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WARUM MEDITATIONEN FÜR KINDER?
ОглавлениеKinder meditieren oft auf ganz natürliche Weise – ihre Aufmerksamkeit ist zum Beispiel beim Spielen und Basteln völlig fokussiert und sie sind im Hier und Jetzt gegenwärtig. Während sie die Plastiktiere für einen Bauernhof oder einen Zoo auf ihre Plätze stellen, sie sich selbst als Indianerprinzessin verkleiden oder sie aus Legosteinen eine Burg für ihre Dinosaurier-Sammlung bauen, bringt sie nichts von ihrem Tun ab. Doch unsere heutige Welt mit all ihren Anforderungen in der Schule, Problemen in der Familie oder mit Freunden bringt sie bereits in jungen Jahren aus dem Gleichgewicht. Auch das Überangebot an Unterhaltungsmedien trägt dazu bei, dass immer mehr Kinder und Jugendliche unter Nervosität und Aufmerksamkeitsstörungen leiden.
Eine geführte Seelenreise ist deshalb für viele Kinder eine willkommene Ruhepause und ein Anker im Alltag. Hier ist die Abfolge der Bilder langsam und fließend, und selbst wenn die Reisen etwas „abenteuerlicher“ werden, ist die Wortwahl doch auf das Erreichen von Ruhe und Ausgeglichenheit fokussiert. Die Kinder sind hier keinem Stakkato von Reizen ausgesetzt, sondern werden behutsam in ihr Inneres geführt, wo sie in Ruhe Kraft tanken und sich in den in ihnen auftauchenden Bildern zuhause fühlen können.
Verbindungen mit einem Tier oder Fabelwesen und dessen archetypischen Qualitäten, die in den Meditationen geschaffen werden, schenken Kindern Vertrauen und ein Gefühl, allzeit geschützt und behütet zu sein. Außerdem werden hier „Freunde“ gefunden, die mit ihren Eigenarten den Kindern aufzeigen, wie wichtig ihre eigene, ganz spezielle Ausdrucksform des Seins für die Welt ist. Die Einzigartigkeit jedes Kindes wird hier liebevoll umarmt und bedingungslos angenommen – etwas, das Kinder leider nicht immer in jedem Bereich ihres Lebens erfahren. Viel zu oft wird ihnen vermittelt, dass sie schon in jungen Jahren einer bestimmten Erwartung zu entsprechen haben, dass sie brav sein sollen, möglichst still, dass sie sich konzentrieren sollen, keinen Quatsch machen sollen und so weiter …
Viele Kinder bekommen dadurch das Gefühl vermittelt, nicht „richtig“ zu sein. Ein Gefühl, das sich in späteren Jahren verstärken und zu allerlei seelischen Problemen verdichten kann. Die Reisen in diesem Buch dienen dazu, Kindern Vertrauen zu sich selbst zu schenken und zu zeigen, wie viel sie auf ihre ganz eigene Art schon können.
In Einzelsitzungen und Gruppenveranstaltungen, die wir als Seminarleiter zum Beispiel auch in Grundschulen anbieten, hat sich gezeigt, dass die Meditationen dazu führen, Kinder angstfreier und selbstbewusster ihren Alltag erleben zu lassen. Schlafstörungen, Unruhesymptome und Aufmerksamkeitsdefizite gehen spürbar zurück. Auch autistische Kinder reagieren ausgezeichnet auf diese geführten Seelenreisen. Da alle Reisen einen starken Bezug zur Natur aufweisen, wecken sie zudem die Lust des Kindes, selbst Erfahrungen in der Natur zu machen – ein nicht zu unterschätzender Aspekt, sieht man sich die zunehmenden Berichte über das sogenannte Natur-Defizit-Syndrom bei Kindern an.
Der wichtigste Effekt ist unserer Ansicht nach aber, dass die Reisen den Kindern Spaß machen. Unserer Erfahrung nach lieben Kinder es, Fantasiereisen zu unternehmen und dabei von einer Vertrauensperson begleitet zu werden. Das „gemeinsame Reisen“ ist oft ein echtes Erlebnis, über das man im Nachhinein weiter sprechen kann, und stärkt noch mehr als das „bloße“ Vorlesen von Geschichten die Verbindung von Eltern und Kind.
Auch die Verbindung von Kind und (Um-)Welt wird gestärkt, was ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist.
Man sagt oft, dass Kinder unsere Zukunft seien, aber ist uns das auch wirklich bewusst? Die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen und damit auch die künftigen Entscheidungsträger. Unsere Verantwortung als Begleitende (und nicht als Er-Ziehende) liegt darin, ihnen ein Gefühl für die Verbindung von allem Lebendigen mitzugeben und letztlich auch für den undiskutierbaren Wert, den jedes einzelne Leben hat, ganz gleich, ob dieses Leben zu unserer Spezies gehört oder zu einer völlig anderen. Seelisch gesunde Menschen fühlen sich eingebettet in das Leben, nicht getrennt davon. Dies bestimmt ihr Verhältnis zu ihrer Umwelt, zu ihren Mitmenschen und zu ihren Mitgeschöpfen.
Die inneren Reisen, die wir in diesem Buch präsentieren, zeigen Kindern, dass sie ein wichtiger Teil eines großen Miteinanders sind, dass sie umgeben sind von zweibeinigen, vierbeinigen, sechsbeinigen und achtbeinigen Verwandten und solchen, die auch ganz ohne Beine in dieser Welt auskommen. Es verortet sie sozusagen in der Welt und nicht außerhalb von ihr, so als wären sie bloße Beobachter und Nutznießer.
Mit dem Gefühl für das Wunder des Lebens, das ihnen diese Reisen vermitteln, werden sie Teil eines großen Kreises, eines großen Nestes, in dem sie geschützt aufwachsen und sich entwickeln können.