Читать книгу Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten - Dietmar Halbhuber - Страница 11
Bomben-Geburt
ОглавлениеUnd???
Wo liegt die Mama vom kleinen Huberchen, da die Hebamme den zwischen ihren Beinen heraus in die Welt hinein zieht? Wenn nicht:
Auf dem Fußboden!
Neben einem Schreibtisch!
Jenem Möbel also, an dem unser Hans später im Leben, Schreiber, der er ja doch all die vielen Jahre lang war und ist, so oft sitzen würde!
Das etwa kein Zeichen???
Und???
Warum liegt die Mama da?
Strom-Ausfall mal wieder – in der ganzen, kleinen Stadt. War doch eben noch Krieg gewesen. Und hatten die Bomben, die da massenhaft auf die nahe Großstadt Chemnitz geballert waren, auch das EWerk ins Mark getroffen, das bis dahin alle Orte ringsum mit Strom versorgt hatte und in dem es heute wohl wieder eine Havarie gab.
Und also auch Hansens Geburts-Stadt nun:
Zappenduster!
Finster allüberall!
Aber der Reihe nach!
Erst mal hatte der aufgeregt Werdenden Vat’l die junge Werdende Mutt’l – mit immer mal wieder Pausen zwischendurch – von zu Hause her durch den dunklen Stadtpark nach hier zum Krankenhaus hin angeschleppt. Wollten die Wehen den kleinen Hans doch unterwegs schon in die Welt hinein treiben.
Endlich doch im Haus der Kranken angekommen, hatte die flugs herbei geholte Amme die beiden Werdenden Eltern aber nicht in den lichtlosen, „Schreisaal“ 24 hinein beordert, wie das an sich so üblich ist.
Nein!
In ihren Büro-Raum hinein hatte sie die Beiden beordert. Licht war zwar auch da nicht. Die Amme aber, die das ja leidlich kannte, hatte vorgesorgt.
Zwar sprach sie nicht:
– Es werde Licht!
Nahm aber gleich erst mal die kleine Laterne zur Hand, die da auf dem Schreibtisch stand, schnipste mit einem Streichholz die Kerze darinnen an und machte sich dann, nachdem sich der Werdende Vater zu verabschieden gehabt hatte, gleich an die Arbeit. (… denn, dier Jangsters, dass der Mann bei dieser schwersten Arbeit, die eine Frau je zu verrichten hat, dass der da dabei sein darf, das gab es da ja lange noch nicht!)
Machte sich also an die Arbeit, die Amme. Beugte sich über die Werdende Mutti, die da auf einer Decke neben ihrem Schreibtisch lag und ließ den kleinen Hans dann – nach stundenlangem Kampf – endlich hinein kriechen in die Welt.
Und tat dann was???
Packte den Kleinen, kaum, dass er endlich raus war aus dem Mama-Bauch, packte ihn bei den Füßen, hängte ihn in die Luft und gab ihm gleich erst mal frisch einen Klatsch auf den gebärnassen, wie man ja heute, da der Herr Knigge nichts mehr zu sagen hat, wie man heute wieder sagen und schreiben darf, Arsch.
Sollte doch Luft holen, der Kleine! Und wer schreit, der holt auch Luft.
Kam Hans Huber also wo zur Welt???
Wenn nicht: Im Notlicht einer Stall-Laterne???
Unter der auch wer geboren ward???
Wenn nicht:
Das kleine Jesulein?!?
Ja doch, ja: Hans Huber – zur Welt gekommen wie der berühmte Herr von Nazareth! Wenn das kein Zeichen ist!
Und auch, wenn sein Vater beileibe kein Gott war, sondern ein, wie weiter oben schon beschrieben, „Volgs-Bolizeier“ 25, und auch, wenn dessen Seppel später nie und nimmer nicht an einen Gott glauben durfte oder sollte oder wollte (Der Genosse Vater dazu: „Mir sin doch nisch heilisch!“ 26) und auch, wenn die Empfängnis wahrscheinlich nicht unbefleckt war: Dieses komische Gemisch von Zeichen machte den kleinen Hans schon werry important 27!
Oder???
Nun aber, liebe Leserin, lieber Leser, endlich raus aus der Kindheit! Mitten hinein ins weitere Leben. Und da gleich mal dahin, wo der eben beschriebene Tag seiner Geburt zu einem in der ganzen Welt berühmten Tag wurde.
Siehe, bzw. lies next Story!