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British Petrol, ein Weltreich wird geboren

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Großbritanniens Interesse an Persien begann im frühen 19. Jahrhundert. Dieses Interesse führte zu Spannungen mit dem zaristischen Russland, dem nördlichen Nachbarn Persiens. Das anglo-russische Abkommen von 1907 zu St. Petersburg half, den fast ein Jahrhundert langen Konflikt zu stabilisieren.

Das Ergebnis war ein dreigeteiltes Persien: eine nördliche Zone, welche dem Zarenreich als Einflussgebiet zugestanden wurde, der südöstliche Teil Persiens kam unter britische Verwaltung; beide Gebiete wurden durch eine neutrale, persische Zone voneinander abgegrenzt.

Während Persien ein wichtiges Gebiet mit erheblichen Vorteilen für die Absicherung des Zarenreichs darstellte und deswegen möglichst vollständig unter russischer Kontrolle sein sollte, hatte Großbritannien hingegen kein territoriales Interesse. Englands Sorgen galten den wirtschaftlichen Interessen an den Ölfeldern (die zwei Jahre später entdeckt wurden) sowie der militärischen Absicherung von Indien, seinem Kronjuwel im Osten.

Drei überdimensionale Briten waren die Geburtshelfer von Britisch Petrol im Jahre 1909: der unternehmerische Freibeuter und Anglo-Australier namens William Knox D'Arcy, ein Unterstaatssekretär namens Winston Churchill und der Chef der Royal Navy, »Oilmaniac« Admiral Sir John Fisher.

Churchill war vom 9. Dezember 1905 bis 24. April 1908 Unterstaatssekretär für die Kolonien. Er war der Vertreter des Kolonialministers, zuständig für die Angelegenheiten der britischen Kolonialverwaltung und Sprecher des Ministeriums in Kolonialfragen. William Knox D'Arcy war Rechtsanwalt, erfolgreicher Goldgräber in Australien, welcher nach der Heimkehr in Persien spekulierte – in Erdöl. Und John Fisher war Soldat.

Wenn es einem einzelnen Mann erlaubt sein sollte, den Titel als Vater der gesamten Ölindustrie im Nahen Osten zu erhalten, dann – so die von BP autorisierte Geschichte – muss D'Arcy diese Ehre zuteilwerden. Es ist wahr. Nachdem er im australischen Goldrausch ein Vermögen angehäuft hatte, spekulierte er 1901 auf Berichte, dass es Erdöl im Südwesten von Persien im Überfluss gäbe. Die Explorationsrechte für 60 Jahre, über ein Gebiet das dreimal so groß war wie die Bundesrepublik, kosteten 40.000 Pfund, zur Hälfte in bar und der Rest in Aktien der Anglo Persian Oil Company, zu zahlen an die persische Verwaltung. Der Schah wurde mit sechzehn Prozent des Nettogewinns bedacht und die verschiedensten Würdenträger erhielten die üblichen Bestechungsgelder.

Während der ersten sechs fruchtlosen Jahre der Exploration wurden D'Arcy und seine Anglo Persian Oil Company (APOC) von Admiral Fisher – getrieben von dessen Anspruch, die Royal Navy von Kohle- auf Ölfeuerung umzustellen – am Leben gehalten. Schließlich gab D'Arcy 1908 Order, alle weiteren Explorationen wegen Erfolglosigkeit einzustellen. Zur gleichen Zeit wurde Öl bei Majid-i-Suleiman, auf einer Hochebene im Zagros-Gebirge, eine ergiebige Quelle entdeckt. Das Ölfeld wurde sofort von den India Bengal Lancers gesichert, als wäre es britisches Territorium. Das konnte aber nichts anders bedeuten, als dass die Bohraktivitäten ständig von britischen Truppen im neutralen Persien abgesichert wurden. Wie die Karte zeigt, konnte die nächste britische Garnison nur in Kerman sein, 1.300 Kilometer vom Fundort entfernt.

Der ekstatische Leutnant Wilson sendete eine verschlüsselte Nachricht an seine Vorgesetzten: »Psalm 104, Verse 15, 3. Satz: That he may bring oil out of the earth to make him a cheerful countenance.«

Es muss mehr als Zufall gewesen sein, dass gerade Churchills altes Kavallerieregiment, die Bengal Lancers, zur Sicherung der Quellen bereitstand. Churchill hatte in diesem Regiment 1897 an einem blutigen Feldzug gegen afghanische Paschtunen – Vorfahren der Taliban – an der Nordwestgrenze des von Briten besetzten dreigeteilten Persiens teilgenommen.

Dies war die erste kommerziell signifikante Entdeckung von Öl im Nahen Osten. In Wahrnehmung der Interessen, sowohl für das Empire wie die Gesellschaft, hat Wilson im Verbund mit den lokalen Stämmen eine Pipeline (die erste in der Region) zwischen dem Ölfeld und den Raffinerien in Abadan, 138 Meilen entfernt, gebaut. Das war der Anfang der Integration der Firma mit Großbritanniens großer imperialer Strategie, wie sich offensichtlich später mit den Diensten Wilsons als Prokonsul des neugeborenen Irak und als APOC-Geschäftsführer bewies.

Mit einer Kabinettsvorlage Oil fuel supply for his Majesty's Navy vom 16. Juli 1913, wies Churchill als 1st Sealord, darauf hin, dass es notwendig wäre, mindestens einen Ölvorrat für sechs Monate zu haben, um eine minimale Sicherung des Empires durch die Flotte zu gewährleisten. Er schlug zwei unmittelbare Maßnahmen vor:

1 Sofortige Aufstockung des Vorrates für den sechsmonatigen Mindestbedarf.

2 Den Abschluss von Kontrakten mit Firmen, um die ununterbrochene Versorgung zu garantieren, sowie den Bau von Tanklagern.

Weiterhin definierte er drei grundsätzliche Prinzipien über die Verwaltung und den Einsatz des Ölvorrats:

 Eine flächendeckende globale Verteilung der Vorräte, um lokale Engpässe abzudecken, gepaart mit Flexibilität aller Lagerplätze, um im Verbund Ausfälle zu kompensieren.

 Die Schaffung eines weltweiten Ölmonopols, um sicherzustellen, dass die Flotte weltweit logistisch versorgt werden kann.

 Sicherstellung, dass die Admiralität ihr Öl von Quellen bezieht, welche unter britischer Kontrolle oder unter deren Einflussbereich liegen und an Seerouten, welche die Admiralität leicht und sicher beschützen kann.

Mastery itself was the prize of the venture [9], so bezeichnet der 39-jährige Urenkel des 1st Duke of Marlborough diese politische Entscheidung (Die Macht an sich war der Grund für dieses Unternehmen.). In Seeräubermanier raubte er dem geistigen Vater dieser strategischen Entscheidung, Admiral Oilmaniac Fisher, den Verdienst der Vision.

Das Endergebnis war, dass die britische Regierung unter Federführung von Winston Churchill als 1st Sealord 51 Prozent des APOC-Kapitals übernahm; es wurde ein langfristiger Liefervertrag mit der britischen Admiralität abgeschlossen [2] .

Mit dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches in den Weltkrieg erhielt die russische Öffentlichkeit erst ihr eigentliches Ziel für die Kriegsteilnahme: Die russische Gesellschaft erwartete die Stadt Konstantinopel und die Dardanellen als höchsten Siegespreis; die Militärs das persische Öl.

Die Einbringung der Meerengen war der »alte slawophile Traum« der nationalistisch gesinnten Kreise Russlands. Demzufolge warnte Außenminister Sasonow am 4. März 1915 Großbritannien und Frankreich, die ohne russische Beteiligung an den Dardanellen kämpften, dass jede Lösung, die Russland nicht Konstantinopel und den Bosporus einbrächte, unbefriedigend und unsicher wäre. Mit dem Vertrag über Konstantinopel um die Meerengen, bestehend aus den Notenwechseln vom 19. Februar bis zum 4. März 1915, sicherten die Briten den Russen zu:

… the British Government has expressed to us in writing full accord in the matter of the annexation by Russia of the Straits and Constantinople within the boundaries fixed by us … [11]

Für den britischen Außenminister Edward Grey war das Abkommen zwar ein »Wechsel auf eine unbestimmte Zukunft«, dennoch bildete der Verzicht auf ein Objekt, das eigentlich den wertvollsten Preis des Krieges bildete, den völligen Umsturz der traditionellen Politik der britischen Regierung.

Zar Nikolaus II reagierte begeistert und großzügig:

"Nehmen sie das rechte Rheinufer, nehmen sie Mainz, nehmen sie Koblenz, gehen sie noch weiter, wenn es ihnen passt." Neben dieser Freiheit in der Bestimmung der deutschen Westgrenze stimmte er auch Frankreichs Forderungen in Syrien, Kilikien und Palästina, außer an den heiligen Plätzen, zu. [12]

Unter dem Eindruck der ersten Kriegsmonate, dem Verlauf des Krieges mit seinen ungeheuren Opfern, gab England seinen altgewohnten Anspruch als erste. Weltmacht auf. Die vorgesehene Sicherung der nordwestlichen Grenze zu Persien und die Kontrolle der transkaspischen Gebiete wurden abgebrochen, Winston Churchill vom Parlament als Schuldiger der unglückseligen Mission erkannt und als 1st Sealord entlassen. Der erste große Paradigmenwechsel hatte stattgefunden, welcher im Endeffekt den Untergang des britischen Empires einleitete. Um diesen Gesichtsverlust zu rechtfertigen, wurde dann nach Kriegsende beschlossen, zwischen Persien, Indien und Russland starke transkaspische Pufferstaaten einzurichten und so den Zugang der Russen in diese Gebiete zu erschweren.

[9] Churchill , 1923, Seite 155-156

[10] Interessant wäre zu wissen, wie viel Aktien das Königshaus und Churchill zu diesem Zeitpunkt an der APOC hielten.

[11] ... die britische Regierung hat uns schriftlich ihre volle Übereinstimmung in der Frage der Annexion der Meerengen von Konstantinopel innerhalb der von uns gesetzten Grenzen, zugesichert …

[12] Weitgehend dem deutschen Wikipedia entnommen.

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