Читать книгу Der Grossvater und seine Enkelin - Dominique Lara Belleda - Страница 7

Um und am Alex

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Inzwischen war es schon früher Nachmittag und Lilly bemerkte, dass ihr Bauch angefangen hatte, zu knurren. Großvater musste es gehört haben, denn er wandte sich zu ihr um.

„Da oben gibt es ein schönes Café. Wollen wir dort etwas essen gehen?“ Lilly nickte dankbar und folgte Großvater.

In dem Café waren nicht viele Leute. Sie setzten sich hinein und bestellten beide eine salzige Crêpe mit Schinken und Sauerrahmsauce. Lilly bekam sogar noch einen Nachtisch, einen Eisbecher, den sie selber zusammenstellen durfte. Und als sie schließlich das Café wieder verließen, zog Lilly ihren neuen Fotoapparat hervor und schoss ein Bild von den violetten und grünen Stühlen. Sie hatte ihre ersten Farben gefunden.

Zusammen gingen Großvater und Lilly dem Ufer der Spree entlang, bis zur Straße. Von dort aus folgten sie der Straße von der Brücke weg. Sie kamen an Geschäften mit Andenken vorbei, Gruppen schwatzender Touristen und großen Figuren aus Plastik, mit denen sich die Touristen fotografieren konnten. Lilly schnappte Englisch und Spanisch auf, doch die Leute redeten so durcheinander, dass sie nichts verstehen konnte.

Sie hob den Blick. Ein Stück weit vor ihnen erhob sich der riesige Fernsehturm in den Himmel. Die Wolken, die über ihm über den Himmel zogen, bewirkten, dass es aussah, als ob er gleich umfallen würde und schnell schaute Lilly wieder auf den Boden.

Ein Stück weiter kamen sie an einen Zebrastreifen. Großvater blieb stehen und Lilly zog erneut ihren neuen Fotoapparat hervor, um das rote Ampelmännchen zu fotografieren, das so anders aussah als das zu Hause. Jetzt waren sie tatsächlich auf ihrem Abenteuer.

Lilly ließ sich sogar noch Zeit, auch das grüne Ampelmännchen zu fotografieren, bevor sie mit Großvater die sechs Spuren der Straße überquerte.

Auf der anderen Seite wanderten sie ein bisschen durch den Park, und Großvater zeigte ihr die großen Skulpturen, die in dessen Mitte standen. Anschließend liefen sie hinüber, auf den Alexanderplatz und suchten sich eine U-Bahn, die sie zum Gendarmenmarkt brachte.

Dort schlenderten sie die Straßen entlang, bis Großvater vor einem kleinen Geschäft stehen blieb. Er beugte sich zu Lilly hinunter.

„Hier drin kann man Gerüche sammeln. Hast du Lust?“ Lilly nickte aufgeregt und sie betraten den Laden.

Drinnen roch die Luft süß nach Schokolade. Genießerisch sog Lilly den Duft ein und verankerte ihn in ihrem Gedächtnis. Überall auf den Regalen lag Schokolade. Milchschokolade, braune Schokolade, weiße und schwarze Schokolade und Lilly entdeckte sogar ein Gebilde, das Berlin darstellte. Staunend betrachtete sie es eine Weile, während Großvater einige Tafeln Schokolade aussuchte.

Als sie den Laden wieder verließen, war es schon spät am Nachmittag. Sie nahmen die U-Bahn zurück zum Hotel und stiegen am Brandenburger Tor aus. Eine Weile schlenderten sie noch auf dem Platz herum; mehr als einmal musste Großvater einen aufdringlichen Bettler abwimmeln, als Lilly plötzlich auf etwas aufmerksam wurde. Sie packte Großvater am Ärmel seiner Jacke und zog ihn mit sich, immer schneller, bis sie unter dem Tor standen.

An einen Pfahl war ein zotteliger, brauner Hund gekettet. Lilly kniete sich nieder und streichelte ihn. Neugierig schnüffelte der Hund an ihrer Hand und an ihrer Jacke, als erwartete er, dort etwas zum Essen zu finden.

Inzwischen hatte sich auch Großvater hingekniet und strich dem Hund über den Kopf. Vorsichtig tastete er nach dem Halsband und fand daran einen zusammengerollten Zettel. Er zeigte ihn Lilly.

„Sieh mal. Der Kleine ist ausgesetzt worden.“

„Können wir ihn mitnehmen? Hier verhungert er doch“, bettelte Lilly. Großvater dachte einen Moment nach, dann nickte er.

„Also gut. Aber nur, wenn du auch gut auf ihn aufpasst.“ Lilly bejahte ernst. Schnell band sie den Hund los und griff nach dem Faden, der als Leine diente.

„Er soll Holly heißen“, meinte sie nach kurzem Überlegen.

Die drei machten sich auf den Weg zurück zum Hotel. Der Page, der auch schon den Bus in die Garage gefahren hatte, staunte erneut, als er den alten Mann und das Mädchen mit dem Hund herein kommen sah. Doch er sagte nichts. Großvater bestellte an der Rezeption etwas Wasser und Hundefutter, dann gingen die drei in ihr Zimmer.

Der Grossvater und seine Enkelin

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