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Von Belfast nach Manchester
ОглавлениеGeorge Bests erster Fußballklub ist der Cregagh Boys Club. Schon als 15-Jähriger geht er 1961 zu Manchester United, nachdem ihn andere Klubs – so auch der heimische Glentoran FC – für zu schmächtig befunden hatten. In der Saison 1963/64 debütiert er 17-jährig in Uniteds 1. Mannschaft und gewinnt mit der U18 den prestigeträchtigen FA Youth Cup. Bei einem Jugendturnier in Zürich betrinkt er sich das erste Mal.
Der Autodidakt
Im Alter von knapp 14 spielt Best erstmals nicht mehr nur für die Schulmannschaft von Lisnasharragh Intermediate, sondern für einen richtigen Klub: Er ist dem Cregagh Boys Club beigetreten, dem Verein seines Viertels, der ausschließlich Jugendarbeit betreibt. Die Cregagh Boys sind eine renommierte Adresse in East Belfast.
Den Neuling nimmt Hugh „Bud“ McFarlane unter seine Fittiche: „Er war mein Junge.“ Best über die Bedeutung seines ersten Betreuers: „Bud war der Mensch, der mich davon überzeugte, dass ich Fußball spielen kann und dass aus mir etwas werden könnte.“ Was viele nicht glauben, da ihnen George als zu klein und zu dünn erscheint. Best schämt sich zeitweise dafür, dass man bei ihm jede Rippe sieht: „An einer Pommes war mehr Fett als an mir.“ Auch Bests Lieblingsklub Glentoran, wo McFarlane das Reserveteam trainiert, sowie die Scouts einiger englischer Klubs, die bei den Spielen der Cregagh Boys vorbeischauen, verschmähen ihn wegen seiner vermeintlichen körperlichen Defizite. Für Billy Bingham, Danny Blanchflower und andere East Belfaster Fußballhelden war Glentoran das natürliche Sprungbrett in den englischen Profifußball gewesen – nicht so für Best, den Besten von allen.
Aber McFarlane verschafft Best das notwendige Selbstvertrauen. Außerdem erteilt er Best „den wichtigsten Ratschlag meiner Karriere“ – nämlich, seinen schwachen linken Fuß zu trainieren. Auch Vater Dickie gibt ihm diesen Tipp. Dickie Best fördert die fußballerische Begabung seines Sohnes nach Kräften, übt aber niemals Druck aus. Deshalb besucht er auch nur selten dessen Spiele. Dickie Best hat nicht den Ehrgeiz, aus seinem Sohn einen Profifußballer zu machen.
Best beginnt nun systematisch den linken Fuß zu schulen – mit einem Tennisball, der ein hohes Maß an Technik erfordert. Ohne das Spiel mit dem Tennisball wäre Best vielleicht nie ein so genialer Fußballer geworden. Er ist seit frühester Kindheit sein ständiger Begleiter. Auf dem Weg zur Schule, wie wir bereits gesehen haben, aber auch, wenn Mutter Anne Hockey spielt und sich der Sohn damit die Zeit vertreibt, mit dem kleinen Ball zu jonglieren oder entlang der Außenlinie des Hockeyfeldes zu dribbeln. Auch dass Real Madrids legendärem Linksaußen Francisco Gento mit dem linken Fuß die unmöglichsten Dinge gelingen, spornt ihn an.
Beim nächsten Spiel steckt er seinen rechten Fuß in einen Turnschuh und den linken in einen Fußballschuh. So will er sich zum Spiel mit dem linken Fuß zwingen. Cregagh gewinnt 21:0, Best allein schießt zwölf Tore – alle mit dem linken Fuß. Im gesamten Spiel berührt er den Ball nicht ein einziges Mal mit seinem rechten.
Trotz seines Talents wird Best nicht für die nordirische Schülerauswahl nominiert. Wahrscheinlich hat er zu lange nur für ein Schulteam gekickt, das lediglich Freundschaftsspiele gegen andere Schulen absolviert hat. Um die IFA auf Best aufmerksam zu machen, arrangiert McFarlane ein Spiel der Cregagh Boys (U15) gegen die nordirische Schülerauswahl. Best ist der kleinste Spieler auf dem Platz, aber fußballerisch überragt er alle. Seine Cregagh Boys gewinnen mit 2:1. Nun wird er immerhin in den erweiterten Kader der Auswahl aufgenommen. In einem Sichtungsspiel gerät die Stammauswahl mit 0:2 in Rückstand. Best wird eingewechselt und erzielt zwei Tore. Aber ein offizielles Spiel wird er für die Schülerauswahl nie bestreiten – vermutlich auch hier, weil man ihn für zu schmächtig hält.
Es ist das ewige Drama: Wenn Spieler wie Best, Cruyff oder Xavi, technisch überragende Fußballer, in jungen Jahren aber ihren Mit- und Gegenspielern meist körperlich unterlegen, nicht ihre persönlichen Fürsprecher gehabt hätten, dann wären sie auf der großen Bühne vermutlich nie zu sehen gewesen.
„Ich glaube, ich habe ein Genie gefunden!“
„Bud“ McFarlane gibt nicht auf, Bests Talent anzupreisen. Er hat einen Freund namens Bob Bishop. Wie McFarlane ist Bishop nicht mit einer Frau, sondern mit dem Fußball verheiratet. Er wohnt in der Bloomdale Street in Ballymacarret und arbeitet auf Harland & Wolff als Nieter. Der Lärm am Arbeitsplatz hat ihn halb taub gemacht. Bishop hat den Boyland Youth Club mit aufgebaut, der bei den Teams der englischen First Division als Talentschmiede gilt. Manchester United rekrutiert ihn als Scout und zahlt ihm pro Woche zwei Pfund plus Reisekosten. 1950 wird er Uniteds Chefscout in Nordirland und bleibt die folgenden 37 Jahre in dieser Funktion. Als Bishop – ehrfürchtig „The Bishop“ genannt – 1987 abtritt, ist er 86 Jahre alt. Bishop entdeckt bei Spielern Dinge, die anderen Scouts entgehen. So auch bei Best.
Etwa zehn Meilen von Belfast entfernt, in der Nähe des an der Nordküste gelegenen Ortes Helen’s Bay, hat Bishop ein altes Cottage erstanden, in das er mehrere Etagenbetten packt. Ein Bauer stellt ihm ein Feld zur Verfügung, das er „Wembley Stadium“ tauft – und fertig ist die Fußballschule. Auf McFarlanes Bitten hin lädt Bishop Best nach Helen’s Bay zu einem Trainingslager mit den Jungs von Boyland ein. Zwar ist er von dem Jungen angetan, aber es bleiben Zweifel. Zwischenzeitlich ist ein Scout von Leeds United zu einem eindeutigen Ergebnis gelangt: „Der Junge wird es niemals zum Fußballspieler bringen. Er ist zu dünn.“ Für den Fußball, den Leeds spielte, mochte dies sogar zutreffen.
Bishop organisiert nun den ultimativen Test. Best soll mit der U15 der Cregagh Boys gegen ein älteres Team von Boyland antreten. Das Spiel findet Ende April statt, drei Wochen vor Bests 15. Geburtstag. Der Kandidat muss sich mit 17- und 18-Jährigen messen und besteht die Herausforderung mit Bravour. Beim 4:2-Sieg seiner Cregagh Boys schießt Best zwei Tore. Anschließend telegraphiert Bishop nach Manchester: „Ich glaube, ich habe ein Genie gefunden!“
George und Eric allein in Manchester
Als George Best im Juli 1961 erstmals Nordirland verlässt, heißt dessen Ministerpräsident Basil Brooke. Der Großgrundbesitzer brüstet sich damit, dass auf seinem Landgut keine Katholiken arbeiten. Als Landwirtschaftsminister hatte Brooke protestantische Landwirte aufgefordert, ebenfalls keine Katholiken auf ihren Farmen zu beschäftigen, da dies ein „Verrat an Ulster“ sei. Stattdessen sollten sie „gute protestantische Jungs und Mädchen“ mit Arbeit versorgen. Solche Diskriminierungen gehören zum Alltag, und bis zu den ersten großen Protestaktionen einer neuen Bürgerrechtsbewegung werden noch sechs Jahre vergehen.
Bevor George Best nach Manchester aufbricht, kauft ihm Mutter Anne sein erstes Paar langer Hosen. George geht nicht alleine an Bord der Fähre, die ihn von Belfast nach Liverpool bringt. Mit Eric McMordie hat United ein weiteres junges Talent zu einem zweiwöchigen Probetraining eingeladen. Auch McMordie kommt aus East Belfast, wo er für den Klub Orangefield gespielt hat. George und Eric sind sich zweimal auf dem Fußballplatz begegnet – bei einem Spiel ihrer Schulmannschaften und bei einer Begegnung zwischen den Cregagh Boys und Orangefield. Aber eigentlich kennen sie sich nicht.
Die beiden 15-Jährigen sind in ihrem Leben bisher kaum aus Belfast herausgekommen. Die längsten Reisen waren Ausflüge in das 15 Meilen entfernt liegende Seebad Bangor. Im Hafen von Liverpool nimmt sie niemand in Empfang. Best und McMordie schlagen sich mit ihrem Gepäck zum Hauptbahnhof in der Lime Street durch, wo sie den Zug nach Manchester nehmen. Dort geht es mit dem Taxi weiter. Als der Taxifahrer nach dem Zielort fragt, antworten die Jungs: „Old Trafford.“ Was beide nicht wissen: In Manchester gibt es Old Trafford gleich zweimal – das United-Stadion und ein Cricket-Stadion gleichen Namens, wo an diesem Tag das Team der Grafschaft Lancashire gegen das der Grafschaft Middlesex spielt. Best und McMordie landen beim Cricket-Spiel.
Als sie schließlich am „richtigen“ Old Trafford eintreffen, begrüßt sie dort ein schlecht gelaunter Chefscout Joe Armstrong. Die beiden hätten nicht auf das Taxi gewartet, das United angeblich zum Bahnhof geschickt habe. Er serviert den Jungs ein deftiges englisches Frühstück, das sie mehr oder weniger in sich hineinwürgen. Es ist erst drei Stunden her, dass sie das letzte Mal gegessen haben, aber weder George noch Eric wollen Armstrongs Laune weiter verschlechtern.
Anschließend fährt der Chefscout sie zum Trainingsgelände in Urmston, wo er den Neuankömmlingen Uniteds irische Spieler vorgestellt, darunter die Torwartlegende Harry Gregg. Vermutlich will er ihnen mit dieser Aktion die Angst vor der Fremde nehmen und ihren Ehrgeiz wecken. Doch der Schuss geht nach hinten los. Konfrontiert mit dem leibhaftigen Gregg, einem kräftigen Mann von stattlicher Größe, rutscht den beiden Jungs das Herz nun vollends in die Hose.
Heimweh
George und Eric trainieren mit den Nachwuchsspielern, die alle älter, größer und muskulöser sind und bereits wie junge Profis wirken. Best fühlt sich unterlegen und unwohl. Nach dem Training chauffiert man ihn und Eric zu ihrer Unterkunft im Vorort Chorlton-cum-Hardy, wo in der Aycliffe Avenue Nr. 9 eine Mrs. Mary Fullaway auf sie wartet.
Unter Manager Matt Busby hatte United seine Nachwuchsarbeit intensiviert und war zu einer heiß begehrten Adresse junger Talente geworden. United galt bald als großer Klub, der junge Spieler besser macht, bei dem der Weg in die 1. Mannschaft kürzer ist als bei vielen anderen Vereinen und in dem eine familiäre Atmosphäre herrscht. Zunächst wurden die Nachwuchsspieler in zwei größeren Wohnhäusern in der nahe dem Cricket Ground gelegenen Birch Avenue untergebracht. Joe Armstrong rekrutierte dann eine Armee von Gastmüttern, „Landladies“, die sich um die Jungs kümmerten. Eine von ihnen war Mary Fullaway.
Beim Anblick von Best ist die Witwe etwas irritiert: „Er sah mehr aus wie ein Jockey als ein Fußballer. Er war kümmerlich und ängstlich.“ Mrs. Fullaway kann sich nicht vorstellen, dass es dieser Junge bei United schaffen kann.
Nachdem die Landlady die Neuankömmlinge gefüttert hat, schließen die beiden sich in ihr Zimmer ein. Best und McMordie haben nicht den Eindruck, dass United sie wirklich willkommen heißt. Vor allem können sie sich nicht vorstellen, in Manchester zu bleiben. Die Größe der Stadt und des Fußballklubs erschlägt sie. Best: „Ich bin mit dem Traum aufgewachsen, eines Tages nach England zu gehen und für einen großen Klub zu spielen. Solange ich in Belfast war, war dies nur ein Traum, den viele von uns teilten. Nun war ich in der Realität angekommen. Und wie so häufig war sie ganz anders als der Traum.“
Die beiden Belfast Boys bestätigen sich gegenseitig in der Überzeugung, dass es das Beste sei, die Zelte wieder abzubrechen und nach Belfast zurückzukehren. Keiner der beiden startet einen Versuch, den anderen zum Bleiben zu überreden. Am nächsten Morgen nehmen sie den Bus zum Old Trafford. Unterwegs müssen sie einmal umsteigen, und die Fahrt gerät ziemlich nervig: „Wir mussten dem Schaffner ein Dutzend Mal sagen, welche Tickets wir haben wollten. Er konnte unseren Akzent nicht verstehen.“
Es wird ein kurzer Abschied. Best ist zu schüchtern, um Joe Armstrong die Entscheidung mitzuteilen. So ergreift der vier Monate ältere McMordie das Wort: „Wir möchten die nächste Fähre nach Hause nehmen.“ Nach nur 36 Stunden in Manchester sind Best und McMordie wieder auf dem Weg nach Hause. In Belfast ist niemand über die vorzeitige Rückreise informiert. George und Eric haben Angst, dass die Eltern sie dazu überreden könnten, in Manchester zu bleiben. Im Belfaster Hafen angekommen, haben beide gerade noch ausreichend Geld, um den Bus in den Osten zu nehmen.
Zweiter Anlauf
Dickie Best macht seinem Sohn keine Vorwürfe. Eher schon ärgert er sich darüber, wie wenig sich United um die Anreise der beiden Jungs gekümmert hat. „George und Eric waren erst 15, aber es wurde von ihnen erwartet, dass sie alleine den Weg zum Old Trafford finden würden. Kein Wunder, dass sie von allem etwas eingeschüchtert waren. George wahrscheinlich mehr als Eric, ein netter Junge, der aber für sein Alter schon ziemlich erfahren war.“
Wenig später erhält Dickie Best eine Nachricht, dass er sich bei Joe Armstrong melden möge. Im Hause Best gibt es noch kein Telefon, sodass Dickie mit einem Haufen Münzen zur nächsten Telefonzelle marschiert. Armstrong ist enttäuscht, dass die Jungs dem Klub keine Chance gegeben hätten. Aber er zeigt auch Verständnis: Sie seien nicht die Ersten, die vorzeitig abgereist seien. Es sei ganz normal für Jungs in ihrem Alter, dass sie Heimweh bekommen, wenn sie das erste Mal von zu Hause fort seien. Aber normalerweise würden sie nicht bereits nach 24 Stunden abhauen. „Ihr Sohn ist hier jederzeit wieder willkommen, Mr. Best. Informieren Sie mich, wenn er dazu bereit ist.“ Dickie erklärt, dass dies nur George entscheiden könnte. Er würde keinerlei Druck ausüben. Zurück im Haus, erzählt er George zunächst nichts von der erneuerten Einladung. Aber als er seinen Sohn fragt, ob er sich vorstellen könnte, es noch einmal zu versuchen, antwortet George mit „Ja“.
Zwei Wochen später ist George Best erneut auf dem Weg nach Manchester. Diesmal alleine. McMordie spielt bald für den East Belfaster Amateurklub Dundela. 1964 geht er nach England zum Middlesborough FC und wird Profi.
In Belfast hat Best eine Lehrstelle als Setzer beim „Belfast Telegraph“ bekommen, der größten (protestantischen) Tageszeitung Nordirlands. Er wird diese Lehre nie beginnen. Die Zeitung hält die Stelle ein halbes Jahr für ihn frei, für den Fall, dass er es bei United nicht schafft. Aber diesmal bleibt Best in Manchester. Der Cregagh Boys Club kassiert eine Entschädigung von 150 Pfund.
Best zieht also wieder bei Mrs. Fullaway ein. Sie wird dank ihres Klienten als berühmteste Landlady in die Geschichte des britischen Profifußballs eingehen. Die Witwe kümmert sich rührend um George. Die Jungs müssen spätestens um 22 Uhr nach Hause kommen, doch Mrs. Fullaway drückt manches Mal ein Auge zu. Später lässt Best das Fenster seines Zimmers geöffnet. Der Nachbar ist Fensterputzer und deponiert seine Leiter in der Einfahrt seines Hauses. Best schnappt sie sich, und ihr Besitzer wundert sich am nächsten Morgen darüber, dass sie an der Wand des Nachbarhauses lehnt. Schließlich erhält Best einen Haustürschlüssel. Nur eine Angewohnheit der Dame mag er partout nicht: Morgens kommt sie in sein Zimmer, und wenn George dann noch schläft, weckt sie ihn, indem sie ihn in die Nase kneift. „Es war eine furchtbare Art, geweckt zu werden.“
Unter Katholiken
Der Belfaster Protestant George Best ist bei einem Fußballklub gelandet, dem ein „katholisches Image“ anhängt. Matt Busby ist nicht nur ein überzeugter Sozialist, Anhänger der Labour Party und Bewunderer von Großbritanniens erstem Nachkriegspremier Clemence Attlee, dessen Regierung die Bank von England und die Schlüsselindustrien verstaatlicht und den Wohlfahrtsstaat eingeführt hat. Der mit einer Protestantin verheiratete Busby ist auch ein tiefgläubiger Katholik. Der irische Journalist und ehemalige United-Spieler Eamon Dunphy: „Für Matt Busby war Charakter gleichbedeutend mit Katholizismus. Er glaubte, dass Charakter der Schlüssel zum sportlichen Erfolg sei.“
Der schottische Katholik Busby lebt freilich nicht das Leben eines Heiligen. Der Trainer besucht gerne Manchesters Klubszene, trinkt mit dem Kollegen von der gegnerischen Mannschaft schon mal einen Whisky vor dem Spiel und beglückt die lokalen Buchmacher mit größeren Geldsummen.
Während Katholiken in der englischen Gesellschaft nur eine Minderheit bilden, besetzen sie in der Ära Busby bei United verschiedene Schlüsselpositionen. Auch Busbys langjähriger Assistent Jimmy Murphy, ein Waliser irischer Abstammung, ist Katholik und bleibt sein Leben lang ein treuer Kirchgänger. Ebenso Chefscout Joe Armstrong, der den Eltern katholischer Talente verspricht, dass ihre Jungs nach einem Wechsel zu United weiterhin die Messe besuchen würden. Busbys erster Kapitän, der Ire John Carey, war ebenfalls katholisch. In den 1960ern bekam mit Noel Cantwell ein weiterer katholischer Ire die Kapitänsbinde ausgehändigt.
Als der nordirische Protestant Harry Gregg 1957 zu United stieß, spürte er sofort den Einfluss einer katholischen Kultur: „Es herrschten dort nicht die geringsten Zweifel, dass der Boss (Busby, Anm. d. Verf.), Jimmy Murphy und ihre Familien von ihrer Religion durchdrungen waren. Und ihre Religion war der Katholizismus. Damit hatte ich nichts zu tun.“ Vor dem ersten Spiel nach der München-Katastrophe sei ein Priester in der United-Kabine erschienen. Gregg: „Ich hatte niemals zuvor einen Priester gesehen.“
Im Raum Manchester baut das Scouting des Vereins auf die Hilfe des Catholic Sportman’s Club: Fußballbegeisterte Priester melden dem Verein die talentierten Jungs ihrer Gemeinde. Das Netzwerk ehrenamtlicher Zuarbeiter geht bald über Manchester hinaus, auch hier mit Hilfe von Priestern und katholischen Pfadfinderklubs. Zur Belohnung werden die Informanten zu Uniteds Heimspielen eingeladen. Um 1960 gehören zum typischen Bild im Old Trafford die zahlreichen Schwarzröcke auf der Haupttribüne.
Busby pflegt die Nähe zu katholischen Spielern wie Pat Crerand. Mehr als einmal wird der Trainer mit der Behauptung konfrontiert, er bevorzuge die katholischen Spieler. Dennoch: Im protestantischen Hause Best geht der Respekt gegenüber Busby so weit, dass das jüngste Kind von Anne und Dickie Best, Sohn Ian, den zweiten Vornamen Busby erhält.
Busbys Neuaufbau
Manchester United hatte einige Jahre benötigt, um sich von München 1958 zu erholen. Als Matt Busby neun Wochen nach dem Unglück das Münchner Krankenhaus „Rechts der Isar“ verließ, versprach er der United-Familie den Aufbau einer neuen Mannschaft, die binnen der nächsten zehn Jahre den Europapokal gewinnen würde. Busby: „Manchester United wird wieder aufstehen!“ Der Manager wollte nicht akzeptieren, dass sein Lebenswerk zerstört war. Bobby Charlton: „Es war eine Verpflichtung für Manchester United geworden, diesen Pokal zu gewinnen. Es war eine Familienangelegenheit.“
Den Manager plagen schwere Schuldgefühle. Ohne seine europäischen Ambitionen hätte seine junge Mannschaft kein Flugzeug betreten. Nur der Gewinn des Europapokals kann die Dämonen von München zu Grabe tragen und die Last lindern. Der Europapokal wird zu einer regelrechten Obsession Busbys. Die englische Meisterschaft ist nur noch die Eintrittskarte für Europa.
Busby baut nun Schritt für Schritt ein neues Team auf und bedient sich dabei auch des Scheckbuchs. 1960 holt er den 28-jährigen Iren Noel Cantwell für 29.500 Pfund von West Ham United. Es ist zu diesem Zeitpunkt die höchste Summe, die in England jemals für einen Fußballer gezahlt wurde. Der elegante Linksverteidiger und irische Nationalspieler stammt aus Cork, wo er für Cork Athletic gespielt hat. Mit Cantwell kommt auch dessen Landsmann Tony Dunne, wie Cantwell Linksverteidiger. Busby kauft ihn für 5.000 Pfund vom Dubliner Klub Shelbourne FC. Im Sommer 1961 wechselt der 27-jährige Schotte David Herd von Arsenal London zu United. Der Angreifer kostet 35.000 Pfund.
In der Saison 1961/62 gibt Uniteds Eigengewächs Nobby Stiles 18-jährig sein Liga-Debüt. Die Familie des Spielers ist irisch-katholischer Herkunft. Stiles’ Stärken sind die Balleroberung und das einfache Passspiel, weshalb er ins defensive, kontrollierende Mittelfeld rückt. In einer Zeit, in der vielfach noch mit fünf Offensivkräften gespielt wird und die Halbpositionen im Mittelfeld von vorgezogenen Innenverteidigern (half backs) wahrgenommen werden, ist das eher ungewöhnlich. Stiles fällt die Aufgabe zu, den gegnerischen Kreativspieler zu neutralisieren. Dies verschafft technisch versierteren Akteuren wie Bobby Charlton und später George Best zusätzlichen Spielraum.
1962 landet Busby seinen teuersten und spektakulärsten Transfer: Vom AC Turin kommt der 22-jährige schottische Internationale Denis Law, für den United an die Italiener die astronomische Summe von 116.000 Pfund überweist. Law wird schnell zum Liebling der Fans auf der Hintertortribüne Stretford End im Old Trafford und 1964 als erster United-Spieler zum europäischen Fußballer des Jahres gewählt.
1963 holt Busby schließlich von Celtic Glasgow den 24-jährigen Patrick Timothy „Pat“ Crerand. Als Busby ihn unter seine Fittiche nimmt, besitzt Crerand in Schottland nach Auseinandersetzungen mit Schiedsrichtern und Celtic-Coach Sean Fallon den Ruf eines „bad boys“. Wie die meisten Glasgower Katholiken ist er irischer Abstammung. Der Vater stammt aus Newtownstewart in der nordirischen Grafschaft Tyrone, einer Hochburg des militanten Republikanismus, seine Mutter aus Gweedore in der Grafschaft Donegal in der Republik Irland. Crerand hätte für Süd- oder Nordirland spielen können, entschied sich aber für Schottland. Mit Nobby Stiles bildet der harte Arbeiter im defensiven Mittelfeld die Basis, von der aus Charlton, Best und Law ihr Spiel starten können.
Busbys beste und entscheidende Waffe, um die Dämonen von München zu bezwingen, wird aber mit George Best aus dem eigenen Nachwuchs kommen.
Vom Büro auf den Platz
In England dürfen Jugendspieler, die aus Irland und Schottland stammen, erst ab 17 Jahren Ausbildungsverträge bekommen. Die Vereine müssen nachweisen, dass die Jungen kein Geld erhalten und einer „ordentlichen“ Arbeit nachgehen. So verlangen es die Fußballverbände Schottlands und Irlands, die befürchten, dass die finanzkräftigeren englischen Vereine ihre Nachwuchsspieler-Pools plündern.
Best und der gleichaltrige John „Fitzie“ Fitzpatrick aus Aberdeen arbeiten im Büro der Manchester Ship Canal Company. Wenn die anderen Jungs trainieren, müssen der Ire und der Schotte Handlangerarbeiten erledigen. Beide sind total unzufrieden. Sie sind nicht zum größten Fußballklub der Welt gekommen, um lediglich zweimal die Woche zu trainieren, am Dienstag- und Donnerstagabend. Best: „Ich musste Tee kochen, aber ich wollte Fußball spielen. Ich wollte jeden Tag mit den anderen Jungs trainieren.“
Schließlich hat United ein Einsehen. Man besorgt den beiden Schein-Jobs bei einem Elektrounternehmer, der United unterstützen will und dessen Geschäft in der Nähe des Trainingsgeländes „The Cliff“ liegt. Best und Fitzpatrick checken dort um neun Uhr ein, wie die übrigen Beschäftigten. Aber während die anderen an ihren Arbeitsplatz gehen, spazieren die beiden Nachwuchsfußballer wieder zur Tür hinaus und zum „Cliff“. Best: „Wir hatten bekommen, was wir wollten: Wir trainierten nun mit dem Rest der Jungs fulltime.“ Nach dem Training geht es zurück in den Betrieb, um ordnungsgemäß auszuchecken.
United begeht damit einen klaren Verstoß gegen die Bestimmungen der FA. Aber der Klub will Best nicht ein weiteres Mal verlieren und ist sehr darauf bedacht, dass der Junge sich wohlfühlt. Um etwaigem Heimweh zu begegnen, dürfen die Eltern auf Klubkosten nach Manchester fliegen und ihren Sohn besuchen. Ein bisschen arbeiten müssen Best und Fitzpatrick aber auch weiterhin. Als Nachwuchsspieler haben sie die Schuhe der Profis zu putzen. Best sieht zu, dass er die von Harry Gregg bekommt.
Der Wochenlohn des Pseudo-Elektrikers beträgt vier Pfund, einen Shilling und neun Pence. Drei Pfund werden an die Eltern geschickt. Best: „Wir waren nicht arm, aber wir hatten nie viel Geld. Jeder musste etwas zum Haushalt beitragen, und drei Pfund waren für meine Mutter viel Geld.“ Dem jungen George bleiben pro Woche ein Pfund, ein Shilling und neun Pence. „Ich dachte, ich wäre reich. Der Klub bezahlte für alles: Unterkunft, Mahlzeiten, Busfahrkarten. Wenn wir ausgingen, konnte ich mir sogar einen Drink leisten.“ Zu dieser Zeit bestand dieser Drink noch aus einer Cola, einer Tasse Kaffee oder einem kleinen Glas Bier mit Limonade.
Im Youth Team freundet sich Best u.a. mit dem gut drei Monate älteren David Sadler an. Viele halten Sadler für den Nachwuchsspieler, dem am ehesten zuzutrauen ist, dass er es in die 1. Mannschaft schafft. Das vielseitige Talent ist deutlich größer und kräftiger als Best. Als United den Banklehrling 16-jährig von Maidstone United holte, galt er als das begehrteste Talent im Land. Sadler zieht bald ebenfalls bei Mrs. Fullaway ein und bleibt dort sechs Jahre lang Bests Zimmergenosse.
„Ich habe immer nur seinen Arsch gesehen“
Im Frühjahr 1963 gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass Best bei United der Durchbruch gelingen kann. Vater Dickie wird ungeduldig und möchte, dass George zurück nach Belfast kommt und einen ordentlichen Beruf erlernt. Aber an seinem 17. Geburtstag gibt United Best einen Vertrag. Sein Wochenlohn steigt auf 17 Pfund. Best: „Ich fühlte mich wie ein Millionär.“ Später kauft er sich sein erstes Auto, einen Austin Martin 1100. Die dafür fälligen 400 Pfund zahlt er cash.
Am 14. September 1963 gibt George Best 17-jährig sein Liga-Debüt. Es ist der 7. Spieltag, und United empfängt West Bromwich Albion. Gut 50.000 Zuschauer sind ins Old Trafford gekommen. Busby schickt eine Aufstellung aufs Feld, in der sechs Spieler Iren sind oder irische Vorfahren haben: die Nordiren Gregg und Best, die Südiren Cantwell und Foulkes sowie die irischstämmigen Crerand und Stiles.
Best besetzt den rechten Flügel. Sein Gegenspieler ist der walisische Internationale Graham Williams, der nicht nur gut acht Jahre älter ist, sondern auch mit der Statur eines Rugbyspielers beeindruckt. Aber Debütant Best lässt sich von dem beinharten Linksverteidiger nicht einschüchtern. Der Youngster düpiert den Schrank nach allen Regeln der Fußballkunst.
Williams hat insgesamt 26-mal für Wales gespielt. 1966 und 1968 ist er Kapitän der West-Bromwich-Elf, die den Ligapokal bzw. den FA-Pokal gewinnt. Aber in Erinnerung bleibt er vor allem als Bests erstes Opfer im englischen Profifußball. Noch Jahre später flucht Williams: „Zeigt mir endlich mal ein Foto von dem Kerl, ich habe damals immer nur seinen Arsch gesehen.“
United schlägt West Bromwich mit 1:0. Torschütze ist Bests Kumpel David Sadler, der schon vor ihm bei den Profis debütiert hatte. David Meek schreibt über das Spiel im „Manchester Evening“: „Man konnte davon ausgehen, dass der junge George Best einen müden Kick aufhellen würde. Trotz der Feuerprobe, nach nur drei Spielen mit der Reserve in der Profiliga starten zu dürfen, und trotz eines mörderischen Duells mit Außenverteidiger Graham Williams plus einer schmerzhaften Verletzung am Knöchel spielte Best beherzt und lieferte eine sehr ordentliche Partie ab. Keine der Zusatzbelastungen konnte den Blick auf sein Naturtalent verstellen. Ich weiß, dass Manager Matt Busby sich schon darauf freut, den Belfaster Jungen neben Law in die Mannschaft zu stellen, um diesen zu unterstützen. Ich bin da ganz seiner Meinung – es sind tolle Aussichten, die selbst den grauesten Spielen Farbe geben dürften.“ Best selbst ist überrascht, wie leicht ihm sein Debüt als Profi und in der Liga gefallen ist. Er habe nur „dieselben Sachen gemacht, die ich schon seit meiner Kindheit gemacht habe“.
Am Tag des Best-Debüts erobern die Beatles, die „Fab Four“, mit dem Song „She loves you“ die Spitze der englischen Charts. Die Beatlemania läuft nun auf vollen Touren. Ein Zufall mit – retrospektiv – symbolischer Bedeutung, denn gut zwei Jahre später wird man George Best den „fünften Beatle“ taufen.
Zunächst aber verschwindet Best erst einmal wieder im Youth Team. Zum Weihnachtsfest darf er nach Belfast reisen – trotz des engen Terminkalenders der Profis. Der Junge ist unsicher, ob er es wirklich schaffen kann und ob Busbys Interesse an ihm nicht schon wieder erloschen ist. Doch als United am zweiten Weihnachtstag in Burnley mit 1:6 unterliegt, schickt Busby ein Telegramm in den Burren Way: George möge seinen Urlaub abbrechen und sofort nach Manchester zurückkehren.
Zwei Tage nach der deftigen Klatsche in Burnleys Turf Moor kommt derselbe Gegner ins Old Trafford. Busby verzichtet auf die etatmäßigen Flügelstürmer Albert Quixall und Shay Brennan und ersetzt sie durch den 17-jährigen Best und den 16-jährigen Liverpooler Willie Anderson. United schlägt Burnley mit 5:1, und Best erzielt sein erstes Tor für die Profis.
Damit hat er sich einen Stammplatz in Busbys Elf gesichert. In den verbleibenden 17 Ligaspielen dieser Saison ist Best 15-mal dabei. United beendet die Spielzeit 1963/64 hinter dem FC Liverpool als Vizemeister; gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Verbesserung um 17 Plätze. Außerdem läuft Best in der ersten Jahreshälfte 1964 siebenmal im FA Cup auf, wo man im Halbfinale an West Ham United scheitert (1:3), sowie zweimal im Europapokal der Pokalsieger. In seiner ersten Profisaison stehen unterm Strich 26 Einsätze und sechs Tore.
Von den älteren Mitspielern verehrt Best einen besonders: Paddy Crerand. „Er war unser Maschinenraum. Sein Einfluss und seine Bedeutung kann man mit Eric Cantona vergleichen. Paddy war nicht der Schnellste, aber das musste er auch nicht sein. Er wusste, wie man den Ball die Arbeit machen ließ. Sein Passspiel war überragend.“ Crerand rechnet sich an, dass er von den Spielern der 1. Mannschaft der Erste gewesen sei, der Bests Potenzial erkannt habe.
Erster Titel und erstes Besäufnis
In der Saison 1963/64 gewinnt Best auch seine erste Trophäe mit United. Am Anfang des Aufstiegs der ehemaligen „Busby Babes“ hatte der prestigeträchtige FA Youth Cup gestanden, ein nationaler Wettbewerb für den U18-Nachwuchs. 1952/53 bis 1956/57 war United hier Seriensieger gewesen, doch anschließend hatte man nicht einmal mehr das Finale erreicht.
Anders 1964. Im Halbfinale trifft United auf den Lokalrivalen City, der ein überragendes Team hat. Trotzdem behalten Best und Co. im Hinspiel vor fast 30.000 Zuschauern im Old Trafford mit 4:1 die Oberhand. Bester Spieler auf dem Platz ist nicht Best und auch nicht David Sadler, sondern ein Junge, dessen größter Erfolg als Senior der Aufstieg mit Wrexham in die 3. Liga sein wird: Albert Kinsey, dem ein Hattrick gelingt. Im Rückspiel trennen sich die beiden Rivalen vor knapp 22.000 Zuschauern an der Maine Road unentschieden.
Ende April spielt United im Finale gegen Swindon Town. Die erste Begegnung in Swindons County Ground endet 1:1. Vor 17.000 Zuschauern gehen die Gastgeber zunächst in Führung, doch in der 70. Minute geling Best der Ausgleich. Das Rückspiel gewinnt United vor 25.563 Zuschauern im Old Trafford problemlos mit 4:1. Dieses Mal ist es David Sadler, der einen Hattrick beisteuert. Das Siegerteam geht als „Class of ’64“ in die Klubannalen ein. Drei Spieler – Best, Sadler und John Aston – gewinnen vier Jahre später mit United den Europapokal der Landesmeister. Ein Vierter, Kapitän Bobby Noble, wäre wohl auch dabei gewesen, doch ein Verkehrsunfall torpediert seine Karriere.
Es wird 28 Jahre dauern, bis United das nächste Mal den Youth Cup gewinnt. 1992 schlägt die Generation David Beckham, die „Class of ’92“, Crystal Palace im Finale mit 3:1 und 3:2. Fünf Spieler des Teams – Beckham, Nicky Butt, Ryan Giggs, Gerry Neville und Paul Scholes – gewinnen sieben Jahre später auch die Champions League. Die Parallelen zwischen 1964 und 1992 sind nicht zu übersehen.
In der Saison 1963/64 gibt Best nicht nur sein Debüt als Profi. Er langt auch beim Alkohol erstmals kräftig zu. Aber was heißt schon kräftig? Bei einem Jugendturnier in Zürich leert er drei große Gläser Bier. Das ist keine bemerkenswerte Menge, aber für Best, den Neuling auf diesem Gebiet, dann doch viel zu viel. Im Taxi muss er sich heftig erbrechen.
Derartige Erfahrungen machen viele Jugendliche. Sie gehören gewissermaßen zum Erwachsenwerden dazu, und nur die wenigsten werden deshalb Alkoholiker. Auch Busby sieht über den Zwischenfall großzügig hinweg. Zumal es so scheint, als sei Zürich für Best eine Lehre gewesen. Vorerst lässt er die Finger vom Alkohol.
Währenddessen beginnt im Fernsehen eine Entwicklung, die zu Bests Karriere als Popstar des Fußballs wesentlich beitragen wird. Im August 1964 startet die BBC ihr Programm „Match of the Day“. Als erstes Spiel wird Arsenal London gegen Liverpool gezeigt. Allerdings sitzen nur 20.000 vor dem Bildschirm, denn BBC 2 kann zunächst nur in London empfangen werden. Im Dezember 1964 können durch den Einschluss der Midlands bereits zwei Millionen zuschauen, und in den 1970ern wird „Match of the Day“ mit zwölf Millionen Zuschauern zum erfolgreichsten Angebot der BBC.
United steht zur rechten Zeit an der Spitze des englischen Klubfußballs. Und Best zur rechten Zeit auf dem Platz. Mit „Match of the Day“ erreichen die unterhaltsamen Auftritte der „Red Devils“ mit ihrem Ober-Entertainer Best immer mehr Menschen, und United kann seine Fanbasis ausbauen. Bei Heimspielen kommen die Zuschauer nicht mehr nur aus Manchester und Umgebung, sondern auch aus Birmingham, Oxfordshire, London und sogar Cornwall. Nicht nur die geografische Herkunft des Publikums ändert sich. Old Trafford gehörte bis dahin vor allem Manchesters Arbeiterklasse, aber nun strömen auch andere Schichten durch die Einlasstore.