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Bedeutung für heute

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Mit dem „Gemeinsamen Leben“ als Exerzitium hat Bonhoeffer die geistliche Übung als unverzichtbar für die evangelische Spiritualität wiederentdeckt. Dieser Impuls wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst von den neu entstandenen evangelischen Kommunitäten aufgegriffen.34 Das „Gemeinsame Leben“ half ihnen, eine monastisch geprägte Frömmigkeit zu entwickeln, die mit dem evangelischen Glauben vereinbar war.

Als einer der ersten Universitätstheologen hat der Erlanger Praktische Theologe Manfred Seitz – an Bonhoeffer anknüpfend – auf die Vernachlässigung des Aspekts der Übung im Kontext des evangelischen Glaubens hingewiesen.35 Seit den späten 1960er-Jahren konnte man im Protestantismus eine regelrechte Phobie vor der Form beobachten.36 Die Angst vor der toten Form führte damals zur Ablehnung von festen Formen überhaupt.37 Dieser Skepsis stehen jedoch exegetische Beobachtungen, die Selbstverständlichkeit spiritueller Formen bei den Reformatoren und neuere humanwissenschaftliche Einsichten entgegen. Angesichts der Vielzahl spiritueller Angebote heute, aber auch angesichts des Lebens in einer Risikogesellschaft „[bedarf] die Bewahrung und Weitergabe von grundlegendem Orientierungswissen […] einer Absicherung durch Symbole und Riten.“38 Mit Manfred Seitz gesprochen: „Einen Glauben, der nicht gestaltet ist und bloß als gedacht und in Gedanken existiert, verweht der Wind.“39 Seit einigen Jahren ist die Forderung nach Einübung von spirituellen Vollzügen im Protestantismus auch von anderen Hochschullehrern wie Christian Grethlein, Manfred Josuttis und Christian Möller positiv aufgenommen worden.40

Inzwischen unternehmen auch viele evangelische Kirchen deutliche Anstrengungen, um – ganz im Sinne von Bonhoeffers „Gemeinsamem Leben“ – Theologiestudierende als Vorbereitung auf den Pfarrberuf studienbegleitend in die spirituelle Vollzugsseite des Glaubens einzuführen. In diesem Zusammenhang spielt das Angebot von Geistlicher Begleitung und Exerzitien eine wichtige Rolle.41 Dennoch besteht im Hinblick auf die regelmäßige Praxis geistlicher Übungen bei vielen evangelischen Christen immer noch ein großer Nachholbedarf.

Aber nicht nur für Theologiestudierende und sogenannte Hauptamtliche ist das „Gemeinsame Leben“ als geistliches Übungsbuch geeignet. Wie bereits gesagt, hatte Bonhoeffer, als er das Buch schrieb, von Anfang an die ganze christliche Gemeinde als Zielgruppe vor Augen. Abschnitt für Abschnitt gelesen kann es die persönliche Meditationszeit bereichern. Eine andere Möglichkeit besteht darin, es im Hauskreis zu besprechen. Dazu sollten die einzelnen Kapitel vorbereitend gelesen, in einem Einführungsreferat beim Hauskreistreffen jeweils kurz vorgestellt und danach diskutiert werden. Sinnvoll ist auch, im Gottesdienst über einzelne Kapitel Themenpredigten zu halten – am besten in Form einer Predigtreihe. Mögliche Themen sind: die Bedeutung der Gemeinschaft für das Leben als Christ; die Notwendigkeit von Stille und Einsamkeit; die evangelische Einzelbeichte; die geistliche Kraft des regelmäßigen Abendmahlsempfangs. Denkbar ist schließlich auch, das Buch einer kleinen Seminarreihe über Grundfragen evangelischer Spiritualität zugrunde zu legen.

Für eine weitere Einführung von Peter Zimmerling in das Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers finden Sie im Internet:

• Stationen auf dem Weg zur Freiheit:

Dietrich Bonhoeffers Leben

www.brunnen-verlag.de/peter-zimmerling-dietrich-bonhoeffers-leben

• Stationen auf dem Weg zur Freiheit:

Dietrich Bonhoeffers Werk

www.brunnen-verlag.de/peter-zimmerling-dietrich-bonhoeffers-werk

Gemeinsames Leben

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