Stuttgart

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