Читать книгу GEOCACHING 2.5 - Der neue EUROPARK in Oberstdorf - Dieter Krampe - Страница 12
Kapitel 6 - Friedrichshafen Flughafen 24.04. 20:00
ОглавлениеDr. Werner Brandenburg sitzt am Fenstertisch des LSC-Restaurants am Flughafen in Friedrichshafen und schaut verträumt in den Abendhimmel. Die rote Sonne versinkt gleich neben der hohen Halle des „Fairfit-Fitnesscenters“ hinter der Silhouette der Bodenseestadt. Brandenburg kaut genüsslich seine Gobbetti alla Caprese und versucht dabei, ein Basilikumblatt genau auf die letzte Hörnchennudel zu platzieren.
Nachdem er am Nachmittag erfahren hat, dass auch sein letzter Aspirant auf die Bewirtungskonzession im neuen „Europark“ im Oytal bei Oberstdorf die Stelle nicht antreten können wird, – Herbert Vasiljevs, der Wirt der Fiskina in Fischen, war bei einem Fluchtversuch vor der Kemptener Kriminalpolizei tödlich verunglückt – hat der Notar sofort den neuen Mitgesellschafter „Didi“ Matheschlitz angerufen, der ihn aber sogleich beruhigen konnte:
„Lieber Dr. Brandenburg, nun mal schön die Ruhe behalten. Die Grundsteinlegung zum „Europark“ ist doch erst in neun Tagen. Bis heute Abend lege ich Ihnen einen fertigen Vertrag vor.“
Brandenburg war durch diese Einlassung des „Red Bull“-Besitzers ein riesengroßer Stein vom Herzen gefallen. Er hatte seine Sekretärin sogleich angewiesen, alle weiteren Termine in der Kanzlei abzusagen und ist mit der Bodensee-Oberschwaben-Bahn BOB 87594 zum Treffpunkt zum Flughafen Friedrichstadt herausgefahren. Hier erwartet er nun total entspannt das Eintreffen des österreichischen Mäzens. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, hat sich der Notar sein Lieblingsgericht bestellt, da ihm sein Magenknurren peinlich war. Er glaubte, dass die anwesenden Gäste schon irritiert zu ihm herüber schauen würden.
Endlich vernimmt Brandenburg das ferne Knattern eines Hubschraubers. Nach einigen Sekunden und dem Anschwellen des Dezibel-Pegels schwebt der lila farbene Privat-Helikopter mit dem roten Bullen auf gelbem Grund, die umgebaute BO105 C, von Didi Matheschlitz selbst geflogen, über dem Speziallandeplatz. Der österreichische Unternehmer und Energy-Drink-Hersteller setzt gekonnt auf der markierten Fläche vor der Flugschule LSC auf, stellt den Rotor ab und springt erstaunlich dynamisch mit seinen siebzig Jahren aus dem Cockpit. Der Milliardär trägt eine hellbraune Lederjacke, eine hellblaue Jeans und braune Cowboystiefel mit Silbernieten. Er greift sich seinen schwarzen Aktenkoffer und läuft zur kleinen Pizzeria im Nebengebäude.
Werner Brandenburg steht zur Begrüßung des neuen Mitgesellschafters zackig auf. Mit seinem schwarzen Samtanzug kommt er sich nun etwas overdressed vor. Aber Matheschlitz lächelt ihm entgegen und erwidert leger seine kleine Verbeugung.
„Grüß Sie Gott, Herr Doktor. Es tut mir a bisserl leid, aber ich bin kurz hinter München in ein Schlechtwettergebiet geraten und musste einen kleinen Umweg fliegen. Aber es hat sich gelohnt.
Die beiden setzen sich und Matheschlitz öffnet sogleich seinen Aktenkoffer. Er reicht dem Notar kommentarlos, aber mit einem verschmitzten Lächeln ein Schriftstück herüber und bestellt gleichzeitig eine Flasche Champagner und zwei Gläser.. „Und zwar, den besten, den ihr hier habt.“
Dr. Brandenburg schaut überrascht zu seinem Gegenüber und macht eine ablehnende Handbewegung. Aber bevor er etwas sagen kann, wiegelt der ab:
„Nicht doch, Herr Doktor, nur keine falsche Bescheidenheit. Heute haben wir etwas zu feiern.“
Brandenburg zieht geschlagen seine Hände zurück und vertieft sich in das Papier. Er liest langsam und aufmerksam. Matheschlitz schaut ihn erwartungsfroh an. Aber Brandenburg zeigt kaum Regung. Dann senkt er den Vertrag und nickt anerkennend.
„Alfred Schubäck ist also Ihr großer Unbekannter.“
„Als Sie mir heute Nachmittag am Telefon sagten, dass Sie die Stelle im Wirtshaus des „EUROPARKS“ für unsere Grundsteinlegung nicht mehr termingerecht ausschreiben könnten, dachte ich sofort an meinen Spezi vom FC Bayern.“
„Vom Fußball habe ich keine Ahnung, Herr Matheschlitz.“
„Na, Sie kennen zumindest den besten deutschen Fußballklub. Nun, Alfred Schubäck kocht seit Jahren für die Profimannschaft bei Auswärtsspielen in der Champions League. Und da bin ich naturgemäß des Öfteren dabei.
„Ich kenne Schubäck nur vom Fernsehen, da spielt er immer den Heilsbringer, der sich mit Gewürzen und ihren Wirkungen auskennt.“
„Genau, das ist sein Tick. Aber genau der passt doch in unser Konzept für den Park: heimisch und gesund, anspruchsvoll und elitär!“
Brandenburg nickt zustimmend immer heftiger. „Also gut, wenn Sie meinen.“
„Klar doch, Herr Doktor, und übrigens ist mir der Alfred noch etwas schuldig. Er hat mir sogar versprochen, zum Spatenstich selbst aus München herüberzukommen.“
„Das ist natürlich phänomenal.“ Brandenburgs Miene hellt sich immer weiter auf. „Das hätte ich vor wenigen Stunden nicht mehr erwartet. Und jetzt scheinen sich alle Probleme in Nullkommanichts aufzulösen.“
Barbarella, die schöne langhaarige Tochter des Vereinswirts schlürft an den Tisch und stellt die Sektgläser und eine Flasche „Baron-Fuenté La Révélation Brut“ auf den Tisch.
Didi Matheschlitz erkennt sofort, dass das Mädchen noch nicht oft eine derartige Bestellung erhalten hat. „Danke, Bella, ich mache das schon.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, greift er sich die Champagnerflasche und entkorkt sie beinahe geräuschlos. Barbarella lächelt ihm unschuldig zu und schwebt wieder zurück hinter den Tresen.
„Sie können sich vorstellen, lieber Doktor, dass ich nicht nur wegen der Unterschrift hergefolgen bin. Ich habe mich noch mit Dr. Vetterli von der CHAT MEDICAL und Herrn Winterscheid von der EUROMIX TECHNOLOGY, den beiden anderen Mitgesellschaftern also kurzgeschlossen. Wir sind alle drei der Meinung, der „EUROPARK“ braucht einen Geschäftsführer, der sich in nächster Zeit voll und ganz um den Aufbau und die Entwicklung des Freizeitparks kümmert.“
Matheschlitz macht eine kleine Kunstpause und schaut Dr. Brandenburg nun entschlossen ins Gesicht.
„Ich möchte mit Ihnen anstoßen, Dr. Brandenburg. Denn Sie sollen unser Geschäftsführer werden.“
„Worüber ich natürlich noch eine Nacht schlafen müsste.“
„Wie Sie meinen, Dr. Brandenburg. Aber ich bin sicher, dass Sie bei unserem finanziellen Angebot nicht ´nein´ sagen können.“