Читать книгу Havarie - Dietmar Werner Wagner - Страница 9

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6 Arnold Layne

Die Straße war jetzt, kurz nach Mitternacht, menschenleer. Er ging am Gutenberg-Gymnasium vorbei, dachte an die traurige Berühmtheit, die Erfurt durch den Amoklauf eines Jugendlichen an dieser Schule erfahren hatte. Und dachte daran, dass die Zeit reif war, dass die Menschen Erfurt anders in Erinnerung behalten sollten: Als Keimzelle des Aufbruchs für ein neues Deutschland.

Er hatte es so satt, von linken Spinnern, versifften Schlampen und stinkenden Ausländern herumgeschupst zu werden. Die allerletzten Jobs ließ man für ihn übrig, die Wohnung, die er sich mit der beschissenen Bezahlung leisten konnte, war ein Loch.

Er ging die Straße entlang und näherte sich dem Petersberg von hinten. Die alte Festung, die vom Mainzer Erzbischof im 17. Jahrhundert errichtet worden war, um die Erfurter zu bewachen, war im Sommer beliebter Treffpunkt der Studentenszene, die hier grillten, chillten und feierten, oft bis weit in Nacht hinein. Jetzt, im Februar, war hier kein Mensch. Nur er und, so hoffte er, sein Kontaktmann. Vereinbart war 0:30 Uhr an dem leerstehenden ehemaligen Lager gegenüber den Festungsmauern.

Er blieb stehen, zündete sich eine Zigarette an.

Warten.

Die Minuten vergingen.

Fünf nach halb.

Hatte er sich zu viel versprochen von dem Angebot? Als er die Mail erhielt, war er wie elektrisiert. Endlich fragte man ihn, wie weit er gehen würde. Und er antwortete, weiter als alle anderen vor ihm. Es musste endlich Schluss sein mit der Besserwisserei der roten Brut, mit den immer gleichen Lügen in der Presse, mit den Geschenken an Ausländer, mit dem Gesülze der Merkel-Hörigen. Mit der Lügenpresse wollte er anfangen. Er hatte da seine Pläne.

Er wollte einen entscheidenden Beitrag leisten, für die Bewegung. Er würde weit gehen, bis zum Letzten. So hatte er seinem Kontaktmann versichert. Wenn man ihn mit den notwendigen Mitteln versorgte, wollte er sehr weit gehen.

Nun hatte er Zweifel, war er einem Fake aufgesessen?

Oder dem Verfassungsschutz?

Aus dem Gebüsch vor dem alten verfallenen Gebäude bewegte sich ein Schatten, kam auf ihn zu.

»Sturm 18?« Das verabredete Codewort.

»Ja, hier.«

»Ich hab da was für Sie«, der Schatten nahm die Kontur eines etwa 1,80 Meter großen Mannes an, schwarze Lederjacke, einen in einem Tuch eingewickelter Gegenstand in der Hand.

»Sie wissen, wie man mit so etwas umgeht?«, sagte er, während er den Gegenstand auspackte.

»Ich glaub schon, war beim Bund.«

»Gut, Sie unterrichten uns laufend über Ihre Vorhaben«, das war keine Frage, das war ein Befehl.

»Ja, wir mailen. Die Verbindung, die Sie aufgebaut haben ist safe?«

»Natürlich, wir sind keine Anfänger, wir erwarten von Ihnen ebensolche Professionalität.«

Der Mann übergab Thomas einen Umschlag, er konnte einen Stapel Geldschein erfühlen, er hoffte, es waren Hunderter.

»Sie können sich auf mich verlassen.«

Der Schatten drehte sich wortlos um und verschwand im Schatten des Lagers.

Er öffnete den Umschlag, leuchtete mit seinem Handy und zählte 20 Scheine, grüne.

Havarie

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