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PROLOG
ОглавлениеIch kann Sara nicht finden.
Das war es, was Todd Strickland ihm per Telefon mitgeteilt hatte. Null war kaum einen ganzen Tag aus Belgien zurückgekehrt, nachdem er den russischen Präsidenten als den Strickezieher hinter einem Versuch mit amerikanischer Einmischung, die Ukraine zu annektieren, entblößt hatte, als er die Nachricht erhielt. Strickland hatte Sara beobachtet, seit sie zu einer emanzipierten Minderjährigen wurde und nach Florida zog, doch jetzt schien sie verschwunden zu sein. Ihr Handy-Service war unterbrochen und die Ortung inaktiv. Selbst ihre Mitbewohner in der Wohngemeinschaft, in der sie ein Zimmer mietete, gaben an, dass sie Sara seit zwei Tagen nicht gesehen hatten.
Schick mir ihre Adresse in einer SMS, hatte Null ihn angewiesen. Ich gehe zum Flughafen.
Nur drei Stunden später stand er vor dem klapprigen Haus in Jacksonville in Florida, das Sara seit etwas mehr als einem Jahr ihr Zuhause nannte. Er ging die gerissenen Betonstufen hinauf und hämmerte mit seiner Faust gegen die Eingangstür, immer wieder und pausenlos, bis jemand endlich aufmachte.
„Mann”, stöhnte ein schlaksiger, blonder Teenager mit tätowierten Armen. „Was zum Teufel machen Sie da?”
„Sara Lawson”, verlangte Null. „Weißt du, wo sie sein könnte?”
Der Augenbrauen des Jungen zogen sich fragen zusammen, doch sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Warum? Sind Sie auch ein FBI Agent, der nach ihr sucht?”
FBI? Ein Schaudern fuhr Null über den Rücken. Falls jemand sie besucht hatte, der angab, FBI zu sein, könnte man sie entführt haben.
„Ich bin ihr Vater.” Er schritt voran, schubste den Jungen mit seiner Schulter aus dem Weg, als er eintrat.
„Hey, Sie können hier nicht einfach hereinplatzen!” versuchte der Junge, zu protestieren. „Mann, ich rufe die Polizei an -”
Null wandte sich an ihn. „Du bist Tommy, stimmt’s?”
Die Augen des blonden Jungen weiteten sich erschreckt, doch er antwortete nicht.
„Ich habe schon von dir gehört”, sagte ihm Null mit leiser Stimme. Strickland hatte ihm voll in Kenntnis gesetzt, während er sich auf dem Weg befand. „Ich weiß alles über dich. Du wirst nicht die Polizei anrufen. Du wirst nicht deinen Rechtsanwalt-Papa anrufen. Du wirst dich hier auf die Couch setzen und deinen verdammten Mund halten. Verstehst du mich?”
Der Junge öffnete seinen Mund, als ob er etwas sagen wollte -
„Sei still, habe ich dir gesagt”, schnappte Null.
Der schlaksige Junge zog sich wie ein geprügelter Hund auf die Couch zurück und setzte sich neben ein junges Mädchen, das sicher noch keine achtzehn Jahre alt war.
„Bist du Camilla?”
Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf. „Ich bin Jo.”
„Ich bin Camilla.” Ein junges, lateinamerikanisches Mädchen kam die Treppe hinunter. Sie hatte dunkles Haar und trug viel zu viel Makeup. „Ich teile mein Zimmer mit Sara.” Sie blickte Null von oben bis unten an. „Sind Sie wirklich ihr Vater?” fragte sie zweifelnd.
„Ja.”
„Was machen Sie dann?”
„Was?”
„Na, was ist Ihr Beruf. Sara hat uns gesagt, was Sie tun.”
„Ich dafür keine Zeit”, murmelte er die Decke an. „Ich bin ein Buchhalter”, sagte er dem Mädchen.
Camilla schüttelte ihren Kopf. „Falsche Antwort.”
Null schnaubte verächtlich. Na klar würde Sara ihren Freunden die Wahrheit über mich erzählen. „Was soll ich dir denn sagen? Das ich ein Spion bei der CIA bin?”
Camilla blinzelte ihn an. „Nun... ja.”
„Echt?” sagte der blonde Junge auf dem Sofa.
Null hielt frustriert beide Hände hoch. „Bitte. Sagt mir einfach nur, wo ihr Sara zuletzt gesehen habt.”
Camilla blickte ihre Mitbewohner und dann den Boden an. „In Ordnung”, sagte sie leise. „Vor ein paar Tagen wollte sie was einkaufen und ich habe ihr...”
„Einkaufen?” fragte Null.
„Drogen, Mann. Red weiter”, sagte der blonde Junge.
„Sie brauchte was, um sich zu beruhigen”, fuhr Camilla fort. „Ich gab ihr die Adresse meines Dealers. Die ist da hingegangen. Sie kam zurück. Am nächsten Morgen ging sie wieder. Ich dachte, dass sie zur Arbeit ginge, aber sie kam nicht mehr heim. Ihr Telefon ist ausgeschaltet. Ich schwöre, mehr weiß ich nicht.”
Null verlor fast die Haltung bei dem Gedanken, dass diese unverantwortlichen Kinder, die kaum Erwachsene waren, einen Teenager alleine zum Haus eines Drogenhändlers geschickt hatten. Doch er schluckte seine Wut ihretwillen herunter. Er musste sie finden.
Sie braucht dich.
„Du weißt noch mehr”, sagte er Camilla. „Ich will den Namen und die Adresse deines Dealers.”
*
Zwanzig Minuten später stand Null vor einem Reihenhaus in Jacksonville mit einer schmutzigen Außenfassade und einer kaputten Waschmaschine auf der Veranda. Laut Camilla war dies das Haus des Dealers, ein Type namens Ike.
Null hatte keine Waffe bei sich. Er hatte es so eilig, zum Flughafen zu kommen, dass er nichts außer seinem Autoschlüssel und seinem Handy bei sich hatte. Doch jetzt wünschte er sich, eine mitgebracht zu haben.
Wie stelle ich das jetzt an? Breche ein,verprügele ihn, verlange Antworten? Oder klopfe ich an und unterhalte mich mit ihm?
Er entschied sich dazu, dass letzteres ein besserer Anfang war - und er würde später sehen, wie es weiterginge.
Beim dritten Klopfen rief eine männliche Stimme aus dem Haus. „Verdammt, wart doch mal, ich komm’ ja schon!” Der Typ, der an der Tür erschien, war größer als Null, muskulöser als Null und viel tätowierter als Null (der keine Tätowierungen hatte). Er trug ein weißes Unterhemd, auf dem ein Kaffeefleck zu sein schien und Jeans, die ihm viel zu groß waren und ihm lose von den Hüften hingen.
„Bist du Ike?”
Der Dealer blickte ihn von oben bis unten an. „Bist du ein Bulle?”
„Nein. Ich suche meine Tochter. Sara. Sie ist sechzehn, blond, etwa so groß...”
„Ich habe deine Tochter nie gesehen, Mann.” Ike schüttelte seinen Kopf. Er hatte einen finsteren Gesichtsausdruck.
Doch Null bemerkte das winzige, fast unmerkliche Zucken seines Auges. Ein Flickern auf seinen Lippen, als er sich dazu zwang, nicht böse zu erscheinen. Wut. Er zeigte ein kurzes Aufblitzen von Wut, als Saras Name erwähnt wurde.
„OK. Entschuldigung für die Störung”, sagte Null.
„Ja”, erwiderte der Typ kurz. Er begann, die Tür zu schließen.
Sobald Ike sich halb umgedreht hatte, hob Null einen Fuß an und trat fest direkt unter den Türknauf. Die Tür flog auf, prallte gegen den Dealer und sandte ihn direkt vornüber auf den braunen Teppich.
Null stürzte sich sofort auf ihn, stemmte seinen Unterarm gegen seine Luftröhre. „Du kennst sie”, knurrte er. „Ich habe es in deinen Augen gesehen. Sag mir, wo sie hin ist, oder ich -”
Er hörte ein Knurren und dann eine verschwommene schwarz-braune Gestalt, als ein riesiger Rottweiler ihn ansprang. Er hatte kaum Zeit, um zu reagieren, er konnte nur die Kraft des Hundes entgegennehmen und mir ihr gegen. Zähne wurden gebleckt und bissen in die Luft. Sie fanden seinen Arm und die Reißzähne bohrten sich in sein Fleisch.
Null biss seine eigenen Zähne fest zusammen und rollte sich weiter, sodass der Hund unter ihm war. Er drückte nach vorn, stieß seinen gebissenen Unterarm in das Maul des Hundes, während dieser versuchte, fester zuzubeißen.
Der Dealer stand auf und flüchtete aus dem Zimmer, während Null hinter ihm nach allem griff, was er finden konnte. Der Hund zappelte und schlug unter ihm um sich, versuchte, sich zu befreien, doch Null hielt seine Beine zusammen, sodass er nicht aufstehen konnte. Seine Hand fand eine alte Decke, die über dem Ledersofa hing und er zog sie zu sich.
Mit seiner freien Hand schlug er einmal fest auf die Schnauze des Hundes - nicht fest genug, um ihm ernsthaft weh zu tun, sondern vielmehr, um ihn zu erschrecken, damit seine Zähne seinen Arm freigaben. In der halben Sekunde bevor sie erneut zubissen, wickelte er die Decke um den Kopf des Hundes und ließ seine Beine los, damit er wieder aufstehen konnte.
Dann zog er das Ende der Decke unter seinen Körper und verknotete die Ecken hinter seinem Kopf. Die vordere Hälfte des Rottweilers war jetzt fest in die Decke gewickelt. Der Hund schlug um sich und bockte, versuchte, sich zu befreien - was ihm letztendlich auch gelänge. Null stand auf und eilte hinter dem Dealer her.
Er hastete gerade rechtzeitig in die winzige Küche, um zu sehen, wie Ike eine kleine, hässliche Pistole aus einer Schublade zog. Er versuchte, sie auf Null zu richten, doch dieser sprang vorwärts und hielt sie mit einer Hand auf, bevor er sie mit einer drehenden Bewegung aus dem Griff des Dealers riss, die mindestens einen Finger ausrenkte, wenn nicht brach.
Ike schrie scharf auf und ging in die Hocke, hielt seine Hand fest, während Null mit der Waffe auf seine Stirn zielte.
„Erschieß mich nicht, Mann”, wimmerte er. „Erschieß mich nicht. Bitte erschieß mich nicht.”
„Sag mir, was ich wissen will. Wo ist Sara? Wann hast du sie zuletzt gesehen?”
„OK! OK. Also, sie kam zu mir, aber sie konnte nicht bezahlen. Deshalb haben wir einen Handel abgeschlossen. Sie würde meine Sachen in der Stadt liefern -”
„Drogen”, berichtigte ihn Null. „Du hast sie Drogen liefern lassen. Sag es einfach.”
„Ja. Drogen. Es waren nur ein paar Tage und sie machte es ganz gut, doch dann gab ich ihr eine große Bestellung Pillen...”
„Was für Pillen?”
„Verschreibungspflichtige Schmerzmittel. Und sie ignoriert mich seitdem, Mann. Sie tauchte dort niemals auf, lieferte nicht. Meine Leute waren sauer. Mich hat das mehr als tausend Dollar gekostet. Und sie hat sogar eins meiner Autos mitgenommen, weil sie kein eigenes hatte...”
Null schnaubte laut. „Du hast ihr Drogen im Wert von tausend Dollar gegeben und sie ist mit ihnen abgehauen?”
„Ja, Mann.” Er blickte zu Null auf, seine Hände hielt er abwehrend in Nähe seines Gesichts. „Wenn man es richtig bedenkt, bin ich hier eigentlich das Opfer...”
„Sei ruhig.” Er drückte sanft den Lauf gegen Ikes Stirn. „Wohin ging sie und was für ein Auto hat sie genommen?”
*
Null nahm den schwarzen Escalade Geländewagen, den er sich zusammen mit seiner Waffe von Ike ,auslieh’ und verwendete das GPS auf seinem Handy, um so schnell wie möglich zum Lieferort zu fahren, während er sich nach einer hellblauen, viertürigen 2001 Chevy Limousine umschaute.
Er sah keine, bevor er den Lieferort erreichte. Zu seinem Verdruss war es ein örtliches Freizeitzentrum. Doch darüber konnte er sich im Moment keine Sorgen machen. Stattdessen dachte er still, Was würde Sara tun? Wohin würde sie fahren?
Er kannte die Antwort schon, bevor er sich die Frage zu Ende gestellt hatte. Sie schwamm auf ihn mit der salzigen Luft zu, so wie eine Erinnerung ganz einfach auftaucht.
Es war kein Geheimnis in ihrer Familie, dass Kate, Mayas und Saras verstorbene Mutter, einen Lieblingsort auf der Welt hatte. Sie hatte die Mädchen an drei Gelegenheiten dort hingebracht. Das erste Mal waren sie nur acht und sechs Jahre alt, und sie sagte ihnen: „Dies ist mein Lieblingsort.”
Es war ein Strand in New Jersey, etwas, das Null normalerweise erschaudern ließ. Der Strand war zu steinig und das Wasser für gewöhnlich zu kalt, außer an zwei Monaten im Sommer. Doch das war es nicht, was Kate daran so mochte. Sie mochte einfach nur die Aussicht. Als kleines Mädchen war sie jedes Jahr dort hingefahren, ihre ganze Jugend hindurch, und sie hatte eine zarte und fast unerklärliche Vorliebe für den Ort.
Der Strand. Er wusste, dass Sara an Strand führe.
Er benutzte sein Handy, um die nächsten Strand zu finden und fuhr wie ein Verrückter dorthin. Er schnitt Leuten den Weg ab, ignorierte Ampeln und es war eine Überraschung, dass kein Polizeiwagen aus einem Versteck herausfuhr, um ihn anzuhalten. Der Parkplatz am Strand war nur ein paar enge Reihen lang, die voll von Autos und glücklichen Familien waren. Doch er sah keine Fahrzeuge, die Ikes Beschreibung entsprachen.
Er suchte drei der größten Strände in der Nähe von Saras Zuhause und Arbeitsstelle ab, doch fand nichts. Das Abendgrauen setzte schnell ein. Im Hinterkopf war er sich bewusst, dass die USA einen neuen Präsidenten hatten. Der ehemalige Sprecher des Hauses war an diesem Nachmittag eingeschworen worden. Maria hatte eine Einladung zu der Zeremonie und war jetzt wahrscheinlich bei irgendeiner Cocktail Party voll von langweiligen Politikern und reicher Wählerschaft, trank Champagner und unterhielt sich gelassen über eine bessere Zukunft, während Null die Küste von Jacksonville nach seiner Tochter absuchte. Seiner entfremdeten Tochter, die das letzte Mal, als sie sich sahen, ihm die Polizei auf den Hals gerufen hatte und ihn anschrie, dass sie ihn niemals wiedersehen wollte.
„Mach schon, Sara”, murmelte er in die Luft, als er seine Scheinwerfer anschaltete. „Gib mir was. Hilf mir, dich zu finden. Es muss doch ein...”
Er hielt inne, als er seinen Fehler bemerkte. Er hatte öffentliche Strände abgesucht. Beliebte Strände. Doch Kates Strand war klein und kaum besucht. Und Sara hatte Drogen im Wert von tausend Dollar. Sie würde Leuten ganz sicher aus dem Weg gehen.
Er hielt am Straßenrand und öffnete den Browser auf seinem Handy. Er suchte verzweifelt nach weniger beliebten Stränden, steinigen Stränden, nach Orten, die andere Leute nicht oft besuchten. Es war eine schwierige Suche und er hatte nicht das Gefühl voranzukommen, bis er auf „Bilder” tippte und dann sah er ihn -
Ein Strand, der sich erstaunlich Kates Strand ähnelte. Als ob er aus seinem eigenen Gedächtnis geformt wäre.
Null fuhr mit etwa hundertzwanzig Stundenkilometern dorthin. Polizei, Verkehrsgesetze und sogar andere Fahrer, die er überholte, waren ihm egal. Es waren Leute, die gelassen am Abend nach Hause fuhren und sich nicht darum kümmerten, dass ihre Tochter irgendwo tot in den Wellen treiben könnte.
Er raste auf den winzigen Schotterparkplatz und trat auf die Bremsen, als er sie sah. Eine blaue Limousine, das einzige Auto auf dem Parkplatz, stand am hintersten Ende. Es war Nacht geworden, weshalb er die Scheinwerfer angeschaltet und den Geländewagen mitten auf dem Parkplatz stehen ließ. Er sprang heraus und rannte hinüber zu der Limousine.
Er warf die Hintertür auf.
Und da war sie, sah gleichzeitig wie der Himmel und die Hölle aus: sein kleines Mädchen, seine jüngste Tochter, blass und wunderschön. Sie lag ausgestreckt auf dem Rücksitz eines Autos, ihre Augen waren glasig und halb geöffnet. Pillen lagen auf dem Boden verstreut.
Null suchte sofort nach ihrem Puls. Er war da, doch langsam. Dann lehnte er ihren Kopf zurück und versicherte sich, dass ihre Atemwege frei waren. Er wusste, dass die meisten Todesfälle durch Überdosis aufgrund blockierter Atemwege geschahen. So kam es für gewöhnlich zu Atem- und schließlich Herzstillstand.
Doch sie atmete, wenn auch nur flach.
„Sara?” sagte er heiser in ihr Gesicht. „Sara?”
Sie antwortete nicht. Er hievte sie aus dem Auto heraus und hielt sie aufrecht. Sie war nicht fähig, auf ihren eigenen zwei Beinen zu stehen.
„Es tut mir so leid”, sagte er ihr. Und dann steckte er ihr zwei Finger in den Hals.
Sie würgte unfreiwillig, zwei Mal, und erbrach sich dann auf dem Parkplatz. Sie hustete und spuckte, während er sie festhielt und ihr sagte: „Alles ist in Ordnung. Alles wird wieder gut.”
Er legte sie in den Geländewagen, ließ die Türen der Limousine mit den auf den Sitzen verstreuten Pillen offen und fuhr drei Kilometer, bis er einen Nachbarschaftsladen fand. Er kaufte zwei Liter Wasser mit einem Zwanzig-Dollar-Schein und wartete nicht ab, bis er sein Wechselgeld bekam.
Dort, auf dem Parkplatz einer Tankstelle in Florida, saß er mit ihrem Kopf auf seinem Schoß auf dem Rücksitz, streichelte ihr Haar und gab ihr kleine Mengen Wasser, während er auf jegliche Anzeichen achtete, dass er sie zur Notaufnahme bringen müsste. Ihre Pupillen waren erweitert, doch ihre Atemwege offen und ihr Puls stieg langsam wieder an. Ihre Finger zuckten ein wenig, doch als er seine Hand in sie legte, schlossen sie sich um sie. Null hielt seine Tränen zurück, erinnerte sich daran, als sie noch ein Baby war. Damals hatte er sie auf den Armen getragen und ihre kleinen Finger hielten seine fest.
Er hatte nicht darauf geachtet, wie lange er dort mit ihr saß. Als er das nächste Mal auf die Uhr schaute, bemerkte er, dass mehr als zwei Stunden vergangen waren.
Und dann blinzelte sie, stöhnte leicht und sagte: „Papa?”
„Ja.” Seine Stimme war nur ein Flüstern. „Ich bin’s.”
„Ist das real?” fragte sie, ihr Stimme schwebte träumerisch an ihn heran.
„Es ist real”, beschwichtigte er sie. „Ich bin hier und ich bringe dich heim. Ich bringe dich weg von hier. Ich kümmere mich um dich, selbst wenn du mich dafür hasst.”
„OK”, stimmte sie sanft zu.
Schließlich entspannte er sich ausreichend, um zu bemerken, dass die Gefahr vorbei war. Sara schlief ein und Null setzte sich auf den Fahrersitz des Geländewagens. Er konnte sie in diesem Zustand nicht in ein Flugzeug bringen, doch er könnte zurückfahren, die ganze Nacht hindurch, falls notwendig. Maria würde das Fahrzeug für ihn loswerden und keine Fragen stellen. Und die örtlichen Behörden würden dem Drogenhändler, Ike, einen Besuch abstatten.
Er blickte über seine Schulter zurück zu ihr, wie sie da eingerollt auf dem Rücksitz saß. Ihre Knie waren angezogen und ihre Wange lehnte sich gegen das sanfte Leder. Sie sah friedlich, aber verletzlich aus.
Sie braucht dich.
Und er musste gebraucht werden.