Читать книгу Charakter und Charisma - Джон Максвелл - Страница 14
ОглавлениеJederzeit ein großartiger Kommunikator
Viele amerikanische Präsidenten haben eins gemeinsam: Sie waren oder sind großartige Kommunikatoren. Typische Beispiele hierfür sind John F. Kennedy, Franklin D. Roosevelt und Abraham Lincoln. Doch Ronald Reagan war sicherlich der bisher herausragendste Kommunikator.
Sehr früh prägte sein Kommunikationstalent seine berufliche Laufbahn. Reagan fing bei einem Radiosender an. Anfang zwanzig war er der beliebteste Rundfunkmoderator im Mittelwesten. Normalerweise moderierte er Sportsendungen. Doch manchmal tat er nur so, als würde er live von einem Spiel berichten, saß aber nicht im Stadion, sondern hörte nur die Liveberichterstattung eines anderen Senders ab. Während eines solchen Spieles waren plötzlich die Leitungen der anderen Rundfunkstation tot. Geschickt improvisierte Reagan sechs Minuten lang das Spielgeschehen, bis die Leitungen wieder standen.
Während seiner ganzen Karriere bewies Reagan sein ungewöhnliches Talent, mit den Menschen zu kommunizieren. Nirgends wurde dies deutlicher als im Umfeld seiner Amtszeit im Weißen Haus. Im Präsidentschaftswahlkampf 1980 trat er mit einer klaren und einfachen Aussage an die Öffentlichkeit: „Der Inhalt unseres Parteiprogramms besteht aus fünf einfachen Punkten. Keine großartigen Wirtschaftstheorien, kein politisches oder philosophisches Gerede. Nur diese fünf kurzen Worte: Familie, Arbeit, Nachbarschaft, Freiheit, Frieden.“
Im Wahlkampf debattierte Reagan im Fernsehen erfolgreich mit dem amtierenden Präsidenten Jimmy Carter. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien trat als liebenswerter, kompetenter und entspannter Durchschnittsamerikaner an und überzeugte mit Leichtigkeit. Als er anschließend gefragt wurde, ob er in der Fernsehdiskussion sehr nervös gewesen sei, antwortete Reagan: „Nein, wirklich nicht. Ich fühlte mich wie John Wayne auf der Bühne.“
Wann immer er zu einer Gruppe von Leuten sprach, in eine Filmkamera schaute oder sich mit jemandem alleine unterhielt, immer signalisierte er eine große Gesprächsoffenheit. Nach einem Attentat wurde er mit einer Schussverletzung in den OP hinein gerollt. Selbst da wollte er den anderen noch die Befangenheit nehmen. Mit dem anwesenden Chirurgen scherzte er: „Bitte denken Sie daran, Sie sind jetzt auf jeden Fall Republikaner!“
Reagan war ein fähiger Verantwortungsträger, der klare Vorstellungen besaß, leicht Entscheidungen traf und sehr geschickt Aufgaben delegieren konnte. Er war eine hervorragende Führungskraft mit einem unglaublichen Geschick, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Als er sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten antrat, wusste jeder nicht nur genau über ihn Bescheid, sondern kannte seinen Standpunkt und seine Ziele. Die Menschen konnten es nicht erwarten, dass er die Geschicke des Landes in die Hände nahm. Seine herausragende Kommunikationsfähigkeit überzeugte seine Wähler.
Zum Verdeutlichen
Auch wenn Sie nicht darauf spekulieren, wie Ronald Reagan für das Amt des amerikanischen Präsidenten zu kandidieren, sollten Sie dennoch Ihre Kommunikationsfähigkeit fördern. Sehr häufig hängt der Erfolg in Ehe, Beruf und persönlichen Beziehungen von dieser Fähigkeit ab. Man vertraut sich Ihnen viel eher an, wenn man über Ihre Vorstellungen und Ziele Bescheid weiß. Um diese Fähigkeit der Gesprächsoffenheit zu verbessern, schauen Sie sich die folgenden vier Punkte an:
1. Einfache Aussagen machen
Gesprächsfähigkeit hängt nicht nur davon ab, was Sie sagen, sondern wie Sie es sagen. Auch wenn manche anderes behaupten, einer der Schlüssel zum Erfolg sind klare und einfache Aussagen. Vergessen Sie all die Leute, die mit großartigen, komplizierten Sprüchen Eindruck machen wollen. Es ist nicht schwer, sich mit Leuten verständlich zu machen. Napoleon Bonaparte wies seine Untergebenen immer mit folgenden Worten an, sich so mitzuteilen: „Klar und eindeutig sein.“
Das Erlebnis eines jungen Managers macht deutlich, wie erfolgreich Gesprächsoffenheit sein kann. Der junge Mann wurde zum ersten Mal zu einem Vortrag vor einer größeren Gruppe geladen. Vorher suchte er noch seinen Mentor auf, um ihn um Hilfe für die Vorbereitung seines Vortrages zu bitten. Er gab ihm den Rat: „Beginne mit einer spannenden Sache, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu wecken. Dann baue etwas Dramatik mit ein. Am Ende sollten die Leute motiviert sein, etwas zu unternehmen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht.“
2. Persönlich werden
Erfolgreiche Kommunikatoren haben einen Blick für Leute. Sie wissen, dass es unmöglich ist, echte Kontakte zu schließen, wenn nicht die persönliche Ebene mit angesprochen wird.
Wenn Sie sich mit Leuten unterhalten, egal ob mit Einzelnen oder in einer größeren Gruppe, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:
Wo ist meine Aufmerksamkeit? Was sind ihre Fragen? Welche Wünsche sind vorhanden? Wie viel Zeit will ich einsetzen? Um ein guter Gesprächspartner zu sein, werden Sie zunächst ein aufmerksamer Zuhörer. Menschen bringen demjenigen Vertrauen entgegen, der ihnen zugewandt ist.
3. Die Wahrheit sagen
Glaubwürdigkeit ist ein springender Punkt. Es gibt zwei Wege, Ihre Glaubwürdigkeit den Zuhören zu vermitteln. Erstens: Sie selbst glauben an das, was Sie sagen. Ungewöhnliche Menschen sind auch ungewöhnliche Gesprächspartner, wenn sie leidenschaftlich ihre Überzeugungen vertreten. Feldmarschall Ferdinand Foch wusste: „Die stärkste Waffe dieser Welt ist eine brennende Seele.“ Zweitens: Leben Sie, was Sie sagen. Sie sind dann am glaubwürdigsten, wenn Sie zu Ihrer Überzeugung stehen.
4. Antworten suchen
Wenn Sie im Gespräch mit anderen sind, vergessen Sie nicht das Ziel echter Kommunikation: Handeln. Wenn Sie sich nur mit Informationen von Leuten beladen, praktizieren Sie keine Gesprächsbereitschaft. Wann immer Sie mit Leuten reden, geben Sie ihnen etwas mit, womit sie etwas anfangen können. Wenn Sie die Empfehlung ernst nehmen, wird es auch Ihre Führungsfähigkeit stärken.
Zum Nachdenken
Von Danto Manquez Jr. stammt der Satz: „Führungskräfte müssen delegieren, andere inspirieren, begeistern, führen, anweisen und zuhören können. Nur durch echte Gesprächsoffenheit können Führungskräfte andere motivieren, die eigenen Ideen mitzutragen.“
Wie können Sie Ihre Gesprächsfähigkeit verbessern? Ist das Ihnen wirklich wichtig? Können Sie andere mitreißen? Können Sie Ihre Ideen so verständlich machen, dass andere sie in die Tat umsetzen können? Können Sie Einzelgespräche führen? Sind Sie bereit, sich auf den anderen einzulassen? Wie läuft es in Gruppengesprächen?
Auch wenn Sie absolut von Ihrer Idee überzeugt sind, kann es passieren, dass sich die Leute nicht davon begeistern lassen. Das könnte vielleicht auch an Ihrer eingeschränkten Gesprächsoffenheit liegen.
Zum Anwenden
Fördern Sie Ihre Gesprächsfähigkeit:
Klar und eindeutig sein: Schauen Sie, wie Ihre alten Korrespondenzen, Memos oder anderes abgefasst sind. Sind sie kurz und eindeutig oder ausschweifend? Sind Ihre Worte klar verständlich oder wird ein Fremdwörterlexikon zum besseren Verständnis benötigt? Oder haben Sie seltene Wörter benutzt? Um ein ernst zu nehmender Gesprächspartner zu sein, ist Einfachheit und Klarheit in der Sprache der beste Weg. Denken Sie beim nächsten Mal daran.
Testen Sie Ihre Aufmerksamkeit. Richten Sie in der kommenden Woche Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Gesprächsbereitschaft. Achten Sie darauf, welche Art von Gesprächen Sie führen. Geht es Ihnen um sich selbst, um Ihre Inhalte, um die Ihnen zugewandte Aufmerksamkeit? Wenn es Ihnen nicht um Ihr Gegenüber geht, sollten Sie das ändern. Nehmen Sie Ihre Gesprächspartner mit ihren Bedürfnissen, Fragen und Wünschen ernst. Nehmen Sie den anderen so wie er ist, und Sie können Ihre Gesprächsfähigkeit stärken.
Folgen Ihren Reden auch Taten? Tun Sie das, wovon Sie reden? Gibt es da Abweichungen? Fragen Sie Leute, die Sie gut kennen, ob Ihrem Reden auch Taten folgen. Echte Freunde, vertrauenswürdige Ratgeber können Ihnen da Hilfestellung geben, wo es noch Probleme gibt. Nehmen Sie deren Aussagen ernst, ohne darüber beleidigt zu sein. Dann überlegen Sie, wie Sie Verhaltensweisen ändern können.
Zu guter Letzt
Am 7. April 1865 hatte Präsident Abraham Lincoln eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. Dazu benötigte er die Unterstützung seines Generals, der sich gerade auf dem Schlachtfeld befand. Auf dessen Ratschlag ruhten alle seine Hoffnungen und die Zukunft seiner Präsidentschaft. Lincoln benutzte geschickt sein ganzes Können als Kommunikator, als er folgende Nachricht an den General schrieb:
Leutnant General Grant, General Sheridan sagte: „Wenn die Angelegenheit sich zuspitzt, bin ich der Meinung, wird Lee sich ergeben.“ Lassen wir es auf uns zukommen.
A. LINCOLN
Gerade weil es um sehr viel ging, brachte der Präsident die Angelegenheit so einfach wie möglich zur Sprache.
Wir sollten nicht anders arbeiten.