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1 Einführung

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Oddo, gewaltiger Beherrscher des Cäsarianischen Reiches,

Der Du unter dem Schutze der Gnade des ewigen Königs,

Herrlich prangend im Szepter der Augustalischen Ehren,

Alle die früheren Kaiser durch frommen Glauben übertriffst,

Vor dem mancherlei Völker in weiten Gebieten sich fürchten,

Welchen das römische Reich mit Fülle der Gaben beschenkt! 1

Über den ersten Kaiser aus dem Hause der Liudolfinger ist schon außerordentlich viel geschrieben worden. So soll die vorliegende Arbeit keine grundlegend neuen Forschungsergebnisse zum Thema „Otto der Große“ präsentieren oder ein neues „Otto-Bild“ aufzeigen.

Ansatz dieser Arbeit soll nicht die allgemeine Darstellung der Geschichte des 10. Jahrhunderts bzw. der Ereignisse zu Lebzeiten Ottos I. sein. An Hand der ausführlichen Zitate aus den Beschreibungen der Zeitgenossen und der unmittelbar folgenden Zeit soll das Augenmerk stärker auf die Quellen gelenkt werden. Über sie soll der Zugang zu einer Zeit und deren Ereignisse ermöglicht werden, die so weit von der unseren entfernt ist. So mögen diejenigen an die Geschichte des ersten liudolfingischen Kaisers herangeführt werden, die sich bislang nicht oder nur wenig für diese Zeit interessiert haben. Sie sollen aber in erster Linie an die Quellen herangeführt werden, deren Faszination und Vielschichtigkeit nicht nur die Basis historischen Wissens darstellen, sondern auch in ihrer Einzigartigkeit Wert genug sind, mit Interesse und Konzentration betrachtet und somit wieder in den Mittelpunkt des Interesses gestellt zu werden. Nur in einem engen Zusammenhang mit ihnen ist die Aufarbeitung und Interpretation der Ereignisse dieser Zeit möglich, nur so die zum Teil extrem unterschiedlichen Interpretationen von besonderen Fragestellungen nachvollziehbar.

Die Verwendung der erzählenden Quellen bedarf allerdings einiger Vorbemerkungen. Die Autoren der verschiedenen Viten und Historiographien haben ihre Werke nicht aus eigenem Ansatz verfasst, sondern den Auftrag dazu bekommen. Die bedeutet, dass nicht von einer unabhängigen und unparteiischen Erzählung im heutigen Sinne ausgegangen werden darf. Wenn Widukind von Corvey, um den bekanntesten und wichtigsten Autoren als Beispiel zu nennen, seine Abhandlungen mit einer Widmung an Mathilde, der Tochter Kaiser Ottos I. beginnt, zeigt dies diesen Umstand recht deutlich.

Der durch jungfräuliche Blüte wie durch kaiserliche Hoheit und einzigartige Weisheit strahlenden Frau Mathilde entbietet der Geringste unter den Dienern der Blutzeugen Christi Stephanus und Vitus, Widukind von Corvey, in ganzer Untertänigkeit ergebenste Dienstbarkeit und wahren Gruß im Erlöser.2

Eine ausführliche Quellenkritik soll und kann an dieser Stelle nicht folgen. Es ist nur wichtig darauf hinzuweisen, dass die Autoren des Frühen Mittelalters nicht im engen Sinne 1:1 gelesen werden dürfen. Widukind schreibt z.B., dass Heinrich I. nicht gesalbt worden ist. Dagegen berichtet Ekkehard IV. in seinen St. Gallener Klostergeschichte, es

(…) fand eine öffentliche Versammlung statt, und mit Zustimmung der Sachsen und Franken erhob und salbte man Heinrich zum König.3

Ein anderes Beispiel stellt die bei Widukind von Corvey fehlende Kaiserkrönung Ottos I. dar. Allein diese Tatsache hat niemanden an der Tatsache zweifeln lassen, dass Otto 962 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Es soll aber darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch und gerade Widukind sehr kritisch gelesen werden muss. Dies wird im folgenden Text geschehen. Dies bedeutet nicht, alles in Frage zu stellen, was bislang als feste Tatsachen vermittelt worden ist. Aber Aufmerksamkeit bei der Lektüre der vorhandenen Quellen erhöht die wissenschaftliche Genauigkeit, entspricht dem Rang der vorliegenden Quellen und erhöht den Genuss der Lektüre.

Im folgenden Text soll versucht werden, anhand der Quellen und der Darstellungen der Historiographen und Chronisten diesen vielschichtigen Charakter, die historische Persönlichkeit dieses Liudolfingers und seine Zeit zu schildern. Aber nicht nur diese erzählenden Quellen werden herangezogen, natürlich stellen auch Urkunden Fakten zur Verfügung, um z.B. die Gründung des Moritzklosters zu beleuchten oder im Anhang auf die verschiedenen Aufenthaltsorte des Ottonen einzugehen.

Für die Betrachtung der Person Ottos I. sind gerade auch die Frauen seiner Umgebung von großer Bedeutung. Angefangen mit seiner Mutter Mathilde, die eine sehr wichtige Rolle in der ersten Zeit seiner Königswürde hatte, über die slawische Adelige und Gefangene, die die Mutter seines ersten Kindes war, über seine erste Ehefrau Edgith bis zu seiner zweiten Gemahlin Adelheid. Letztlich gehört in diese Reihe auch Theophanu, die Gattin seines Sohnes und Nachfolgers Ottos II., obwohl sie sicherlich keinen Einfluss auf Otto I. hatte und ihre wichtigste Zeit erst nach seinem Tode lag – als Gemahlin des Königs und Kaisers, als Königin und Kaiserin und als Mutter und Vormund ihres Sohnes Otto III. In dieser Phase gilt es, die beiden bedeutenden Frauen Adelheid und Theophanu auch in diesem Zusammenhang, in ihrem Gegensatz zueinander und der Auseinandersetzung um die Macht, zu betrachten.

All diese Frauen haben natürlich eine sehr unterschiedliche Rolle gespielt und alle finden sich sehr unterschiedlich dargestellt in den Beschreibungen der Historiographen und Chronisten. Interessant aber ist die Tatsache, dass diese Frauen das Leben Ottos I. in den wichtigsten Phasen seines Lebens begleitet haben.

1 Die Widmung des Epos’ „Die Taten Ottos I.“ an den Kaiser von der Autorin Hrotswith. „Pollens imperii regnator caesariani, Oddo, qui regis pietate fovente perennis In ceptris augustalis praeclarus honoris Augustos omnes superas pietate priores, Quem plures gentes passim metuunt habitantes, Muneribus variis Romanus donat et orbis!“ Hrotsvithae opara, gesta Ottonis, MGH scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae Historicis separatim editi, Berlin/Turin 1965, S. 202. Übersetzung vgl.: Hrotsvitha von Gandersheim, Werke, München/Paderborn/Wien 1973, S. 14.

2 „Flore virginali cum maiestate imperiali ac sapientia singulari fulgenti dominae Mathildae ultimus servulorum Christi martyrum Stephani atque Viti, Corbeius Widukindus, totius servitutis devotissimum famulatum veramque in salvatore salutem.“ Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres, Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum seperatim editi, Nr. 60, unver. Nachdr. v. 1935, Hannover 1989, „AD DOMINAM MATHILDAM IMPERATORIS FILIAM LIBRI PRIMI INCIPIT PRAEPHATIO“, S. 1.; Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, Darmstadt, Wiss. Buchgesellsch. 4. Aufl. 1992. Widukind von Corvey, res gestae Saxonicae, Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, S. 16/17.

3 „fit colloquium publicum, Henricus Saxonum et Francorum consensu elevatur et ungitur in regnum.“ Ekkehard IV.: St. Galler Klostergeschichten, übers. v. Hans F. Haefele; Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. X, Darmstadt 3. unver. Aufl. 1991, S. 110/111.

Otto I.

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